TEIL 2
Anmerkungen des früheren Eigentümers
von Gut Muchocin, Kreis Birnbaum

Joachim v. Kalckreuth (1902-1970), verfaßt 1965

Der Tod meines Vaters
Gutshaus MuchocinVor 50 Jahren, am 5. Dezember 1915, wurde mein Vater auf dem Familienfriedhof unseres Gutes Muchocin beerdigt. Am 28. November war sein Flugzeug im Luftkampf abgeschossen worden und genau über der Erdkampflinie der Westfront abgestürzt, von wo man Vaters irdische Reste geborgen und in die Heimat überführt hatte. Vater hatte ein Alter von 42,5 Jahren und ich werde diese traurige Stunde, die ich als 13jähriger Kadett erlebte, ebensowenig jemals vergessen, wie die elegante sportliche Gestalt meines Vaters selbst. Seine äußerliche Erscheinung war die des saubersten Mannes, dem ich begegnet bin und seine charakterliche Haltung ist mir noch heute Beispiel. Wenn ich als erwachsener Mann, besonders als Offizier im Kriege, mit ungewöhnlichen Situationen in Ehren fertig werden mußte, hat mir das väterliche Vorbild immer helfend zur Seite gestanden.

Eine drückende Schuldenlast
Vater hatte das Gut im Jahre 1900 im Erbgang von seinem verstorbenen Vater übernommen, nachdem er bis dahin 10 Jahre in der Kavallerie gedient hatte. Er nahm seine Gutsherrenpflichten sehr ernst, aber die Wirtschaftslage, der er sich gegenübersah, war von Beginn an unbeschreiblich schwierig, mußte er doch ein wenig rentables Gut mit hohen Hypotheken und Altenteils- Lasten für die Großmutter übernehmen und schaffte es – wie ich später aus den Akten ersehen konnte – nicht, dabei soviel zu erwirtschaften, daß für ihn und seine Familie genügend Unterhaltsmittel aus dem Nettoeinkommen zur Verfügung standen.
Er hat unter diesem Zwang lebend ernstlich erwogen, ob es nicht notwendig sei, das Gut zu verkaufen, um mit einem verbleibenden kleinen Vermögen (er kalkulierte, daß ihm etwa 400.000 Mark bleiben würden) und einem Beruf, etwa als hauptamtlicher Mitarbeiter des Union-Clubs (der obersten Instanz für Vollblut- Rennen), ohne dauernde Gefährdung standesgemäß leben zu können. Das war aus der Sicht der Situation vor dem Ersten Weltkrieg eine sehr vernünftige Kalkulation.


Daß es, durch den Ausbruch des Krieges, nicht zu dieser Verkaufslösung kam, ist angesichts der 1914 beginnenden Ereignisse wiederum als ein großes Glück zu bezeichnen. Mit Kriegsbeginn übernahm meine Mutter die Verantwortung für die Gutsbewirtschaftung und behielt sie, bis ich im Frühjahr 1926 die Regie – formal zuerst als ihr Angestellter – übernahm. Die Kriegszeit hatte, mit billigen Arbeitskräften in Gestalt von russischen Gefangenen einerseits und guten Erlösen für alle landwirtschaftlichen Produkte, die ersten 4 – 5 Jahre der mütterlichen Epoche begünstigt. Mutter war sehr fleißig, aber da sie keinerlei Vorkenntnisse besaß, war solch Fleiß oft ohne rechten Erfolg.

