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Die Schulchronik der Schule
in Scharzig
Angelegt von dem Lehrer P. Petzelt 1873
umfaßt den Zeitraum von 1844 bis 1944
Bislang wußte der Heimatkreis Meseritz vom Heimatdorf Scharzig, das am Seziorka-See und dem Scharziger-See zwischen Betsche und Zielomischel liegt, sehr wenig: Nach Scharzig führte nur von Betsche aus eine befestigte Straße. Der größte Bauernhof, das Gut, wurde von Familie Josef Paech bewirtschaftet. Die Gastwirtschaft und das Kolonialwarengeschäft betrieben Roman und Cecilie Zerbe. Die Einwohner waren überwiegend katholisch, das Dorf hatte und hat keine Kirche.
So konnten wir aus dem kleinen Dorf im deutsch-polnischen Grenzland, von dem wir aus der Nachkriegszeit nur 3 Fotos besitzen über das Schicksal seiner ehemals deutschen Bewohner im Heimatgruß kaum etwas berichten. Das ändert sich nun durch den Erhalt der wertvollen Schulchronik der Schule in Scharzig. Die Chronik umfaßt 155 Seiten in handschriftlichen Texten und hat ein Format von 21 x 33 cm. Sie soll weitestgehend in Fortsetzungen hier und im Heimatgruss veröffentlicht werden. Die Schulchronik wird hier als Quelle zur Dorfgeschichte ungekürzt veröffentlicht. Für die Jahre nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 enthält sie zahlreiche Formulierungen im nationalsozialistischen Zeitgeist, die hier unkommentiert abgedruckt werden. Sie zeigen das Durchdringen der nationalsozialistischen Ideologie bis in die Dorfgesellschaft und sind als solche von Quellenwert. Der Originaltext wird, an die Handschrift der Chronik erinnernd, in kursiv abgebildet.
Abschrift des Originaltextes (Abb. siehe unten):
Die Schule zu Scharzig ist eine katholische Schule und wird von den katholischen Familien der Gemeinden Scharzig und Zielomischel gebildet.
Dieselbe wurde um das Jahre 1844 gegründet und das Schulhaus nebst Stallung nach der Zeichnung der Königlichen Hochlöblichen Regierung zu Posen gebaut, da letztere eine Unterstützung von 100 Reichstaler (Preußische Währung) dazu gab.
Der erste ordentliche Lehrer war Herr Margraf von 1844 bis 1847. Darauf folgte der Lehrer Herr Pnoke von 1847 bis1850 und von 1850 bis 1851 wurde die Schule von dem Lehrer Grafstein verwaltet. In der Vacantszeit des Sommers 1851 wurde die Schule von dem Lehrer Herrn Krolkowski vertretungsweise verwaltet.
Während dieser Vertretung wurde der Schulunterrricht in dem Gemeindehause ertheilt, da der Schwamm in dem Schulhause war und dasselbe massiv unterfangen werden mußte. Darauf folgte im Herbste des Jahres 1851 der Lehrer Herr Robert Papryelic bis zum 1.ten April 1858.
Darauf folgte der Lehrer Paul Petzelt; derselbe machte 1869 die ersten Garten und Weinanlagen. Im Jahre 1861 wurde die offene Küche überwölbt und ein neuer Plattenofen in der Wohnung des Lehrers gesetzt.
Im Jahre 1862 machte der Lehrer Petzelt seine Wiederholungsprüfung und wurde in Folge dessen 1865 definitiv angestellt.
1868 wurde ein Stallanbau an die Scheune gemacht. Der Industrieunterricht wurde 1866 eröffnet. Das Gehalt des Lehrers betrug bis zum Jahr 1868, 45 Reichstaler von wo aus der Lehrer bei Veranlagung des neuen Etats eine Zulage von 8 Reichstalern erhielt.
Im Jahre 1849 erhielt der Lehrer eine Gehaltszulage von 10 Reichstalern; im folgenden Jahre eine Gehaltszulage von 18 Reichstalern, im Jahre 1872 eine Gehaltszulage von 30 Talern und im Jahre 1873 eine persönliche Zulage von 20 Reichstalern aus der Kasse des (?).
Im Jahre 1872 wurde im Herbste ein neuer Brunnen auf dem Schulhofe angelegt. Am 1sten Mai 1874 (?) wurde die hiesige Schule von dem Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Spretille visitiert. Am 15. Februar 1873 durch den Königlichen Kreisschulinspektor Herrn Erfurth visitiert.
gesehen 25.2.77
(unterschrieben)
Erfurth

Von April 1875 bis Juni 1877 berichtet die Chronik über 8 Visitationen und öffentliche Schulprüfungen auch unter Mitwirkung der Lehrer. Am 15.2.1876 wird von der Königlichen Kreis-Schulinspektion angeordnet, daß der Religionsunterricht in deutscher Sprache zu halten ist, was in gleicher Zeit von der Königlichen hohen Regierung zu Posen bestätigt wurde.
In dichter Folge finden von Februar 1878 bis April 1880 weitere Visitationen durch den Königlichen Kreis-Schulinspektor Herrn Erfurth statt, die dann umbenannt werden in Revidierungen. Im Weiteren werden die Lehrer gebeten, die Prüfungen selbständig und öffentlich abzuhalten.
Im Monat Juni 1879 wurde der Stall auf dem Schulgehöft weggerissen und gleichzeitig die Abtritte (Toiletten) für Knaben und Mädchen besonders eingerichtet.
Ab November 1879 ist der Königliche Kreis Schulinspektor Herr Teklenburg für die Revidierungen in der Schule verantwortlich. In gleicher Zeit feiert Lehrer Petzelt sein 25jähriges Amtsjubiläum und seine silberne Hochzeit, zu der sich 9 Kollegen aus der Umgebung einfanden.
An einer öffentlichen Schulprüfung im April des Jahres 1880 nehmen auf Anweisung der Schulbehörde die Lehrer Weimann aus Stalun, Krolikowski aus Stokki und der Ortsvorstand aus Scharzig teil.
Am 18. Mai des gleichen Jahres wurde die Gegend von einem starken Frost heimgesucht, wodurch der Roggen und andere Früchte sehr litten. Im Sommer 1880 fand bei der hiesigen Schule ein Erweiterungsbau statt, der vom Maurermeister Giesel aus Betsche ausgeführt wurde.
Die Erweiterung bestand in einer zweiten Wohnstube, einer Räucherkammer und eines zweiten Kellers. Die Feuerung wurde ebenfalls neu ausgeführt und da dieselbe lauter russische Röhren bekam, mußte das Strohdach entfernt und durch ein Ziegeldach ersetzt werde. Auf dem Schulhof wurde zudem ein neues Backhaus errichtet. Der Unterricht wurde während des Baues in der Schulscheune erteilt.
Sämtliche Öfen wurden entweder um- oder neugesetzt. Leider stellte sich beim Heizen im Winter heraus, daß der Ofen im Anbau bei Ostwind nicht zu benutzen war, weil sämtlicher Rauch in die Stube kam. Es wurden viele Versuche zur Abhilfe des Übelstandes gemacht, bis jetzt aber ohne den geringsten Erfolg.
Im Jahr 1882 waren zur Prüfung im April die Kollegen aus Betsche und Stalun eingeladen und zugegen. Der Ortsschulvorstand war eingeladen, aber nicht erschienen und zeigte damit, wie wenig Interesse er für die Schule hat.
Die Schulprüfung 1883 fand im April statt und wurde vom Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Teklenburg selbst abgehalten. Als Gäste waren anwesend die Herren Kollegen Paech, Fuhrmannek und Kirscht aus Betsche, Weimann aus Stalun, Krolikowski aus Stokki und Gaettner aus Swiechocin.
Von den Ortsschulvorstehern wie auch von den Familienvätern der beiden Gemeinden Scharzig und Zielomysil war trotz ergangener Einladung niemand erschienen und das zeigt - wie in den vorigen Jahren - wie wenig Interesse sie für die Schule haben.
Bald nach der Prüfung brach unter den Schulkindern eine Scharlach- und Diphtherieepidemie aus, so das im Verlauf der Epidemie im Juni von 64 schulpflichtige Kindern nur noch 20 die Schule besuchten. Am 22. Juni 1883 wurde die Schule durch Verfügung des Landratsamtes geschlossen. Ein regelmäßiger Schulbesuch war erst im September wieder möglich.
Zur Abhilfe des Rauches in dem Anbau, wurde in der zweiten Hälfte des Junis ein neuer Schornstein an den Giebel des alten Hauses gebaut und zwar mit Erfolg.
Im September fand in der hiesigen Gegend in der Nähe unseres Dorfes ein erstes Manöver statt, ein sogenannter Vorposten-Biwak.
Die öffentliche Schulprüfung im April 1884 wurde im Beisein der Kollegen Weimann aus Stalun, Krolckowski aus Stokki und des Ortsschulzen Jesionek vom Lehrer selbst abgehalten. Von den Schulvorstehern und Familienvätern war trotz Einladung wieder niemand erschienen.
Es konnten 5 Kinder offensichtlich erfolgreich entlassen und am 1. Mai 10 Kinder neu aufgenommen werden.
Durch Dienststellenwechsel der Väter kam es in der ersten Jahreshälfte 1884 zum Weggang von 92 Schülern und zum Zuzug von 19 Schülern mit Eltern. Bis ins Schuljahr 1884 - 1885 verlief die schulische Arbeit auch mit ihren problematischen Prüfungen in gewohnter Weise.
