Aus der polnischen Presse
Prof. Dr. Malgorzata Czabanska-Rosada - Korrespondenz und Übersetzung
Beiträge und Bilder entstammen teilweise den Zeitungen „Gazeta Lubuska“ und „Glos Miedzyrzecza i Skwierzyny” redigiert von Dariusz Brozek, Leszek Kalinowski,
Aleksandra Gajewska-Ruc, Andrzej Chmielewski, Lidia Radzion und Dorota Lipnicka




Miedzyrzecz / Meseritz


Mittel für Stadionausbau bereitgestellt
Das Meseritzer Stadion wird endlich renoviert und modernisiert. Die alte Schlackenlaufbahn wird durch einen Tartanbelag ersetzt, auf dem man normal wird laufen können, ohne sich zu beschmutzen oder einzustauben. Tartanbeläge bilden jetzt den Standard in solchen Laufanlagen.
Die Mitglieder des Meseritzer Leichtathletikvereins PIAST freuen sich darauf, die neue Anlage bald in Benutzung nehmen zu können. Außer der neuen Laufbahn werden auch die Anlagen für Hoch- und Weitsprung sowie für die Wurfdisziplinen Diskus-, Speer- und Hammerwurf erneuert. In Zukunft wird man in Meseritz überregionale Sportwettbewerbe durchführen können, ebenso wie natürlich die Schulen in der warmen Jahreszeit hier ihren Sportunterricht abhalten können.

Arbeitskräfte gesucht, aber nur zu Niedriglohn
Verschiedene Firmen aus Gewerbe und Handel
suchen Arbeitskräfte, finden aber keine, weil die Menschen nicht bereit sind, für „Hungerlöhne“ zu arbeiten; sie schauen sich daher nach besseren Einkommensmöglichkeiten um.
„Ich bin LKW-Fahrer. Für den letzten Monat erhielt ich überhaupt keinen Lohn. Jetzt werde ich es mir 10 mal überlegen, bevor ich wieder eine Arbeit aufnehme“, sagt Henryk Bak, einer der dreitausend Arbeitslosen, die beim Arbeitsamt Meseritz registriert sind.
Wer durch Meseritz spaziert sieht in nicht wenigen Schaufenstern Zettel hängen mit der Aufschrift „Verkaufskräfte gesucht“, „Arbeit ab sofort“ usw. Wie steht es also wirklich mit der Arbeitslosigkeit in der Stadt?
„Seit einem Jahr gibt es in Meseritz kein Problem mit Arbeitslosen, wohl aber haben wir einen Mangel an Arbeitskräften“, meint ein Unternehmer. Er selbst sucht seit ein paar Monaten Fachkräfte für seine Firma. Vergeblich – und das bei 3.026 registrierten Arbeitslosen.
„Die Arbeitgeber hier bieten den niedrigsten Durchschnittslohn, insgesamt etwa 300 Euro. Wie kann man davon leben?“, fragt ein Arbeitsloser aus Schwerin.
Ein zusätzliches Problem stellt die mangelnde Mobilität dar. Die meisten Arbeitslosen leben auf dem Lande, wobei es freie Stellen vor allem in den Städten gibt. Selten bzw. überhaupt nicht vorhandene Bus- oder Bahnverbindungen machen eine Arbeitsaufnahme fast unmöglich.
Im Kreis Meseritz gibt es nur wenige große Betriebe, die mehr als 50 Leute beschäftigen. Kleine Firmen haben 2 oder 3 Arbeitskräfte, wobei die Fluktuation gering ist. Das Arbeitslosengeld in Polen beträgt 200 Euro und wird nur für die ersten 3 Monate der Arbeitslosigkeit bezahlt. Um überhaupt ein Recht auf Arbeitslosengeld zu erwerben muß man zuvor mindestens 12 Monate gearbeitet haben. Der Meseritzer Arbeitsmarkt ist nicht einfach, weder für Arbeitgeber noch für Arbeitnehmer.
Junge Menschen mit Ausbildung haben höhere Erwartungen. Finden sie keine Anstellung in Meseritz, wandern sie in die großen Zentren ab; die örtlichen Arbeitgeber haben das Nachsehen, sie müssen mit weniger qualifizierten und erfahrenen Arbeitnehmern vorliebnehmen, ein Teufelskreis.


