Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada
Alle Informationen wurden in der Zusammenarbeit mit dem Portal „Gmina Miedzyrzecz“ und Herrn Dariusz Brozek bearbeitet. Die Fotos wurden von Herrn Dariusz Brozek freundlicherweise zur Verfügung gestellt..



Miedzyrzecz / Meseritz


Die Stadt hat neue Investitionen in der Planung
Der Bau eines Sozialwohnhauses und dessen Finanzierung waren Themen der Online-Sitzung der Stadtbehörden mit Vertretern der Landeswirtschaftsbank und der Meseritzer Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau. Bürgermeister Remigiusz Lorenz hofft auf einen Zuschuss und einen Kredit zu Vorzugskonditionen.
„Wir setzen uns für den Bau eines Mehrfamilienhauses ein. Die Realisierung dieser Investition hängt jedoch davon ab, ob wir einen Zuschuss und einen günstigen Vorzugskredit dafür erhalten.
In solchen Fällen werden die Selbstverwaltungen durch die Landeswirtschaftsbank unterstützt. Die Sitzung war sehr erfolgreich und bald werden wir uns wiederum treffen, um die Details zu diskutieren. Ein Teil der Wohnungen könnte später den Mietern zum Kauf angeboten werden“, sagt Bürgermeister Lorenz. Die Idee des sozialen Wohnungsbaus ist nicht neu. Sie hilft ärmeren Bewohnern, ihre Lebensqualität zu günstigen Preisen zu verbessern. Auf diese Weise bekämpfen die Städte das Problem der Wohnungsnot.


Schnee, Schlitten und bergab!
Der künstlich angelegte Hügel ist zwar nicht sehr hoch und trotzdem haben die Kinder viel Freude und Spaß.
Vor allem nach den ergiebigen Schneefällen im Januar und Februar 2021 haben sie den kleinen Berg scharenweise getestet, der zum Revitalisierungsprogramm der Grünanlagen gehört, das in Meseritz realisiert wird. Er befindet sich auf der Strecke von Vinnitze nach Georgsdorf.
„Die Anhöhe wurde für die kleinsten Bewohner aufgeschüttet. In schneereichen Wintern werden sie hier schön rodeln können. So wie heute. Es bereitet den Kleinen viel Freude und Spaß“, sagt Bürgermeister Lorenz. Noch wenige Monate zuvor befand sich dort, wo Kinder heutzutage toben, eine Müllhalde.


Im Offizierskasino fehlte der Koch
Im Nachkriegspolen war der Koch ein Mangelberuf. Die Meister der Pfanne waren von den Gastwirten so gesucht, daß sie keinen „Bock“ auf eine Anstellung in den damals elitären Offizierskasinos hatten.
Ein Beweis dafür ist eine nach Meseritz geschickte Postkarte aus dem Jahr 1949. Sie wurde am 17. Januar 1949 aus Posen nach Meseritz verschickt. Im sehr guten Zustand sind die zwei Stempelaufdrucke des Absenders – der Gewerkschaft der Arbeiter und Mitarbeiter der HOGA-Industrie in Polen – Bezirk in Posen für die Woiwodschaften Posen und Lebus. (Meseritz befand sich damals in der Woiwodschaft Posen.)
Der Absender schrieb auf der Rückseite der Briefkarte: „Hiermit informieren wir Sie, daß die beantragte Suche nach einem Chefkoch für das Offizierskasino aufgrund fehlender Kandidaten nicht bearbeitet werden kann“.
Der Empfänger war Bürger Jozefowicz aus dem Restaurant „Sportowa“ in Meseritz.
„Das Restaurant befand sich in Räumen des heutigen Seniorenklubs und existierte noch in den fünfziger Jahren. Die Leute in Meseritz nannten die Gaststätte „Bei Wargula“, wahrscheinlich abgeleitet vom Namen des Leiters oder Inhabers“, erzählt Ryszard Patorski, der Regionalforscher aus Bobelwitz bei Meseritz.
Er betont, daß im Nachkriegspolen die Offizierskasinos elitäre Gastwirtschaften waren, die auf eine viel bessere Versorgung zurückgreifen konnten als sonstige Restaurants oder Bars. Essen und sich unterhalten durften dort ausschließlich nur Offiziere – Soldaten und Angehörige der Miliz – und deren Gäste. Die Ablehnung, in einem Kasino arbeiten zu wollen, sei ein Beweis dafür, wie hoch die Köche damals ihren Wert auf dem Arbeitsmarkt einschätzten..




