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					Der Kaufmann Johann Jacob Volmer 
					 
					 Dieser Nachruf erschien am 17. Feb. 2018 online auf der Website »Zymia Miedzyrzecka" und wurde von Kazimierz Czulup erstellt. K.-L. Vollmar hat den polnischen Text mit freundlicher Genehmigung ins Deutsche übersetzt. 
						 
					Johann Jacob (oder Jan Jakub) Volmer war Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Einwohner von Meseritz. Er wurde gleichzeitig als Kaufmann, Unternehmer und Philanthrop berühmt. Sein Name war nicht nur in seiner Heimatstadt und in Großpolen bekannt, sondern auch in anderen Teilen des Polens/Litauens, in Preußen, Russland und weiter bis nach China. 
					Erst nach der zweiten Teilung Polens (1793) 
					war er ein treuer Untertan des preußischen Königs. 
					Er wurde sogar dem preußischen Monarchen 
					vorgestellt, als der im Oktober jenes Jahres 
					in Meseritz besuchte. Für den ersten Teil seines 
					langen Lebens (84 Jahre) war er ein treuer Untertan 
					des polnischen Königs. Er sprach polnisch 
					und war an den Reformen in Polen beteiligt. Am 
					23. Juli 1791 unterzeichnete er feierlich zusammen 
					mit dem Starosten von Meseritz - Antoni 
					Barnaba Jablonowski und 248 Bürgern - im Rathaus 
					das Verfassungsgesetz vom 3. Mai. 
					 
					Familie 
					Die Familie Volmer lebte seit zwei Generationen 
					(richtig ist 5. Generation) in Meseritz. Sein Vater - 
					Christof Volmer - war ebenfalls Tuchmacher und 
					mehrere Amtszeiten lang Bürgermeister der Stadt 
					(1772-1795). J. J. Volmer war ein loyaler Untertan 
					des polnischen Königs (was preußische Politiker 
					nicht daran hinderte, ihn später als Vorbild eines 
					deutschen Unternehmers zu bezeichnen). 
					Bis 1793 war Meseritz die westlichste Stadt Polens/ 
					Litauens. Danach kam es unter preußische 
					Herrschaft. Zu dieser Zeit hatte es etwa 3,5 Tausend 
					Bewohner. Ein Viertel von ihnen beschäftigte 
					sich mit dem Weben in über hundert Werkstätten. 
					 
					In den Jahren 1793-1802 hat sich die Zahl der 
					Weber versiebenfacht. 1804 waren es 760. 
					Meseritz gehörte also zu den wichtigsten Tuchzentren 
					westlich von Posen. Weber, die in Heimwerkstätten 
					arbeiteten, verwendeten Rohstoffe, 
					die in nahe gelegenen Städten gekauft wurden, 
					u. a. in Grünberg, Züllichau, Schwiebus, Tirschtiegel, 
					Birnbaum, Zielenzig und Schwersenz. Das fertige Tuch wurde an russische Händler verkauft 
					(russische Fuhrleute warteten wochenlang auf die 
					bestellten Waren in der Nähe von Meseritz), die 
					sie nach Russland und sogar nach China exportierten. 
					Eine solche Kombination von Produktion 
					und Verkauf erforderte beträchtliche Handels- und 
					Organisationsfähigkeiten. J. J. Volmer war in dieser 
					Hinsicht führend. Er kaufte große Mengen an 
					rohen Tuchen und hielt seine Vertreter in einigen 
					Städten (z. B. in Schwiebus). 
					 
					Das Tuch musste durch viele handwerkliche 
					Hände gehen wie Scherer, Spinner, Weber, Färber. 
					Volmer verkaufte es in Meseritz oder auf der 
					Messe in Frankfurt (Oder). Auf diese Weise gingen 
					seine Waren in die Republik Polen, nach 
					Moldawien, Litauen, in die Ukraine und tief nach 
					Russland und sogar nach China. Im Reich der 
					Mitte war das Meseritzer Tuch als „Meseritzko“ 
					bekannt (dies war auch der Name des grün gefärbten 
					Tuches auf der Handwerkerausstellung in 
					Berlin im Jahr 1844). Es ging dort entlang der Straße, 
					die durch Sibirien führte, in die Stadt Kiachta 
					(Kachta), die sich südlich des Baikalsees an der 
					Grenze Russlands zur heutigen Mongolei befindet. 
					Hier haben chinesische Händler die Lieferung 
					abgeholt und geprüft, ob das Produkt mit einer 
					Volmer-Referenznummer - JJVM  gekennzeichnet 
					war. 
					  
