Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada
Beiträge und Bilder entstammen teilweise den Zeitungen „Gazeta Lubuska” und „Glos Miedzyrzecza i Skwierzyny”, redigiert von Artur Anuszewski, Dariusz Brozek, Henryka Bednarska, Andrzej Chmielewski, Aleksandra Gajewska-Ruc, Leszek Kalinowski, Kamil Kaluziak, Dorota Lipnicka, Lidia Radzion, Tomasz Rusek, Katarzyna Santocka-Tureczek, Krysztof Suszka, Kartazyna Sztuba- Frackowiak.



Miedzyrzecz / Meseritz


Meseritz - Baumfällung 2020Ein Verbrechen ohne Strafe
Aus dem Herzen von Meseritz sind zwei große, wunderschöne Bäume verschwunden. Das Herz weint und es tut so weh.
Die Kastanien wuchsen an beiden Seiten der St. Adalbert Kirche, zwei Schritte vom Markt, drei Schritte vom Rathaus entfernt. Und sie waren ein Schmuckstück des Stadtzentrums. Man sieht sie sogar auf alten, aus deutscher Zeit stammenden Ansichtskarten. Sie waren mächtig, grün und groß. Einfach prächtig! Das ist Vergangenheit, denn sie wurden gerade gefällt. Für die Bewohner von Meseritz ist es ein Beispiel eines unbestraften Verbrechens. Warum? Weil die Kastanien offensichtlich von jemandem vergiftet wurden. Der oder die Täter wurden nie gefasst.

Meseritz - Baumfällung 2020Im Jahr 2018 haben Unbekannte tiefe Löcher in die Stämme gebohrt und anschließend in die Bohrungen eine nicht identifizierte Substanz gegossen.
Die Tat zeigte schnelle Wirkung: Die mächtigen Bäume wurden welk, verloren ihre Blätter und trockneten am Ende schließlich aus. Man versuchte zwar noch, sie zu retten, jedoch waren alle Bemühungen vergeblich. Vor ein paar Wochen nun wurden die schönen Kastanien schließlich gefällt.



Miroslaw Rawinski hat Meseritz ausgemalt
Miroslaw Rawinski lebt in Warschau. Das letzte Mal war er vor 20 Jahren in Meseritz. Seine wunderbar ausgemalten Postkarten begleiten uns jedoch jeden Tag! Das Ausmalen einer alten Ansichtskarte aus Meseritz kann einige Stunden in Anspruch nehmen, damit sie am Ende wie aus einem Märchen aussieht. Und dieser Tätigkeit widmet sich Herr Rawinski in seiner Freizeit. Die bunten Postkarten sind märchenhaft und schön. Die Ergebnisse seiner Arbeit stellt er im Internet vor.
Warum beschäftigt sich der Mann aus dem weit entfernten Warschau mit der Verschönerung alter Ansichtskarten aus Meseritz? Er wurde in Warschau geboren, wuchs dort auf und lebt bis heute hier. Aber die Sympathie für Meseritz wurde schon in seiner Kindheit gelegt. In Meseritz und Umgebung lebten nämlich die Brüder seines Vaters. Als Kind, in den 60-er und 70-er Jahren, besuchte er die Familie in den Sommerferien und ab und zu in der Weihnachtszeit. Die schönen Erinnerungen sind wach geblieben und haben ihn zu seinem Hobby geführt.


Miroslaw Rawinski - Postkartenansichten von Meseritz nachkoloriert
Wie entstehen die kolorierten Ansichtskarten? Es ist eine akribische Arbeit. Der ganze Prozess beginnt mit der Suche nach interessanten Postkarten. Danach muß man diese noch einmal finden, in bestmöglicher Qualität. Und dann? Zuerst müssen in der schwarz-weiß-Version kleine Mängel, Kontraste und Schatten korrigiert werden. Dann kommt der Moment für die Farben. Sie werden schichtweise auf entsprechende Teilbereiche der Abbildung aufgetragen. Es sind sogenannte Masken. Je mehr Details auf dem Foto, desto mehr Masken.
Der ganze Prozess dauert ein bis drei Tage, zwei bis fünf Stunden pro Tag. Bis jetzt hat Herr Rawinski etwa 50 Postkarten aus Meseritz ausgemalt. Für viele Menschen, die die Internetseite von Herrn Rawinski besuchen, haben die Postkarten eine bildende und historische Funktion. Vor dem Krieg sah Meseritz etwas anders aus. Viele Ansichten gibt es heute nicht mehr.


