Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Bilder: Gazeta Lubuska


Meseritz /Miedzyrzecz


Arbeitslose aus dem Kreis Meseritz werden
in Deutschland legal arbeiten dürfen
Noch vor dem Erreichen der vollkommenen Arbeitnehmerfreizügkeit für Polen am 1. Mai 2011 hat das Meseritzer Arbeitsamt mit der Arbeitsagentur Frankfurt/Oder einen entsprechenden Vertrag geschlossen. Die Meseritzer Arbeitsamtsdirektorin Hanna Bulach weist allerdings darauf hin, daß die an Arbeit in Deutschland interessierten Kandidaten mindestens über Grundkenntnisse in Deutsch verfügen müssen.
Herr Waclaw aus Kainscht ist ein richtiger Allroundkönner. Er repariert alles, kennt sich im Maurerhandwerk aus, kann Fliesen legen und Tische zusammenfügen. Seit ein paar Jahren jobbt er in Deutschland. Er verrichtet allerdings nur Gelegenheitsarbeiten, d.h. er arbeitet schwarz.

Seit Januar darf er nun legal arbeiten. Dazu mußte er sich nur beim Meseritzer Arbeitsamt registrieren. „Ich scheue keine Arbeit und hoffe, daß ich bei unseren deutschen Nachbarn ein Arbeitsangebot finde“, erzählt er und blättert die Arbeitsangebote durch. Solche Arbeitsangebote liegen dem Meseritzer Arbeitsamt seit Januar in großer Zahl vor. Der Vertrag mit der Arbeitsagentur Frankfurt eröffnet vielen Arbeitslosen viele zusätzliche Möglichkeiten. Zum Ende des letzten Jahres hin war die Zahl der Arbeitslosen im Kr. Meseritz wieder gestiegen; sie betrug fast 5.000 Menschen. Und dem standen keine Arbeitsangebote gegenüber. Welche Berufe sind nun im Bundesland Brandenburg gefragt? Auf Polen wartet in erster Linie Arbeit in der Landwirtschaft, im Hotelwesen und in der Gastronomie. Alle in Deutschland tätigen Polen werden versichert.

Meseritzer Burg verfällt wegen GeldmangelFür die Burg ist kein Geld da
Im laufenden Jahr konnte die Stadtverwaltung keine Mittel für Renovierungsarbeiten an der Burg bereitstellen. Aus der Mauerkrone bröckeln inzwischen Ziegel heraus, deren Schutt schon den ganzen Hof bedeckt, eine Folge des strengen Frosts. Wahrscheinlich muß der Bau für Touristen geschlossen werden, was heißt, daß es dort auch keine Freilichtveranstaltungen geben wird.

“Es ist zu gefährlich, es kann dort jeden Moment zu einer Tragödie kommen“, sagt der Museumsdirektor. Die mittelalterliche Burg ist eine der wenigen Sehenswürdigkeiten dieser Art in Westpolen und gleichzeitig die größte touristische Attraktion der Stadt. Verwaltet wird sie im Auftrag der Starostei von Andrzej Kirmiel, dem Direktor des benachbarten Museums. Seine Aufgabe ist schwer, der Verfall der Bausubstanz ist offensichtlich. Starost Grzegorz Gabryelski kann auch keine Mittel für eine komplette Renovierung bereitstellen. Konservierungsmaßnahmen werden daher nur etappenweise und im Schneckentempo ausgeführt. Im vergangenen Jahr hat man die Südbastei und ein Mauerfragment umgebaut, in diesem Jahr sollten die Fachleute sich mit der Südund der Westmauer beschäftigen, alles ist jedoch äußerst ungewiß.

Die Ursache für den Mißstand ist banal: Die Stadtverwaltung hat nicht einmal den sprichwörtlichen Pfennig für Erhaltungsmaßnahmen ausgegeben! „Wir hatten mit einem Zuschuß seitens der Gemeinde gerechnet. In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung Renovierungsarbeiten mitfinanziert, der Bürgermeister hat öffentlich immer erklärt, daß er uns unterstützen wird“, sagt der Starost. Im vergangenen Jahr hat der Stadtkämmerer 25.000 Euro bereitgestellt, in diesem Jahr sollten es 50.000 Euro sein. Der Kämmerer zeigt sich aber nicht mehr spendabel und so gibt es im Budget für das laufende Haushaltsjahr keine Zuschüsse für die Burg. Auch die neu gewählte Verwaltung hat die Burg „vergessen“. Zwar ist dem Bürgermeister klar, welche Bedeutung die Burg für die Stadt hat, weitere Mittel werden aber erst wieder für das nächste Jahr in Aussicht gestellt. Dabei werden die Instandsetzungskosten auf 500.000 Euro veranschlagt.