					Im Gegenzug erhielten die Meseritzer Kaufleute 
					neben Geld auch Teelieferungen. Aber es war 
					Russland, das der beste und wichtigste Kunde für 
					die Tuchindustrie in Großpolen war. 1795 lieferte 
					J. J Volmer 20.000 Ballen für den Export nach 
					Russland, während die gesamte Tuchproduktion 
					im Bereich der Handwerkskammer Posen 113 
					Tausend Ballen betrug. Der Jahresumsatz seines 
					Unternehmens erreichte zu dieser Zeit 40-80 Tausend 
					Taler. Aufgrund seiner umfangreichen kommerziellen 
					Kontakte organisierte Volmer die gesamte 
					Produktion der Meseritzer Tuche. Der Umsatz 
					erreichte eine Million Taler. Dadurch hatte 
					Volmer eine besondere Stellung in der Stadt. 
					Dank ihr wurde er dem besuchenden preußischen 
					König Friedrich Wilhelm II. als ausgezeichneter 
					Fachmann und vertrauenswürdiger Ehemann, 
					als ruhiger und zuverlässiger Mann vorgestellt. 
					 
					Er hatte auch Kontakte zu dem Diplomaten 
					des Hofes in Berlin, dem preußischen Gesandten 
					in Polen während des Großen Sejm, Girolamo 
					Lucchesini, dem der König Meseritz verpachtete. 
					Vielleicht bedeutete dies, neben guten Geschäften, 
					dass der Kaufmann von Meseritz ein loyaler 
					Untertan der preußischen Monarchie war und 
					dass die Niederlage im Krieg mit Napoleon im 
					Herbst 1806 ihn nicht wie viele andere Preußen 
					in Begeisterung versetzte. Wahrscheinlich nur 
					wegen der ungewissen Zukunft seiner Geschäfte. 
					 
					Napoleon in Meseritz 
					Als wohlhabender Bürger musste er den „Kriegsgott“ 
					selbst beherbergen - Napoleon Bonaparte, 
					der gerade von Berlin über Meseritz nach Posen 
					zog. Das komfortable zweistöckige Haus am 
					Marktplatz wurde vom kaiserlichen Hofminister 
					Caulaincourt ausgewählt. Er studierte die Sicherheitsbedingungen 
					des Kaisers sehr sorgfältig. Er 
					bat zum Beispiel darum, den Inhalt eines großen 
					Wandschranks zu überprüfen. 
					 
					Die ersten französischen Truppen kamen am 
					1. November 1806 nach Meseritz, und am 26. November 
					traf Kaiser Napoleon Bonaparte selbst in 
					Begleitung von Marschall Berthier und seinem 
					Gefolge (zu dem auch der exotische Mamluk 
					Rustan gehörte) ein. 
					Nach dem Abendessen verkaufte J. J. Volmer 
					dem Gast 2.000 Ballen Tuche. Während Napoleons 
					Aufenthalt in Meseritz beschloss der preußische 
					Steuereinnehmer Friedrich Wilhelm 
					Sprengepiel, den verhassten Franzosen zu töten. 
					Er lieh sich eine Schrotflinte vom Maurermeister 
					Buttel und begab sich damit zum Rathaus-Turm, 
					etwa 15 Fuß von Volmers Haus entfernt, wo Bonaparte 
					feierte und die Nacht verbrachte. Das Attentat 
					fand jedoch nicht statt, da der preußische 
					Patriot das Vorhaben aufgab, als er die französischen 
					Offiziere sah, die den Kaiser umgaben. 
					Das Haus von Johann Jacob Volmer   bis 1945 
					war es bekannt als Napoleon-Haus, da sich in 
					der Nacht vom 26. zum 27. November 1806 der 
					der
französische Kaiser Napoleon Bonaparte dort aufhielt. 
					 