Muchocin wird polnisch
1920 wurde Muchocin vom Deutschen Reich abgetrennt und gehörte, wie der gesamte Kreis Birnbaum, dann zu Polen. Aus dieser Umstellung ergaben sich mannigfaltige Komplikationen, sowohl für unsere deutsche Familie, wie auch für das Gut.
Besonders die Personalprobleme sahen plötzlich total verändert aus. Die Arbeiter waren in der Mehrzahl seit je Polen gewesen, da gab es kaum Änderungen, aber die Gutsangestellten, also Inspektor, Brennereiverwalter und Förster wanderten nach Westen ab und es ging über die Kräfte meiner Mutter, diese Probleme befriedigend zu lösen.
Als ich meine Arbeit in Muchocin im Mai 1926 begann, waren die Felder schlecht bestellt. Ich erlebte eine beispiellose Mißernte. Gute Ernten im allgemein üblichen Sinne ließen sich in Muchocin sowieso nicht erzielen, aber ausgesprochene Mißernten konnte man natürlich durch entsprechend vorsichtige Bewirtschaftung vermeiden.
Unsere Familie saß in Muchocin bereits seit etwa 1660 (der eigentliche Kaufakt fand erst 1698 statt). Damals im 17. Jh. mag das Gut trotz seines unbeschreiblich unergiebigen, kiesigen Sandbodens wirtschaftlich recht interessant gewesen sein, denn es hatte zwei Mahlmühlen und eine Papiermühle, die Warthe fließt mit 4 km Länge am Gut entlang und reichliche Torfvorkommen gab es außerdem. Man erzielte also Bareinnahmen aus der Müllerei und aus dem Fischertrag der Seen und der Warthe, hatte an 3 Uferstellen bequemste Möglichkeit, die Produkte: Holz aus dem Forst, Wolle von den Schafen, Getreide und Steine, per Wasserweg zum Verbraucher zu schaffen und der eigene Torf gab reichliches gutes Brennmaterial.

Schlechter Ackerboden gefährdet die Existenz des Gutest
In meinen Tagen war von den Wassermühlen nur noch eine in Betrieb und der Warthefluß spielte nicht mehr die grosse Rolle, seitdem es Eisenbahnen gab. Eine vom Urgroßvater 1860 erbaute Spiritusbrennerei garantierte die Verwertung der Kartoffeln und die beim Verarbeiten der Kartoffeln in Alkohol anfallende Schlempe gab dem Vieh den Winter über Futter. Da das Vieh das Einstreustroh in wertvollen Mist verwandelt, war also auch die Düngung der Felder gesichert. Doch der Ackerboden war so schlecht, daß Kartoffeln nur recht karge Massenerträge brachten.
In vielen trockenen Jahren brachte die Landwirtschaft nicht einmal eine Deckung der Unkosten ein. Sehr oft gab es im Spätsommer und Herbst, bevor die Schlempe zur Verfügung stand, Hungerzeiten für das Vieh, ähnlich wie auf südwestafrikanischen Farmen.
Es gelang mir, wenigstens Hungerschäden beim Vieh auszuschließen, indem ich zwei große Silos bauen ließ, die mit einem Gemisch von Sonnenblumen und Seradella gefüllt wurden, zwei Futterarten, die als Zwischenfrucht sofort nach dem Roggenmähen eingesät wurden und durch ihre Anspruchslosigkeit eigentlich immer ganz befriedigend wuchsen. Solch Gär-Futter war zwar nicht üppig, doch das war auch nicht notwendig. Es war gut genug, das Vieh vor Hunger und Abmagern zu bewahren. Das war schon ein echter Erfolg. Mich hatte, schon als ich noch die Schule besuchte, stets die Frage beschäftigt, warum der Wasserfall an der Ende des 19. Jhs. stillgelegten Mühle keine nützliche Verwendung bekam. Als ich das Gut bewirtschaftete, erwog ich dafür viele Möglichkeiten, mußte sie letzlich aber als ungeeignet verwerfen. Durch ein Zufallsgespräch kam ich darauf, daß man möglicherweise die Ländereien unterhalb des Mühlenstaus – der noch intakt war – in Fischteiche verwandeln könne. Ich besorgte mir Lehrbücher über Fischhaltung in Teichen und fand sofort bestätigt, daß ich in Muchocin günstige Voraussetzungen besäße.



