Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada
Alle Informationen wurden in der Zusammenarbeit mit dem Portal „Gmina Miedzyrzecz“ und Herrn Dariusz Brozek bearbeitet. Die Fotos wurden von Herrn Dariusz Brozek freundlicherweise zur Verfügung gestellt..



Miedzyrzecz / Meseritz


Ein ehemaliger Abgeordneter ermunterte zur Wahl
Das Schicksal des Inhabers von Lewitz Bernhard von Haza-Radlitz ist ein Beispiel für die vielschichtigen Nationalitätsverhältnisse im westlichen Großpolen des 19. Jahrhunderts. Er war ein Deutscher, jedoch ähnlich wie sein Vater Waclaw war er für seine Sympathie gegenüber Polen bekannt und repräsentierte sie im Jahr 1871 sogar im Reichstag des Deutschen Kaiserreichs. Bernhard von Haza-Radlitz war Rittergutsbesitzer von Lewitz bei Meseritz. Geboren am 5. Oktober 1837 ist er am 4. Oktober 1897, am Vortag seines 60. Geburtstages, gestorben. Im März 1871 erlangte er das Mandat des Abgeordneten aus dem Wahlkreis Tuchel-Conitz zur Polnischen Fraktion des Reichstags, indem er 68,5 Prozent der Stimmen gewann. Diese Funktion übte er leider nicht lange - nur sieben Monate - aus und legte das Mandat aus gesundheitlichen Gründen am 23. Oktober 1871 nieder. Danach hat er weiterhin seine gesellschaftliche und politische Aktivität betrieben. Beweis dafür sind zwei Flugblätter, die von ihm vor den Wahlen 1882 und 1885 veröffentlicht wurden. Beide in Deutsch und Polnisch.
Das Dorf Lewitz (Lewice) bildet heutzutage eines der 26 Schulzenämter der Gemeinde Birnbaum (Miedzychod) in Großpolen. Bis zum Großpolnischen Aufstand (1918-1919) gehörte es zum Kreis Meseritz. Zur sprichwörtlichen „Scheidung“ kam es infolge des Versailler Vertrages 1919. Der größte Teil des Kreises blieb damals in Grenzen der Weimarer Republik und dann in den Jahren 1933-1945 des Dritten Reichs.





Was wissen wir über die Familie Haza-Radlitz?
Ihr Stammvater war Alexander von Hase, welcher im Jahre 1699 Lewitz von den Brüdern Breza abgekauft hat und es der Familie übergab, welche über 200 Jahre hier wirtschaftete und lebte. Die Nachkommen wohnen zur Zeit in Deutschland. Die Familie von Hase hat sich schnell polonisiert, ist zum Katholizismus konvertiert und hat den Namen in Haza-Radlic umgewandelt.
Bernhards Vater war Adalbert, der sich zwar für einen Deutschen hielt, jedoch polenfreundlich war. Beweis dafür ist sein Brief aus der Zeit der Revolutionen 1848/1849 an General Willisen, in welchem er das Nationalrecht der Polen verteidigte.
Dort lesen wir:
„Ich bin im Großherzogtum Posen geboren, meine Ahnen haben sich in diesem Teil Polens seit drei Jahrhunderten niedergelassen, polnische Ämter bekleidet, im Sejm abgestimmt und in ihrem neuen Vaterland sich gleicher Rechte mit polnischen Bewohnern erfreut. Seit 150 Jahren besaß Lewitz im Kreis Birnbaum das Gut, welches heute mein Besitz ist. Es ist selbstverständlich, daß ich die Sympathie zu meinen polnischen Landsleuten teile, und daß ich gemeinsam mit ihnen in der Zeit der Unterdrückung gelitten habe, weil es meinerseits tadelnswert wäre, wenn ich für ihre Gastlichkeit mit Undankbarkeit zahlen würde.“
Zu Beginn der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde Bernhard Radlic im Geografischen Lexikon des Polnischen Königsreichs als Pole erwähnt. Das Paradox der Geschichte ist, daß sein Nachkomme, Albert von Haza-Radlitz von großpolnischen Aufständischen 1919 erschossen wurde.