					Nach Napoleons Abreise von Meseritz nach 
					Posen zogen französische Truppen, die nach 
					Osten zogen, durch die Stadt. Eine Abteilung von 
					Oberst Target, der vom Kaiser zum Stadtkommandanten 
					ernannt wurde, blieb länger hier. Der 
					Oberst bezog Zimmer im zweiten Stock von 
					Volmers Mietshaus. Als Elsässer konnte er sehr 
					gut Deutsch, so daß er keine Probleme hatte, mit 
					den Gastgebern zu kommunizieren, insbesondere 
					mit dem nicht sehr geselligen Volmer. Dank dieser 
					Tatsache sowie des Taktes und der Freundlichkeit 
					bildete sich zwischen der Familie Target 
					und der Familie Volmer ein Band der Sympathie 
					und Freundschaft, insbesondere mit der Tochter 
					von Volmer, Anna, und seiner Frau Hanna Röstel. 
					Die Damen luden den Oberst zu Mittag- und 
					Abendessen ein, die bei Gesprächen bis spät in 
					die Nacht ausgedehnt wurden. Die guten Beziehungen 
					zwischen Target und den Volmers retteten 
					die Stadt vor sonst üblichen Vergewaltigungen 
					und Misshandlungen durch französische Soldaten, 
					die in den Häusern einquartiert waren. Die 
					Stadt überlebte also in relativer Ruhe bis zum 
					Kriegsende 1806/1807. 
					 
					Am Ende des Krieges wurde mit dem zwischen 
					Napoleon und dem russischen Zaren Alexander 
					I. in Tylza (Tilsit) geschlossenen Friedensvertrag 
					das Herzogtum Warschau gebildet. Meseritz befand 
					sich ebenfalls innerhalb seiner Grenzen. Die 
					Geschäfte der örtlichen Tuchmacher, die mit Napoleons 
					Besuch so gut begonnen hatten, konnten 
					aufgrund des großen militärischen Bedarfs 
					weiter wachsen. Und obwohl es den Anschein 
					hatte, daß die goldene Zeit vor dem Ende des 
					Fürstentums bereits zu Ende ist, wurden die 
					Handelskontakte mit Russland aufrechterhalten, 
					die lokale Tuche lieferten und aus Preußen, Westfalen 
					und Frankreich importierten. Der größte Lieferant 
					war natürlich J. J. Volmer, der Mitglied des 
					auf der Grundlage des französischen Handelsgesetzbuches 
					gegründeten Handelsrates wurde. 
					 
					Dieser sollte sich um die lokalen Kaufleute kümmern 
					und ihre Interessen zusammen mit dem Rat 
					von Leszno (Lissa) und Wschowa (Fraustadt) bei 
					den Behörden des Departments in Posen vertreten. 
					Jan Jakub Volmer wurde durch die Ernennung 
					des Präfekten des Departments auch Mitglied 
					des Stadtrats von Meseritz. 
					 
					Nach der Auflösung des Herzogtums Warschau
					im Jahr 1815 kehrte Meseritz nach Preußen zurück. 
					Hohe Zollgebühren trennten die Industrie der 
					Stadt vom Königreich Polen und Russland. Viele 
					großpolnische - und schlesische Tuchmacher wanderten 
					in das Königreich aus und schufen unter 
					anderem das Industriegebiet von Lodz. 
					Jan Jakub Volmer blieb in Meseritz. Er beteiligte 
					sich nicht mehr an der Arbeit der Stadtbehörden. 
					Als Moritz Adolph Heinrich Brown 1828 
					Bürgermeister war, fehlte in dem zehnköpfigen 
					Stadtrat der Nachname Volmer. Vielleicht wegen 
					seines Alters oder vielleicht war er kein so leidenschaftlicher 
					Anhänger der preußischen Macht in 
					der Stadt, und die Erinnerung an die napoleonische 
					Zeit beschädigte seine politische Karriere. 
					Wie auch immer, der Reichtum, den er zuvor angesammelt 
					hatte, erlaubte ihm, sich der Nächstenliebe 
					zu widmen. 
					 