Im Schuljahr 1885 - 1886 besuchten bei Beginn des Sommersemesters 65 Schüler den Unterricht - davon (wahrscheinlich war die Mitarbeit im elterlichen Betrieb notwendig) 28 die Hüteschule und 37 die verkürzte Sommerschule.
Während der Herbstferien erhielt die Schule 4 neue Schulbänke und eine neue Schultafel. Der Lehrer erhielt zum Austrocknen seiner Schlafkammer einen eisernen Ofen.
Ende November brachen unter der Schuljugend wieder die Masern aus, so daß von 60 Kindern nur noch 17 die Schule besuchten. Nachdem die Familie des Lehrers auch davon betroffen war, wurde die Schule vom 17. Dezember 1885 bis 7. Januar 1886 geschlossen.
Wegen der noch herrschenden Masern, der strengen Kälte und des schlechten Zustandes der Wege, war der Schulbesuch sehr unregelmäßig und auf 1/3 der Schüler zurückgegangen.
Der Geburtstag Sr. Majestät des Kaisers wurde in der hiesigen Schule vorschriftsmäßig begangen und die Schuljugend mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Von den Mitgliedern der Schulsozität waren der Freigutbesitzer Herr Jesionek von hier anwesend. Die öffentliche Schulprüfung fand am 7. April 1888 statt und wurde vom Königlichen Kreis Schulinspektor Herrn Tecklenburg selbst abgehalten.
Von den Ortsschulvorstehern war der Ortsschulze Johann Zerbe und der Kassenrendant Julius Zerbe anwesend. Als Gast war der Lehrer Herr Weimann aus Stalun erschienen.
Schuljahr 1887/1888
Im Anschluß an das Erntedankfest beging die hiesige Schule mit Genehmigung des Herrn Kreis- Schulinspektors ein Schulfest am 4. September. Nachdem die Schulkinder mit Begeisterung das Schulzimmer ausgeschmückt hatten, wurden dieselben mit Kaffee und Semmeln bewirtet und danach ging es mit Gesang und Musik nach dem Festplatz, im Birkenwäldchen am Stalunerwege. Hier belustigten sich die Schulkinder mit Spiel, Gesang und Tanz, woran Jung und Alt mit Begeisterung teilnahmen.
Von Lehrern war Herr Weimann mit seiner Familie, Herr Paech nebst Frau und Herr Tichmannek ebenfalls mit seiner Frau anwesend. Herr Jesionek stellte nicht nur den Festplatz zur Verfügung, er gab auch noch ein Geschenk von 3 Mark. Der Festjubel dauerte bis spät Abend. Schon während des Aufenthaltes auf dem Festplatz, dann beim Antritt zum Rückmarsch und bei der Ankunft wurden Toaste auf Sr. Majestät und verschiedene andere Behörden und Persönlichkeiten ausgebracht. Einmarschiert wurde mit Beleuchtung. Bei der Entlassung der Schulkinder wurde der einstimmige Wunsch geäußert, sich im kommenden Jahre zu demselben Zeitpunkt wieder zu versammeln.
Am 17. November erhielt die hiesige Schule auf Veranlassung des Herrn Kreis-Schulinspektors Herrn Teklenburg 4 anatomische Wandtafeln. ... Der Schulbesuch im Monate Januar, Februar und März war wegen schlechter Witterung und schlechter Wegen sehr unregelmäßig.
Meseritz, den 9. März 1888
Sr. Majestät, unser Kaiser und König ist nach Gottes Rat und Willen aus dem Leben geschieden. Dem Schmerz des Volkes über den Heimgang eines solchen Herrschers Ausdruck zu geben, ist auch der Schule Pflicht. So lange die Landestrauer währt, ist das in den Schulzimmern befindliche Königsbild an seinem Rande mit schwarzem Band und Schleife zu umgeben. Sofern andere Bestimmung nicht getroffen wird, ist am Tage der Beisetzung der sterblichen Hülle der hochseligen Majestät, welche durch die Zeitung bekannt werden wird, des Morgens von 8 9 Uhr in Verbindung mit Gesang und Gebet eine Traueransprache an die versammelten Schulkinder zu richten. Über den Verlauf der Feier ist in der Schul-Chronik unter Abschriftnahme der Verfügung Bericht zu erstatten.
Der Königliche Kreisschulinspektor. gez.Teklenburg
Im Folge der Verfügung legte am 9. III.88, also am Tage der Beisetzung der sterblichen Hülle der hochseligen Majestät die hiesige Schule Trauer an, indem das Kaiserbild für die Dauer der Landestrauer mit Band und Schleifen und frischen grünen Kränzen umgeben wurde. Nach dem üblichen Morgengesang und Gebeten wurde vom Lehrer ein Traueransprach an die Schuljugend gehalten, wodurch die Kinder so tief gerührt wurden, daß ein allgemeines Schluchzen und Weinen ausbrach.
Hierauf wurde das Trauerlied, „Wer ist der Mensch, der sagen kann, ich werde einmal sterben?“ gesungen. Schließlich wurde noch ein Gebet gesprochen und die Kinder noch ermahnt, auch ferner in ihren täglichen Gebeten der dahingeschiedenen Majestät, Wilhelm I. zu gedenken...

1888 das Dreikaiserjahr
Als Dreikaiserjahr ging das Jahr 1888 in die deutsche Geschichte ein. Auf Wilhelm I., der am 9. März in Berlin starb, folgte sein an Kehlkopfkrebs erkrankter Sohn Friedrich Wilhelm als Friedrich III., der nach 99 Tagen Regentschaft am 15. Juni in Potsdam starb. Ihm folgte am selben Tag sein ältester Sohn Friedrich Wilhelm, der als Wilhelm II., der den Thron als Deutscher Kaiser und König von Preußen bestieg.Innerhalb von nur 4 Monaten wurde Deutschland somit von drei Herrschergenerationen regiert. Wilhelm I. König von Preußen 1861 - 1888 Deutscher Kaiser 1871-1888 Bruder von Friedrich IV. entnommen: Edition Panorama, Berlin www.panorama-berlin.de Friedrich der III. König von Preußen Deutscher Kaiser 1888 Sohn von Wilhelm I. Wilhelm der II. König von Preußen Deutscher Kaiser 1888 - 1918 Sohn von Friedrich III. 1885 - 1887.
Bevor die Ereignisse des Dreikaiserjahres die Scharziger Schule errreichten, mußte die Schule wegen einer um sich greifenden Scharlach- und Diphterie-Epidemie geschlossen werden. Es wird berichtet, daß von 64 Kindern nur noch 20 die Schule besuchen konnten. Die Schließung erfolgte auf Anweisung der höheren Schulbehörde in Meseritz. Ein Ereignis, das in unserer alten Heimat nicht selten geschah.
1887 / 1888
Mit Beginn des Wintersemesters wird durch Verfügung der Königlichen Regierung zu Posen in der hiesigen Schule der gesamte Unterricht auf eine rein deutsche Grundlage gestellt. Es fiel demnach nicht nur der polnische Sprachunterricht weg, sondern es wurde auch in sämtlichen Unterrichtsfächern einschließlich des Religionsunterrichtes auf allen Stufen die deutsche Sprache die alleinige Unterrichtssprache...
1888 / 1889
Am 2. Januar verzogen 14 Kinder aus Scharzig, nur ein Kind ist zugezogen. Die Kinderzahl in der Scharziger Schule betrug nun 62 Kinder. Da der Geburtstag Sr. Majestät Wilhelm II. einen Sonntag traf, so wurde er bereits am 26.Januar gefeiert. Einen besonderen Eifer zeigte die hiesige Schuljugend bei der Ausschmückung des Schulzimmers und der drei Kaiserbildnisse. Schon mehrere Tage zuvor wurden Kränze geflochten und das Schulzimmer damit auf das Schönste ausgeschmückt. Die Feierlichkeit begann mit Gesang und Gebet. Darauf hielt der Lehrer eine Ansprache an die Kinder, worin auch der beiden verstorbenen Kaiser gedacht wurde. Dann folgte die Nationalhymne und mehrere andere patriotische Lieder, welche von den Kindern mir wahrer Begeisterung gesungen wurden. Danach wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Da die Witterung eine Belustigung im Freien nicht zuließ, so belustigten sich die Kinder in der Schulstube.
1889 / 1890
Am 26. Mai hierorts und in der Umgebung trat ein Hagelschlag auf, der die Ernte hierorts teilweise in den Ortschaften Schilln, Neuschilln, Dreifrei und ein Teil der Betscher Feldmark ganz vernichtete. Es fielen 400g schwere Eisstücke vom Himmel. Die Zahl der in der Schule zu unterrichtenden Kinder steigt im Sommer 1890 auf 82 Schüler. Da die Schule zu klein ist, sämtliche Kinder gleichzeitig zu unterrrichen, wird der Unterricht in drei Stufen abgehalten. Die Stufe eins beginnt um 6 Uhr früh bis 9 Uhr vormittags, die zweite und die dritte Stufe von 10 Uhr bis13 Uhr.
1891 / 1892
Bei der Aufnahme des Haushaltsplanes der hiesigen Schule für die Zeit vom 1. April 1891 bis 31. März 1897 wurden die Naturalien und das Holz für den Lehrer mit Geld abgelöst. Als Holzgeld inclusive Anfuhr und Kleinmachen des Holzes erhält der Lehrer jährlich 120 Mark. Ende April wurde wegen der kostspieligen Umzäunung die Baumschule beim Schullande aufgehoben und die Gemeindebaumschule dem Lehrer als Schulbaumschule übergeben.
