Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Bilder: Gazeta Lubuska


Meseritz /Miedzyrzecz


Meseritz Burg, neue gefundene MaueröffnungDie Burg gab ein Geheimnis preis
Bei Renovierungsarbeiten an der Burg wurde eine Nische entdeckt, die Rätsel aufgab. Zunächst wurde angenommen, es handele sich um eine Schießscharte oder einen Geheimgang. Aus alten Unterlagen geht jedoch hervor, daß es sich um einen Fensterdurchbruch aus dem 19. Jh. handelt, als die Burg als Bierdepot diente.
Entdeckt wurde die Nische durch Dariusz Falbierski von der Grünberger Baufirma Gorbacz, die die Burg renoviert. „Sie war zugemauert. Zuerst dachte ich, es sei ein geheimer Gang“, sagt der Bauarbeiter. Die Wände der Burg sind sehr altersschwach, weshalb Arbeiter die Schadstellen ausbessern. Beim Renovieren der Bastei, die den Südteil der Burg schützt, fand man die Nische in der untersten Ebene, dem ältesten Teil der Festung, dicht über dem Erdboden. Museumsarbeiter schließen die Hypothese aus, daß es sich um einen geheimen Gang bzw. einen Fluchttunnel handelt. Sie erklären vielmehr, dass die Nische sich im Frontteil des Bauwerks befindet, welcher feindlichen Angriffen am stärksten ausgesetzt war. Wer heimlich fliehen wollte, hätte dies nicht von der Front- sondern eher von der der Obra zugewandten Seite getan, von der aus der Zugang zur Außenmauer erschwert war.
„Festungen dieser Art gehen auf das 16. Jh. zurück. Schon 100 Jahre nach ihrer Entstehung setzte der Verfall ein. In der Zeit zwischen den Weltkriegen war da nur noch ein Schutthaufen. In den 50er und 60er Jahren des 20. Jhs. wurde die Burg wiederaufgebaut. Original sind nur die Fundamente sowie die untersten Schichten, der Rest ist rekonstruiert. Über den Teil der Burg, in dem die Nische entdeckt wurde, existiert jedoch eine Urkunde aus der Zeit der Renaissance“, versichert Stefan Liberkowski vom Museum.
Zusammen mit Liberkowski betreten wir die Kellerräume des Turms. Hier sind die Mauern fast 3 m dick. Sie waren Zeugen schwedischer Belagerung. Ringsum gibt es ein paar Nischen mit kleinen Öffnungen (Schießscharten), durch die wir auf das Museum schauen. Liberkowski erklärt, daß die Verteidiger mit Handwaffen wie Armbrüsten, Handbüchsen bzw. Arkebusen (Hakenbüchsen) aus diesen Öffnungen schossen.
Die Burg wurde in der 2. Hälfte des 14. Jhs. auf einem künstlich angelegten Hügel an der Mündung der Packlitz in die Obra errichtet. Davor gab es dort schon eine Schutzburg. Ihren Verteidigungscharakter verlor die Burg im 17. Jh.. Zwei Jahrhunderte später war sie nur noch ein Bestandteil des Schloßguts Meseritz, dessen Eigentümer in der alten Starostei wohnten. In der Nähe befand sich eine Brauerei; und das Bier wurde eben in den Kellern der Bastei gelagert, wo es im Sommer relativ kühl ist. „Und aus dieser Zeit stammt der jetzt entdeckte Mauerdurchbruch, der eben später wieder zugemauert wurde“, zeigt Patorski, ein weiterer Museumsmitarbeiter, sich überzeugt.