Kulturzentrum Meseritz - ein Konzert mit behinderte Künstlern Okt. 2016Bühne frei für behinderte Künstler!
Behinderte wissen genau, was Kunst und gute Unterhaltung bedeuten. Sie fürchten sich nicht, auf die Bühne zu treten und ihre Begabungen einem breiteren Publikum zu zeigen. Im Oktober fand im Kulturzentrum Meseritz ein Konzert statt, bei dem viele Solisten und Ensembles auftraten. Es handelte sich um Vertreter von Behindertengruppen aus Meseritz, Birnbaum, Posen, Lissa und Ostrowo. Der voll besetzte Saal amüsierte sich dabei hervorragend und spendete den besonderen Künstlern reichlichen Beifall.


Meseritz – die Blumenstadt Polens 2016Meseritz – die Blumenstadt Polens
Im Wettbewerb um die am schönsten mit Blumen geschmückte Stadt gewann Meseritz den Hauptpreis. Am 30. September 2016 erhielt Bürgermeister Remigiusz Lorenz die entsprechende Gratulation sowie, als Überraschung, eine spezielle Metallkonstruktion, die mit Blumen bepflanzt werden kann. Sie wird im Frühjahr auf dem Meseritzer Markt aufgestellt. Lorenz dankte den Einwohnern, die sich bemüht hatten, ihre Häuser und Hausgärten mit schönem Blumenschmuck zu versehen; ohne sie hätte Meseritz keine Chance gehabt.



Meseritz und Kalau / Kalawa


Meseritz und Kalau / Kalawa - Ausstellung des Wissenschaftszentrum Copernicus aus Warschau Lernen mit Spaß und Copernicus!
„Schüler und Schülerinnen hatten die Möglichkeit, eine Ausstellung zu besichtigen, die direkt aus dem Wissenschaftszentrum Copernicus aus Warschau angereist war.
Nicht jedes Kind kann das Wissenschaftszentrum in Warschau besuchen, so lud die Kreisverwaltung das Zentrum nach Meseritz und Kalau ein. Die interaktive Ausstellung zeigt die Wissenschaft auf spielerisch-leichte Weise. Fast 2500 Kinder konnten sich in Meseritz und Kalau sehr gut unterhalten und dabei viel erfahren. Die Exponate kann man testen, indem man sie berührt. Man kann verschiedene physikalische, chemische und biologische Experimente durchführen und mathematische Aufgaben mit Spaß lösen. Copernicus-Mitarbeiter erklärten den Kindern viele Experimente und standen ihnen mit Rat und Hilfe zur Seite.



Pniewo (OT von Kalau)


Oktober 2016: Militär-Rallye im Bereich der Bunker des Oder-Warthe-Bogens - Pniewo (OT von Kalau)Wehrertüchtigung an der Bunkerlinie
Fast 100 Teilnehmer aus ganz Polen beteiligten sich Anfang Oktober an einer Militär-Rallye im Bereich der Bunker des Oder-Warthe-Bogens. Die per Geländewagen angereisten Interessenten mußten ihre Fahrzeuge durch aufgeweichte Waldwege mit tiefen Wasserlöchern steuern. An Kontrollpunkten mußte man, verschiedene von den Veranstaltern vorbereitete Aufgaben lösen, was nicht leicht war. U.a. galt es, einen Waldweg minenfrei zu machen, einen Panzer mit einer Handgranate zu treffen und zu vernichten oder einen Soldaten aus Gefangenschaft zu befreien. Den Abschluß bildete eine Besichtigung des Militaria-Freilichtmuseums in Pniewo.