Meseritz - Austrocknung Glembuchsee 2020Der Glembuchsee wird immer flacher
Der Glembuchsee trocknet offensichtlich immer weiter aus. Schon seit einigen Jahren ist dieser alarmierende Prozess zu beobachten. Die Meseritzer Behörden bemühen sich um Mittel für die Rettung des Sees und anderer Gewässer in der Region. Man geht davon aus, daß eine weitere Zerstörung der Seenlandschaft verhindert werden könnte. Erforderlich sind gemeinsame Anstrengungen unterschiedlichster Institutionen und Disziplinen sowie das „grüne Licht“ aus Warschau.
Ein Gegenmittel wäre die Erarbeitung und Umsetzung einer umfassenden Strategie zur Verhinderung der weiteren Verlandung durch wassertechnische Baumaßnahmen, durch einen verstärkten Kampf gegen die zunehmende Bodenerosion und die Errichtung von Speicherkapazitäten zur Regulierung des Wasserstands.

Meseritz bemüht sich aktiv um die Projektierung einer solchen Strategie für den Kreis und schlägt konkrete Investitionen vor. Der Glembuchsee wird mit jedem Sommer flacher. Man erkennt das Phänomen an der Breite des Strandes, der innerhalb von fünf Jahren um viele Meter gewachsen ist mit der Folge, daß der Steg im Sand steht anstatt im Wasser.
Der See ist sehr sauber und für viele Touristen ein Anziehungspunkt. Nun bahnt sich eine Katastrophe an. Der Bürgermeister weist auf die fortschreitende Versteppung der Region hin.


Meseritz - Oder-Warthe-Bogen - einer der größten Schlafräume für Fledermäuse in Europa 202039.000 Fledermäuse bei Meseritz
Fast 39.000 Fledermäuse überwintern in Bunkern des Oder-Warthe-Bogens. Diese Zahlen kann man den Angaben der Wissenschaftler entnehmen. Seit 1999 werden die kleinen Säugetiere hier gezählt. Im vergangenen Jahr 2019 hat man die Zahl mit 36.000 ermittelt.
Die Statistik wird angeführt vom Großen Mausohr (Myotis myotis) mit 26.000 Sück. Die zweitgrößte bei Meseritz vertretene Gruppe mit 4.500 Stück bilden die Wasserfledermäuse - Myotis daubentonii - und 3.500 Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) belegen den 3. Platz in der Zählstatistik.

In 2020 wollten die Wissenschaftler feststellen ob und wie die Klimaerwärmung die Population dieser Säugetiere beeinflusst. Eine Gruppe von Experten aus zwölf Ländern (Polen, Deutschland, Großbritannien, Belgien, Niederlanden, Schweden, Irland, Spanien, Portugal, Slowakei, Serbien, Bosnien und Montenegro) unter der Leitung von Tomasz Kokurewicz von der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau, die am Projekt teilgenommen hatte, konnte nach der Zählung eine gute Nachricht veröffentlichen. Die Wissenschaftler haben nämlich insgesamt 39.000 Fledermäuse gezählt, 3.000 mehr als 2019.

Seit Jahren bilden die Befestigungsbauten des Oder-Warthe-Bogens einen der größten Schlafräume für Fledermäuse in Europa. Dieses Tier befindet sich auch im Signet der Stadt Meseritz und ist Symbol des Projektes „Super Meseritz“. In der Stadt gibt es auch einen Motorradverein, der mit seinem Namen an Fledermäuse anknüpft – er heißt „West Side Bats“.



Obrawalde / Obrycez


Zentrum für Psychische Gesundheit, Klinik Obrawalde - RenovierungDas Krankenhaus in Obrawalde wurde für Millionen überholt
Die Renovierung kostete zwar Millionen Zloty, dafür kann das Krankenhaus jetzt noch besser seinen Patienten helfen.

Die umgebaute Station für Allgemeinpsychiatrie in Obrawalde kann nun 30 Patienten mehr betreuen. Sie wurde Anfang Februar offiziell eröffnet. Die renovierte Station Nr. 5 ist eine Abteilung des Zentrums für Psychische Gesundheit der Obrawalder Klinik. Die etappenweise durchgeführten Renovierungsarbeiten kosteten über drei Millionen Zloty [ca. 700.000 Euro]. Durch die Modernisierung sind moderne Krankenzimmer, Badezimmer, Ärztezimmer, Behandlungs- und Therapieräume entstanden, was auf die Qualität der Klinikarbeit einen großen Einfluß haben wird.

Zentrum für Psychische Gesundheit, Klinik Obrawalde - RenovierungDie Aufgabe des Zentrums besteht in der Gewährung und Koordinierung von psychiatrischer, psychologischer und psychotherapeutischer Hilfe für erwachsene Bewohner des Kreises Meseritz, die in dringenden Fällen innerhalb von 72 Stunden gegeben wird. Wer in einer psychischen Krise Unterstützung benötigt und sich an das Zentrum wendet, kann mit fachmännischer und an modernsten Methoden ausgerichteter Behandlung rechnen. Das Obrawalder Zentrum für Psychische Gesundheit ist ein Pilotprojekt des Nationalen Programms zur Förderung der Psychischen Gesundheit.