Meseritzer Stadtmodell aus PaderbornDas Meseritz von 1920 jetzt als Miniaturmodell im Museum
Das Museum meldet einen Neuzugang. Es handelt sich um das 1982-83 vom Künstler Alfons Latzke geschaffene Stadtmodell, welches zeigt, daß das Stadtzentrum vor 90 Jahren sehr anders aussah als heute. Direktor Andrzej Kirmiel holte das Exponat, dessen Eigentum sich der Kreis Paderborn und der HKr Meseritz teilen, als Dauer-Leihgabe aus dem Kreismuseum Paderborn auf der Wewelsburg ab.
Es hat einen Umfang von 1,8 x 2 m.
Wie sah die Stadt damals aus? „Anders als jetzt“, sagt Lukasz Bednaruk, ein Mitarbeiter des Museums. Zum Beispiel hatte sie noch keine Kasernen, weil die erst in den 1930er Jahren gebaut wurden. Dafür sieht man noch das Landratsamt zwischen dem Postamt und dem Garnisonsklub sowie das Gymnasium an der Ecke der heutigen Swieczewskiego/ Kirchstraße und der Konstytucji 3 Maja/ Lustgartenstraße, außerdem das Gebäude der Freimaurerloge, das Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde.
Ferner sind auszumachen die Denkmäler der Germania an der Johanneskirche sowie von Kaiser Wilhelm I., die beide nach dem Zweiten Weltkrieg beseitigt wurden. Vor 90 Jahren sahen auch das Krankenhaus sowie der Markt völlig anders aus als jetzt, die urbane Struktur hat sich seitdem gänzlich verändert. Bednaruk sagt, daß das Stadtmodell Gegenstand des Geschichtsunterrichts werden kann. Für Regionalforscher stellt es eine große Attraktion dar.

Verborgene Nische in der Pfarrkirche
St.Johannes entdeckt

Im Altarvorraum von St. Johannes stieß man auf eine heiligen Sakramenten gewidmete Nische. Dies beweist, daß der Altarvorraum älter als bisher angenommen ist und wirft neues Licht auf die Geschichte dieses Gotteshauses. Die Nische ähnelt einem Fenster. Sie wurde im Zuge der Renovierung des Presbyteriums entdeckt. Worum handelt es sich dabei? „Es ist eine „Sakramentsnische“. Früher hat man dort das heilige Sakrament und Öle aufbewahrt; daher auch der Name“, erklärt Ryszard Patorski vom Museum, der die Geschichte der ältesten Meseritzer Kirche seit Jahren untersucht.
Die Entdeckung bestätigt lt. Patorski die Hypothesen der Wissenschaftler mit Bezug auf das Presbyterium. Bis zum Anfang des 17. Jhs. wurden Tabernakel mit Sakramenten in speziellen Kapellen, Sakristeien oder eben in solchen Nischen wie der jetzt entdeckten aufbewahrt.
Erst 1614, zur Zeit von Papst Paul V., begann man, die Sakramente in Altären aufzubewahren. Hieraus ergibt sich für die Johanneskirche nur die eine Schlußfolgerung, nämlich, daß ihr Presbyterium über 400 Jahre alt ist. Dabei waren die Historiker noch vor ein paar Jahren fest überzeugt, daß das Presbyterium erst im 17. Jh. errichtet wurde.
Im vergangenen Jahr hat man während der Renovierungsarbeiten am Presbyterium Renaissance- Wandmalereien, die auf das Jahr 1545 datiert wurden, entdeckt. Der damalige Starost war Wawrzyniec Miszkowski und genau sein Wappen befindet sich neben den Freskos, was eindeutig belegt, daß er deren Stifter war. Nachdem man jetzt noch die über 400 Jahre alte Nische entdeckt hat, kann man die Geschichte der Kirche von Anfang an neu schreiben. Das meint auch Patorski.
Die Renovierung der Kirche dauert einige Monate. Pfarrer Marek Walczak, der Dekan des Dekanats Betsche, unterstreicht, daß bedeutende Teile der dafür erforderlichen Mittel von der Stadtbehörde und den Einwohnern stammen. Jetzt erhofft er sich auch Zuschüsse des Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe.

