Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Bilder: Gazeta Lubuska


Meseritz /Miedzyrzecz


Kreative Gymnasiasten in MeseritzKreative Gymnasiasten
Eine Wand im ersten Stock des Gymnasiums Nr. 2 in Meseritz wurde mit Graffitis verziert; sie entstanden im Rahmen des Unterrichtsteils „Die Welt malen“. Die Schule trägt den Namen des berühmten polnischen Dichters Adam Mickiewicz und so dominiert sein Porträt als Graffiti die anderen Darstellungen, die den Korridor des ersten Stocks schmücken.
Das Bild ist ein Werk des Grünberger Künstlers Jakub Bitka, die Gymnasiasten haben Szenen und Sentenzen aus den Werken des Dichters hinzugemalt. Jetzt sind die bisher so schmucklosen Wände des Korridors lustig, bunt und originell. Die Ausführung erfolgte in professionellen Farben und so wird das Werk das Auge des Betrachters gewiß mehrere Jahre lang erfreuen.

EU-Geld für wichtige Investitionen im Kreis
Brüssel hat aus dem Titel „Förderung dörflichen Lebens“ fast 3 Mio. Euro für Umweltschutzmaßnahmen bereitgestellt. Die von Experten begutachteten und für foÅNrderungswürdig erklärten örtlichen Planungen hatten ihren Platz auf der „Rangliste“ (Dringlichkeitsliste) gefunden. Die Gemeinde Betsche erhält Mittel für zwei Projekte; beim ersten geht es um den Bau kleiner Hauskläranlagen, beim zweiten um den Ausbau der bestehenden Wasserleitung.
Die Investition soll bis 2014 abgeschlossen sein, das auf die kleine Gemeinde entfallende Gesamtvolumen beträgt 825 000 Euro.
Auch Tirschtiegel hat Anlaß zur Freude, es erhält Mittel in ähnlicher Höhe. „Dank der Zuschüsse werden wir die Kläranlage in Tirschtiegel modernisieren und eine neue in Kutschkau bauen können.
In beiden Orten werden wir neue Tiefbrunnen errichten und in Brätz ein Stück der Wasserleitung bauen“, sagt Maria Bobrowska-Gorna, Bürgermeisterin aus Tirschtiegel. Kleinere Anteile des insgesamt bereitgestellten Mittelumfangs werden auch nach Pieske, Kurzig, Grunzig und Blesen fließen.

Priorität für Obrabrücke und „Ostring“
Der städtische Etat für 2013 enthält auch Mittel für das Erstellen von Konzeptionen für den Bau einer neuen Obrabrücke und des „Ostrings“. Beide Vorhaben sind vom Bürgermeister Dubicki in Vorschlag gebracht worden. „Bevor diese beiden Projekte realisiert werden können, müssen viele Formalitäten erledigt werden, nicht zuletzt müssen Kostenvoranschläge erarbeitet werden“, sagt er. Die Entscheidung über das Realisieren der Projekte liegt beim Stadtrat, dessen Vorsitzender die Investition allerdings als wichtig für die Stadt erachtet.

Ostwall
Mitarbeiter des Museums des „Oder-Neiße-Bogens“ haben den Sockel der Beobachtungskuppel des Bunkers 717 instandgesetzt. Dieser Bunker steht am Eingang des Festungsmuseums. Die Meseritzer Verwaltung will den Bunker gründlich renovieren, die Arbeiten sollen im Frühjahr 2013 aufgenommen werden. Als erstes soll der Sockel in Angriff genommen werden. Wochenlang haben eigene Kräfte die kaputten Mechanismen gereinigt und fehlende Teile neu hergestellt. Jetzt ist der Sockel wieder drehbar.
„Unser Museum weist jedes Jahr steigende Besucherzahlen auf, wir müssen uns daher um die Pflege der Attraktionen kümmern“, sagt Leszek Lisiecki, der Museumsdirektor.
„In der Kuppel hielten zwei Soldaten Wacht und beobachteten das Vorfeld durch Periskope“. Der Raum ist eng, weshalb sie den Sockel per Handrad drehten, wenn sie von dem einen zu dem anderen Periskop gelangen wollten“, sagt Tadeusz Rekawek, Museumsmitarbeiter und Mechaniker, der den Sockel gangbar gemacht hat.