Die Stadt mit Herz
EIn den Grünanlagen im Stadtzentrum wurde ein Container für Plastikflaschendeckel aufgestellt. Er hat die Form eines Herzens.
„Er symbolisiert die Großzügigkeit der Herzen der Bewohner unserer Gemeinde, die immer gern die Bedürftigen unterstützen“, sagte Bürgermeister Lorenz, nachdem er eine erste Partie Deckel eingeschüttet hatte.
Er betont, daß der Container eine Antwort der Stadt auf zahlreiche Forderungen der Meseritzer Bürger ist.

„Die Bewohner haben auf verschiedenen Internetforen an uns appelliert und in dieser Angelegenheit geschrieben und telefoniert. So haben wir uns kurzfristig entschlossen, den Container mitten in der Stadt aufzustellen“, sagt Lorenz. Jetzt bleibt nur zu hoffen, daß das Herz bald mit Deckeln gefüllt wird. Diese werden dann für karitative Zwecke weitergeleitet.


Mittelalterliches Gräberfeld auf dem Markt
Während archäologischer Ausgrabungen auf dem Markt in Meseritz stieß man auf Fragmente eines Gräberfeldes aus dem 13. Jahrhundert, das vor fast 20 Jahren schon einmal entdeckt wurde, als der Straßenbelag ausgetauscht wurde.
Diesmal wurden die archäologischen Arbeitenim Zusammenhang mit dem Umbau des Brunnens durchgeführt.
Der Archäologe Hubert Augustyniak hatte zwei Schädel – einer Frau und eines Kindes entdeckt.
Es war jedoch keine Überraschung. Vor fast 20 Jahren hat Tadeusz Laszkiewicz aus dem Museum Meseritz auf dem Markt das mittelalterliche Gräberfeld gefunden.
„Die damals durchgeführten Arbeiten gefährdeten die entdeckten Gräber jedoch nicht, deswegen wurden die sterblichen Überreste nicht geborgen. In einem Grab haben wir sterbliche Hüllen einer Frau und eines Kindes entdeckt. In der Baugrube für die Fundamente des Brunnens sind wir auf die Schicht gestoßen, die nach dem großen Brand der Stadt zum Ende des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Unter Schutt, Steinen und Keramikscherben wurde auch eine goldene Nadel gefunden“, erzählt der Archäologe.


Ein moderner Brunnen anstatt Ungeheuer
Auf dem Markt dauern die Modernisierungsarbeiten des Brunnens an. Es wird ein sogenannter Bodenbrunnen, welcher bei Hitze die Rolle eines Wasservorhangs übernehmen wird.
Der Brunnen wurde vor etwa 20 Jahren im Zuge der Erneuerung des Straßenbelages rund um das Rathaus errichtet. Er hat jedoch die Herzen der Bewohner nicht gewinnen können. Man behauptete, daß dieses grobe Bauwerk statt den Markt zu schmücken, ihn verunstaltet. Zudem ist der Brunnen seit ein paar Jahren nicht mehr in Funktion, weil die Pumpen marode und die Reparaturkosten höher als ein Neubau sind.
Deswegen hat man sich entschlossen, den bestehenden Brunnen umzubauen. Die Arbeiten werden noch eine Zeit lang dauern. Der jetzige Brunnen wird durch den sogenannten Bodenbrunnen ersetzt, das Wasser wird aus 20 Düsen in die Höhe sprudeln, die auf der Granitfläche des Bodens montiert werden.
Die Höhe der Wasserfontänen wird elektronisch gesteuert und diese mit LED-Lampen bunt angestrahlt. Solche Installationen werden oft in Stadtzentren montiert und dienen bei der Hitze als Wasservorhänge und Planschbecken für Kinder.


25 Jahre Pflegeheim
Bürgermeister Remigiusz Lorenz besuchte die Mitarbeiter und Bewohner des Pflegeheims. Er gratulierte zum 25. Jubiläum der Einrichtung und wünschte weitere Erfolge in der Überwindung der Lebensbarrieren.
Das Pflegeheim wurde 1995 gegründet. Es ist ein Ersatzhaus für Menschen mit geistigen und körperlichen Schwächen. Hier wohnen sie und lernen, wie man die Probleme des Alltags überwinden kann.
„Ein Vierteljahrhundert, das sind 300 Monate,
1.305 Wochen und 8.132 Tage. Ebenso viel Zeit haben Sie den Hausbewohnern gewidmet und sie gelehrt und unterstützt, wie man mit eigenen Schwächen und Beschränkungen die Alltagsprobleme überwinden kann. Ihr Engagement und Aufopferung, Herzlichkeit und Empathie lassen sich nicht einschätzen.
Dank Euch wurde das Pflegeheim für viele Patienten zum zweiten Zuhause“, sagte Lorenz in seiner Rede.