					1819 spendete er 6.000 Taler für den Bau eines 
					evangelischen Krankenhauses (erst 1853 erbaut). 
					Er unterstützte auch die Schule und die 
					evangelische Kirche, für die insgesamt 33.000 
					Taler gesammelt wurden. Dank der Volmer-Stiftung 
					und des Besitzers des Gutes in Pieske - August 
					Schroeder - wurde in diesem Dorf eine 
					Backsteinkirche gebaut. 
					Nach den Bränden in den Jahren 1824 und 
					1827 trat er der Kommission für den Wiederaufbau 
					öffentlicher Gebäude bei. Anstelle des obligatorischen 
					Beitrags von 150 Talern für alle Stadtbewohner 
					stellte er zu diesem Zweck über 3.000 
					Taler zur Verfügung. Er beeindruckte mit seiner 
					Selbstlosigkeit, die bei anderen reichen Leuten 
					selten ist. 
					 
					Als „Vater der Armen“ bezeichnet, befahl er Berichten 
					zufolge, jeden Winter Brennholz an die 
					Türen der städtischen Armen zu bringen. Er gab 
					auch wie St. Johannis Weihnachtsgeschenke an 
					Bedürftige. In den letzten Jahren seines langen 
					Lebens zog er sich zurück und ließ sich auf seinem 
					Anwesen in Pieske nieder. 
					 
					  
					Jan Jakub Volmer starb am 21. Mai 1836  
					
					Er starb allein nach 83 Jahren, 8 Monaten und 
					7 Tagen. Die Beerdigung des Kaufmanns war ein 
					großes Ereignis für die gesamte Meseritzer Gemeinde. 
					Nicht nur die Tuchmacher bedauerten seinen Tod, sondern alle, denen er half und mit denen er in Kontakt gekommen war. Sein letzter Wille zeugt auch von seiner Grosszügigkeit. Volmer vermachte darin große Summen seiner geliebten Stadt: 
					 
					-10.000 Taler für die Erhaltung der evangelischen
					Kirche, 
					- 4000 zusätzlich zum Gehalt der Pastoren, 
					- 2000 für Pastorenwitwen, 
					- 6000 für das evangelische Krankenhaus, 
					- 2000 für höhere Gehälter für evangelikale Lehrer, 
					- 2000 für ein katholisches Krankenhaus, 
					- 4000 für die vorgenannte Kirche in Pieske, 
					- 2000 für die dortigen Pastoren, 
					- 1000 für höhere Gehälter für lokale Lehrer, 
					- 54.000 zur Unterstützung der Armen in Meseritz, 
					- 2000 für das jüdische Krankenhaus. 
					 
					Insgesamt waren es 90.000 Taler, also ein sehr 
					großer Betrag zu dieser Zeit. Volmer wurde auf 
					dem örtlichen evangelischen Friedhof beigesetzt 
					und sein Denkmal wurde viele Jahre lang verehrt. 
					 
					Historisches Gedächtnis 
					Die Bewohner von Meseritz behielten J. J. Volmer in sehr guter Erinnerung. Der deutsche Chronist Paul Becker bezeichnete ihn als Vorbild eines Unternehmers und großen Förderer des Handwerks in Meseritz. 
					Dank seiner Geschäftskontakte wurde der 
					Name der Stadt auch außerhalb Polens und sogar 
					in Europa bekannt. Der russische Kaufmann 
					Isakov war von Volmers Erfolg so beeindruckt, daß 
					er nach dem Vorbild seines Unternehmens 1832 
					im Gouvernement Tschernihiw eine Tuchfabrik 
					gründete und die nahe gelegene Siedlung 
					Mezerytz Nowe (Neu Meseritz) nannte. 
					Bis 1945 gab es an seinem Haus am Marktplatz 
					eine Gedenktafel, die an Napoleons Besuch 
					im Jahr 1806 erinnerte. 
					 
					 
					 
					 
					 
					Ende Dezember 2012 rief die polnische Regionalzeitung „Gazeta Lubuska“ auf ihrer Internetseite für Meseritz und Umgebung ihre Leser auf, sich zu dem Vorschlag zu äußern, den Platz um das Meseritzer Rathaus nach dem Tuchgroßhändler Johann Jacob Volmer (1752  1836) zu benennen. Mit dieser Umfrage griff die Zeitung eine Anregung von Schülern des Meseritzer Gymnasiums Nr. 2 aus dem Jahre 2003 wieder auf. 2017 wurde der Vorschlag durch einen Beschluss der Stadtverwaltung Meseritz verwirklicht. 
					 