1892 / 1893
Der Sommer 1892 war auffallend trocken, infolge dessen eine Mißernte der Sommerfrüchte. Der Winter war sehr streng, die größte Kälte war minus 22°C.
1893 /1894
Die Witterung im Sommer 1893 war trocken und zufolge dessen eine Mißernte der Sommerfrüchte und Futtermangel. Vom 1. Oktober 1893 wurde das Grundgehalt der hiesigen Lehrstelle auf 1000 Mark erhöht, wodurch der Lehrer jährlich einen Zuschuß von 130 Mark erhält.
Die öffentliche Schulprüfung fand am 30. März 1894 statt. Da der Lehrer am 26. März bettlegerisch an der Gelbsucht erkrankt war, so wurde die Prüfung von Schulrat Herrn Tecklenburg selbst abgehalten.
Noch vor der Prüfung wurden 7 vierzehnjährige Kinder entlassen und 2 Knaben gingen nach Dormowo in den Dienst. Es verblieben demnach 78 Kinder.
Der Lehrer war infolge der Krankheit so angegriffen und schwach und so wurde demselben durch Mitteilung des Schulrates Herrn Tecklenburg von der Königlichen Regierung Schonung bis zum 1. Juli erteilt.
Bis zum 18. Mai fiel der Unterricht gänzlich aus. Der Herr Lehrer Zirus aus Stalun war nun beauftragt vom 18. Mai bis zum 1. Juli den Unterricht der hiesigen Schule zu erteilen; wofür er vom Lehrer Petzelt freie Kost und Wohnung erhielt. Den Religionsunterricht erteilte der Lehrer Herr Weimann ebenfalls aus Stalun und erhielt dafür nur eine Renovation von 20 Mark. Daß durch den Ausfall des Unterrichtes die Kinder in den Kenntnissen zurückblieben, ist selbstverständlich. 1895 / 1896 Im Monat Mai schlug der Blitz in die Scheune des Eigentümers Johann Symklak ein und es brannten demselben zwei Scheunen ab. Im Verlaufe des Sommers schaffte die hiesige Gemeinde eine Feuerlöschspritze an.
Die Hitze des Sommers erreichte eine Höhe von 35 bis 38°C im Schatten. Die Roggenernte lieferte weniger Stroh als sonst, aber mehr Körner.
1896 / 1897
Im Monat April zogen 4 Kinder zu und am 1. Mai wurden 15 sechsjährige Kinder aufgenommen. Demnach betrug die Kinderanzahl am 1. Mai 1896 114.
An den Schulgebäuden fanden nur kleinere Ausbesserungen statt. Ende Oktober wurden für den Lehrer und die Knaben neue Aborte gebaut. Wegen herrschender Masern unter den Kindern war die Schule im Monat Februar 3 Wochen geschlossen. Infolge der ansteckenden Grippe im Monat März unter den Schulkindern war der Schulbesuch sehr unregelmäßig.
Am 1. Oktober 1897 trat der Lehrer Albert Bierwagen aus Skrzypno, Kreis Pleschen die hiesige Lehrstelle an. Die Berufungsurkunde ist datiert vom 7. August. Die amtliche Einführung fand gleich am ersten Unterrichtstag nach den Herbstferien, am 18. Oktober durch den Königlichen Kreisschuldirektor Herrn Schulrat Tecklenburg aus Meseritz statt.
Zu Beginn des neuen Schuljahres zählte die Schule 95 Kinder einschließlich der 7 neu aufgenommenen. Von diesen 95 Kindern waren 40 nur deutsch, 4 nur polnisch und 51deutsch und polnisch. Infolge Erkrankung des Lehrers fiel der Unterricht vom 13. bis 31. August aus.
Zu Beginn des neuen Schuljahres am 6. April betrug die Schülerzahl 94.
Das diesjährige Kinderfest wurde am Donnerstag, dem 20. August in üblicher Weise gefeiert. Die Ungunst des Wetters es regnete bis 4 Uhr nachmittags heftig - hinderte ein größeres Zuströmen auswärtiger Gäste, doch war dafür die Beteiligung seitens der Angehörigen der Kinder umso größer.
Erst bei eintretender Dunkelheit bemerkte der Schreiber dieser Zeilen einige Gäste aus Betsche und Stalun.
Als gegen Ende des Festes der Lehrer auf dem Festplatz die beiden sehr beliebten Kinderfestspiele das Schlaraffenessen und die Wurstangel vorführte, erreichte bei Kindern und Erwachsenen eine geradezu stürmische Heiterkeit ihren Höhepunkt.
Sonst sind für die Schulverhältnisse in Scharzig Ereignisse von größerem Belang im laufenden Jahr nicht zu melden. Die Schulprüfung wurde am 11. April vom Lehrer selbst und ohne jede Beteiligung seitens des Schulvorstandes und seitens der Eltern gehalten. Entlassen wurden 13 Kinder.
1900 / 1901
Im Klassenbuch stand unter Bemerkungen folgende Notiz eingetragen:
Am 16. Oktober wurde der unterzeichnete Lehrer auf seinen Antrag und Kosten versetzt. gez. Bierwagen
Es trat hierauf eine dreimonatige Vakanz ein, während welcher die Lehrer Volkmer und Stokki die Vertretung hatten. Denselben wurde als Entschädigung für jeden Gang 3 Mark gezahlt.
Durch Verfügung der Königlichen Regierung zu Posen vom 22. Dezember 1900 wurde der Schreiber dieser, der Lehrer Josef Heymann aus Mylin, Kreis Birnbaum, mit der Verwaltung der Lehrstelle an der hiesigen Schule vom 1. Januar 1901 ab betraut. Geboren wurde derselbe am 13. März 1874 zu Dziembowo, Kreis Kolmar i. P. Seine Ausbildung genoß er in der Präparanden Anstalt zu Rogasen und dem Lehrerseminar zu Exin. Mylin war seine erste Stelle, die der genannte über acht Jahre innehatte.
An seinem neuen Bestimmungsort konnte der Lehrer Heymann jedoch nicht rechtzeitig eintreffen, da derselbe auf der Umzugsreise in der Nähe von Zirke durch Sturz mit dem Rad, auf welchem er die Reise noch zu machen gedachte, einen Unfall erlitt, infolgedessen er 25 Tage im Krankenhaus Zirke zuzubringen gezwungen war.
Die Vertretung wurde dem Lehrer Volkmer- Stokki abermals übertragen. Lehrer Heymann trat seine neue Stelle am 1. Februar 1901 an. Am 4. Februar fand eine amtliche Einführung durch den Königlichen Kreis-Schulinspektor Herrn Fleischer aus Meseritz statt.
Erwähnt sei an dieser Stelle zugleich die Jubiläumsfeier am 18. Januar 1901 zur Erinnerung an die vor 200 Jahren auf dem Krönungsfest zu Königsberg am 18. Januar 1701 erfolgte Erhebung Preußens zum Königreich.
1901 / 1902
Das Schuljahr begann mit einer Schülerzahl von 91 Kindern.
Im Juni dieses Jahres brach unter den Kindern, zunächst in Zielomischel und darauf auch hierorts - höchstwahrscheinlich durch die Schulkinder nach hier verschleppt eine Scharlachepidemie aus, die alsbald große Unregelmäßigkeiten im Schulbesuch zur Folge hatte. Auf Anordnung des Königlichen Landratsamtes wurde die hiesige Schule auf die Dauer von drei Wochen geschlossen.
Der Krankheit fielen außer mehreren kleinen Kindern auch die Schüler Franz und Anna Mrowka der Vater Kutscher auf dem Gut in Zielomischel sowie die bereits 13jährige Tochter des hiesigen Wirtes Philip Furmanek Helene, zum Opfer. Für die Landwirtschaft war das Jahr 1901 ein förmliches Notstandsjahr. Eine Hauptursache stellte ein längerer sehr strenger Barfrost um die Jahreswende 1900/01 dar. Der Roggen, für das Lande eine Hauptfrucht auf dem zumeist leichten
Boden, war hierbei zum größte Teil ausgefroren. Dazu ging über hiesige Gegend am 2. Juni ein schweres Gewitter nieder, von starkem Hagel begleitet. Da machte sich dann so recht die Wohltat der Versicherung geltend. Es wurden Kosten bis zu 800 Mark und darüber an Versicherungssummen für Hagelschlag an hiesige Eigentümer gezahlt. Einer derselben erhielt sogar über 1500 (fünfzehnhundert) Mark ausgezahlt.
Interessant ist es, daß der Wirt, der den zum weitaus größten Schaden erlitten, überhaupt nicht versichert war. Derselbe scheint es für nützlicher zu halten, mit seiner leiblichen Mutter um ein paar Beete, die dieselbe sich bei Übergabe der Wirtschaft diese ist gegen 200 Morgen groß vorbehalten hatte, zu prozessieren.
Durch den Hagelschlag hat besonders der Wein im Schulgarten gelitten. Das Blattwerk war zerfetzt und die Spitzen der jungen Reben abgeschlagen oder gebrochen. Ein großer Teil des Weines hatte nicht erst getrieben. Ein Schneesturm hatte zudem das Laub (Weinlaub) und das Spalier, teils morsch und verfault, umgeworfen. Alles Spalier im Garten und am Haus hatten von Grund auf neu errichtet werden müssen. Im Spätherbst noch wurde am Schulgrundstück eine kleine Veränderung bewirkt: Die Vorderfront am Haus und der Teil, der den Hof vom Garten trennt, wurden neu eingezäunt, das Tor erneuert. Das tat dort auch wirklich schon not, denn was sich dort vorher an der Stelle befand. Kostenpunkt: 156,00 Mark, davon 86,00 Mark für Materialien, das übrige für Arbeitslöhne.
