Schloß BialokoszSchloß Bialokosz
Begleittext des Verlags Alexander Duncker und Nachschrift

Das Rittergut Bialokosz gehörte seit langer Zeit dem Catharinen-Nonnenkloster zu Posen. Nach Aufhebung der Klöster verlieh laut Schenkungsurkunde vom 16. März 1798 S.M. König Friedrich Wilhelm III. dieses Gut nebst dem dazugehörigen Vorwerk Pólko und einer Hauländerei, mit allen adligen Rechten, dem damaligen Obristen und Quartiermeister von der Armee, Christian Freiherrn v. Massenbach. Nach dem am 20. November 1827 erfolgten Tode dieses ersten Besitzers, der das hier abgebildete Wohnhaus in den Jahren 1804 und 1805 erbaute, ging das Gut auf dessen 3 Kinder, Adelheid v. Rappard geb. v. Massenbach, Albertine v. Massenbach und Georg Sylvius v. Massenbach, über. Nach dem Tode der Albertine v. Massenbach und der verwitweten Obristin v. Massenbach geb. v. Gualtieri übernahm der jetzige Besitzer, Georg Sylvius Freiherr v. Massenbach (verheiratet mit Sophie geb. Freiin v. Gemmingen-Steinegg), jetzt Major a.D., Bialokosz für sich allein, wo er für seine Mutter schon seit 1820 die Wirtschaft geführt hatte. Das von seinem Vater erbaute Haus erweiterte er für die anwachsende Kinderschar um einen nördlichen Anbau, wie hier abgebildet.

An herrschaftlichem Areal enthält das Gut Bialokosz: an Äckern ungefähr 1.600 Morgen, an Wiesen 400 Morgen, an Wäldern 1.200 Morgen und einen See von 600 Morgen. Da der ausgedehnte See bergige und mit Holz bestandene Ufer hat und das Wohnhaus eine weite Aussicht gestattet, so ist die Lage desselben und des daran stoßenden Gartens eine sehr freundliche.

Der oben genannte Freiherr Christian v. Massenbach war in Schmalkalden geboren, im Württembergischen auf der Karlsschule mit Schiller zusammen erzogen und unter Friedrich dem Großen in preußische Dienste getreten. Die Freiherren v. Massenbach führen dasselbe Wappen wie die Freiherren v. Gemmingen: zwei goldene Balken in blauem Felde, sie nannten sich in alten Zeiten in vielen Urkunden "v. Gemmingen zu Massenbach" und stammen unbedingt von der Gemmingenschen Familie ab.

Als sich Georg Sylvius v. Massenbach 1871 auf den Familienstammsitz Massenbach bei Heilbronn zurückzog, bestimmte er seinen vierten Sohn Karl Freiherrn v. Massenbach (Leutnant a.D., Generallandschaftsrat der Provinz Posen, verheiratet mit Elisabeth geb. v. Cosel) zu seinem Nachfolger in Bialokosz. Vermutlich zu seiner Zeit ist das Gutshaus durch Anheben des Daches um ein volles Geschoß vergrößert worden.

Karl v. Massenbach's Schwiegersohn, Dr. jur. Carl von Rose aus Döhlau in Ostpreußen (damals Landrat in Schroda und verheiratet mit Sophie, geb. Freiin v. Massenbach) erwarb Bialokosz 1902. Er gründete das Rosesche Familien-Fideikommiß Bialokosz und sollte der letzte Eigentümer dieses Gutes sein. Durch zahlreiche Bauten, Meliorationen, Wegbefestigungen, das Anpflanzen von Obstbäumen an den Wegen und besondere Pflege des Waldes vermehrte er den Wert des Besitzes, der etwa 1.000 ha umfaßte; davon entfielen 290 ha auf den Wald und 150 ha auf den See. Die vom Obristen Christian v. Massenbach angelegte bedeutende Bibliothek ließ er neu ordnen und einen Katalog drucken (1912). Er starb 1945 in Zoppot.
Von 1940-45 lebte Carl von Roses jüngste Tochter Brigitte (verheiratet mit Erich Freiherrn v. Lang zu Leinzell) mit ihrer Familie in Bialokosz.

Das Bialokoszer Haus diente nach 1945 u.a. als Wohnung für Landarbeiter und als Kinderheim. Jetzt ist es in Privatbesitz und nach Entfernen aller Anbauten und völligem Restaurieren der Fassaden in ein Hotel umgebaut. Der Park, um die Wende vom 19. zum 20. Jhh. vom Gartenarchitekten Larass aus Bromberg im englischen Stil angelegt, blieb in seiner Grundsubstanz erhalten. Landwirtschaft und Fischerei sind verpachtet.