Wie ist dazu gekommen?
Im Jahr 1912 hat Albert Haza-Radlitz der Königlich Preußische Ansiedlungskommission für Westpreußen und Posen ein 300 Hektar Grundstück verkauft und sich in der Zeit des Großpolnischen Aufstands zum deutschen Grenzschutz erklärt. Lewitz befand sich an der deutsch-polnischen Kampflinie. Er wurde festgenommen und von Aufständischen verhaftet und am 19. Januar 1919 im Bollwerk Posen erschossen.


Eine sensationelle Entdeckung in Meseritz
Ein historischer Ofen aus der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts wurde während der Bauarbeiten an einer Grünanlage in der Nähe des Marktes entdeckt. Es ist die dritte derartige Entdeckung in der Woiwodschaft und zugleich auch Zeugnis der so reichen Geschichte unserer Stadt.
Die Archäologen haben den Fund nach der Herstellung der Dokumentation abgesichert.
„Es ist ein sogenannter Topfofen. Einen ähnlichen hat man vor ein paar Jahren an einer anderen Stelle in Meseritz gefunden. Solche Öfen fand man in reichen Bürgerhäusern auf. Neben ihnen befanden sich in der Regel Schlafstätten der Hausbewohner“, erklärt Dr. Arkadiusz Michalak, Direktor des Archäologischen Museums des Mittleren Oderraums in Schweidnitz. Unter seiner Obhut stehen die archäologischen Ausgrabungen in Meseritz.
„Die meisten Kacheln befinden sich im gutem Zustand, die anderen müssen rekonstruiert werden.“ Die Liste der Entdeckungen seiner Mitarbeiter ist lang – ein im Jahr 2014 entdeckter Brunnen, ein mittelalterliches Hackmesser, ein Holzsteg und vieles mehr.

Die Grünanlage, auf welchen die Archäologen heute ihre Ausgrabungen durchführen, wurden bis 1945 mit Mietshäusern bebaut. Deswegen haben die Forscher auch Hausfundamente gefunden. Die meisten bis 1945 stehenden Häuser wurden von den Russen nach ihrem Einmarsch nach Meseritz im Januar und Februar in Brand gesetzt. Die Häuser wurden dann abgerissen und die Ziegeln beim Wiederaufbau von Warschau verwendet. „In diesem Quartal wohnten die reichsten Bürger“ betont Michalak.
Nachdem die Archäologen ihre Arbeit abgeschlossen haben, wird auf der Grünanlage das Denkmal für den Gründer des Meseritzer Museums, Alf Kowalski, und ein Stein mit dem Stadtmodell nach Plänen von Meseritz aus dem Jahr 1780 gestellt.


Aus der Geschichte von Meseritz
Fast 50 Jahre hindurch war die Betonbrücke über die Obra ein charakteristischstes Bauwerk der Stadt. Errichtet wurde sie 1925 anstelle der früheren Holzkonstruktion.
An beiden Seiten wurden die Brückengeländer mit charakteristischen Säulen geschmückt. Die Brücke hatte den Krieg überstanden und wurde in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts abgerissen.
Die neue Brücke hat zwar eine höhere Tragkraft, ist jedoch nicht mehr so schön, wie die alte.


In Meseritz wird es grün und schmackhaft, bunt und gesund
An einigen Stellen der Stadt wurden Rabatte mit Kräutern und Obstbäumen eingerichtet. Im Rahmen eines Revitalisierungsprogramms der städtischen Grünanlagen wurden etwa 40 Tausend Sträucher und Bäume gepflanzt. Dazu hat man zwei Wanderstege errichtet – am Bahnhof und zwischen der sogenannten weißen Brücke und Winnitze – mit Elementen einer kleinen Infrastruktur, wie Sitzbänke, Pergolen, neuen Lampen, Vogelhäuschen und einer Sonnenuhr. Darüber hinaus wurden eine Minigolfanlage und eine Hindernisparcour zur Verfügung gestellt.

Eine Attraktion dieser Metamorphosen der Stadt sind Blumenwiesen in der Bahnhofsnähe. Dort wurden auch Rabatte mit Heil- und Gewürzkräutern angelegt. In zwei bis drei Jahren werden die Meseritzer auch das Obst von den gerade gepflanzten Apfel- und Pflaumenbäumen pflücken können.
Remigiusz Lorenz, der Bürgermeister der Stadt, erklärt, daß das Programm die Verbesserung der Lebensqualität das Ziel ist. „Es wird grün und schmackhaft, bunt und gesund in Meseritz“, freut sich er.