					
					Ein Marktplatz für einen 
					Menschenfreund  
							Gymnasiasten haben dem Bürgermeister 
					vorgeschlagen, dass Johann Jacob Volmer 
					Namenspatron für den Markt werden sollte  
					einer der hervorragendsten Meseritzer in der 
					Geschichte der Stadt.  
							(Ausschnitt aus dem Internetartikel vom 3. März 2003) 
					 
					In mehreren Artikeln informierte Redakteur 
					Dariusz Brobek über das Leben und Wirken des J. 
					J. Volmer und veröffentlichte Anfang Februar 2013 
					das Ergebnis der Umfrage: Von 627 Teilnehmern 
					an der Abstimmung unterstützten 61,6 % den Vorschlag, 
					26 % waren dagegen, 7,3 % an dem Thema 
					nicht interessiert, und 5.3 % hatten dazu keine 
					Meinung. 
					 
					  
					Wer war dieser Johann Jacob Volmer, 
					an den jetzige Meseritzer Bürger erinnern 
					wollen?  
					 
					Johann Jacob Volmer entstammt einem der ältesten urkundlich nachgewiesenen bürgerlichen Geschlechter im Sternberger Land. Die älteste Urkunde für einen Vollmar, die sich zeitweise auch Volmar oder Vollmar schreiben, erteilt der Johanniterorden, dem große Teile des Sternberger Landes gehören, im Jahre 1497. Darin belehnt der in Sonnenburg residierende Herrenmeister Georg von Schlabrendorff einen Tewes Volmar mit einer Zeidelheide (Bienenweide) südlich von Zielenzig. 1560 wird dessen Sohn Baltzer Volmer mit dem Schulzenamt und Niedergericht zu Burschen belehnt, nach ihm auch alle seine erbberechtigten männlichen Nachkommen der folgenden sieben Generationen bis zur Enteignung des Ordensbesitzes durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1811. Danach bleibt die Wirtschaft als Lehngut bis 1945 weiter im Besitz der Familie Vollmar.
  Mit dem Lehnbrief vom 18. April 1628 werden die noch unmündigen vier Söhne des verstorbenen Burschener Lehnschulzen Jacob Volmar gemeinsam belehnt:  
					 
					„[...] bis Sie zu ihren Jahren kommen unnd einer Unter ihnen zum besitz des Lehenns gelanget, [...] “. „[...] . Nachdem Unser Schultz zue Burßenn Jacob Volmar mit Tode abgegangen, das wir seinen hinterlaßenen Unmündigen Söhnenn, Christof, Jacoben, Hansenn, und George Volmarnn gebrüdern und ihren Männlichen leibes Lehens Erbenn ...“ 
							Ausschnitt aus dem Lehnbrief vom 18. April 1628 
						 
					  
					 
					 
					Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618 
						 1648) übernimmt Christof, der älteste Sohn, 
						nach Erbvergleich mit seinen jüngeren Brüdern 
						das Schulzenamt in Burschen.  Jacob, der 2. Sohn, wird Tuchmacher und lässt sich im nur zwei Meilen entfernten Meseritz nieder. Er begründet damit den Meseritzer Zweig der Familie Vollmar, die in den folgenden vier Generationen als Tuchmacher und Tuchhändler großen Anteil an der Entwicklung der Stadt zu einem Zentrum der Tuchmanufaktur und des Tuchhandels hat. Martin Christof Volmer (1727  1820), einen Urenkel des ersten Meseritzer Volmer, Ratsherr auf Lebenszeit, bestimmt der Starost von Meseritz in der Zeit von 1766 bis 1786 insgesamt elfmal für je ein halbes Jahr zum Bürgermeister. Johann Jacob Volmer ist der älteste Sohn des langjährigen Bürgermeisters.  
					 