Eröffnung des Meseritzer Kinos verschoben
Die technische Abnahme des Kulturhauses vollzieht sich im Schneckentempo. Die metallenen Treppengeländer sind schon von Rost befallen, weshalb sie demontiert und neu geschliffen werden mußten. Nun hat man den Eröffnungstermin in den März verschoben. Die Geschichte der Renovierung des Kulturhauses und des sich darin befindenden Kinos gleicht einem Roulettespiel, voll von Ungewissem, Unklarem und Zufälligem. Zum Lachen ist das aber nicht! Das Investitionsvorhaben sollte im Dezember 2009 abgeschlossen sein. Nun haben wir 2011 und die Bauleute sind unverändert tüchtig an der Arbeit.
Die Kommentare der Bürger sind eindeutig: „Es ist ein lauter Zirkus.“ Der Direktor des Kulturhauses, Andrzej Sobczak, behauptet, die eigentliche Renovierung sei längst abgeschlossen, heute beseitige man nur noch Pfusch; und davon gibt es viel. In manchen Räumen hat man vergessen, Heizkörper zu montieren, der Notausgang soll zu eng sein, die Wasserleitung ist undicht, wodurch Wasser die Kellerräume beschädigt hat. In Meseritz wartet man auf das Kino. Es soll Filme im 3D-Format zeigen können. Die Geduld der Leute ist am Ende.

Meseritz Museum historischer StadtplanDebatte über ehemalige evangelische Friedhöfe
Im Meseritzer Museum wurde eine Fotoausstellung von Lukasz Malkiewicz eröffnet. Der Autor zeigt evangelische Friedhöfe aus dem Südteil der Wojwodschaft. Die Ausstellung bildete auch den Hintergrund für eine Vortragsveranstaltung über deutsche Friedhöfe in der Region. Im Anschluß an den Besuch der Ausstellung hörten die Besucher eine interessante Vorlesung von Mag. Anna Zglinska von der Thorner Universität unter dem Titel „Orte des Vergessens – evangelische Friedhöfe in Polen nach 1945“. Die junge Wissenschaftlerin beschäftigte sich vor allem mit den Objekten des südöstlichen Polen (in der Nähe der Grenzen zur Slowakei und der Ukraine), das Schicksal der evangelischen Friedhöfe in der Wojwodschaft Lebuser Land war jedoch ein ähnliches. Nach dem Krieg wurden sie systematisch vernichtet, oft im Auftrag der Verwaltung, seltener aus der Initiative der Einwohner, die allerdings Grabplatten und Metallschmuckteile stahlen.

Nach dem Vortrag kam es zu einer lebhaften Diskussion über ehemalige deutsche Friedhöfe im Kreis Meseritz. Dr. Marceli Tureczek betonte, daß die Preußen schon im 19. Jh. Friedhöfe beseitigten, auf denen ihre Vorfahren ruhten. Er fügte aber hinzu, daß die Einwohner seines Heimatdorfs Wischen das Gelände des ehemaligen evangelischen Friedhofs schon vor etwa 20 Jahren in Ordnung brachten und einen Gedenkstein aufstellten. Ein ähnlicher Gedenkstein wurde später auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof in Meseritz errichtet (vom HKr, d.Red.).
Frau Helena Nycz, die Frau des ehemaligen Bürgermeisters von Nipter, wies darauf hin, daß dem ehemaligen jüdischen Friedhof in Nipter ein ähnliches Schicksal beschieden war. Dieser wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verwüstet, an seiner Stelle entstand eine Kiesgrube. Frau Nycz versuchte vor Jahren, die Gemeindeverwaltung (nach dem Muster von Betsche, das Wanda Strozczynska zu verdanken ist, d. Red.) für das Aufstellen eines Gedenksteins zu interessieren. Ihr Appell blieb jedoch bis heute ohne Echo.