Meseritz Museum historischer StadtplanHistorischer Stadtplan im Museum
Innerhalb der letzten 2 Jahrhunderte hat die Stadtlandschaft Brauereien, das Schützenhaus sowie das evangelische Krankenhaus verloren. Wo lagen diese alle? Das kann man auf einer Kopie des Archivstadtplans erkennen. Gegen Ende des 18. Jhs. war die Stadt bedeutend kleiner und von zahlreichen Gutshöfen umgeben. Den Beweis dafür liefert ein alter Stadtplan, den man seit kurzem im Museum bestaunen kann. Die Museumsmitarbeiter setzen ihn im Geschichtsunterricht für Schüler ein, die im Rahmen der Heimatkunde ins Museum kommen.
Der alte Stadtplan wurde 1780 von Ingenieur Harnisch angefertigt. „Meseritz lag zu jener Zeit noch innerhalb der Grenzen Polens. Erst 12 Jahre später, nach der Zweiten Teilung, wurde die Stadt an Preußen angegliedert. Die Anfertigung des Stadtplans erfolgte jedoch schon unter der Überwachung durch einen preußischen Architekten“, bemerkt Ryszard Patorski. 1780 hatte Meseritz seine Blütezeit schon hinter sich, gleichwohl war es eine der wichtigsten Städte im Westteil des Landes. Wie sah sie nun aus?
Zentralpunkt der Stadt waren die Burg und die anliegenden Starosteigebäude, wovon ein Teil bis heute existiert. Zwischen damals und heute wurden unter anderem zwischen der Burg und dem Torgebäude liegende Ställe abgerissen; zwischen den Weltkriegen wurde die Brauerei im ehemaligen Starosteigebäude, in dem sich heute das Museum befindet, untergebracht. „Gegen Ende des 18. Jhs. gab es bei uns mehrere Brauereien“ erzählt Lukasz Bednaruk vom Museum. Auf dem Stadtplan wurden 2 weitere Brauereien verzeichnet. Die eigentliche Stadt beschränkte sich auf das heutige Zentrum. Hinter seiner Westgrenze lag das evangelische Krankenhaus während das katholische Krankenhaus auch außerhalb der Stadtmauer stand, aber im Osten, an der Posener Straße.
Warum errichtete man die Krankenhäuser außerhalb der Stadtmauern? In erster Linie geschah dies, um eventuellen Epidemien vorzubeugen. Im Norden grenzten Bürgergärten an die Stadtmauern, dort befand sich auch das Schützenhaus. Innerhalb der letzten 200 Jahre veränderte die Stadt sich stark. Was allerdings unverändert erhalten geblieben ist, ist das Straßensystem, das seine Wurzeln noch im Mittelalter hat.
Der im Museum Meseritz ausgestellte Stadtplan war im Posener Staatsarchiv aufbewahrt worden, ging aber im Zweiten Weltkrieg verloren. Archivmitarbeiter hatten ihn aber 1939 fotografiert, was das Anfertigen einer Kopie ermöglichte.
Das Museum verfügt auch über einen Plan der Umgebung, der vom selben Architekten angefertigt wurde. „Dies ist eine Fundgrube an Informationen über die alte Gemeinde“, sagt Patorski.


Tirschtiegel / Trzciel


Maria Gorna-Bobrowska, Tirschtiegel Scharfer Wahlkampf um das Amt
des Bürgermeisters

„Schluß jetzt mit Verfall und Vernachlässigung“ ist der Kampfruf von Maria Gorna-Bobrowska, der ehemaligen Vorsitzenden des Stadtrats, die Bürgermeisterin werden will. Der jetzigen Behörde wirft sie vor allem Passivität vor und spricht die Probleme der Gemeinde offen an. Gleichzeitig entwickelt sie ihre Vision der zukünftigen Entwicklung.
„Die Gemeinde Tirschtiegel entwickelte sich in den letzten Jahren (unter der Verwaltung von Bürgermeister Jaroslaw Kaczmarek, der im Frühjahr einen Autounfall unter Alkoholeinfluß verursacht hat) viel zu langsam und kraftlos. Eine Stimmung von Nachlässigkeit machte sich breit, der Schlendrian war akzeptiert“, meint Gorna- Bobrowska.
Die Bürger verdienen es, in schönen, gepflegten und freundlichen Ortschaften zu leben, die auch eine Perspektive haben.
„Seit Jahren ändert sich hier nichts. Die Leute sagen mir, daß Tirschtiegel, Brätz und Dürrlettel heute genau so schlimm aussehen wie vor 30, 40 oder 50 Jahren. Die Hausfassaden sind noch stärker zerkratzt und die Straßen noch schäbiger als früher“, setzt sie hinzu.
Deswegen sagt sie, sei es an der Zeit, die Dinge zu ändern. Sie meint, die erforderliche Qualifikation, Erfahrung und genug Energie zu besitzen, der Aufgabe gewachsen zu sein.
Gorna-Bobrowska hat sich also entschlossen, den Kampf um das Bürgermeisteramt aufzunehmen.