Ein Selfie mit Alf Kowalski?
Warum denn nicht!
Eine Bank mit der Skulptur Alf Kowalskis wird auf einer Grünanlage am Rathaus aufgestellt. Es ist die nächste Etappe des Revitalisierungsprogramms der Stadt. Der Landsberger Künstler, Michal Bajsarowicz, hat in seiner Werkstatt die Skulptur gemacht. Sie wurde aus Bronze gegossen und die Bank aus Granit.
Alf Kowalski war und ist weiterhin noch eine der meist bekannten Persönlichkeiten in der Nachkriegsgeschichte von Meseritz. Er war Gründer und der erste Direktor des Meseritzer Museums.

Dank seines Engagements und seiner Determinierung ist das Museum für die größte Sammlung von Sargporträts, Sargtafeln und Inskriptionen, verbunden mit sarmatischen Beerdigungssitten bekannt. Ein Museumsmitarbeiter und ein Maler aus Leidenschaft war Kowalski in der Tat.
Auf seine Einladung kamen nach Meseritz hervorragende Vertreter der Kultur aus aller Welt. Er ist 1993 gestorben und wurde in Piaseczno bei Warschau beigesetzt.
„Es ist schwer, die Verdienste Alf Kowalskis für Meseritz zu überschätzen. Deswegen haben wir beschlossen seiner Person zu gedenken. Auf der Bank werden die älteren Stadtbewohner sich hinsetzten und sich an den Gründer unseres Museums erinnern können. Und die Jugendlichen werden vielleicht dadurch den Ansporn für die Entdeckung dieser Person und seiner Tat bekommen“, sagt Remigiusz Lorenz, Bürgermeister von Meseritz.


Wie sah Meseritz im 18. Jahrhundert aus?
Ein Stein mit der Kopie des Archivplans der Stadt wird am Markt errichtet. Das Element gehört zum Programm der Revitalisierung der Grünanlagen in Meseritz. Er wird auch an die Geschichte der Stadt erinnern. An einem Stein wurde das Modell des alten Meseritz befestigt. Es ist eine Metallversion des Stadtplans aus dem Jahr 1780, gefertigt vom königlichen Ingenieur Harnisch. Die Kopie befindet sich im Meseritzer Museum.

„Der Plan ist die Nachlbildung des Vierjährigen Sejms (1788-1792). Eines der wichtigsten Werke des Vierjährigen Sejms war die Verabschiedung einer neuen Konstitution, der Verfassung vom 3. Mai 1791. Sie war die erste moderne Verfassung Europas, die zweite überhaupt nach den USA und sah neben einer Teilung und Verschränkung der Gewalten auch das Prinzip der Volkssouveränität vor sowie die Etablierung einer parlamentarischkonstitutionellen Monarchie mit einem Erbmonarchen an der Staatsspitze. Während des Sejms haben die Abgeordneten auch über die Bearbeitung der Pläne aller königlichen Städte entschieden“, sagt Ryszard Patorski, Historiker des Meseritzer Ländchens.

Das Modell wurde in der Skala 1:10 000 gemacht. Es wurden auch Miniaturen der wichtigsten Objekte der Stadt gefertigt. Unter anderem die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers, Kirche des Heiligen Adalberts. Beide Kirchen sahen damals völlig anders als heute. Warum? Die heutige Kirche des Heiligen Adalberts wurde 1834 errichtet, und der die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers schmückende Turm wurde erst 1835 gebaut. Die Bewohner werden die Möglichkeit haben zu sehen, wie die beiden Kirchen, aber auch andere Gebäuden der Stadt zum Ende des 18. Jahrhunderts waren.


