Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Bilder: Gazeta Lubuska


Meseritz, Pfarrer Marek WalczakMeseritz /Miedzyrzecz


Der Pfarrer rettet Wandmalereien
In der Kirche des Hl. Johannes d. Täufers in Meseritz geht eine weitere Etappe der Restaurierung wertvoller Wandmalereien zu Ende.
Diese Wandmalereien aus der Renaissance wurden vor ein paar Jahren im Presbyterium der Kirche entdeckt. Ihre Restaurierung erfolgt durch Fachleute aus einer bekannten Werkstatt in Warschau. Die Arbeit erfordert Präzision und Geduld. Bei diesen Wandmalereien handelt es sich um die einzigen der Renaissance entstammenden im Meseritzer Land. Über ihr Entstehungsdatum ist nicht zu diskutieren, weil man neben den Fresken das Datum „1545“ entdeckt hat.

Meseritz, Kirche des Hl. Johannes d. TäufersDank dieser Entdeckung konnten wir auch das Entstehungsdatum des Presbyteriums korrigieren. Bis jetzt dachten Wissenschaftler, daß dies im 17. Jh. angebaut worden sei. Jetzt jedoch haben wir die Sicherheit, daß es mindestens 100 Jahre älter ist“, sagt Pfarrer Marek Walczak.

Rückkehr eines mittelalterlichen Kriegers
Im Museum Meseritz wurde nach einer Unterbrechung von 2 Jahren eines der interessantesten und zugleich ältesten Exponate wieder ausgestellt. Hierbei handelt es sich um das Skelett eines Ritters, der gegen Ende des 11. Jhs. im Bereich des Festungsgrabens der Meseritzer Burg getötet wurde. Das Skelett wird im Keller des Museums ausgestellt, der wegen Renovierungsarbeiten für die Dauer von 2 Jahren geschlossen war.

Meseritz, BurgmuseumIn einem der Kellerräume wurde jetzt die Ausstellung mittelalterlicher Exponate eröffnet, wovon das Skelett, in dessen Brust immer noch eine Pfeilspitze steckt, fraglos zu den interessantesten gehört. „Das Skelett wurde in den 50er Jahren des 20. Jhs. bei archäologischen Grabungen im Burgbereich entdeckt.
Daß es am Festungsgraben gefunden wurde, läßt vermuten, daß der Krieger im Kampf fiel“, erklären Museumsmitarbeiter. Untersuchungen zufolge ist das Skelett etwa 900 Jahre alt. Der Gefallene war wahrscheinlich einer der Krieger des Herzogs Boleslaw III.
Schiefmund, der die Meseritzer Burg im Jahr 1094 im Kampf gegen die Pommern erobert hatte. Woher wir das wissen?
Aus der Chronik des Gallus Anonymus. Herzog Boleslaw war damals acht Jahre alt. Wahrscheinlich nahm er an der kriegerischen Expedition teil, deren Anführer der Wojwode Sieciech war. Gallus Anonymus schreibt in seiner Chronik im Abschnitt über Meseritz über die erste in diesem Gebiet durchgeführte Trepanation (Schädelöffnung).

Meseritz,  Jahrestag des Todes der Fünf Märtyrer aus Meseritz Der Jahrestag des Todes der
Fünf Märtyrer aus Meseritz

Die Missionstätigkeit, der Tod und die Verehrung der ersten polnischen Märtyrer waren die Themen der wissenschaftlichen Sitzung, die Anfang November im Meseritzer Museum gehalten wurde.
„Die Wahl des Museums als Konferenzstätte ist kein Zufall“, sagte Starost Grzegorz Gabryelski. „Von den Wänden hier schaut uns die tausendjährige Geschichte des Meseritzer Landes an“. Die Märtyrer werden umgangssprachlich als Meseritzer Brüder bezeichnet, weil sie im Jahr 1001 ihr Kloster in der Umgebung errichteten. Getötet wurden sie vor 1010 Jahren – in der Nacht vom 10. zum 11. November 1003. Sie sind die ersten polnischen Heiligen und zugleich Schutzpatrone der hiesigen Diözese.
Ihr Leben und ihre Verdienste wurden im Vortrag von Bischof Pawel Socha dargestellt. Priester Dr. Grzegorz Cyran sprach über politische Aspekte ihres Märtyrertodes. „Sie errichteten ihr Kloster auf dem Gebiet der seinerzeit heißumkämpften Grenzregion“, führte er aus.
Im Anschluß an die Jubiläumsfeier wurde am 9.11.2013 eine Dankmesse auf dem Burghof gelesen. Nach dem Gottesdienst konnten alle Teilnehmer das Museum besichtigen.