Betsche / Pszczew


Betscher Gutshof von Hiller-Gärtringen 2016Auf dem Betscher Gutshof und im bischöflichen Weinberg
Der Gutshof von Hiller-Gärtringen (Folwark Pszczew) ist ein Ort, an dem einen der Atem der Geschichte und der Natur anweht. Wer Betsche besucht, darf diesen Platz nicht auslassen. Nicht nur, weil es in der Umgebung zwanzig schöne Seen und pilzreiche Wälder ebenso wie frische Luft und erholungsspendende Ruhe gibt. Es gibt hier noch viel mehr. Man spürt, daß man sich in einer Art Kraftzentrum bewegt. Diese in der Luft liegende Stimmung mögen auch die Posener Bischöfe im 17. Jahrhundert empfunden haben. Nicht ohne Grund beschlossen sie daher, hier ihre Sommerresidenz zu errichten. „Die Bischöfe haben sich hier erholt, Kraft getankt und den Reichtum der Natur genossen. Sie wählten diesen Ort gezielt aus. Auch wir können die Vorzüge dieses Platzes genießen, den die Bischöfe schon vor Jahrhunderten zu schätzen wussten“, sagt Lukasz Robak, Eigentümer des Gutshofs, der sein ganzes Herzblut in das Rehabilitieren des Objekts gesteckt hat.

Mit Leidenschaft erzählt er aus der Geschichte des Gutshofs. Auf die Idee, in Betsche eine Residenz zu errichten kam Bischof Andrzej Szodrski.
„Betsche war damals ein Archidiakonat (Untereinheit eines Bistums), es bestand aus 60 Kirchengemeinden. 1602 fand hier die berühmte Synodenkongregation statt. Der Bau des Hofes sowie des Herrenhauses, in dem die Verwalter des Archidiakonats wohnen sollten, dauerte bis 1654. Die Schilderungen der Besuche der Bischöfe in ihrer Residenz liefern uns Informationen über das seinerzeitige Aussehen des Komplexes. Das Herrenhaus war ein repräsentativer einstöckiger Fachwerkbau.“ Als nach der Dritten Teilung Polens das Eigentum des Archidiakonats durch die preußische Regierung übernommen wurde, geriet das Gut in den Besitz der Fürsten Hohenlohe-Ingelfingen. Diese verkauften das überschuldete Gut an eine Berliner Bank, aus deren Händen es 1828 in das Eigentum des Freiherrn v. Hiller aus Gärtringen Kr. Böblingen überging.
Der neue Eigentümer, ein Stiefsohn des preußischen Finanzministers, brachte das Gut rasch zu neuer Blüte. Er baute das Herrenhaus um, das seither als „Schloß“ bezeichnet wurde. Letzte Eigentümer von Hiller-Gärtringen waren die Grafen zu Dohna.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut verstaatlicht und in eine LPG – Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft umgewandelt. Im Herrenhaus befanden sich Büroräume und Wohnungen für die Arbeiterschaft. Die Hauskapelle wurde zu einem Klubraum umfunktioniert.
Im Inneren erfolgten weitreichende Umbauten, die den ursprünglichen Charakter des Objekts massiv veränderten. Nur die erhalten gebliebenen Treppen erinnern an alte Zeiten. Nach Auflösung der LPG 1989 setzte ein Verfall des Objekts ein. Fünfzehn Jahre später trat der heutige Eigentümer auf den Plan, um ein neues Kapitel in der Geschichte von Gut Hiller-Gärtringen zu schreiben.

Lukasz Robak erkannte sofort das in den ruinierten und durchfeuchteten Gebäuden steckende Potenzial und mag dasselbe empfunden haben wie die Posener Bischöfe 400 Jahre vor ihm.
Zusammen mit seiner Frau Zaneta beschloß er, sich hier niederzulassen und machte sich als erstes an die Renovierung der ehemaligen Brennerei. Das inzwischen durchrestaurierte Brennereigebäude bildet heute das Zentrum des Ensembles.
Darin befinden sich das geräumige Restaurant sowie Gästezimmer. Die Innendekoration ist rustikal gestaltet, Holz und Ziegel herrschen vor. Auf Flohmärkten entdeckten die neuen Eigentümer Stilmöbel für die Einrichtung.
Es hat sich gelohnt – man kann hier einen Hauch von Vergangenheit erspüren und die Welt um sich vergessen. „Auf dem Gut haben wir eine kleine Erholungslandschaft geschaffen mit Sauna und Massageräumen, hier kann man sich gut entspannen“, sagt Robak.
Es gibt Pferde für Ausfahrten mit der Pferdekutsche, einen Fahrradverleih und einen Tennisplatz. Die neuen Eigentümer haben nach altem Vorbild einen Weinberg angelegt bzw. wiederbelebt. Sie holten alte Rebstöcke nach Betsche, aus denen sie seit einigen Jahren ihren eigenen Wein keltern.