					 
					 
					 Anläßlich seines 100. Todestages erinnert die Märkisch-Posener Zeitung in ihrer Ausgabe vom 30. Mai 1936 in einem mehrspaltigen Artikel an den verdienten Bürger der Stadt: 
					 
					 
					Ein Königlicher Kaufmann in Meseritz 
						Zum hundertsten Todestage Johann Jacob Volmers 
						Von Maria Matthias, Meseritz 
					 
					Der Mann und sein Schaffen 
					Johann Jacob Volmer ward in Meseritz am 6. September 
					1752 geboren. Wenig wissen wir über seinen 
					Lebenslauf! Blicken wir jedoch auf sein Schaffen, 
					so erwächst vor uns eine Persönlichkeit von 
					starkem Mannesmut, von tiefem Christenglauben 
					und lebendiger Nächstenliebe. Sein Bilnis zeigt uns 
					ruhige Entschlossenheit und Klugheit, die sich in 
					seinen klaren Augen mit den starken Braunen, in 
					seiner geraden Nase, dem festen Munde und dem kräftigen Kinn ausdrücken. 
					Unser Volmer war Tuchmacher, wandte sich aber 
					mehr und mehr dem Tuchhandel zu. Über das 
					Tuchmachergewerbe hat *Becker in der Stadtgeschichte 
					erschöpfend berichtet. Hier seien des 
					Zusammenhanges halber nur einige Punkte erwähnt. 
					Die erste Gerechtsame 
					der Meseritzer 
					Tuchmacher geht 
					auf das Jahr 1577 zurück, 
					doch ist die Zunft 
					älter, denn schon vor 
					1485 kämpften sie um 
					ihr Absatzgebiet. Im dreißigjährigen 
					Krieg bekam 
					auch Meseritz wie andere 
					Randstädte der Provinz 
					einigen Zuzug an 
					Tuchmachern in den 
					Evangelischen, die ihres 
					Glaubens wegen aus 
					Schlesien flüchten 
					mußten. 
  
					Volmers mutvolle Persönlichkeit, sein Weitblick und sein außerordentliches Fachkönnen wirkten zusammen, um das Tuchgewerbe in Meseritz und in seiner näheren und weiteren Umgebung [...] auf einem hohen Stand zu halten. Die Lage von Meseritz am Knotenpunkt der alten Handelsstraße von Berlin über Frankfurt, Posen, Moskau bis in den Fernen Osten und der von Breslau nach Stettin, sowie der Einmündung des alten Handelsweges von Dresden und Leipzig gab ihm den Gedanken ein, Meseritz zu einem großen Tuchstapelplatz zu machen. Wenn tatsächlich damals unsere Heimatstadt einer der osteuropäischen Mittelpunkte des Tuchhandels wurde, so verdanken wir es allein diesem Manne. In dem amtlichen Bericht, der 1790 nach der Besitzergreifung durch Preußen über den Stand des südpreussischen Tuchgewerbes an König Friedrich Wilhelm II. ging, wird Volmer vielfach rühmlich erwähnt. Als von der „Genauigkeit und Strenge der Tuchhändler“ in bezug auf die Güte der Tuche die Rede ist, heißt es: „In diesem Punkte zeichnet sich besonders Volmer in Meseritz aus.“ Unter den drei dem Könige als Vertrauensleute der ganzen Provinz vorgeschlagenen Tuchmachern und Tuchhändlern war er denn auch der erste. Durch seinen geraden ehrlichen Kaufmannssinn und seine große Sachkenntnis stand Volmer bei seinen Kunden, den Lieferern und den russischen Abnehmern, in hohem Ansehen. Er war es, der dem Meseritzer Tuchhandel nach Rußland die Wege gewiesen. 
					 
					Wir haben Mitteilungen darüber, daß jährlich für ein bis anderthalb Millionen Taler Tuche nach Rußland gingen, wovon der größte Teil nach China geschafft und auf der Messe zu Kiachta (Kjachta, Stadt in Burjatien (Russland)) von den Chinesen gegen Tee eingetauscht wurde. Die Städte Brätz, Tirschtiegel, Birnbaum, [...], Zielenzig, Schwiebus, Züllichau, Grünberg und andere brachten ihre Rohtuche nach Meseritz, wo sie gefärbt und fertig gemacht wurden. Die russischen Großhändler holten die Tuche selbst ab. Ganze Karawanen russischer Fuhrleute hielten sich wochen-, ja monatelang in der Stadt und den umliegenden Dörfern auf, um auf die Tuche zu warten. Das Kaufgeschäft mit den Russen scheint sich hauptsächlich in dem schon oben erwähnten Haus der „Deutschrusischen Tuchkompanie“ abgespielt zuhaben, und es ist nicht unmöglich, daß Volmer der Begründer der Gesellschaft war. Das Haus war zugleich Stapelhaus, auf dem großen Hofe verlud man die Tuchballen auf die russischen Planwagen. 
					 