„Soll Meseritz wieder zu Posen gehören?“
So lautete kürzlich eine Schlagzeile der „Gazeta Lubuska“ womit eine Umfrage bezeichnet wird, die im Auftrag vieler Leser durchgeführt wird, die der Meinung sind, daß Meseritz und die anderen Gemeinden der Starostei administrativ wieder zur Wojwodschaft Großpolen gehören sollten.
Dies wäre im Sinne der historische Traditionen, die sogar von Preußen und (ab 1871) auch vom Deutschen Reich beibehalten worden war. Ein für diesen Plan (d.h. Herauslösen aus der Lebuser Wojwodschaft) sprechendes Argument ist die Tatsache, daß Posen viel größer ist als die beiden im Wettstreit miteinander liegenden Städte Grünberg NS und Landsberg. Posen ist ein starkes Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturzentrum.
Die Befürworter dieses Plans führen auch an, daß die Verwaltungen von Betsche und Prittisch vor der Verwaltungsreform Entschließungen für die Zugehörigkeit beider Gemeinden zu Großpolen verabschiedet hatten. Mit Bezug auf Meseritz war es so, daß der Rat der Stadt sich seinerzeit für die Zugehörigkeit zur Wojwodschaft „Lebuser Ländchen“ entschieden hatte. Gegner des Anschlusses an Großpolen weisen darauf hin, daß die Lebuser Wojwodschaft EU-Zuschüsse viel wirksamer nutzt. Starost Grzegorz Gabryelski verteidigt die Lebuser Identität, weshalb fraglich ist, ob der Änderungsplan eine Chance auf Verwirklichung hat.

Meseritz – ein kurzer Spaziergang durch die Stadt und ihre UmgebungStadtbummel mit
neuem Stadtführer
„Meseritz – ein kurzer Spaziergang durch die Stadt und ihre Umgebung“ heißt die neue polnisch-, englisch- und deutschsprachige Ausgabe des gerade erschienenen Stadtführers.
Das Buch zählt 22 Seiten und enthält viele Farbfotos, darunter auch Archivbilder der Stadt. Dargestellt werden Sehenswürdigkeiten und touristische Attraktionen von Meseritz. Das Werk enthält darüberhinaus ein Register von Unterkunftsmöglichkeiten, Restaurants und Tankstellen; interessant beschrieben sind auch die Wanderwege.


Pszczew / Betsche


Behindertenheim eröffnet
Im Oktober wurde das Haus für Behinderte eröffnet. Seine Errichtung kostete 800 000 Euro und geht auf eine Initiative der Gemeindeverwaltung zurück. In dem Bau finden 29 Behinderte aus der Gesamtgemeinde Betsche Aufnahme. Moderne, funktional ausgestattete Räume bieten ein Höchstmaß an Komfort. Im Erdgeschoß befinden sich eine Apotheke und Arztpraxen. Im ersten Stock sind 10 Wohnungen eingerichtet.
In hellen Gemeinschaftsräumen werden die Behinderten an musikalischen, gastronomischen und Informations- Workshops teilnehmen können.


Brójce / Brätz


Neuer Führer über einen alten Friedhof
Mit dem Erscheinen dieses Werks ist Brätz der einzige Ort im Kreis Meseritz mit einer eigenen Monografie über einen Friedhof.
Das Buch „Der evangelische Friedhof in Brätz – Vergangenheit und Erinnerung“ ist dem evangelischen Friedhof gewidmet; herausgegeben wurde es im Auftrag der Gemeindeverwaltung. Es besteht aus acht Kapiteln, die sich mit der Geschichte, aber auch der Flora und den erhalten gebliebenen Grabtafeln befassen. Mit dem Buch ist ein Schlußstein in der Revitalisierung der Begräbnisstätte gesetzt. Die Auflage beträgt nur 100 Exemplare, die zuvorderst an Menschen verteilt wurden, die sich besonders bei der Wiederherstellung einsetzten.

Gräber von Jugend und Erwachsenen in Pflege genommen
Über einhundert Einwohner von Brätz schlossen sich einer von der Feuerwehr initiierten Aktion an, die das Ziel hatte, den ehemaligen deutschen Friedhof aufzuräumen. „Es ist doch ein Teil der Geschichte unseres Dorfs“, erklärten sie.
Am Vorabend von Allerheiligen, einem Fest das eine große Bedeutung in der polnischen Tradition hat, versammelten sich viele Menschen auf dem evangelischen Friedhof von Brätz. Alle hatten sich während der vergangenen 18 Monate an Aufräumungsarbeiten der Begräbnisstätte beteiligt.

TRANS im Nationalstadion Warschau Die letzte Aktion betraf das Abstecken eines Naturpfads und die Konferenz vom 31. Oktober, auf der eine Schlußbesprechung stattfand. „An dem Projekt waren insgesamt 150 Menschen beteiligt. Es handelte sich um die größte aus einer Bürgerinitiative entstandene Aktion der letzten 20 Jahre“ sagt Halina Pilipczuk, die die Arbeiten im Auftrag der Brätzer Feuerwehr koordiniert hatte. Den ersten Anstoß hatte Pfarrer Pawel Bryk gegeben, der die Einwohner vor zwei Jahren dazu anregte, zu Allerheiligen Kerzen auf dem Friedhof anzuzünden. „Den Anfang bildete das Sammeln und Beseitigen des Mülls, was einen Aufwand von hunderten von Arbeitsstunden bedeutete“ sagt Marek Romanow, Vizechef der Brätzer Feuerwehr. In Brätz ist die Feuerwehr eine Macht. Die Einheit zählt 50 Mitglieder, darunter auch Jugendliche. Dem Appell zur Beschäftigung mit dem Friedhof folgten 100 Einwohner, darunter eine große Zahl von Schülern.