Brätz / Brójce


Maksymilian FrackowiakDie Exhumierung in Brätz -
ein weiterer Schritt zur Versöhnunge
von Maksymilian Frackowiak,
Mitarbeiter bei POMOST


Die Kenntnis vom Vorhandensein eines Massengrabs aus dem Zweiten Weltkrieg auf dem ehemaligen Brätzer evgl. Friedhof hatte POMOST schon vor ein paar Jahren erlangt. Die Quellenlage war aber insofern dürftig, als es keine näheren Angaben zur genauen Stelle des Grabes gab. Hinzu kam, daß dieser Brätzer Friedhof verlassen und verwildert war, was die Sondierung zusätzlich erschwerte.
Die Dorfbewohner erhielten 2011 vom „Dorfförderungsfond“ finanzielle Mittel für das Aufräumen des Friedhofs. Der Wildwuchs wurde beseitigt, Wege wurden wiederhergestellt. Im Zentralteil des Friedhofs wurde ein großes Betonkreuz errichtet, das an die verstorbenen evangelischen ehemaligen Einwohner von Brätz erinnern soll. Weiter wurde eine Grabstein- und Grabplatten- Sammlung angelegt. Auf diese Weise konnten wir das ursprüngliche Raumkonzept des Friedhofs erfassen, wonach wir mit unseren Sondierungen beginnen konnten. Nachdem wir sowohl von ehemaligen wie von heutigen Ortsbewohnern entsprechende Informationen erhalten hatten, konnten wir ermitteln, daß das Massengrab von der deutschen Zivilbevölkerung im Bereich der Nordmauer des Friedhofs ausgegraben worden war. Hineingelegt worden waren sowohl deutsche Soldaten wie Zivilpersonen, unter letzteren viele, die aus Angst vor den sowjetischen Soldaten, die schon im benachbarten Dürrlettel mörderisch gehaust hatten, Selbstmord begangen hatten.

Unsere Sondierungsarbeiten wurden im Juli und August durchgeführt. Hierbei halfen uns die ältesten Brätzer, die sich an den noch viele Jahre nach dem Krieg sichtbaren Grabhügel erinnerten, an dessen Stelle sich einst ein Birkenkreuz befand. Bei diesem Kreuz hatten ab und an Kerzen gestanden und waren Blumen niedergelegt gewesen, deren Spuren jedoch vom Wildwuchs verdeckt worden waren.
Das Grab wurde von uns am 14. August 2013 entdeckt, die Exhumierungsarbeiten dauerten dann eine ganze Woche an. Wir entnahmen dem Grab die sterblichen Überreste von 60 Menschen. Sie alle ruhten in einer 10 m langen Reihe in durcheinanderliegenden Schichten. Die Exhumierung wurde nach archäologischen Gesichtspunkten durchgeführt, die es ermöglichten, die zu jedem Opfer gehörenden Teile zu separieren. Aufgrund persönlicher Gegenstände und anthropologischer Beurteilung konnten wir feststellen, daß im Grab 10 Zivilisten, darunter vier Kinder, beigesetzt worden waren. Mit Pfarrer Pawel Bryk und den Ortsbewohnern wurde vereinbart, daß die Zivilpersonen erneut, diesmal in würdiger Form, auf diesem Friedhof beigesetzt werden sollten.
Bei den meisten Exhumierten handelte es sich um Soldaten, darunter acht, bei denen wir noch Erkennungsmarken fanden. Am 28. und 29. Januar 1945 hatten ca. 20 km östlich Brätz erbitterte Kämpfe um den Durchbruch durch den „Tirschtiegel-Riegel“ stattgefunden. Ein Teil der aus diesen Kämpfen entkommenen Soldaten hatte sich in den Raum Brätz abgesetzt, wo sie entweder in weiteren Kämpfen fielen bzw. von Rotarmisten erschossen worden waren. Kampfspuren waren an gefundenen AusrüstungsgegenstaÅNnden erkennbar. Im Ledergurt eines Wehrmachtssoldaten steckte das Geschoss aus einer sowjetischen Maschinenpistole. Viele Schädel wiesen Spuren eines Genickschusses auf.