Wie wir nach Redaktionsschluß erfahren haben, hat Frau Gorna-Bobrowska die Wahl in Tirschtiegel gewonnen. Wir gratulieren und wünschen viel Erfolg für ihre Arbeit. Dank ihrer Kreativität wurden in Tirschtiegel schon manche Initiativen realisiert.
Sie hat Pläne, mit der Hilfe von EU-Zuschüssen konkrete Projekte zu entwickeln. Auf diesem Gebiet ist sie Expertin, hat sie doch ein Studium der Verwaltung von EU-Fonds absolviert.


Birnbaum /Miedzychód


Birnbaumer LapidariumLapidarium geplant
Auf dem Hof des Museums verfallen seit ein paar Jahren über 30 Grabsteine (Mazewas) vom ehemaligen jüdischen Friedhof. Der Museumsdirektor verspricht, daß diese im Herbst 2011 zu Bestandteilen eines Lapidariums werden, das auf dem Gelände dieses Friedhofs angelegt wird.
Die Steine sind teils aus Basalt, teils aus Sandstein und tragen sowohl deutsche wie hebräische Inschriften. „Sie sind ein Zeugnis der multikulturellen Tradition von Birnbaum. Von hier stammten u.a. der Maler Lesser Ury, die Großkaufleute Oscar, Hermann (HERTIE) und Leonhard (KAUFHOF) Tietz sowie der Komponist Hugo Hirsch, der der „Altmeister“ der Berliner Operette wurde“, listet Marcin Wygocki vom Museum für die Geschichte der Polnischen Juden in Warschau auf.
Wygocki hat Aufnahmen der Grabsteine, aber auch der Gebäude, die mit der Geschichte der Birnbaumer Juden verbunden sind, gemacht. Er ist der Meinung, die Grabsteine sollten an ihren ursprünglichen Ort zurückgehen. „Genau so wird es geschehen“, sagt Antoni Taczanowski, Bibliothek- und Museumsdirektor. Die Juden pflegten ihre Toten auf Hügeln zu beerdigen, weshalb ihr ehemaliger Friedhof oberhalb des nahen Birnbaumer Hauptbahnhofs liegt. Im Krieg wurde er verwüstet, mit den Grabplatten belegte man Wege im Alten Warthehafen. Heute ist das Friedhofsgelände von mannshohem Unkraut überwuchert. Taczanowski verspricht, daß es von Jugendlichen aus Polen, Israel, Deutschland und den Niederlanden saniert wird. „Dort wird ein Lapidarium entstehen, das zu einer unsere Völker verbindenden Brücke wird. Über das Projekt sprach ich schon mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde Berlin“, sagt er.
Das Lapidarium soll im Herbst 2011 fertig sein und im Rahmen des „III. Weltkongress der Birnbaumer“ eröffnet werden. „In der Vergangenheit lebten in Birnbaum und Umgebung Polen, Deutsche, Juden und Hauländer (?, d. Red.), weshalb auch der Honorarkonsul der Niederlande, Dr. Andrzej Gawronski, seine Unterstützung versprochen hat“, erzählt Taczanowski.