Man säuberte Grabplatten und stellte sie wieder auf. Auf manchen von ihnen kann man sogar noch die Namen der Bestatteten entziffern. Brätz lag hunderte von Jahren lang an der Grenze zwischen Großpolen, Brandenburg und Niederschlesien. Evangelische Gläubige erschienen hier schon im 16. Jh., der Friedhof ist allerdings nicht älter als zweihundert Jahre. Im Ort lebten neben Polen auch Deutsche und Juden. Dr. Marceli Tureczek von der Universität Grünberg zitiert ein aus dem 17. Jh. stammendes Dokument, in welchem sich die Bierbrauer beim Meseritzer Starosten beklagen, daß die Einwohner zum Biertrinken „in das Glogauer Herzogtum“ (hiermit kann der Brätz benachbarte Ort Muschten Kreis Schwiebus gemeint sein, der bis 1742 zu Schlesien gehörte, d.Red.) gehen.
Während der Aufräumungsarbeiten wurden seltene Pflanzen- und Tierarten entdeckt, weshalb hier mit Hilfe von Naturforschern auch ein Naturlehrpfad abgesteckt wurde. Dort befinden sich Informationstafeln mit Abbildungen der auf diesem Gelände anzutreffenden Fauna und Flora. „Wir werden uns um den Friedhof kümmern. Er ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte“ ist die einhellige Meinung der Brätzer.


Miedzychód / Birnbaum


Begabtenförderung

Im Rathaus wurden im November Stipendien verteilt, die die „Stiftung zur Förderung junger Talente“ seit 15 Jahren vergibt. Gefördert werden vor allem Jugendliche aus armen Familien, die besonders gute Ausbildungsleistungen vorzuweisen haben. Im November erhielten 18 Jungen und Mädchen Stipendien, die ihnen helfen, Fremdsprachenunterricht zu finanzieren oder Bücher zu kaufen. Die Stiftung finanziert sich aus Zuwendungen von in Birnbaum und Umgebung ansässigen Firmen, es gibt auch private Sponsoren. Um Mittel aufzubringen werden auch Konzerte, Tombolas und Versteigerungen veranstaltet.

Ketzergesichter an der Kirchenmauer
Eine der touristischen Attraktionen von Birnbaum ist die kleine historische Kirche aus dem 16. Jh. In ihre Fassade wurden Steine in der Form menschlicher Gesichter eingemauert. Es soll sich um die Gesichter von Protestanten handeln, die versucht hatten, den Kirchenbau zu verhindern und dafür scharf bestraft worden waren. Die Kirche des „Martyrium des Hl. Johannes des Täufers“ aus dem 16. Jh. wurde von Jan Ostorog gestiftet. Ihre Ausstattung stammt vorwiegend aus dem 17. und 18. Jh..
Bevor man das Gotteshaus betritt, lohnt es sich, das Flachrelief „Huldigung der Hirten“ aus dem 17. Jh. zu betrachten. Im Innenraum ist das aus einem Baumstamm gefertigte Taufbecken besonders sehenswert.

Interessant ist auch die Rokokokanzel aus dem 18. Jh.. An der Nordwand befindet sich eine merkwürdige Dekoration – Steine in der Form menschlicher Antlitze. Antoni Taczanowski, Historiker und Regionalforscher, erzählt hierzu eine Legende von Protestanten, die den Kirchenbau hatten verhindern wollen. Gegen Ende des 16. Jhs. rekonvertierte der damalige Besitzer von Birnbaum Jan Ostorog zum Katholizismus und begann, zusammen mit den Einwohnern eine Kirche zu bauen. Die Arbeiten begannen damit, daß eine protestantische Kirche zerstört wurde. Den dann begonnenen Neubau suchten die Protestanten dadurch zu unterbinden, daß sie nachts eine am Tag errichtete Mauer zum Einsturz brachten. Danach hielten die Katholiken Wache am Neubau und eines Nachts wurden vier Männer gefangengenommen, die mit bösen Absichten am Bauplatz erschienen waren.
Am darauffolgenden Tag wurden sie an den Pranger gestellt. In Anwesenheit zahlreicher Bürger befahl der Magnat (Ostorog) dem Henker sodann, ihnen die rechte Hand abzuschneiden. Als Zusatzstrafe wurde angeordnet, daß ein Steinmetz ihre Gesichter als solche von Verbrechern in Stein verewigt und diese Steine als Warnung für Andere in die Kirchenmauer eingesetzt wurden.



Presse-Archiv:

Mitteilungen aus der poln. Presse III/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2012
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2011
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2011
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