					Nicht nur Tuchmacher, sondern alle damit 
					zusammenhängenden Handwerker, wie Färber, 
					Walker, Tuchscherer, Tuchbereiter und andere hatten 
					durch die Rührigkeit Volmers ihr gutes Brot. 
					Von den Anlieferern und den russischen 
					Kauf- und Fuhrleuten blieb manches Goldstück, 
					mancher Silberling am Orte hängen, wodurch auch 
					alle anderen Erwerbzweige zu Wohlstand kamen. 
					Allgemein bekannt ist es, daß man in China 
					nur solche Tuche abnahm, die eine Bleikapsel mit 
					der Bezeichnung „J.J.V. Meseritzkoje“ trugen. 
					Wenn auch Meseritzer Tuch seit mehr als 100 Jahren 
					nicht mehr nach China gelangt, so hat sich 
					dessen guter Ruf bis in die Neuzeit erhalten. Vor 
					dem Weltktriege handelte man, wie einwandfrei 
					feststeht, gutes deutsches Tuch nur unter dem Namen 
					Meseritzkoje, und ein deutscher Forscher, der nach dem Kriege Sibirien bereiste, fand dort die 
					gleiche Bezeichnung. 
  
					Bis in das 19. Jahrhundert hinein dauerte die 
					Blüte des Meseritzer Tuchhandels. Das gesamte 
					Tuchgewerbe mußte schließlich erlahmen infolge 
					der russischen Zollpolitik und durch die Sperrung 
					der russischen Grenzen für fremde Tuche im Jahre 
					1822. 
  
					1798/99 baut sich Johann Jacob Volmer an 
					der Ostseite des Marktplatzes ein repräsentatives 
					Haus. Das Haus existiert nicht mehr. Die gesamte 
					Ostbebauung des Platzes wird Ende des 2. Weltkrieges 
					zerstört, und die Ruinen werden später 
					abgeräumt. Die Meseritzer bezeichnen Volmers 
					Haus bald als „Napoleonhaus“, weil Napoleon I. 
					mit seinem Gefolge darin am 26. November 1806 
					auf seinem Zuge nach Warschau übernachtet. Auf 
					die Ereignisse um den Aufenthalt Napoleons in 
					dem Volmerschen Hause geht die die Märkisch- 
					Posener Zeitung ausführlich ein, insbesondere auf 
					das im letzten Augenblick verhinderte Attentat auf 
					den französischen Kaiser: Fast wäre das 
					Volmersche Haus zum Unglückshaus geworden! 
					Am 27. November standen alle französischen Truppen 
					aus Meseritz und Umgebung  schätzungsweise 
					8- bis 10.000 Mann  auf dem Markte. Des 
					Kaisers Kutsche wartete schon vor der Tür. Da trat 
					der Kaiser auf die Freitreppe, um seine Soldaten 
					zu grüssen. Aus einem Gemach des dicken 
					Rathausturmes, der seitlich nach Osten an das 
					Rathaus angebaut und der nur 30 Schritt von der 
					Treppe entfernt war, hatte der Meseritzer Steuerrat 
					Sprengepiel auf Napoleon angelegt. Die Büchse 
					war von Maurermeister Buttel geliehen, der ihm, 
					nichts Gutes ahnend, nachgeschlichen war. Im 
					rechten Augenblick noch konnte Buttel die Büchse 
					zur Seite schlagen! Schlimmes Unheil wurde 
					so von der Stadt abgewendet. 
  
					Der Vorschlag, den Meseritzer Markt nach dem 
					Tuchgroßhändler zu benennen, hat wohl noch einen 
					weiteren Grund. J. J. Volmer brachte es mit 
					seinem Tuchhandel zu Reichtum, gewann aber 
					auch hohes Ansehen durch seinen Gemeinsinn 
					und seine Grosszügigkeit. 
  