Eulenberger WolfDer Eulenberger Wolf kommt ins Netze-Urwald-Museum
Ein Schmuckstück im Arbeitszimmer von Oberförster Piotr Bielanowski ist ein ausgestopfter Wolf, der im Herbst 2009 auf der Straße bei Eulenberg zu Tode kam. Bald soll er ins Naturlehrzentrum, das aus Initiative von Förstern in Mokritz errichtet wird, überführt werden. Wolfsklauen flößen auch erfahrensten Jägern Respekt ein. Sie sind kaum gekrümmt und fast 4 cm lang. Mit ihnen könnte das Raubtier die Gurgel eines Keilers oder den Magen eines Hirsches zerreißen. Es könnte, denn am 30. November 2009 kam es auf der Straße zwischen Driesen und Birnbaum durch den Zusammenprall mit einem Auto bei Eulenberg zu Tode und wurde von Förstern gefunden. Das Tier wog 46 kg, es war ein junger Rüde von etwa 3 oder 4 Jahren, der als Einzelgänger unterwegs war.
Für die Förster ist der Fund ein Beweis dafür, daß die Wölfe nach fast 30 Jahren Abwesenheit wieder in den Netzeurwald zurückgekommen sind. Das Tier wurde in der Werkstatt von Pawel Skorkas in Posen präpariert. „Es ist ein schönes Stück und wird eines der interessantesten Exponate in dem Naturlehrzentrum sein, das gerade in Mokritz errichtet wird. Dieses Zentrum wird das Museum des Netzeurwalds sein“, erzählt der Oberförster. Das Museum wird im alten Forsthaus von 1890 untergebracht. Dieses Haus hat eine interessante Geschichte. Es liegt am Ortsrand des nicht mehr existierenden Dorfes Radusch.
Vor dem Zweiten Weltkrieg war Radusch das größte Dorf im Netzeurwald, seine Bewohner wurden 1940-42 von den Nazis umgesiedelt. „Vor dem Krieg lebten dort über 600 Menschen. Die Protestanten beteten in ihrer Kirche, die Katholiken in der Kapelle im Gebäude des Grenzschutzes“ erzählt Artur Paczesny, Museumsmitarbeiter aus Birnbaum.


Zirke / Sieraków


Ev. Kirche - Zirke / Sieraków - 1900Dramatisches Schicksal der ehemaligen evangelischen Kirche
Die Bemühungen, die historische Kirche vor dem Untergang zu bewahren, sind mißlungen. Damit hat Zirke ein Denkmal verloren, das zu seiner größten Attraktion hätte werden können. Am Nachmittag des Freitag, 15. Oktober 2010, stürzte der Turm des Südteils der Kirche ein. Die Kirche wurde 1782-85 von Gottlieb Werchan gebaut.
Mit ihrer charakteristischen Fachwerkkonstruktion war sie eine der wichtigsten und zugleich die am meisten vernachlässigte Sehenswürdigkeit der Stadt. Im Stadtzentrum am Wartheufer gegenüber dem Rand des Netzeurwalds gelegen, überdauerte das Gotteshaus mehrere Brände sowie zwei Weltkriege. In den 50er Jahren mißlang ein Versuch, den Bau in ein Kulturhaus umzuwandeln. Der Versuch, die Kirche ihres „deutschen“ Charakters zu entkleiden, endete mit einem tödlichen Unfall, womit der Bau noch tiefer in die Ungnade der Zirker geriet.
Ev. Kirche Zirke nach dem Zusammensturz Später wurden Waren verschiedener Art darin gelagert. In den 60er Jahren wurde in der Nähe ein Wohnblock errichtet, der den Blick auf die Kirche so wirksam abdeckte, daß die Chance eines Integrierens des Baus in die urbane Struktur vertan war.
Seit die Kirche in den 90er Jahren Eigentum der Gemeinde wurde, verfiel sie immer rascher, bis am 15.10. ihr Ende gekommen war.
Die Auffassung von Menschen ändert sich. So sind die Zirker heute böse, daß die Verwaltung es bis heute nicht geschafft hat, Mittel für den Wiederaufbau der Kirche zu beschaffen. Die Gemeinde wandte sich zwar wegen Unterstützung an das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe, was jedoch ohne Echo blieb.
Noch bis vor kurzem war die Kirche eine von nur zwei originalen, nicht umgebauten, evangelischen Kirchen in Großpolen. In Zirke waren Pläne erörtert worden, in der alten Kirche ein der Binnenfischerei bzw. der Warthe gewidmetes Museum einzurichten. Es hängt nun von der Entscheidung des Denkmalamtes bzw. der Baubehörde ab, welches das weitere Schicksal der historischen Kirche sein wird.


Schwiebus / Swiebodzin


Maria Gorna-Bobrowska, Tirschtiegel

Gigantomanie an der E 30 – Das Christkönigdenkmal dominiert Schwiebus
„Religiöse Symbole sollten nicht im Inneren von Kirchen eingeschlossen sein. Ihr Platz ist im öffentlichen Raum. Die Christkönigfigur in Schwiebus ist ein Glaubensbekenntnis all derjenigen, die zu ihrer Errichtung beigetragen haben“, sagt Bischof Stefan Regmunt.