Auf dem Platz vor dem Rathaus wurde ein Stein mit Stadtplan aus dem Jahr 1780 aufgestellt
Ein Stein mit dem Relief eines alten Stadtplans ist eines der letzten Projekte des Revitalisierungsprogramms der Grünflächen in Meseritz.
„Das wird eine Attraktion sowohl für die Bewohner unserer Stadt als auch für Touristen“ betont Bürgermeister Lorenz.
Auf dem Stein wurde ein aus Bronze gefertigtes Modell des Stadtplans montiert, der 1780 vom königlichen Ingenieur Harnisch angefertigt wurde. Seine Kopie befindet sich im Museum.

„Der Plan ist das Ergebnis des Vierjährigen Sejms, in dem die Abgeordneten die Anfertigung von Plänen aller königlichen Städte beschlossen hatten“, erzählt Ryszard Patorski, hervorragender Kenner der Geschichte des Meseritzer Ländchens.
Das Relief wurde im Maßstab 1:10.000 erstellt. Es zeigt Miniaturen der wichtigsten Stadtobjekte und deren Beschreibung – zusätzlich auch in Blindenschrift. Manche Bauten sehen heute ganz anders aus als zum Ende des 18. Jahrhunderts.
Ein Beispiel sind die beiden Kirchen im Stadtzentrum. Woher die Unterschiede? Die heutige St. Adalbert Kirche wurde 1834 errichtet, wobei die Türme der Johannes-Kirche erst 1835 gebaut worden sind.
„Die Bewohner werden sehen können, wie die Kirchen und andere Gebäude zum Ende des 18. Jahrhunderts aussahen. Es wird ein Geschichtsunterricht für alle“, sagt Katarzyna Szadlowska aus der Abteilung für Wirtschaftsentwicklung im Meseritzer Rathaus.


Der wohlverdiente Museumsdirektor hat eine eigene Bank mit Skulptur
In der Grünanlage an der Hauptkreuzung wurde eine Granitbank mit der Gestalt von Alf Kowalski aufgestellt.
„Alf war eine der hervorragendsten und wohlverdienten Persönlichkeiten in der Nachkriegsgeschichte von Meseritz“, betonte Bürgermeister Lorenz.
Die Bank und Skulptur wurden am 4. Dezember montiert. Die aus Bronze gegossene Gestalt Kowalskis ist naturgroß. Kowalski sitzt auf der Granitbank, auf dem Kopf trägt er seine charakteristische Baskenmütze, die linke Hand lehnt er an einem Bilderrahmen. „Der Begründer und langjährige Direktor unseres Museums war auch Maler und sozialer Aktivist. Er lud nach Meseritz Künstler, hervorragende Vertreter der Kulturund Wissenschaftswelt ein“, betont Ryszard Patorski, der viele Jahre Mitarbeiter des Museums war.

„Er hat mich zur Arbeit im Museum eingestellt und war viele Jahre mein Chef gewesen. Er hat in mir und vielen anderen die Leidenschaft und Liebe zu unserer Stadt und ihrer Geschichte geweckt. Ich erinnere mich sehr gut und herzlich an ihn. Er war Mentor vieler Museumsmitarbeiter“. Bürgermeister Lorenz sagt, daß Kowalski sich ein solches Gedenken völlig verdient hätte.„Ich lade Bewohner und Touristen zum Fotoshooting auf Kowalskis Bank ein“, gibt er zu.

Rafal Mikula aus dem Meseritzer Museum überlegt, ob um die Bank eine Stadtlegende entsteht. „Zum Beispiel, daß das Antasten der sogenannten Antenne auf Alfs Baskenmütze Glück bei Abiturprüfungen bringt“, sagt er. Die Skulptur wurde von Michal Bajserowicz geschaffen, einem Bildhauer aus Landsberg/Warthe. „Sie wiegt etwa 160 Kilo. Ich habe über einen Monat lang an der Skulptur gearbeitet“, sagt er.
Alf Kowalski wurde 1914 in der Stadt Zamosc im südöstlichen Polen geboren. Nach Meseritz kam er nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine berufliche Laufbahn begann er in der Kulturabteilung der Starostei, wo er sich mit der Rettung der Kulturschätze beschäftigte.
Dank seines Engagements und der Entschlossenheit wurde 1946 in Meseritz das Museum gegründet. Er starb 1993 in Piaseczno bei Warschau.