1902 / 1903
Da nur 3 Schüler neu aufgenommen wurden, wies die SchülerFrequenz zu Beginn des neuen Schuljahres 79 Kinder auf.
Im Frühjahr dieses Jahres bepflanzte der Lehrer die Grabenborte des Schulgartenlandes mit einer Reihe Birken und stellte an dieser entlang durch Ausheben des Erdreichs einen Gang her. Aus Anlaß des diesjährigen Kaisermanövers, das in der Umgegend von Meseritz gehalten ward, wurde den Schülern ein schulfreier Tag gewährt, den der Lehrer erteilen durfte, um diesem und den Schülern Gelegenheit zu einem Ausflug ins Manövergelände zu geben.
Für die Landwirtschaft war auch dieses Jahr ein sehr wenig günstiges. Durch späte Maifröste, andauernd feuchte und überhaupt eine außergewöhnlich kühle Witterung während des Sommers hatte die Ernte stark beeinträchtigt, die Erntearbeiten verzögert. Nach den Herbstferien wurden durch Verfügung der Königlichen Kreisschulinspektion die über 10 Jahre alten Kinder auf 10 Tage, bis zum 6. November einschließlich, für Hilfsleistungen bei den ländlichen Arbeiten beurlaubt.
Es trat ein abermaliger Wechsel in der Schulaufsicht dieses Kreises ein: Der Herr Kreis-Schulinspektor Witt wurde als Stadtschulinspektor nach Breslau versetzt und die Verwaltung der hiesigen Kreisschulinspektion dem Herrn Kreisschulinspektor Richter aus Schmiegel übertragen. Am 1. Dezember fand eine Volkszählung „enormen Umfangs“ statt.
1903 / 1904
Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden neu aufgenommen 4 Knaben und 2 Mädchen. Die Schülerzahl sank auf 69 Kinder herab. Ein furchtbares Schneegestöber, verbunden mit eisiger Kälte, ein Schneesturm wie er seit Menschengedenken um diese Zeit nicht wieder vorgekommen sein dürfte, wütete am 19., 20. und 21. April dieses Jahres. Über Meterhöhe lag stellenweise der Schnee.
Nach Wochen noch konnte man Überreste an geschützten Ste
llen liegen sehen. Der 19. April war ein Sonntag. Am Montag hatten 23, am Dienstag 32 Kinder die Schule besucht. Von überall wurden UnglücksfaÅNlle gemeldet.
Am Donnerstag, dem 23 April fand die Beerdigung des Lehrers Deutschmann aus Swichocin statt. Er war von Betsche aus auf dem Heimweg begriffen, bereits in der Höhe von Swichocin angekommen, dem Sturm zum Opfer gefallen.
Die zum April dieses Jahres erfolgte Neuaufstellung der Schule brachte einige notwendige Änderungen:
Der Betrag für Heizmaterialien wurde von 90 auf 100 Mark erhöht, vor allem aber das Schulland dem Lehrer statt wie bis dahin mit 90 Mark, nun mit 45 Mark angerechnet.(Der Grundsteuereintrag beträgt nur etwa 24 Mark). Zu den Pfingstferien kommt nun für die Zukunft auch der Sonnabend vor dem Pfingstfest als schulfreier Tag hinzu.
1904 / 1905
Zu Beginn des neuen Schuljahres betrug die Schülerzahl 74. Es ist somit wieder ein geringes Steigen der Schüler Frequenz zu verzeichnen, bewirkt zum Teil durch Zuzug. Neu aufgenommen wurden 7 Kinder.
Nach vielen vergeblichen Terminen hat sich der Schulvorstand endlich bereit gefunden, notwendige bauliche Instandsetzungen größeren Umfanges auf dem hiesigen Schulgrundstück zur Ausführung bringen zu lassen. So wurde im Laufe dieses Sommers ein Stall- und ein Abortgebäude neu errichtet, Schulhaus und Scheune umgedeckt, der Boden des Schulhauses zum Teil neu gedielt bzw. ausgebessert, Hof und Garten mit einem neuen Zaun (Lattenzaun) umgeben.
Letzterer erhielt an der Hinterfront, woselbst bis dahin noch keine Umwehrung bestanden, eine solche durch einen Drahtzaun. Der neue Stall ist ein massives Gebäude aus Brandziegeln mit einem Pappdach, das Abortgebäude ganz aus Holz. Die Scheune bekam ein Rohrdach und zum kleinen Teil eine Ziegelwand an der Vorderfront, ebenso an der Hofseite ein neues Tor.
Die Lage der neuen Gebäude gegen die früheren dürfte an nachstehenden (alten) Belegenheitsplan am besten zu vergleichen sein. Die Ausführung der oben aufgeführten Arbeiten lag in den Händen des Bauunternehmers Hieronymus Nortdorf aus Stalun für den Preis von 2450 Mark.
Zu den Kosten hat die Königliche Regierung den Betrag von 1100 Mark beigesteuert, während die Schulgemeinde die Restsumme von 1350 Mark als Anleihe auf Amortisation bei der Königl. Sparkasse in Meseritz aufnahm.
Kleinere Instandsetzungen betreffend: In den Herbstferien wurde in der Wohnung des Lehrers sämtliche Fußböden gestrichen und das Wohnzimmer tapeziert.
Der Eigentümer August Woytke hat das Nutzholz es wurde im zeitigen Frühjahr 1904 umgemacht auf seiner Waldparzelle im Hinterwalde auf dem der gräflichen Grenze zunächstliegenden Teile an den Dampfmühlenbesitzer Lehrer Stürmer aus Schilln verkauft. Es wird allgemein angenommen, daß Lehrer Stürmer das Holz „viel zu teuer“ man spricht von 1300 Talern bezahlt hätte.
Die Schule zählte zum Schluß des Schuljahres 77 Schüler. Eine Revision durch den Königlichen Schulinspektor Herrn Richter Meseritz fand am 23. Februar 1905 statt.
Außerdem besuchte genannter Herr die hiesige Schule noch 3. Juni, 8. Juli, 15. Dezember 1904 und 20. März 1905.
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1905/1906
Zu Beginn des Schuljahres betrug die Schüler Frequenz 75. Die Volkszählung am 1. Dezember des Jahres ergab eine ortsansässige Bevölkerung von 262 Personen und davon 120 männlichen und 142 weiblichen Geschlechts. Dem Bekenntnis nach waren 259 katholisch, 3 Personen (männlich) waren evangelisch.
1907 / 1908
Da zu Ostern dieses Jahres nur 4 Kinder, 1 Knabe und 3 Mädchen aufgenommen werden konnten, betrug die Schülerfrequenz zu Beginn des neuen Schuljahres nur 69.
Am Sonnabend, dem 15. Juni ertrank beim Baden der 13jährige Schüler Roman Mniszewski aus Zielomischel in der hiesigen dem Freigutbesitzer Jesiorko gehörigen sogenannten Viehtränke. Da die Schule sich am Begräbnis beteiligte, fiel am 19. des Monats der Unterricht aus.
1908 / 1909
Das Straßenbild hiesiger Ortschaft erhielt im Laufe dieses Sommers ein wesentlich anderes Aussehen ob ein schöneres, mag dahingestellt bleiben durch Errichtung eines Spritzenhauses, das mitten auf dem Dorfplatz neben der Kapelle seine Aufstellung fand.
In diesem Jahr setzte nach einem geradezu sommerlich-schönen Herbstwetter während der Kartoffelernte unversehens frühzeitig ein ziemlich heftiger Bodenfrost ein, der überdies geraume Zeit anhielt und so säumigen Wirten eine empfindliche Lektion verabfolgte, indem ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kartoffeln einfror, die Runkelrübenernte aber für die meisten davor war. Am schwersten betroffen war jedenfalls das Freigut selbst, das wegen Leutemangel mit der Arbeit weit zurück geblieben war.
Die Schüler Frequenz hiesiger Schule sank gegen Ende des Schuljahres auf 63 Kinder herab. Entlassen wurden davon 10 Schüler: 5 Knaben und 5 Mädchen, nachdem schon im Laufe des Jahres ein Knabe im Mai auf wiederholte Bittgesuche seiner Eltern und die Schülerin Melanie Zerbe wegen schlechter Augen, sehr geringer Sehkraft im November aus der Schule entlassen worden waren.
1909/1910
Am Sonntag, dem 11.Juli fand in Birnbaum ein großes Sängerfest statt, an dem auch der Schreiber dieser Zeilen als Dirigent im Männer-Gesang-Verein Betsche teilnahm. Ihm war aus diesem Grunde vom Königlichen Schulinspektor Herrn Schulrat Richter, Meseritz für den folgenden Tag Urlaub gewährt worden.
1910/1911
Bei Beginn des neuen Schuljahres zählte die hiesige Schule 72 Kinder. Am Montag, dem 20. Mai stattete Herr Regierungsschulrat Hammerschmidt aus Posen der hiesigen Schule einen Besuch statt und zwar allein, da der Kreis Schulinspektor Herr Schulrat Richter-Meseritz wegen Kränklichkeit beurlaubt war. Letztgenannter Herr hatte noch am 7. April die hiesige Schule mit seinem Besuch beehrt, der zugleich sein letzter werden sollte. Am 19.Juni 1910 starb der Königliche Kreisschulinspektor Schulrat Richter-Meseritz. Die Vertretung der Schulaufsichtsbezirke wurde dem Königlichen Kreisschulinspektor Lobolewski in Bentschen übertragen. Dienstag, dem 5. Juli (der 19. fiel in die Ernteferien) Gedächtnisfeier: der 100. Todestag der unvergeßlichen Königin Luise. Am letzten Sonnabend vor den Kartoffelferien machte die I. Klasse: I. und II. Abteilung einen Ausflug nach Liebuch. Daselbst traf sie mit der Staluner Schule zusammen, mit deren Kindern sie sich durch gemeinsame Spiele erfreute. Am 15. September, in den Abendstunden, brannte bei dem Eigentümer Gregor Karg hierselbst ein Stall ab. Entzündungsursache war nicht festzustellen. Wahrscheinlich ist der Brand durch Unvorsichtigkeit entstanden. Bei demselbigen sind auch einige Tiere: Jungvieh und Schweine zu Schaden gekommen. Der Schaden ist durch Versicherung gedeckt.