Die Bahnhofsruine hat einen neuen Eigentümer
Ein Unternehmer aus der Umgebung von Meseritz erwarb das Bahnhofsgebäude. Sein Plan ist, den Bau zu renovieren. Z.Zt. werden die Fundamente getrocknet. Der Bau wurde vor Jahren zur Ruine. Als erstes brannten die benachbarten Lagerräume aus, danach das Dach. Seither versuchten die Polnischen Staatsbahnen, das Objekt zu verkaufen. Erst jetzt fand sich ein Käufer. Der neue Eigentümer will das Gebäude in einen Bürokomplex verwandeln, mit den Baumaßnahmen soll im Frühjahr begonnen werden.
In Meseritz ist man erfreut über diese Entwicklung, schließlich war und ist so ein Bahnhofsgebäude auch immer eine Visitenkarte der Stadt. Der 1885 errichtete Bahnhof steht unter Denkmalschutz. Die Grundfläche beträgt 717 qm. Der Unternehmer kaufte ein weiteres Grundstück dazu, der Gesamtkaufpreis betrug 52.000 Euro. Die Polnischen Staatsbahnen wollen jetzt weitere Objekte zum Verkauf stellen und zwar den Wasserturm und die alte Tischlerei.


Tirschtiegel / Trzciel


Brand im Rathaus Tirschtiegel Brand im Rathaus
Mitte Februar hat es im Tirschtiegeler Rathaus gebrannt. In einem der Räume im ersten Stock stürzte die Decke ein. Vier Löschtrupps der Feuerwehr mußten zur Brandbekämpfung eingesetzt werden. Das Feuer brach morgens vor Arbeitsbeginn aus, weshalb Menschen nicht zu Schaden kamen. Die materiellen Verluste können noch nicht beziffert werden, mit der Schadensermittlung beschäftigt sich eine spezielle Kommission. Alle Dokumente und Computer blieben erhalten.
Jedoch haben einige Räume Wasserschäden davongetragen, weshalb der gesamte Bau z. Zt. nicht benutzt werden kann. Während der Renovierungsarbeiten wird das Rathaus wahrscheinlich in das Gebäude der ehemaligen Landwirtschaftsschule verlegt. Als möglicher Grund für den Ausbruch des Feuers könnte ein undichter Kamin in Betracht kommen.


Brätz / Brójce


Modernes Sprachlabor für die Schule
Eine Visitenkarte und ihr Stolz ist für die Brätzer Schule seit kurzem ihr modernes Sprachlabor. Etwa 400 Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, der Grundschule und des Kindergartens erwerben darin ihre Kenntnisse in Englisch, Deutsch und Russisch.
Im Sprachlabor wurden Pulte mit Kopfhörern aufgestellt, so daß man die korrekte Aussprache hervorragend trainieren sowie Dialoge untereinander und mit dem Lektor führen kann.
Die Schüler sind begeistert.Lehrer und Eltern sind sehr zufrieden und hoffen, daß in Brätz jetzt eifrig Fremdsprachen gelernt werden. Nur wenige Schulen verfügen über solche Labors. Die Ausstattung hat 6.000 Euro gekostet, wofür das Bildungsministerium einen Zuschuß leistete.


Kurzig / Kursko


Ärgerlicher Investitionsstau
Seit Jahren warten die Einwohner auf eine Wasserleitung, eine Kanalisation und ordentliche Straßen.“Unser Dorf ist ein Freilichtmuseum“ , sagen sie. Die Verwaltungsbeamten täuschen und tricksen, nennen immer wieder neue Termine. Endlich will auch die Kurziger Einwohnerschaft die Errungenschaften der Nachkriegszivilisation genießen. Gibt es Chancen dafür? Die Gemeindeverwaltung hat darauf immer dieselbe Antwort – nächstes Jahr, vielleicht.
Wie lange soll der Mißstand noch andauern? Kurzig braucht vorrangig auch neue Straßen mit Gehwegen. Die Gemeinde verspricht das alles – aber erst für die Zeit nach der Fertigstellung der Kanalisation. In Kurzig dreht man sich also in einem Teufelskreis. Wann mag er beendet werden?


Nipter / Nietoperek


Massensterben Fledermäuse Nipter/ NietoperekMassensterben bei Fledermäusen
Die Polizei untersucht den vermutlich unnatürlichen Tod von Fledermäusen, die in den Bunkern des Ostwalls aufgefunden wurden.
Im Januar sollten die in den Bunkern überwinternden Fledermäuse gezählt werden. Der Leiter der Forschungsgruppe, Dr. Tomasz Kokurewicz von der Universität Breslau, fand fast 250 tote Tiere. Alle wiesen Verwundungen auf. Daher vermutet man, daß sie keines natürlichen Todes starben.