Fischwirtschaft soll unsere wirtschaftliche Lage verbessern
Ein groteskes, im ersten Moment erschreckendes Ereignis brachte mich in eine großartige Situation. Es hatte damit angefangen, daß ich einen relativ kleinen Teich durch Aufschütten eines Querdammes und Zuführen des Wassers von oben her gebaut hatte, der die einsömmrigen Karpfen aufnehmen sollte; gleichzeitig hatte ich weiter unterhalb durch Bau einer Schleuse auf dem Gelände einer minderwertigen Wiese die Schaffung eines größeren Teichs begonnen, in welchem die Zweisömmrigen zu Speisefischen „abwachsen“ sollten, wie der Fachausdruck dies bezeichnete.
Diese Zweisömmrigen waren bereits da und vorläufig in dem für sie normalerweise erheblich zu kleinen oberen Teich untergebracht. Die Schleuse war mit aller Sorgfalt gebaut worden. Nach Fertigstellung wurde sie geschlossen und es entstand zu unser aller Freude der geplante Teich. Doch am späten Abend erschien mit verstörter Miene der Förster, um zu melden, an der Schleuse sei im Untergrund – im Gebiet der Spundwände – ein Loch entstanden und das gestaute Wasser flösse aus dem Teich ab, er werde in wenigen Stunden leergelaufen sein.
Das war er auch, wie ich am anderen Morgen feststellen mußte. Mein schöner Plan war ins Wasser gefallen. Der obere 1 ha große Teich – er hatte den Namen „Viermorgenteich“ erhalten – war mit Karpfen weitaus übersetzt und der „Koschtwiesenteich“, in den sie umgesetzt werden sollten, war wieder saure Wiese. Rettung schien allein der Bericht eines bayerischen Fischwirtschaftlers zu bieten, der im Lehrbuch abgedruckt war. Dieser Mann hatte einen stark durchflossenen Teich mit der mehrfachen Menge an Besatz-Karpfen besetzt und sie wie die Schweine im Stall durch Einwerfen von Futter gemästet. Der Futterverbrauch sei zwar – auf den einzelnen Zentner Zuwachs berechnet – ziemlich hoch gewesen, aber die Fische seien sehr gut gediehen.
Nur eine Gefahr hatte sich gezeigt: bei schwülem Vor-Gewitter-Wetter wurde der Sauerstoff im Teich knapp und die Karpfen drohten zu ersticken. Man müsste auf diese Gefahrensituation achtgeben und könnte durch gewisse Hilfsmaßnahmen vorübergehendem Sauerstoffmangel teilweise begegnen.

Gutshaus MuchocinMir blieb ja gar nichts anderes übrig, als das nun so zu versuchen wie im Bericht geschildert. Damals waren in Polen die bitteren Lupinen ungewöhnlich billig. Für Vieh sind Bitterlupinen giftig, für Karpfen nicht. Man konnte gern 6 – 8 Zentner Lupinen verfüttern, um einen Zentner Karpfenzuwachs damit zu erzielen, denn die Karpfen waren relativ teuer.
Ich ließ also nach einem genauen Plan so viele Lupinen täglich in den Viermorgenteich schütten wie nach meinen Berechnungen nötig waren, um die Fische im Teich mit so vielen Futterwerten zu versorgen wie es ihrem Zuwachssoll entsprach. Gleichzeitig ließ ich das Loch an der Schleuse plombieren und anschließend den Koschtwiesenteich erneut mit Wasser füllen. Jetzt hielt die Schleuse dicht und blieb dies für immer. Weil ich aber zunächst der Schleuse nicht traute und ein Verlust größerer Besatzmengen vermieden werden mußte, nahm ich nur einen Teil der Besatzfische aus dem Viermorgenteich als Besatz für den großen Teich heraus und blieb bei dem System des Mästens im kleinen Teich.
Die Herbstabfischung – aus den ablaßbaren Teichen – ergab eine freudige Überraschung. Die künstlich ernährten Karpfen im Viermorgenteich hatten einige Male vor dem Sauerstoffmangel und Ersticken geschützt werden müssen, es hatte aber keine wesentlichen Verluste gegeben und die Zunahme durch unsere Mast war über Erwarten gut. Das war eine tolle Entdeckung.
Heute ist es allgemein üblich, in der Landwirtschaft von Veredelungsproduktion zu sprechen. Etwa Hähnchenstallmast oder Intensiv-Hennenhaltung zur Eierproduktion.
Damals kannte man diese Begriffe noch nicht. Aber mir war sofort klar, daß man das im Viermorgenteich mit der Mast von 1000 zweisömmrigen Karpfen, die zu Speisefischen herangefüttert worden waren, geglückte Experiment genauso gut im 10 mal so großen Koschtwiesenteich durchführen könne.
Weil die festen Kosten im Teichbetrieb (Aufsicht, Unterhalt, Raubzeugbekämpfung, Amortisation der Anlage) gleich bleiben, führt intensivere Besatzung zu Verbilligung der Produktion. Wir wandten das oben geschilderte Verfahren alle Jahre – natürlich mit Variationen, wie sie Futterpreis und Vorhandensein von Besatzfischen mit sich bringen – an und schufen dadurch eine neue Geldquelle für das ertragsarme Gut, die erheblich stärker sprudelte als eine Mahlmühle „nach Großväter- Art“.