1911/1912
Neu aufgenommen wurden am 1. April 1911 sechs Kinder: drei Knaben und drei Mädchen, so daß das neue Schuljahr mit einer Schülerfrequenz von 62 Kindern begann.
Der Sommer 1911 war für die Landwirtschaft seiner großen anhaltenden Dürre halber ein sehr wenig günstiger. Flüsse wiesen einen äußerst niedrigen Wasserstand auf, Brunnen und Gräben trockneten aus. Die Getreideernte fiel schlecht aus, Futterpflanzen wie Klee und Serradella wurden fast gar nicht geerntet.
Besonders bitter empfanden die sogenannten „kleinen“ Leute die schlechte Kartoffelernte, da viele nicht einmal die Aussaat ernteten. Kein Wunder wenn sich alsbald eine Teuerung einstellte. Der Zentner Roggen kostete 9 Mark, der Zentner Kartoffeln kam auf über 4 Mark zu stehen. Da die Trockenheit auch im September noch anhielt, verzögerte sich die Bestellung der Wintersaat ganz bedeutend.
Erst nach Neujahr setzte der Winter ein, aber mit umso größerer Strenge; man zählte bis 24° unter null nach C. Die Felder waren allerdings durch eine, wenn auch dünne, Schneedecke geschützt.
Am 13. Und 15. September fanden Schülerausflüge ins Manövergelände (Kurzmanöver des 3. Brandenburgischen Korps) nach Dormowo und Prittisch statt.
Am 1. Dezember fiel der Unterricht der Volkszählung halber aus, da der Lehrer das Amt des Zählers übernommen hatte.
Am 12. Januar 1912 war Reichstagswahl. Da der Lehrer bei derselben als Beisitzer fungierte, fiel an diesem Tag der Unterricht aus.
1912/1913
Bei Beginn des neuen Schuljahrs zählte hiesige Schule 63 Kinder. Davon waren neu eingetreten 8 Kinder: 4 Knaben und 4 Mädchen. Ende März 1912 war das schönste Frühlingswetter, dem bereits am 27. desselben Monats ein heftiges Gewitter folgte. Im Gegensatz hierzu war der April recht unfreundlich.
Der Sommer 1912 war reich an Gewittern. Im Nachbardorf Stalun schlug der Blitz zweimal ein, einmal ohne zu zünden, das andere Mal brannten ein paar Scheunen ab. Anfang Oktober setzte heftiger Frost ein, so daß Kartoffeln und Rüben, die noch nicht geerntet waren, sehr darunter litten.
Nicht unerwähnt bleiben möge die in diesem Jahr gestattete Neuverpachtung der hiesigen Gemeindejagd. Während in früheren Zeiten diese stets einen einheitlichen Jagdbezirk gebildet hatte, war sie - nach dem neuen Gesetz über die Verwaltung gemeinschaftlicher Jagdbezirke zulässig vor sechs Jahren in drei Bezirken verpachtet worden:
der „Scharziger Wald“ ein Bezirk, und die Feldmark in 2 Bezirken. Grenze zwischen den beiden letzteren war die Dorfstraße und der Weg nach Zielomischel.
Damaliger Pachtpreise: der Jagdbezirk an der Eisenbahn brachte 66, der an der Straße nach Liebuch 110 Mark und den Wald hatte der Schreiber dieser Zeilen, der Lehrer Heymann, für 50 Mark erstanden, Summe: 226 Mark. Vorher war für die ganze Jagd 117 Mark gezahlt worden.
Zu der diesjährigen Neuverpachtung nun wurde die angegebene Dreiteilung nicht wieder genehmigt, da der Bezirk an der Eisenbahn, rund 950 Morgen groß, also nicht die für die Regel nötigen 250 ha aufweist. Dagegen gestattete der Kreis- Ausschuß die Einzelverpachtung des Scharziger Waldes, trotzdem er nicht viel über 600 Morgen umfaßt, aber vollständig isoliert liegt, d.h. in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Gemeindefeldmark steht.
Wie vor sechs Jahren hatte der Jagdvorsteher (Gemeindevorsteher) beabsichtigt, die Jagd wieder nur an Jagdgenossen zu verpachten. Dagegen aber war Einspruch erhoben worden mit der Bitte um Zulassung auch der auswärtigen Bieter und unter anderem auch mit der nicht gerade von großer Freundlichkeit oder Zuneigung zeugenden Begründung, wie sie zum Schluß wörtlich lautete: „weil der Lehrer Heymann eine billige Jagd haben will und dadurch die ganze Gemeinde geschädigt wird.“ Unterzeichnet war diese Eingabe von acht Besitzern.
Dem Einspruch wurde vom Kreisausschuß stattgegeben und die Jagd neu ausgeschrieben. Meistbietender und infolge dessen auch Pächter wurden:
für die Feldmark der Besitzer Roman Kolan (auch vorher schon Mitpächter) mit 250 Mark; für den Wald: Graf zu Dohna-Hiller-Gärtringen mit 360 Mark.
Hierzu muß bemerkt werden, daß der Scharziger Wald mit dem Gräflichen Wald zusammengrenzt. Die ganze Jagd brachte somit einen Pachtzins von 610 Mark.
1913/1914
Neu aufgenommen wurden am 1. April 1913 nur 5 Kinder: 1 Knabe und 4 Mädchen. Durch Zuzug stieg die Zahl um 2, so daß das neue Schuljahr mit einer Schülerzahl von 64 Kindern begann.
Das Schulzimmer hat einen neuen Ofen erhalten. Es ist ein (grüner) Kachelofen mit Luftumlauf. Gesetzt wurde er von Töpfermeister Gustav Zimmermann aus Meseritz 2.Januar 1913 vollendet für den Preis von 140 Mark.
Zur Bestreitung der Kosten gewährte die Königliche Regierung zu Posen eine Beihilfe in Höhe von 100 Mark. Dieselbe hatte auch den oben angegebenen Ort des Ofens festgelegt und die Beihilfe ausdrücklich nur für den Fall in Aussicht gestellt, wenn ihrem Vorschlag entsprochen würde, was dann natürlich auch geschah.
Auf Veranlassung der Königlichen Regierung zu Posen soll das Schulhaus weiter ausgebaut werden. Zweck der Veränderung ist die Umwandlung der gegenwärtigen zweiklassigen Schule (Halbtagsschule) in eine einklassige. Weil in dem Schulzimmer es hat knapp 40 Quadratmeter Grundfläche unmöglich alle Kinder gleichzeitig Platz finden, muß dasselbe vergrößert werden. Um dem Gebäude ein mehr einheitliches Aussehen zu geben, beschloß der Schulvorstand, das Gelände nach dem Dorf hin gleichmäßig auszubauen. Hierzu aber war notwendig, vom Nachbargrundstück eine kleine Parzelle anzukaufen.
War z.Zt. bei Vergrößerung der Lehrerwohnung (Anbau an der Straßenfront) schon einmal versucht, aber nicht gelungen: diesmal kam eine Einigung zustande.
Der Gastwirt Julius Zerbe, als Nachbar, tritt von seinem Grundstück die erforderliche Fläche in Größe von 29 Quadratmetern ab für den Preis von 150 (einhundertfünfzig) Mark. Die Schulgemeinde gibt zudem von ihrem Grundstück die an der Straße in Größe von 21 Quadratmetern mit in den Kauf, so daß die Grenze hart an der Giebelseite des Schulhauses entlangführt. Die Veränderung der Grenze dürfte am besten auf nachfolgendem Lageplan zu ersehen sein:

1914/1915
Im April wurden aufgenommen 14 Schüler: 5 Knaben und 9 Mädchen. Die Schülerzahl stieg auf 72.
Nun ist aus Scharzig die elektrische Hochspannungsleitung angeschlossen worden. Nach vielen vergeblichen und langwierigen Verhandlungen kam am 9. März 1914 hierselbst eine Elektrizitäts-Verwaltungsgenossenschaft G.m.b.H. zustande.
Der Schreiber selbst, der Lehrer Heymann, wollte sich gleichfalls diesen Kulturfortschritt nicht entgehen lassen. Mit ihm selbst erlangte die Genossenschaft die gesetzliche Mindestzahl von 7 Mitgliedern. Es traten ihr bei:
• Roman Paech
• Ludwig Paech Vater und Sohn, Eigentümer
• Albert Zerbe
• Leo Zerbe, Vater und Sohn, Eigentümer
• Anton Wierschula, Eigentümer
• Stanislaus Bendziewski, Freigutbesitzer
• Joseph Heymann, Lehrer
Die neugegründete Genossenschaft ist Untergenossenschaft der Überlandzentrale Birnbaum- Meseritz-Schwerin a./W. G.m.b.H. als Mitglied mit 18 Anteilen. Es gibt drei Verbrauchsstellen mit je 5 Anteilen für Licht und Kraft (Paech, Zerbe, Wierschula) und zwei Stellen nur für Licht und 3 Anteilen (Bendziewski 2, Heymann 1 Anteil). Der Ausbau des Ortsnetzes ist Sache der Genossenschaft. Das Ortsnetz kostet 1500 Mark, dazu 170 Mark für Hausanschlüsse (für Licht je 25, für Licht und Kraft je 40 Mark) zusammen 1670 Mark. Die Anlagen für Licht in der Lehrerwohnung haben 87 Mark gekostet. Pfingsten 1914 brannte das erste elektrische Licht in Scharzig.