Meseritzer Ersatzgeld
Zum Ende des Ersten Weltkrieg und den ersten Jahren der Weimarer Republik haben viele deutsche Städte und Kreise ihr eigenes Geld in Umlauf gebracht. Es war das sogenannte Notgeld. Auch die Behörde von Meseritz und dem Kreis Meseritz haben das getan. Das Notgeld hatte die Aufgabe, die Bewohner vor der Hyperinflation zu schützen. Von 1917 bis 1923 hat die Deutsche Mark stündlich an Wert verloren.
Anfang der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts kam es dazu, daß die Inflationsrate fast dreissigtausend Prozent innerhalb eines Monats betrug! Deswegen haben viele Städte und Kreise ihr eigenes Geld gedruckt, welches vor Folgen einer drastischen Preiserhöhung schützen sollte. Ihr Notgeld haben auch Vereine und verschiedene Organisationen benutzt, sowie Unternehmer und Eigentümer großer Landgüter, in dem sie ihre Arbeiter damit bezahlten. Die ersten Münzen vom 50 Pfennig- Stück sind in Meseritz schon 1917 in Umlauf gekommen und die weiteren 1918.
Nach dem Kriegsende wurden auch Geldscheine von verschiedenem Nennwert in Umlauf gebracht. Am 28. August 1923 hat der Meseritzer Magistrat Geldscheine von 1 Million Mark Nennwert ausgegeben. Auf dem Geldschein befindet sich die Unterschrift des damaligen Bürgermeisters Paul Hart.
Die Hyperinflation wurde durch die Geldreform vom Herbst 1923 gehemmt. Am 15. Oktober wurde die Deutsche Rentenbank ins Leben gerufen und einen Monat später, am 15. November 1923 die Rentenmark in Umlauf gebracht. Der Wert einer Rentenmark betrug 1 Billion bisheriger Mark, wogegen 4,2 Rentenmark etwa 1 US-Dollar entsprachen.



Regenwurmlager


Regenwurmlager bekommt einen Dorfsaal
Die Gemeinde hat eine hohe Summe für die Errichtung des Dorfsaales bekommen. Das moderne und geräumige Gebäude wird 2022 den Einwohnern zur Verfügung gestellt. Die Bemühungen um die Errichtung eines Dorfkulturzentrums dauerten Jahre.
Im Dorf fehlte eine Stätte, wo zum Beispiel die Kinder in ihrer Freizeit ihre Hobbys entwickeln und ihre Eltern verschiedene Veranstaltungen organisieren können. Die Krönung dieser Bemühungen ist ein Zuschuß aus dem Entwicklungsprogramm der Dorfgebiete.
Eine halbe Million Zloty ist die Hälfte des geplanten Budgets. Den zweiten Teil wird die Gemeinde aus eigenen Mitteln finanzieren. In den letzten zwanzig Jahren nutzten die Bewohner von Kainscht die Gastfreundlichkeit der Feuerwehr und trafen sich in der dortigen Feuerwache.

Die Perspektive, in zwei Jahren ein eigenes Kulturzentrum zu besitzen, erfreut die Bewohner und vor allem den Dorfschulzen, Herrn Andrzej:
„Es ist eine sehr gute Nachricht. Wir brauchen das Zentrum. Dabei ist die Lokalisierung auch sehr gut. In der Nähe gibt es den Sport- und Spielplatz. Es wird somit ein Kultur- und Erholungszentrum unseres Dorfes“, sagt er.
Das Regenwurmlager hat eine militärische Geschichte. Der Ort entstand in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts als ein Militärstützpunkt. Nach dem Krieg übernahm ihn die polnische Artillerie und in den Jahren 1957-1993 waren dort sowjetische Funker stationiert. Nach dem Auszug der Sowjets wurde der Ort von den Behörden der Gemeinde Meseritz übernommen und Ende 1993 sind in die ehemaligen Kasernen die ersten zivilen Einwohner eingezogen.



Kuznik / Kupfermühle


Kupfermühle bekam den neuen Spielplatz mit Trainingsgeräten
Die neue Investition erfreut sowohl Kinder als auch Erwachsene. Die kleinsten Bewohner von Kupfermühle testen mit Freude das Karussell und die Schaukeln, wobei ihre ältere Geschwister und die Eltern auf den Trainingsgeräten Kalorien verbrennen und die Muskeln trainieren.
Der Spielplatz wurde aus EU-Mitteln finanziert. Er befindet sich am Weg nach Skoki, wo man ein paar Überdachungen errichtet hat. Eine Firma aus Schwerin/Warthe hat das Karussell, die Schaukeln, eine Kletterwand, Trainingsgeräte und eine Seilrutschbahn montiert.





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