					Johann Jacob Volmers Gemeinsinn  
					
					Durch den umfangreichen Tuchhandel war Volmer, 
					der mit 2.000 Talern angefangen, selbst zu großem 
					Vermögen gelangt. Für ihn persönlich war das 
					ohne Bedeutung, er fühlte sich nur als Sachwalter 
					und teilte aus, wo er nur konnte. Die Grundlagen 
					seines Charakters wurden schon gezeigt. Auf seinem 
					Denkmal, das ihm seine Verwandten errichtet, 
					werden seine Gottesfurcht und seine Menschenliebe 
					betont. Die Gedenktafel in seinem Hause 
					weist auf seine Redlichkeit und Treu, seine 
					Geradheit und Einfachheit, seinen kirchlichen Sinn 
					und sein frommes Wohltun hin. Für die Armen gab 
					er monatlich eine bestimmte Summe und fuhr ihnen 
					im Winter Holz vor die Tür. Daneben gab er, 
					wo er nur Not sah. Überall suchte er zu stützen. 
					Gelegenheit fand er reichlich in den schweren 
					Nöten unserer Heimatstadt. Von der Franzosenzeit, 
					die durch Einquartierung und Kriegsabgaben 
					schwer auf der Bevölkerung lastete, war schon die 
					Rede. Keiner verließ ihn ohne Rat und Hilfe. Im 
					Verein mit seiner Tochter Anna ging er an die Nöte 
					des Einzelnen heran.  
					„Hier ruht ein gutes Herz, beweint von jedermann,“ 
					lesen wir auf Anna Volmers Grabmal. Die Umgegend 
					litt nicht minder. 
  
					„Wenn damals der Kaufmann Volmer in 
					Meseritz nicht mit seinen reichen Geldmitteln ausgeholfen 
					hätte, wären gewiß Bobelwitz und Politzig 
					den alteingesessenen Familien verloren gegangen,“ 
					lesen wir in der Geschichte des Kirchspiel 
					Politzig. Bis 1815 drückten die ungeheuren Kriegsabgaben. 
					Da kam die russische Zollpolitik und 
					schließlich die Grenzsperre und damit der Niedergang 
					der Tuchmacherei. Volmer suchte zu halten, 
					zu bessern! Immer wieder griff er ein, Zusammenbrechendes 
					zu stützen. Zahlreiche Familien von 
					Tuchmachern, Färbern usw. aus Meseritz und Umgegend 
					zogen nach Russisch-Polen und fanden 
					dort Arbeit und eine neue Heimat. Aber sie kündigten 
					die Hypotheken in der alten Heimat. Noch 
					drückender wurde die Not durch die großen Stadtbrände 
					von 1824 und 1827! Nach dem Brande 
					1827 mußte nicht nur dem Einzelnen geholfen 
					werden, auch die evang. Kirche, die Pfarr- und 
					Schulhäuser lagen in Asche. Volmer gab sofort für 
					den Kirchbau 500 Goldstücke, dann noch einmal 
					520. Und oft, oft tat er seine Hand auf, wenn der 
					Neubau aus Mangel an Mitteln ins Stocken geriet. 
					Auch den anderen öffentlichen Bauten lieh er tatkräftigen 
					Beistand. 
  
					Für die Gemeinde Pieske war er von großem 
					Segen. Er hatte im Jahr 1816 das Gut Pieske 
					erworben, behielt aber seinen Wohnsitz in 
					Meseritz. Das Gut hat er durch Bauten sehr verbessert, 
					auch drei Arbeiterhäuser errichtet. Das 
					Kirchenvermögen hat er bedeutend vergrößert. Er 
					half über sein Grab hinaus. Das Gut erbte von ihm 
					sein Neffe Karl August Schroeder. Dadurch war 
					es diesem möglich, mit der Gemeinde zu einem 
					Neubau der Kirche zu schreiten. In der Kirche zu 
					Pieske hängt gleichfalls Volmers Bildnis. 
					Johann Jacob Volmer stirbt am 31. März 1836 im 
					84. Lebensjahr. Mit ihm erlischt der Meseritzer 
					Zweig der Familie Volmer/Vollmar. Seine Frau verliert 
					er bereits 1784, seine beiden Töchter 1784 
					bzw. 1824. 
					 
					 
					 
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