In der Streitschrift zwischen der Schulgemeinde und dem Grafen zu Dohna-Hiller-Gärtringen, daß letzterer das Rohbauholz für die Schulbauten zu liefern hätte, ist jetzt endgültig zugunsten der Schulgemeinde entschieden. Letzte entscheidende Instanz war der Bezirksausschuß zu Posen. In dem Schreiben heißt es in der Hauptsache: „ In der Verwaltungsstreitsache des Rittergutsbesitzers Grafen zu Dohna auf Schloss Hiller- Gärtringen, Kläger und Berufungskläger 1.Die Königliche Regierung, Abteilung für Kirche und Schulen zu Posen und 2. Die katholische Schulgemeinde zu Scharzig, Beklagte und Berufungsbeklagte hat der Bezirksausschuß zu Posen in seiner Sitzung am 19. Juni 1914, an welcher teilgenommen haben…. auf Grund öffentlicher mündlicher Verhandlung für Recht erkannt: Die Berufung wird zurückgewiesen. Die Kosten der Berufung werden dem Berufungskläger zur Last gelegt. Der Wert des Streitgegenstandes wird auf 300 Mark festgelegt. Unter Gründen wird dazu u.a. aufgeführt: Durch Resolut der Königlichen Regierung, Abteilung für Kirchen und Schulwesen zu Posen vom 28. Juni 1913 ist der Kläger, als Eigentümer der Grafschaft Hiller-Gärtringen ehemals Betsche genannt für verpflichtend erklärt worden, als Gutsherr der katholischen Schule zu Scharzig das zur Erweiterung der Schule erforderliche Rohbauholz unentgeltlich abzugeben. Gegen diese Resolut hat der Kläger fristgerecht Klage im Verwaltungsstreitverfahren bei dem Kreisausschuß zu Meseritz erhoben, die von diesem durch Urteil vom 20 Januar 1914, auf dessen Inhalt Bezug genommen wird, zurückgewiesen worden ist.
Darauf hat der Kläger fristgerecht Berufung eingelegt. Auf seine Ausführungen in der Berufungsinstanz wurde verwiesen. Auf das Rechtsmittel der Prüfung hat der Graf zu Dohna die Mobilmachung , der Weltkrieg stand vor der Tür, (und auch der Herr Graf wurde davon betroffen) verzichtet und der Beschluß des Bezirksausschusses zu Posen somit Gesetzeskraft erlangt.
Es folgen einige leere Seiten in der Schulchronik, die dann im Jahre 1916 fortgeschrieben wird:
Infolge der Einberufung des Ortslehrers zum Militärdienst wird auf Anordnung der Kreisschulinspektion zu Meseritz der Vertretungsunterricht erteilt. Der Stundenplan ist genehmigt worden.
Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend unterrichtet Lehrer Rahe aus Zielomischel die Schüler der I. und II. Abteilung von 7 10 und der III. Abteilung von 11-1 Uhr. Der Religionsunterricht wird am Montag jeder Woche von Herrn Hauptlehrer Paech zu Betsche von 1/2 2 1/2 4 Uhr erteilt. Von der Erlaubnis, zwecks Arbeitshilfen einen längeren Urlaub für ihre Kinder zu beantragen, haben die Eigentümer Meißner, Ceglarz aus Zielomischel und die Eigentümer Wirschula hierorts Gebrauch gemacht. Die Anträge wurden von der Kreisschulinspektion genehmigt.
Aus Anlaß des Sedantages wurde am 2. September 1916 von 9 bis 10 Uhr eine Schulfeier abgehalten. Einige Schüler der Oberstufe trugen Gedichte vor. Vaterland- und Kriegslieder wurden gesungen. Aufgrund.: Sedan Das Schulzimmer war von den Schülern in würdiger Weise geschmückt worden.
Der Sedantag war ein Gedenktag, der im Deutschen Kaiserreich (18711918) jährlich um den 2. September gefeiert wurde. Er erinnerte an die Kapitulation der französischen Armee am 2. September 1870 nach der Schlacht bei Sedan, in der preußische, bayerische, württembergische und sächsische Truppen nahe der französischen Stadt Sedan den entscheidenden Sieg im Deutsch-Französischen Krieg errungen und den französischen Kaiser Napoleon III. gefangen genommen hatten. (Anmerkung der Red.)
Die Schülerinnen Hedwig Heymann und Pelagia Wrusch haben für gelieferte Brennnesseln am 17.8.16 den ihnen zustehenden Betrag ausgezahlt erhalten. Die Nesseln wurden der Bezugs- und Absatzgenossenschaft in Meseritz per Fracht übersandt.
Zur fünften Kriegsanleihe haben am 16. September 1916 vier Schüler 85 Mark gezeichnet. Die Zeichnung wird bis zum 3. Oktober fortgesetzt. Im ganzen sind auf der Schulliste 200 Mark gezeichnet worden. Von Erwachsenen hiesiger Gemeinde wurden 1400 Mark zusammengebracht. Die Zeichnung ist am 5. Oktober mittags 1 Uhr beendet worden.
Der Betrag von 200 Mark wurde am 3. Oktober 1916 an die (Königliche) Kreissparkasse übersandt. Der Posteinlieferungsschein befindet sich bei den Schulakten über Kriegsanleihen. Die Quittungen der Schüler über den Empfang der Wertpapiere werden zu den Schulakten gelegt.
Eine Kriegsanleihe (oder Kriegskredit) ist ein verzinsliches oder unverzinsliches Wertpapier, das der Finanzierung eines Krieges dient. Emittent ist in der Regel eine Regierung. Das Ankaufen der Anleihe kommt der Gewährung eines Kredits an die Regierung gleich.
Die langfristigen Anleihen des Deutschen Reichs waren bis 1. Oktober 1924 unkündbar. Trotz des für Deutschland verlorenen Krieges war die Tilgung der Anleihen dem Staat durch den hyperinflationären Wertverlust der Mark von 1914 bis 1923 ohne Schwierigkeiten möglich. Die Zeichner der Kriegsanleihen erhielten praktisch keinen Wert zurück, ihr dem Staat geliehenes Geld war verloren. (Anmerkung der Red.)
1916/1917
In der Sitzung des Reichstags teilte der Staatssekretär
mit, daß das Ergebnis der 5. Kriegsanleihe
10 Milliarden 590 Millionen Mark beträgt. Auslandszeichnungen
sind in dieser Summe noch nicht voll
enthalten. Die Gesamtsumme der Zeichnungen auf
die 5 deutschen Kriegsanleihen überschreiten den
Betrag von 46 1/2 Billionen Mark.
Die deutsche Heimat hat einen neuen vollen
Sieg errungen, in dem sie den unerschütterlichen
Willen nicht nur zum Durchhalten, sondern zum
Siegen kundgibt und auf den wir stolz sein können.
Nach Mitteilung des Kollegen Heymann wurde
er nach der Ausbildungszeit in Schwerin a.W.
zunächst nach Galizien geschickt.
Der katholische Religionsunterricht wird im
Winterhalbjahr 1916 vom Kollegen Pape aus Stokki
erteilt; Montag von 2 bis 4 Uhr in jeder Woche.
Am 7. Dezember 1916 war schulfrei. Die Kinder
wurden, nachdem sie über die Bedeutung der Einnahme
von Bukarest belehrt worden waren, um
1/2 10 Uhr entlassen. Die Nachricht von dem Siege
und dem Falle der Festung wurde durch das Königliche
Distriktsamt zu Betsche übermittelt.
Am 1. Dezember 1916 fiel der Unterricht aus,
weil der vertretende Lehrer an einer in Meseritz
stattgefundenen Versammlung, die Futterversorgung
betreffend, teilnahm.
Die Weihnachtsferien dauerten vom 23. Dezember
bis zum 3.Januar 1917. Sie wurden jedoch
in diesem Jahr verlängert bis zum 11. Januar 1917.
Die Ursache ist der Kohlen- und Petroleummangel.
Der Geburtstag S.M. des Kaisers und Königs
wurde am 27. Januar von 11 bis 12 Uhr in
hiesiger Schule gefeiert. Knaben und Mädchen trugen
Gedichte vor. Das Schulzimmer war ausgeschmückt
und das Schulhaus geflaggt worden. Zu
dieser Feier waren 73 Schüler (2 Mädchen hatten
Urlaub) erschienen. Die Herren Mitglieder des
Schulvorstandes waren eingeladen worden. Zur Entlassung der hiesigen Schule kamen in diesem Jahr 13 Schüler, die sämtlich 8 Schuljahre zurückgelegt haben. Auf Antrag der betreffenden Eltern soll die Entlassung zum 1. März wegen dringender landwirtschaftlicher Arbeiten erfolgen. Auch diese Schüler sind auf die neue Kriegsanleihe hingewiesen worden.