Am Totensonntag, dem 21. November, wurde die Figur unter großer Beteiligung der Bevölkerung sowie vieler, auch ausländischer, Gäste geweiht. Die Feuerwehr, Ärzte und Ordnungsdienste waren ebenso in Bereitschaftsdienst wie Pfadfinder und die Malteser-Unfallhilfe. Der Bischof der Landsberger Diözese unterstrich, daß die Figur nicht in erster Linie eine touristische Attraktion sondern ein Zeichen des Glaubens sein soll.
„Sie ist ein Zeichen des Glaubens, und der Glaube braucht auch materielle Zeichen, die Zeugnis von ihm ablegen. Ein solches Zeugnis ist das Schwiebuser Denkmal. Es ist ein Zeichen der Verehrung des Erlösers und des Anerkennens seiner Herrschaft über die Welt“ sagt Bischof Regmunt.

Das Denkmal und das Sanktuarium der Barmherzigkeit bilden eine Einheit. Gemeinsam sollen sie ein Kultusort und Ziel der Pilgerschaft von Gläubigen aus ganz Polen sein. Initiator und Leiter des Projekts ist Prälat Sylwester Zawadzki.
„Ich erinnere mich an den Tag, an dem die Idee für das Denkmal entstand. Es war im November 2000. Damals fand in Schwiebus die Inthronisation des Christkönigs statt. Dieses Ereignis wollten wir durch ein Symbol verewigen. Es gab verschiedene Ideen, wir wählten die beste aus“ sagt Zawadzki.
Die Figur selbst, ohne Krone und Sockel, mißt genau 33 m, also genau so viele Jahre, wie Christus gelebt hat. Die Krone ist 3 m hoch, was der Zahl der Jahre entspricht, während derer er in der Öffentlichkeit wirkte. Der Hügel wurde aus 5 Ringen gebaut, die die Kontinente symbolisieren.
Die Figur wiegt 440 to, die Gesamthöhe beträgt 36 m. Es handelt sich um die größte derartige Konstruktion in der Welt. „Es ging mir nicht darum, Rekorde zu brechen. Das Denkmal soll eine katechetische Funktion erfüllen, soll uns daran erinnern, daß Christus der König der Welt ist“ sagt Priester Zawadzki.


Rio de Schwiebusaneiro – mit dem Thema des größten Christusdenkmals lebt das ganze Internet
Zwei Touristen unterhalten sich in Rio de Janeiro:
„He, weißt Du, daß es in der Welt noch eine zweite solche Christusfigur gibt – nur viel größer?“ – „Ja? Und wo?“ – „In Schwiebus ...“

Ein solcher Witz kreist im Internet. Benutzer von Facebook, der populärsten Kommunikations-Plattform der Welt, verabredeten sich zur Einweihung unter dem Motto „Die große Einweihung von Jesus in Rio de Swiebodzineiro“.
Termin: 21. November 2010 von 12 -14 Uhr. Schauplatz: Schwiebus, gegenüber vom TESCO-Supermarkt.

Diejenigen, die das Ereignis in Facebook bekanntmachten, verbinden diese Einladung mit einem Augenzwinkern. In der Information lesen wir: „Pfarrer Sylwester Zawadzki, der geniale Architekt und Unternehmer, beschloß, seine Lebensleistung mit einem großen Werk zu krönen, dessen Echo um den ganzen Erdball hallen wird.
Die große Christusstatue, die sich in Schwiebus befindet, wird den bisherigen Rekord, der Rio de Janeiro gehörte, schlagen. Die Astronauten behaupten, der Schwiebuser Christus werde aus der Umlaufbahn zu sehen sein und Theologen kündigen einen baldigen Zustrom von Gnade und Segen für die örtlichen Supermärkte, allen voran TESCO, an. Pilger, strömt ab November zuhauf nach Schwiebus!“

Internauten sind pietätlos und machen sich lustig über das ganze Unternehmen.





Presse-Archiv:
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009