Politzig / Policko


Neueröffnung Obra-Brücke PolitzigDie Brücke wurde eröffnet
Zum Jahresende wurde die Obrabrücke in Politzig endlich wieder für den Autoverkehr eröffnet. Damit ist die wichtige Strecke von Meseritz nach Betsche wieder ohne Umweg befahrbar. Die Arbeiten dauerten 11 Monate und kosteten 1 Mio. Euro. Während der Bauzeit mußten die Autofahrer lange und unbequeme Umleitungen in Kauf nehmen. Die alte Brücke war einfach, ohne Bögen. Die neue ist solide und hat grüne Bögen. Erbaut wurde sie von einer Firma aus Stettin. Die Baumaßnahme war ein Sicherheitserfordernis; die neue Brücke ist auch für den Schwerlastverkehr geeignet, der vorher längere Umleitungen in Kauf nehmen mußte. Ihre Länge beträgt 58 m, die Breite 13,5 m (die alte Brücke war nur 8 m breit). Die Brücke hat auch einen Gehweg für Fußgänger.


Birnbaum /Miedzychód


Birnbaumer SchwäneSchwäne und Enten schwimmen auf der Promenade
Wegen des hohen Wasserstands der Warthe hat der Bürgermeister ein Fahrverbot für LKWs auf der Ringstraße verhängt. Die Ringstraße läuft auf dem Warthedamm entlang.
Jetzt überschwemmt der Küchensee durch den Warthe-Rückstau auch den Oskar-Tietz-Park. Da, wo normalerweise Menschen spazieren gehen, schwimmen jetzt Schwäne und Enten. Die Birnbaumer Hochwassermarke wurde um 1,5 m überstiegen, gegenüber der Rekordhöhe aus dem Frühjahr 2010 fehlen allerdings noch 20 cm. Die Besorgnis hält sich daher in Grenzen, vorsorgliche Maßnahmen wurden jedoch getroffen.


Mokritz/Mokrec


Zentrum für ökologische Bildung
Die neue Bildungsstätte wurde zum Jahresende eröffnet. Die Ausstattung der einzelnen Räume bezieht sich auf eine bestimmte Thematik: Natur und Geschichte. Im Vorlesungssaal befinden sich Exponate an Vögeln und Säugetieren, die charakteristisch für den Netze-Urwald sind.
In einem anderen Raum gibt es eine Ausstellung zur Geschichte der Forstwirtschaft, alte Fotos, Dioramen (Durchschaubilder) des Netzeurwalds, Schautafeln und Vitrinen.
Einen besonderen Platz nimmt die Ausstellung von Exponaten zur Geschichte des heute nicht mehr existierenden Dorfes Radusch ein. Das Mokritzer Bildungszentrum bildet einen integralen Teil des Lehrpfades für Wanderer und Radfahrer. Die Kurse werden von Forstleuten geführt und richten sich vor allem an die Schuljugend.


Museum Miedzyrzecz / Meseritz


Museum Miedzyrzecz / Meseritz - AusstellungSpätes Gedenken - von A. Kirmiel, Direktor des Museums in Meseritz
Am Sonnabend, dem 4. Februar 2011, wurde im Meseritzer Museum unter der Beteiligung von 90-100 Gästen eine Ausstellung unter dem Titel „Orte des Vergessens – ehemalige evangelische Friedhöfe in Polen nach 1945“ eröffnet. Den Auftakt bildete ein Vortrag von Dr. Anna Zglinska aus Thorn zum Thema „Das Schicksal der evangelischen Friedhöfe in Polen nach dem Zweiten Weltkrieg“, dem sich eine Diskussion anschloß, in der es in erster Linie um den Meseritzer Friedhof ging. Es wurde dann eine Entschließung gefaßt, nach der es das beste wäre, auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Friedhofs ein Lapidarium (Sammlung von Grabplatten bzw. –steinen) anzulegen. Leider stehen für ein solches Vorhaben keine Mittel zur Verfügung. Ein anwesendes Mitglied des Stadtrats erklärte sich bereit, sich beim Bürgermeister dafür einzusetzen, daß dem Projekt städtische Mittel zugeteilt werden; dasselbe will ein Kreistagsabgeordneter auf der Ebene der Starostei tun.

Museum Miedzyrzecz / Meseritz - AusstellungDie Ausstellung läuft bis Ende März. Zu sehen sind hauptsächlich Fotos von Lukasz Malkiewicz (Lissa) von Friedhöfen aus der Wojwodschaft Lebuser Land. Hinzu kamen Fotos vom Meseritzer Friedhof, die aus Beständen unserer ehemaligen Heimatstube in der Wewelsburg kopiert wurden. Im Außenbereich des Museums sind darüberhinaus alte Grabsteine des Meseritzer Friedhofs ausgestellt, die unlängst in Bentschen entdeckt worden waren.




Presse-Archiv:
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2010
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2009
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2009