Chlopsee, zwischen Betsche und Tirschtiegel, fand im September 2016 ein ungewöhnlicher Wettbewerb statt – eine Unterwasserfischjagd mit der Armbrust,Mit der Armbrust auf Fischjagd
Am Chlopsee, zwischen Betsche und Tirschtiegel, fand im September 2016 ein ungewöhnlicher Wettbewerb statt – eine Unterwasserfischjagd mit der Armbrust, an der fast 30 Taucher beteiligt waren. Anstelle von Angeln kamen Armbrüste zum Einsatz, als Trophäen winkten prächtige Hechte, Karpfen und Barsche. Teilnehmer waren Angehörige der polnische Tauchelite, die auf Unterwasserjagd spezialisiert sind. Sie mußten ohne Sauerstoff tauchen, dafür aber besaßen sie eine Armbrust und Ankerbojen, mit welchen sie ihre Reviere markierten.
Die Ausdauerndsten konnten es bis zu 3 Minuten unter Wasser schaffen. „Wir tauchen und warten, bis die Fische kommen. Am neugierigsten sind die Barsche“, erzählt Krzysztof Mazurek. Das Siegerteam brachte es auf 34 kg Fisch.
Dieses „Angeln“ per Armbrust begegnet gemischten Gefühlen in Anglerkreisen. Viele vertreten die Meinung, daß es ein blutiges Schlachten und kein Hobby ist. Sie werfen den Tauchern Wilddieberei vor. Allerdings muß, wer legal Fische mit der Armbrust fangen will, eine entsprechende Lizenz für 100 Euro erwerben.



Tirschtiegel / Trzciel


Senioren-Zumba in Tirschtiegel / Trzciel »Tanzen hält jung und fit!«
Zumba ist eine hervorragende Unterhaltung und eine Art, fit zu bleiben. „Die Übungen machen uns so viel Freude, verbessern unsere Leistungsfähigkeit und halten uns in Form, was in unserem Alter wichtig ist“, sagt Malgorzata Jurasz, die mit ihren Kolleginnen jede Woche Zumba tanzt.
„Jede Woche fahre ich 10 km nach Tirschtiegel, um an den Übungen teilzunehmen; und das mache ich mit Freude. Senioren dürfen auch was vom Leben haben, müssen nicht nur zu Hause sitzen“, sagt Halina Jasinska, Ortsvorsteherin von Schierzighauland.
„Wir haben keinen Bock darauf, den ganzen Tag vor dem Fernseher zu verbringen; das ist nichts für uns. Außer Zumba können wir hier auch Gymnastik treiben und Volleyball trainieren“, fügt Wanda Ryba hinzu.

Die Gruppe der junggebliebenen Damen trifft sich einmal die Woche und übt unter dem Auge einer erfahrenen Übungsleiterin. „Das Angebot richtet sich speziell an Senioren. Das Tempo und die Art der Übungen sind ihren Möglichkeiten und dem Alter angepasst. Unsere Damen hier bilden ein prima Team und amüsieren sich dabei sehr gut.
Sie sind eine ganz andere Zielgruppe als Jugendliche. Ihr Ziel ist nicht abzunehmen, sondern sich zu bewegen, zu amüsieren und den Austausch mit Freundinnen zu pflegen. Zumba gibt ihnen viel Freude“, sagt Marlena Ratajczak, die Trainerin.
Die Seniorinnen bekräftigen diese Feststellung und unterstreichen die besonders freundliche Atmosphäre in ihrem Team.
„Es ist in erster Linie hervorragende Unterhaltung und hat zweitens eine gute Auswirkung auf unsere Gesundheit. Seitdem ich zu tanzen begonnen habe. sind meine Kopfschmerzen und Schwindelgefühle verschwunden. Ich fühle mich viel jünger und besser“, sagt Wanda Rybak.