Am 9. März wurde des Todes Seiner Majestät
des Kaisers Wilhelm I. gedacht. Am 10. März 1917 fiel der Unterricht aus, weil der Lehrer mit dem Nachprüfergeschäft der Kartoffelvorräte in Stalun beauftragt war. Der Urlaub ist von der Königlichen Kreisschulbehörde erbeten und genehmigt worden.
Am 17. März fällt auf Anordnung der Schulbehörde
der Unterricht aus, damit der Lehrer mit
größtem Nachdruck und Eifer für die Schulkriegsanleihe
in hiesiger Gemeinde wirken kann.
Die Osterferien dauerten vom 3. April mittags
12 Uhr bis zum 1. Mai.
Auf Antrag des Schulvorstandes genehmigte
die Königliche Kreisschulinspektion die Verlängerung
der Osterferien um 14 Tage zwecks Aushilfe
der Kinder bei den beginnenden landwirtschaftlichen
Arbeiten.
1917/1918
Am 3. April wurden 4 Lernanfänger aufgenommen.
Die Schülerzahl beträgt zu Beginn des
Schuljahres 63 Kinder.
Das Ergebnis der letzten Kriegsanleihe beträgt
nach den bisher vorliegenden Meldungen
ohne die zum Umtausch angemeldeten älteren
Kriegsanleihen 12.770.000.000 Mark. Kleine Teilzahlungen
stehen noch aus.
Überdies sind die Zeichnungen der Gelder,
für welche die Zeichnungsfrist noch im Mai abläuft,
in der Summe nur zum Teil enthalten. Schon jetzt
steht außer Zweifel, daß durch die Gesamtzeichnungen
auf alle 6 Kriegsanleihen die Summe
von 60 Milliarden Mark überschritten wird. Auf der Schulkriegsliste zeichnete die hiesige Schule 412 Mark / Abschrift bei den Zeichnungsakten / Gemeinde Scharzig zeichnete 700 Mark/ Der durch die Schüler aufgebrachte Betrag (412 Mark abzüglich 2 Mark Kursgewinn) wurde am 13.4. an die Kreissparkasse zu Meseritz übersandt.
Der Impftermin war am 7. Mai 1917, die Nachschau am 14. Mai.
Der Impfarzt Dr. Binder Betsche reiste von
hier nach Zielomischel. Der vertretende Lehrer
stellte die Schreibhilfe.
Die Großstadtkinder werden voraussichtlich
in der nächsten Woche (vom 14. 19.Mai)
hierorts wie auch in Zielomischel eintreffen. Sie
werden mit Wagen abgeholt und ihren Pflegern
zugeführt.
5 Kinder aus Westfalen Kreis Recklinghausen
wurden heute, am 24. Mai 1917 vom Gut in
Betsche abgeholt. Vom 12. Juni ab werden sie am
planmäßigen Schulunterricht für die Zeit ihres hiesigen
Aufenthaltes teilnehmen.
Die Pfingstferien dauern vom 25. Mai bis zum
12. Juni 1917.
Am 5. Juni wurden 2 Knaben und 2 Mädchen
aus Bottrop in Westfalen (2 Knaben am 9. Juni,
wohnhaft beim Eigentümer Dremel) in die hiesige
Schule aufgenommen.
Die Nachfrage ergab, daß die Stadtkinder
sich bei ihren Pflegeeltern wohlfühlen. Raum und
Nahrung sind reichlich vorhanden.
Kollege Heymann hatte im Juni 14 Tage Urlaub.
Ende Juni reiste Kollege Heymann wieder zur
Front nach Rußland. Der Urlaub dauerte nur 14
Tage. In einer Kriegslesestunde erzählte er den
Kindern von dem Kriegsleben.
Die Sommerferien dauern 3 Wochen; vom
14. Juli bis 6.August.
Von Anfang August bis jetzt ist die hiesige
Schule geschlossen, weil in der Gemeinde
Scharlach herrschte. Drei Kinder sind daran gestorben.
Die amtliche Desinfektion ist durch den
Amtsboten erfolgt. Der Schulbeginn ist noch nicht
ausgeführt worden.
Der vertretende Lehrer Rohr ist vom 1.9.17
versetzt worden.
Vom 15. November 1917 vertrat der Lehrer
Schulz nur Zielomischel.
Von 6 Stadtkindern, die Anfang Juni nach hier
kommen, ist ein Kind am 8.November nach Hause
gefahren, die anderen Kinder bleiben den Winter
über hier.
Die Herbstferien dauerten vom 21. September
bis11. November. 14 Tage war die Schule wegen
der Grippe geschlossen. Der Unterricht wurde
erst am 14. November aufgenommen, da der
Lehrer die Stadtkinder nach Bottrop begleitete.
Die Kriegserlebnisse des Lehrers Heymann
Am 21. Dezember 1918 kehrte Lehrer Heymann aus dem Feld zurück. Seine Beteiligung am Kriege mögen nachstehende Angaben ersichtlich machen.
Am 1. August 1916 wurde Lehrer Heymann als Landsturmmann eingezogen und, da er nicht aktiv gedient hatte, dem „Rekrutendepot“ zu Schwerin a.W. überwiesen. Am 27. Oktober schon ging er in einem größeren Transport an die Front nach Rußland (Wolhynien) über Warschau, Brest-Litowsk, Kowel, Wladimir-Wolinsk in den Luga-Abschnitt (Abschnittskommandant: Riemann, General der Infanterie, derselbe, der sich einige Zeit nachher an der Westfront rühmlichst hervortat) vor der russischen Festung Luzk. Heymann wurde dort der 8. Komp. des L.F.R.19 zugeteilt, Schützengraben im Dunkelwald bei Swinjuchi.
Um Neujahr 1917 nahm Heymann an einem militärischen Fortbildungskursus, etwa eine Stunde hinter der Front, vom 1. bis 20. März, an einem Infanterie-Minenwerferkursus in Brest-Litowsk, Generalgruppe Linsingen, teil.
Ende Februar 18 nach Zusammenbruch der
russischen Front, verließ sein Regiment den Luga-
Abschnitt, um über Brest-Litowsk und Pinsk den
Vormarsch in die Ukraine anzutreten.
Heymann machte die Einnahme von Gomel
am 1.März 18 mit. Gomel liegt an einem linken Nebenflusse
des Dniepr, dem Sosch.
Seine Mündung liegt etwa 40 km südlich von
Gomel; seine Quelle in der Nähe von Smolensk
ist dort nur etwa 10 km von seinem Flusse entfernt,
dabei ist der Sosch wohl über 400 km lang
und übertrifft bei Gomel an Wasserfülle die Warthe
bei Schwerin. In Gomel, das große militärische Depots besaß, erbeuteten die deutschen Truppen
bedeutende Mengen an Zucker, Mehl, auch Wein,
vor allem aber Leder.
Bei weiteren Streifen gegen die „Bolschewiken“
spielte ein anderer Nebenfluß des Dniepr (auf
derselben Seite) eine Rolle, die Desna im Gouvernement
Tschernigow, die bei Kiew in den Dniepr
mündet. Da die Bolschewiken nicht vergaßen, die Brücken hinter sich abzubrechen, mußten die Flussübergänge über das leicht schon mürbe gewordene Eis gemacht werden. Übergänge solcher Gestalt über die Desna machte Heymann zweimal mit. Bei dem ersten versank plötzlich ein Geschütz, ein Kanonier büsste hierbei sein Leben ein; bei dem anderen brach ein Gerätepackwagen ein. Bei seiner Bergung geriet ein achtzehnjähriger Russe unter das Eis und ertrank.
Der weitere Vormarsch führte bis in das Industriegebiet
am Donez, einem rechten Nebenfluß
des Don. Dort gab es ganze Dörfer mit rein deutschen
Ansiedlern.
Große Ackerflächen waren im Sommer mit
Sonnenblumen bestellt: Ukraine, „das Land der
Sonnenblumen“. Der Anbau der Kartoffel trat dieser
gegenüber zurück.
Heymann machte hier Streifen mit in Gebiete
des Gouvernements Charkow, Jekaterinoslaw
(Lissytschansk am Donez) und Woronesch.
Hauptsammelstelle war Kupjansk am Oskoll
(der dem Donez zufließt), im Gouvernement
Charkow. Ein Kommando nach Brest-Litowsk Anfang
Mai führte Heymann auch durch die Städte
Charkow und Kiew. Auf dieser Fahrt umkreiste er
die Sümpfe am Pripjat.
Ende Mai 18 wurden die Mannschaften älterer
Jahrgänge und kinderreiche Familienväter im
A. Batt. zu Kujansk gesammelt, um nach Frankreich
in die Etappe befördert zu werden. Der Abtransport
erfolgte allerdings erst Mitte September.
Die Fahrt von Kupjansk bis Laon in Frankreich
dauerte 10 Tage.
Vom 25. September bis 15. Oktober 18 gehörte
Heymann der 4. Komp. des Armierungsbatt.
121 an (Ersatztruppenteil: Ers. Batt. L. Inf. Reg. 31,
Altona). Die Kompanie hatte in dieser Zeit zwei
Tote, vier Verwundete an Verlusten beim Infanterieangriff
am Winterberg.
Am 15. Oktober 18 kam Heymann zur Intendantur der VIII. in Plomion zwischen Montcornet und Hirson. Bei dieser machte er vom 4. November ab den Rückzug mit über Aubenton, Signy le P. ,Convin, Vireux und Givet an der Maas, die Nordspitze von Luxemburg, das Ahrtal, bei Brohl über den Rhein, den Westerwald, Marburg an der Lahn bis Schweinsberg in Hessen. Hier wurde Heymann am 19. Dezember 18 in die Heimat entlassen.