Lt. Experten beruht das Programm darin, von einer psychiatrischen Betreuung in einem geschlossenen psychiatrischen Krankenhaus – das sog. Isolierungsmodell – abzugehen hin zu einer offenen, im persönlichen und örtlichen Lebensumfeld stattfindenden Therapie. Das Programm wird aus zentralen Mitteln des Nationalen Gesundheitsfonds finanziert.



Dürrlettel / Lutol Suchy


Der Geist der zerstörten Kirche erhebt sich aus der Ruine
Die schöne Kirche in Dürrlettel wird seit Monaten wiederaufgebaut. Sie wurde vom Feuer vernichtet. Die historische Kirche stand am Fronleichnamsfest 2019 in Flammen. Das Gotteshaus brannte wie eine Fackel und der Kampf mit dem Element dauerte viele Stunden. Am Ende war es gelungen, wenigstens das Mauerwerk zu retten, der Dachstuhl brannte jedoch völlig aus. Auch der Turm blieb nicht verschont. Die grunderneuerte Orgel fiel zwar nicht dem Feuer zum Opfer – wohl aber dem Löschwasser. Die Bewohner konnten einen Teil der Inneneinrichtung retten. Und sie haben sich schon wenige Tage nach der Tragödie organisiert und die ersten Aufräumungsarbeiten geleistet. Auch wurden Spenden für den Wiederaufbau der Kirche gesammelt. Die Arbeiten dauern bis heute an und noch immer sammelt die Kirchengemeinde Geldspenden ein. Jeder Zloty, jeder Eurocent ist gefragt.

Die Kirche diente den Bewohnern nicht nur als Versammlungsort der christlichen Gemeinde, sondern auch als Zentrum des Dorflebens. In ihrem Appell schreiben die Einwohner:
„Wir sind Nachkommen der Umsiedler aus dem polnischen Osten. Unsere Vorfahren ließen, als sie ihre geliebte Heimat verlassen mußten, ihr gesamtes Hab und Gut in ihren Häusern zurück. Voller Angst und mit der schweren Last traumatischer Erlebnisse beladen, fuhren sie in Viehwaggons ins Unbekannte einer ungewissen Zukunft entgegen.
Am Leben hielt sie der Glaube an Gottes Obhut. Als sie in das deutsche Dorf kamen, haben sie zu ihrer Freude die evangelische Kirche gesehen. Innerhalb weniger Wochen gestalteten sie das Gotteshaus um. Anfang August 1945 wurde die Kirche geweiht und die erste Heilige Messe gelesen. Die Kirche war für unsere Mütter und Väter Symbol des Glaubens, der Einheit, sie war entscheidend für ihre nationale Identität.

Sie kümmerten sich um das Gebäude wie um ihr eigenes Haus. Sie haben die Neugestaltung des Hauptaltars und den Bau zweier Seitenaltäre vorbereitet, das Gelände mit einem Zaun eingefasst und einen Betonsteg gebaut.
Später wurde der Kirchturm renoviert und die Elektrizitätsversorgung erneuert. Im Jahr 2005 wurden neue Dachziegel verlegt und zwischen 2010 und 2012 wurden die Glasfenster renoviert bzw. neu montiert. Im vergangenen Jahr wurde schließlich die Orgel restauriert. Das Feuer hat in wenigen Minuten unser Werk zerstört. Die Kirche, welche unser Stolz war, fiel in Schutt und Asche. Es ist für uns alle ein unvorstellbarer Verlust. Wie ehemals unsere Vorfahren haben wir heute einen Ort, der uns verband, verloren. Wie sie müssen wir neu beginnen. So stehen wir vor einer großen Herausforderung.

Allein sind wir nicht im Stande, die Kosten des Wiederaufbaus zu tragen, den wir den vergangenen und zukünftigen Generationen schuldig sind. Wir glauben jedoch, daß Gott, der vor Jahren unsere Vorfahren vor diese schöne Kirche gestellt hat, uns in diesem Werk unterstützen wird und auf unserem Weg Menschen stellt, die uns durch Gebet und Spenden helfen wollen.


Spenden können bitte auf folgendes Konto der Kirchengemeinde überwiesen werden:
Kontoinhaber: Parafia Chociszewo
IBAN: PL84 8367 0000 0062 8305 8000 0001
SWIFT Code/BIC: GBWCPLPP
Verwendungszweck: Kirche in Lutol Suchy

Die HGr-Redaktion, aber auch Vorstand und Beirat des HKr Meseritz/Birmbaum wären dankbar, wenn auch aus dem Kreis der HGr-Leser als Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls die eine oder andere Spende auf den Weg gebracht werden könnte.


Postkarte Wiederaufbau zerstörte Kirche in Dürrlettel




Presse-Archiv:
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2020
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2018
Mitteilungen aus der poln. Presse III/I2018
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2018
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2018