Die Erkennungsmarken wurden dem Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge zugeleitet, aus dessen Unterlagen ermittelt werden kann, ob es noch Verwandte der toten Soldaten gibt. Die auf den Marken zu lesenden Namen kommen auf eine Inschrifttafel, die auf dem Friedhof aufgestellt werden wird. Das Grab enthielt auch eine große Anzahl persönlicher Gegenstände der Zivilisten wie Eheringe, Siegelringe, Geldbörsen, Brillen und ein Zigarettenetui. In einen Damenehering war das Datum 1.04.1904 eingraviert. Wir bemühen uns nun, mit Hilfe der Kirchenbücher herauszufinden, wem die Gegenstände zuzuordnen sind. In einer Geldbörse fanden wir neben deutschen auch zwei britische Münzen. Ein Ausweis belegte die Zugehörigkeit des Inhabers zur Reichsfachgruppe Imker e.V.. All diese Gegenstände werden dem Museum Meseritz übergeben.
Bei den Arbeiten wurden auch einige Grabplatten zutage gefördert, darunter die Sandsteinplatte des Brätzer Pastors Carl Julius Heinrichs und seiner Frau Antonie geb. Alberti, gestorben 1889. Wie sich später zeigen sollte, ist dies die älteste auf dem Friedhof anzutreffende Grabplatte. Weitere Funde waren den Familiengräbern Pfeiffer und Opitz zuzuordnen.

Die sterblichen Überreste der Soldaten wurden am 4. Oktober auf dem deutschen Soldatenfriedhof Neumark/ St. Czarnowo bei Stettin beigesetzt. Für die auf so schreckliche Weise ums Leben gekommenen Zivilisten gab es am 30. Oktober eine Trauerfeier auf dem alten Friedhof an der Stelle des aufgefundenen Massengrabs. An der Zeremonie beteiligt waren der katholische Pfarrer Bryk aus Brojce, der evangelische Pfarrer Dariusz Lik aus Grünberg / Zielona Gora sowie zahlreiche ehemalige sowie heutige Ortsbewohner, Schüler des Gymnasiums und Vertreter von POMOST. Für den HKr Meseritz hielt der Vorsitzende L.v.Kalckreuth eine bewegende Ansprache in Polnisch und Deutsch.

Das Kreuz über dem Grab trägt die Inschrift:
„Hier ruhen Brätzer Frauen, Kinder und Männer, die im Januar 1945 eines gewaltsamen Todes sterben mußten“.



Poznan / Posen


Kaiserschloss PosenWelche Geheimnisse birgt die Fassade des Kaiserschlosses?
Bei diesem Schloß handelt es sich um den wichtigsten Bau in demjenigen Teil der Stadt, in dem repräsentative Gebäude für den letzten deutschen Kaiser und preußischen König Wilhelm II. errichtet worden waren. Das Objekt wurde als ungleichmäßiges Polygon (Vieleck) errichtet, seine Form erinnert an eine mittelalterliche Pfalz. Der Kaiser wollte ein „germanisches“ Bauwerk errichten. Heute beeindruckt der Bau durch seine Monumentalität.
Kaiserschloss Posen
Weniger ins Auge fallen Details der Außendekoration, die besonders üppig ausgeschmückt wurde. „Es sollte eine Manifestation deutscher Herrschaft über die polnischen Gebiete sein, die bis zu den Teilungen Kernteile Polens gewesen waren“, erklärt Przemyslaw Mackowiak, der eine Dissertation darüber im Institut für Kunstgeschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften schreibt.
„Es sollte auch den ewigen Drang nach Osten illustrieren, weshalb der Braunschweiger Löwe die Spitzen des Schlosses krönte, wo sich der Kronsaal befand. Die mittelalterlichen Kämpfe der Slawen mit den Deutschen wurden dagegen in Säulenkapitellen der Fenster dargestellt“, sagt Mackowiak. Viele Motive wurden nicht nur von germanischen Sagen - vor allem dem Nibelungenlied - sondern auch von Volksmärchen inspiriert. Letztere befinden sich vor allem an der West- und Nordfassade. Unter ihnen kann man einen Fuchs an einem Weinstock oder den mit einem Drachen kämpfenden Siegfried entdecken.

Kaiserschloss Posen „Die Skulpturen spiegeln auch die Funktion der Innenräume wider“, bemerkt Mackowiak. „Besonders die Kaiserappartements wurden dadurch betont, daß an der Fassade die Schutzpatrone des Rittertums, also die Heiligen Georg, Florian, Michael und Hubertus, dargestellt wurden. Die Fenster des Thronsaals hatten vollplastische Darstellungen mittelalterlicher Herrscher, Karls des Großen und Friedrich Barbarossa, die aus ideologischen Gesichtspunkten als besonders wichtig erachtet worden waren.

Ab dem Moment seiner Entstehung wurde das Kaiserschloß als historisches Objekt betrachtet. Seine Innenräume vermittelten positive Eindrücke – und dies nicht nur bei den Deutschen. Auch Polen waren begeistert. Hierfür nur der Hinweis, daß der Thronsaal einer byzantinischen Basilika nachempfunden wurde und die Kapelle sich auf die Cappella Palatina in Palermo bezog.


Kaiserschloss Posen



Presse-Archiv:

Mitteilungen aus der poln. Presse III/2013
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2013
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2013
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009