Bewohner der ehemaligen polnischen Ostgebiete und nach Sibirien verbannte heutige Bewohner von Tirschtiegel gedachten anläßlich eines Treffens am 17. September 2016in Tirschtiegel ihrer Verschleppung und Verbannung sowie ihrer Heimatorte. Aus menschenfeindlicher Umgebung nach Tirschtiegel
Es ist schon über siebzig Jahre her, daß sie nach Tirschtiegel kamen aber immer noch ist ihre Erinnerung wach an die Jahre, die sie auf der menschenfeindlichen Erde Sibiriens zu verbringen gezwungen waren, aber auch an ihre ursprüngliche Heimat in den Orten Wisniowczyk, Zbaraz und Gleboczek bei Lemberg, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind.

Bewohner der ehemaligen polnischen Ostgebiete und nach Sibirien verbannte heutige Bewohner von Tirschtiegel gedachten anläßlich eines Treffens am 17. September 2016 in Tirschtiegel ihrer Verschleppung und Verbannung sowie ihrer Heimatorte.
„Einen beträchtlichen Teil der Bewohner unseres Städtchens bilden Umsiedler aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten bzw. ihre Nachkommen.
Sie pflegen ihre Traditionen und geben sie an ihre Kinder und Enkel weiter“, erzählt Jadwiga Szylar, Vorsitzende des Vereins „Senioren in Tirschtiegel“.
Die Wahl des Datums war keine zufällige. Vor genau 77 Jahren, am 17. September 1939, überfiel die Rote Armee die Ostgebiete Polens. Danach folgte die Verfolgung der dort lebenden Polen. Vor allem die Intelligenz, Soldatenfamilien, Polizisten und Beamten wurden Schikanen ausgesetzt.
Die Sowjets beschlagnahmten ihr Eigentum, verhafteten viele von ihnen und verschleppten sie nach Sibirien. Es gelang den Russen aber nicht, ihnen den Glauben an und die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat zu nehmen. Tausende verhungerten und erfroren, viele wurden bestialisch ermordet.

Die Anderen überdauerten die Hölle und wurden 1945 zum Teil zwangsumgesiedelt – nach Tirschtiegel, Meseritz, Betsche und an viele andere Orte des Kreises.
Aus der Gruppe der nach Tirschtiegel gelangten ehemaligen Sibirien-Verschleppten leben noch drei Frauen – Josefa Halasz, Maria Pacholik und Wanda Wodecka. Sie sind alle organisiert im „Verein der Sibirier“.
In Tirschtiegel leben auch noch andere - nicht verschleppte - ehemalige Bewohner Ostpolens, die meisten stammen aus Wisniowczyk. Obwohl seit ihrer Verschleppung bzw. Umsiedlung so viele Jahre vergangen sind, erinnern sie sich noch mit Wehmut und Tränen in den Augen an ihre Heimat. Als Eugenia Klosowska den Versammelten ihr Gedicht über grüne Wiesen, den Fluss, wo Frauen Wäsche wuschen, den Judenladen und zwei Wasserpumpen vorlas wurden Alle still und tief angerührt ...



Politzig / Policko


Politzig / Policko  – Kriegsgräber zwischen Meseritz und Betsche im August 2016 durch POMOST exhumiertKriegsgräber am Wegesrand
Sterbliche Überreste von Opfern des Zweiten Weltkriegs befanden sich am Rand der Strecke von Meseritz nach Betsche.
Ein paar Meter von der Straße entfernt hat man ein flaches, nicht einmal ein Meter tiefes, Grab entdeckt. Auf dem Boden kauert Archäologe Maksymilian Frackowiak. Vorsichtig birgt er menschliche Knochen aus dem Erdreich. Er reinigt sie mit einem weichen Pinsel und legt sie in einen kleinen Sarg aus Pappe, in dem schon mehrere Knochen liegen. An der Oberfläche werden Fragmente eines Schädels sichtbar – ein grausiger Anblick.