Von Blesen zu Bledzew
„Erinnerungen aus dem Blesener Ländchen“ lautet der Titel eines neuen Büchleins des Meseritzer Regionalforschers Andrzej Chmielewski, welches im Verlag „Literat“ im Auftrag der Gemeinde Blesen veröffentlicht wurde.
Es gehört zur Serie „Germania“, die den wichtigsten Ereignissen der letzten Monate des Zweiten Weltkriegs und der ersten Nachkriegsjahre in der alten polnisch-deutschen Grenzregion gewidmet ist.
Die Schrift beruht vor allem auf Erinnerungen von Zeitzeugen – von Alteingesessenen, von Zwangsarbeiter und von Pionieren, die sich nach dem Krieg im Meseritzer Ländchen angesiedelt haben.
In „Erinnerungen aus dem Blesener Ländchen“ hat Chmielewski Erinnerungen von 13 Zeugen veröffentlicht. Darunter auch Deutschen, welche in Blesen gelebt haben.

„Ich habe mich um die Chronologie bemüht. Deswegen sind die ersten Kapitel der Zwischenkriegszeit und dem Krieg gewidmet, als Bledzew noch Blesen hieß. Das Buch beginnt mit Berichten deutscher Bewohner und Polen, die Zeit ihres Lebens dort wohnten. Danach folgen die Erinnerungen der Zwangsarbeiter. Zum Schluss kommen die neuen Ansiedler zu Wort, die hier nach 1945 aus Zentralund Ostpolen zwangsweise umgesiedelt wurden“, erzählt Chmielewski.
Manche Berichte hat er schon vor Jahren gesammelt, als er auf die Idee kam, die Serie „Germania“ zu publizieren. Heute leben nicht mehr viele Leute, die sich an jene Zeiten erinnern können.
Etwa ein Jahr hat Chmielewski an der Redaktion des Buches gearbeitet – deshalb so lange, weil durch Corona viele Kontakte erschwert waren. Im Buch finden wir auch alte Aufnahmen. Die Einführung hat die Dorfschulze Frau Malgorzata Musialowska geschrieben.
„Wir haben eine Autorenlesung geplant und dabei auch eine Werbekampagne für das Buch vorgesehen“, sagt sie. Leider sind derzeit alle öffentlichen Versammlungen Corona-bedingt verboten, so muss man die schwere Zeit abwarten.
Erst danach, nach der Promotion, wird das Buch in der Gemeindebibliothek in Blesen zu kaufen sein.


Internetverbindung zwischen Bewohnern und Unternehmern
Auf Initiative von Bürgermeister Remigiusz Lorenz wurde die Internetapplikation www.firma.miedzyrzecz.pl hergestellt, die eine Art Brücke zwischen Bewohner n der Gemeinde Meseritz und Firmeninhabern darstellt.
Heute, durch die Pandemie, verbringen wir mehr Zeit mit Surfen im Netz. Wir kommunizieren online, erledigen Amtsangelegenheiten, machen Einkäufe.
„Immer öfter suchen wir im Internet Informationen über konkrete Dienstleistungen oder Produkte aus der Umgebung. Deswegen bin ich auf die Idee gekommen eine professionelle Internetseite herzustellen, die eine Art Brückenfunktion zwischen den Bewohnern und lokalen Firmen übernehmen soll“, sagt Lorenz.
Hersteller, kleine Handwerker und Händler können gratis ihre Webseiten auf der Plattform einstellen und ihre Produkte oder Dienstleistungen präsentieren. Die Bewohner haben dadurch einen erleichterten Zugang zu lokalen Anbietern, wenn sie gerade auf der Suche nach einem bestimmten Produkt oder einer Dienstleistung sind.


Polnisch-deutsche Gefechte auf dem Rasen vor
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs

In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts haben Fußballspieler aus dem Meseritzer Sportklub Preußen Freundschaftsspiele mit Sportlern des polnischen Fußballklubs Warta aus Birnbaum ausgetragen.
Ein Beweis dafür ist der Briefwechsel zwischen den beiden Sportvereinen aus dem Jahr 1937. Nach dem ersten Weltkrieg und dem Großpolnischen Aufstand befand sich der größte Teil des Kreises Meseritz innerhalb der Grenzen der Weimarer Republik.
An das nach den Teilungen wieder erstandene Polen fielen die östlichen Teile des Kreises – unter anderem Lewitz, Lowyn, Kupferhammer und Bentschen sowie Birnbaum und Neutomischel.
Die in Versailles festgelegte Grenze hatte Kontakte zwischen Bewohnern der polnisch-deutschen Grenzregion eingeschränkt und erschwert. Die Zusammenarbeit zwischen kulturellen Einrichtungen bzw. zwischen Sportvereinen wurde erst durch den Nichtangriffspakt zwischen Polen und dem Dritten Reich aus dem Jahr 1934 ermöglicht.
Kontakte auf dem Gebiet der Kultur und des Sports hatten sich 1937 belebt, nachdem beide Staaten den Vertrag über nationale Minderheiten unterzeichnet hatten. Dieser ermöglichte die Zusammenarbeit polnischer und deutscher Vereine in der Grenzregion, die eine Breite von 25 Kilometern hatte.








Ein Beispiel ist der Wettkampf polnischer und deutscher Fußballmannschaften. Mitte der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts haben die Fußballspieler des polnischen Klubs Warta die Zusammenarbeit mit Vereinen aus Meseritz, Bomst, Schwerin an der Warthe und Landsberg an der Warthe aufgenommen.
Gesellschaftsspiele wurden auf beiden Seiten der Grenze gespielt. Ein Beweis dafür ist eine Briefkarte, welche sich in der Sammlung von Dariusz Brozek befindet, die am 24. Juli 1937 von Meseritz nach Birnbaum abgeschickt wurde.
Die Klubaktivisten des Meseritzer Fußballklubs S.C. Preußen hatten den Birnbaumern ein Fußballtreffen in Birnbaum am 12. oder 19. September 1937 vorgeschlagen. Die Arena für internationale Sporttreffen war in Meseritz wahrscheinlich das Stadion, das 1936 in der Hindenburgstraße gebaut wurde.
In der Juniorenmannschaft von Warta spielte damals Stanislaw Kaczor – die Legende des Birnbaumer Fußballs. 2009 erinnerte er sich noch, daß er mit älteren Kollegen mit dem Fahrrad zum Fußballturnier nach Bomst gefahren war.

Die im deutschen Bomst lebenden Polen hatten vor Rührung geweint, als die Spieler aus Birnbaum bei den Tönen der Dabrowski-Mazurka, der polnischen Nationalhymne, eine Achtung erweisende Haltung einnahmen.
Kaczors Erinnerungen hat Andrzej Chmielewski 2008/2009 niedergeschrieben und im Buch „Ich habe Gomorra in Rokitten gesehen. Der Einmarsch der Roten Armee“ veröffentlicht.

Für die Auslandsreise haben die Klubs in der Starostei Birnbaum spezielle Passierscheine bekommen. „Zu diesen Treffen sind wir mit dem Zug gefahren, die Grenze passierten wir in Bentschen. In Bomst habe ich einen polnischen Lehrer aus Kranzig getroffen, der mir über Repressalien der Deutschen gegenüber Polen erzählte. Am Anfang des Fußballtreffens hatten wir alle Tränen in den Augen, es war für uns und für die dortigen Polen eine wichtige Stunde“, erzählte Kaczor 2009.

Über Sportwettkämpfe polnischer und deutscher Fußballmannschaften berichtete auch Wieslaw Sauter, Literat und Lehrer, der 1929 seine Arbeit im Gymnasium in Birnbaum begonnen hatte und drei Jahre später dessen Direktor wurde.
Seit 1935, als Betreuer der Fußballmannschaft aus Birnbaum, reiste er zu Fußballtreffen nach Meseritz, Bomst, Schwerin an der Warthe und Landsberg an der Warthe. Während eines der ersten Aufenthalte auf deutscher Seite machte er eine interessante Entdeckung:
„Eine ziemlich große Gruppe der Bewohner hatte die Fußballspieler auf Polnisch angesprochen!“ Die Fußballspieler aus Birnbaum pflegten auch Kontakte zu ähnlichen, aus Polen gebildeten Mannschaften im Reich.








Beweis dafür sei eine Postkarte, abgeschickt 1937 aus Groß-Posemukel bei Bomst nach Birnbaum. Der Briefwechsel wurde in polnischer Sprache geführt. Kontakte und die Zusammenarbeit der Vereine in der polnisch-deutschen Grenzregion wurden deutlich kälter, nachdem das Dritte Reich am 28. April 1939 den Nichtangriffspakt gekündigt und Vorbereitungen zum Angriff Polens begonnen hatte.





Presse-Archiv:
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2020
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2020
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2020
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2020
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2019
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2019