Die ganze Fischteichanlage wurde ausgebaut und erweitert. Wir hatten eigene Laichkarpfen und erzeugten alle Jahre Besatzfische, wobei wir sowohl Einsömmrige wie Zweisömmrige als Besatzmaterial verkauften. Aber das Hauptgeschäft blieben – bis Kriegsausbruch 1939 – doch die jeweils im Dezember „geernteten“ Speisekarpfen für den Posener Markt. Ich persönlich beschäftigte mich so intensiv mit Fischwirtschaftsproblemen, daß es schon ein wenig komisch gewirkt haben muß. Die Zeitumstände begünstigten das Ganze sehr: es gab mehr Arbeitskräfte als Arbeit, ich berechnete sämtliche Deichanlagen selbst und ließ sie mit billigen Arbeitskräften ausführen. Der vorhandene Förster (Josef Ullrich, er lebt noch heute in Muchocin) hatte Vertrauen zu mir und ließ sich von mir zum Fischmeister ausbilden. Das war eine gute Lösung, denn die Försterwohnung war sowieso die einstige Müllerwohnung an der ehemaligen Untermühle und Ullrich war der zuverlässigste Mitarbeiter, den man sich vorstellen kann. Das Gelände um die Untermühle herum eignete sich in idealer Weise zum Bau aller notwendigen Laich-, Aufzucht-, Mast-, Winter- und Speisefisch-Hälter = Teiche für Karpfen und Schleien. Es gab zum Schluß – und gibt es noch heute in polnischer Regie – 3 Winterteiche, 3 Speisefischteiche zum jederzeitigen Verkauf mitten im Winter und 16 kleine, mittlere sowie große Teiche für die verschiedenen Bedürfnisse.
Diese Teichwirtschaft umfaßte 25 ha. Das ist gewiß keine Großanlage, aber wer das Gut durch Jahrzehnte beobachtet oder bewirtschaftet hat, weiß, welch wunderbarer Ausgleich darin liegt, daß während etwa im Juli die Getreidefelder wegen einer Hitzeperiode verdorren, dicht nebenan im Teichwasser die Karpfen gerade bei solchem Wetter besonders gut wachsen und an Gewicht zunehmen. Jede Generation gibt, wenn sie tüchtig ist, einem alten Familienbesitz irgendetwas Eigenes. Mein Urgroßvater (1800-1864) arrondierte den Besitz, sicherte die Landschaft auf 15 km flußabwärts durch seine Arbeit als Deichhauptmann vor Hochwasserschaden der Warthe, baute neue Stallungen und schuf die Kartoffelbrennerei. Sein Sohn verwaltete als Landrat mit strengem Regiment den Kreis und auch das Gut und modernisierte die Wassermühle gründlich.
Allerdings beging er den schweren Fehler, seinem Sohn, der auf den landwirtschaftlichen Beruf unvorbereitet das Erbe antrat, ein mit Hypotheken hochbelastetes Gut zu überlassen. Das war für meinen Vater sehr schwer. Als er 1914 in den Krieg zog, war der Besitz noch nicht ausbalanciert. Meine Mutter – ihre Regie währte von 1914 bis etwa 1928 – hatte damals sehr große Sorgen. Mag sie auch recht dilettantisch gewirtschaftet haben, ihre Arbeit war doch nicht erfolglos.