In Politzig sagen die Menschen, daß der Ort, an dem man das Grab entdeckt hat, verdammt ist. Hier beginnen die berüchtigten „Betscher Kurven“. Die Leute hier wissen genau, daß man hier nicht rasen sondern lieber bremsen soll. Viele Autos sind an Bäumen gelandet, ihre Fahrer kamen zu Tode. Und genau hier kam es zum Ende des Krieges, im Januar 1945, zu einem Massaker an deutschen Soldaten und Zivilpersonen.
Seither sind 71 Jahre ins Land gegangen, aber Pilzsammler und Touristen finden hier immer noch Granaten, Geschosse und Teile militärischer Ausrüstungen; und Massengräber! Erst kürzlich entdeckte ein Tourist aus Krakau ein Grab. Den Fund meldete er den Experten von POMOST.
Das Exhumieren dauerte insgesamt ein paar Stunden. „Das Grab befand sich in einem Bombentrichter. Dort fanden wir die sterblichen Überreste acht deutscher Soldaten“, sagt Frackowiak. Daß es sich um die Knochen deutscher Soldaten handelt, davon zeugen die militärischen Ausrüstungsteile.

Die Ausgräber entdeckten Schuhe und einen Siegelring aus Silber mit einem eingravierten Totenkopf. „Solche Siegelringe trugen Angehörige der Waffen-SS“, bemerkt Adam Bialas, der die Exh-mierung gemeinsam mit Maksymilian Frackowiak durchführt. Wer außerdem in diesem Grab lag weiß man nicht; und es wird sich wahrscheinlich auch nicht mehr feststellen lassen. Bei vielen Überresten gab es keine Erkennungsmarken. „Mit Hilfe von Erkennungsmarken hätte man Soldaten identifizieren können“, erklärt Bialas.
Archäologen von POMOST führen Exhumierungen im gesamten Gebiet der Wojwodschaft Lebuser Land durch. In den Wäldern bei Politzig kennen sie sich sehr gut aus. Sowohl vor drei wie vor zwei Jahren haben sie hier ein paar Kriegsgräber entdeckt und 40 deutsche Soldaten exhumiert; diese wurden anschließend auf dem Soldatenfriedhof in Neumark (Stare Czarnowo) bei Stettin beigesetzt.



Kutschkau / Chociszewo


Kutschkau / Chociszewo - Pfarrer als Meister des BaskenmützewerfensDer Pfarrer als Meister des Baskenmützewerfens
Der Pfarrer warf mit der Baskenmütze, der Bürgermeister feuerte mit dem Maschinengewehr und auf einem kleinen Dorfanger landeten ein paar Flugzeuge.
In Kutschkau gab es seit langem keine so große Volksbelustigung mehr wie die vom 8. Oktober 2016. Die Freiwillige Feuerwehr veranstaltete im Zusammenwirken mit dem Verein „Kutschkau – eine gemeinsame Zukunft“ ein Volksfest mit vielen Attraktionen für die Dorfbewohner.
Schüler der Forsttechnischen Oberschule hatten einen Schießstand vorbereitet, an dem man aus Attrappen von Pistolen und Maschinengewehren schießen konnte. Den ersten Platz gewann Bürgermeister Jaroslaw Kaczmarek, der mit scharfem Auge fast jeden Schuß zu einem Treffer machte.
Es gab Bratwürste, Glühwein und Bier. Ein besonders lustiger Wettbewerb, an dem Jung und Alt teilnahmen, war – der Baskenmützen-Weitwurf. Gewinner war, wer die Kopfbedeckung am weitesten von sich wegschleudern konnte. Als geübter Baskenmützenträger konnte es hier nur einen Sieger geben – den Dorfpfarrer Ryszard Fido.




Presse-Archiv:

Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2016
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2016
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2016
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2016
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2015
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2015
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2015
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2015
Mitteilungen aus der poln. Presse IV/2014
Mitteilungen aus der poln. Presse III/2014
Mitteilungen aus der poln. Presse II/2014
Mitteilungen aus der poln. Presse I/2014