Insektenbefall im Kiefernwald
Der große Forleulenfraß in den Kiefernwäldern fiel in ihre Epoche und vernichtete einen erheblichen Teil der Bestände. Bei der Abwicklung der Aufarbeitung und Verwertung des anfallenden Holzes kam Mutters große Energie wirksam zum Zuge.
Dem Zeitabschnitt meiner Verantwortlichkeit – die von Mai 1926 bis Januar 1945, also knappe 19 Jahre währte – blieb die Aufgabe, die kahlgeschlagenen Waldflächen wieder aufzuforsten, mit der die ganze Welt bedrängenden Wirtschaftskrise fertig zu werden, schließlich den großen Krieg 1939, nachher sein schreckliches Ende zu erleben. Niemand wird glauben, daß man solche Zeiten ohne Sorge durchlebt.
Doch trotz dieser Naturkatastrophen, trotz der politischen Unsicherheit und häufig schlechter Ernten waren die Muchociner Jahre eine glückliche Zeit. Der Bewirtschaftung des Gutes durch das Schaffen der Fischteichanlagen eine zusätzliche Einnahmequelle verschafft und damit die Sicherheit seiner Erhaltung gefördert zu haben, war mir ein Erlebnis, das die viele dafür aufgewendete Mühe gelohnt hat.

Treue Mitarbeiter
Ich denke voller Dankbarkeit zurück. Denke an die großartige Mitarbeit so tüchtiger Mitarbeiter wie des Brennereiverwalters, der auch die Landwirtschaft mitbetreute und des alten Försters, der zusätzlich und mit großem Geschick auch die Rolle eines Fischmeisters übernahm. Genauso ungetrübt ist die Erinnerung an die Arbeiterbevölkerung des Gutes.
Das waren ausschließlich polnische Menschen. Die meisten Familien lebten bereits seit Generationen im Dienst unserer Familie. Ihre Bescheidenheit, ihr Fleiß ebenso wie ihr Geschick und ihre Ehrlichkeit waren wunderbar. Bessere, pflichtbewußtere und treuere Arbeiter habe ich nirgends gefunden.

300 Jahre ernährte Muchocin unsere Familie
Eine Frage ist unerklärlich und man wird sie niemals exakt beantworten können. Das ist ganz einfach die Frage, wieso es dazu kam, daß ein so ausgesprochen ertragsarmes Gut die Familie fast 300 Jahre gehalten hat. Nach strengen Bewertungsmaßstäben betrachtet war das Gut wegen des schlechten Bodens eigentlich die Mühe nicht wert.
Ich bin sogar überzeugt, daß Muchocin in den ganzen fast 300 Jahren rechnerisch nie rentabel war. Aber es gibt Imponderabilien, die sich nicht berechnen lassen und auch Ideale entziehen sich der Bewertung. Es war wohl so, daß im Anfang, also Mitte siebzehntes Jahrhundert, die Lage an der Warthe und überhaupt die Gewässer das Gut interessant sein ließen. Wenn das später nicht die gleiche Bedeutung hatte, so kam wohl die Achtung vor der Arbeit der Vorfahren und bald der Stolz, bereits seit Generationen auf dem Boden zu leben, stark zur Entfaltung.

Gut Muchocin - Das Erntefest mit den polnischen MitarbeiternMan darf auch die Schönheit der Landschaft dabei einbeziehen; und die herrliche Eignung des Geländes für Reiter ebenso wie die wirklich fast beispiellose Vielseitigkeit der jagdlichen Möglichkeiten. Dies, die alten Grabinschriften und die uralten Stämme, von denen gepflanzt, die längst auf dem Friedhof vermodert waren, gaben dem gewiß mageren Besitz den Glanz von Schönheit und Würde; und seinen Besitzern das Gefühl, eine unzerstörbare Heimat zu besitzen.
So war es auch nicht die Folge schlechten Wirtschaftens oder gar leichtsinnigen Lebens, die den letzten Besitzer mit seiner Familie vertrieben hat, sondern die politische Katastrophe des Dritten Reiches, in deren Strudel alles geriet, was östlich der Oder lag.