Den Heldentod für Vaterland starben aus Scharzig:
1. Pätzold, Hieronymus - 01.03.15
2. Kaminski, Anton - 20.03.15
3. Slaniec, Franz - 07.05.15
4. Kaminski, Roman - 27.05.15
5. Zerbe, Leo - 30.06.15
6. Paschke, Franz - 09.07.15
7. Wierschula, Anton - 20.07.15
8. Wrusch, Franz - 15.10.16
9. Wysocki, Michael - 21.01.17
10. Wahrendorf, Anton - 05.03.17
11. Schade, Paul - 15.07.18
12. Skala, Johann - 15.07.18
13. Skubala, Franz - 16.08.18
14. Dremel, Viktor - 27.08.18
15. Musial, Ludwig - 31.08.18
Von den Gefallenen waren drei Familienväter:
Kaminski, Paschke und Wierschula.
Viele fielen in den Kämpfen an der Ostfront,
die anderen im Westen.
Zwei von ihnen wurden von ihren Angehörigen
in die Heimat abgeholt und ruhen auf dem katholischen
Friedhof von Betsche: Pätzold und Zerbe.
Pätzold H., der Sohn des Eigentümers Albert
Pätzold kämpfte in Ostpreußen, wurde mehrfach
verwundet und starb im Lazarett an Typhus.
L. Zerbe war der älteste Sohn des Eigentümers
Albert Zerbe; er fiel bei den Kämpfen am
Narew (Prasnysz).
Fr. Staniec, jüngster Sohn des verst. Eigentümers
Valentin Staniec fiel in den Karpaten.
A. und R. Kaminski sind Brüder, Söhne des
früheren langjährigen Nahtwächters Johann K. Ersterer
fiel auf der Lorettohöhe, letzterer bei Sochatschew.
Wierschula A. war Eigentümer und hinterläßt
Frau und drei Kinder.
Fr. Paschke war sein Hausmann, der Frau und
vier Kinder hinterläßt.
W. fiel bei Zwolen vor Iwangorod an der
Weichsel (Kämpfe an der Ilsanka), P. bei Nowo-
Georgiewsk.
Fr. Wrusch war ein Sohn des Arbeiters Vincent
W. Er blieb bei Barawurtschki. M.Wysocki, ein Sohn des Arbeiters Andreas W. vom Freigut Anton Wahrendorf, als Fürsorgezögling aufgewachsen bei dem Eigentümer Roman Paech.
P. Schade ist ein Sohn des Eigentümers
Joseph Schade.
J. Skala, ein Sohn (der älteste) des Arbeiters
Anton Skala auf dem Freigut.
Fr. Skubala war der einzige Sohn des Eigentümers
Micheal Skubala, W. Dremel der ältere von
den beiden Söhnen des Eigentümers Stanislaus
Dremel.
Musial war ein Vollwaise aus Bobelwitz, aufgewachsen
in Scharzig bei dem Schuhmacher und
Maurer Johann Nortdorf.
Am 7. Mai 1919 wurde der Friedenvertrag von Versailles Deutschland zugestellt. Danach galt fast die Hälfte des Kreises Meseritz für Deutschland verloren. Die Grenze, die durch eine Kommission endgültig festzusetzen ist, soll östlich der Stadt Betsche verlaufen. Stadt und Umgebung sind Grenzland geworden.
Kreisschulinspektor Dr. Eymer gab unerwartet
den hiesigen Schulaufsichtsbezirk auf. Am 16.
Mai übernahm Schulrat Erdmann, der bisher den
Aufsichtsbezirk Schwerin geleitet hat, das Amt.
Zu Anfang des Jahres 1919 setzte eine allgemeine Teuerung ein. Lebensmittel und Bekleidung stiegen um das 10-20fache im Preis. Große Unzufriedenheit bemächtigte sich besonders der Arbeiterschaft. Eine lebhafte Agitation machte sich unter ihnen bemerkbar. Die meisten schlossen sich dem „Landarbeiterbund“ an. Aber auch die Bauern schlossen sich zusammen. So wurde auch in Scharzig eine Gruppe des Kreiswirtschaftsverbandes gegründet. Der Schwarzhandel griff immer weiter um sich. Täglich erschienen Leute aus Berlin und anderen Städten, um beschlagnahmte Lebensmittel zu „hamstern“: heimlich oder „hintenrum“ zu kaufen, daher „Schwarzhandel“. Die „Hamsterer“ zahlten wahre Wucherpreise, für 1 Pf. Butter oder Speck 20-25 Mark und darüber. Schweine und Rinder wurden heimlich („schwarz“) geschlachtet und „verschoben“. Es machte sich bald ein größerer Wohlstand bei fast allen Landwirten bemerkbar. „Was ist heute ein Beamter?“
Im Jahre 1919 wurde die Landwirtschaft vom Wetter begünstigt. Der Juni brachte reichlich Regen, sodaß Getreide- und Futterpflanzen vortrefflich gediehen. Da es auch die erste Julihälfte hindurch viel regnete, konnte erst Ende Juli mit der Roggenernte begonnen werden. Sie fiel gut aus und einige Landwirte meinten, noch nie eine gleich gute Ernte gehabt zu haben. Dagegen fiel die Kartoffelernte nur mittelmäßig aus. Zudem setzte der November sofort mit Schnee und Frost ein, sodaß noch ein Teil der Kartoffeln einfror. Aus diesem Grund konnte auch die Herbstbestellung nicht gemacht werden. Felder, die noch mit Roggen besät werden sollten, blieben unbestellt liegen.
Während des Krieges, Ende Oktober 16,
wurde der Gastwirt und Mühlenbesitzer Julius
Zerbe zu Grabe getragen. Derselbe hat 27 Jahre
lang der Gemeinde als Schulze vorgestanden.
Seine Familie stammt aus Kainscht: sein Vater
kaufte in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
die Wrozs`sche Wirtschaft und starb
hochbetagt im Alter von 91 Jahren. Die Wirtschaft
erhielt der jüngste Sohn Albert. Eine Tochter heiratete
auf die Kolan´sche Wirtschaft, starb aber
schon nach einem halben Jahr. Die zweite heiratete
den Eigentümer Roman Paech hierselbst.
Julius war der älteste von drei Söhnen und wurde
65 Jahre alt. Nachfolger im Amt ist sein Bruder
Albert.
Am 17. Januar 1920 wurde zwischen Deutschland und Polen eine Demarkationslinie festgelegt. Die Truppen des deutschen Grenzschutzes wurden dadurch gezwungen, sich zurückzuziehen und so verschiedene Dörfer des Kreises Meseritz, die sie besetzt gehalten, den Polen zu überlassen. Infolge dessen bekam auch unser Ort in dieser Zeit Einquartierung, etwa 20 Mann mit zwei Geschützen. Sie blieb hier bis in den März.
Am 11. Februar 1920 starb Kreisschulinspektor Schulrat Erdmann. Die Vertretung übernahm Kreisschulinspektor Berg-Schwerin. Zum Kreisschulrat des Schulaufsichtsbezirkes Meseritz wurde der frühere Direktor der Provinzial-Fürsorge- Erziehungsanstalt, Herr Quas, ernannt, der am 1. Juni das neue Amt übernahm.
Gemäß den Bestimmungen des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung ist für jede Schule einen Elternbeirat zu wählen:
„Er soll der Förderung und Vertiefung der Beziehungen zwischen Schule und Haus dienen und den Eltern wie der Schule die Arbeit miteinander und den Einfluß aufeinander gewährleisten. Der Elternbeirat setzt sich nur aus Vertretern der Elternschaft zusammen.“ „Der Aktion und seinem Wahlrecht steht den Eltern sämtlicher die Schule besuchenden Kinder zu, auch der Gastschul- und fremden Schulkinder, und zwar sowohl den Vätern als auch den Müttern. Die Mitglieder der Lehrkörper haben, wenn ihre Kinder die Schule besuchen, dasselbe Wahlrecht wie alle anderen Eltern. Die Mindestzahl der Mitglieder beträgt 5. Die Wahl erfolgt auf zwei Jahre.“
Für die hiesige Schule war nur ein Wahlvorschlag aufgestellt worden. Auf Grund dessen wurde gewählt:
1. Gutsbesitzer:
Ehefrau Juliane Paech Scharzig
2. Eigentümer:
Ehefrau Michalina Misiewicz Scharzig
3. Eigentümer:
Roman Kolau Scharzig
4. Schmiedemeister:
Julius Weimann Scharzig
5. Eigentümer:
Hieronymus Meissner Zielomischel
6. Eigentümer:
Ehefrau Franziska Zerbe Scharzig
7. Eigentümer:
Julius Paech Scharzig
8. Arbeiter:
Leo Mizera Zielomischel
Am 8. Juni 1920 erfolgte die erste Einberufung der Gewählten. Sie waren vollzählig erschienen. Zum Vorsitzenden wurde Eigentümer Roman Kolau, zum Schriftführer der Schmiedemeister Julius Weimann gewählt.
Bei der im Juni 1920 stattgehabten
Kreistagswahl übten von 144 eingetragenen Wählern
114 ihr Wahlrecht aus. Davon wurden abgegeben
für die Sozialdemokratische Partei 24, für
die Polen 51 und für das Zentrum 39 Stimmen. Die
Zunahme der Stimmen für erstgenannte Partei löste
hierorts allgemeine Überraschung aus. Die Agitation,
die im Vorjahr unter der Arbeiterschaft sich
bemerkbar gemacht, trug ihre Früchte.
Zum ersten Mal nahm eine Frau an einer Reichstagswahl teil. Es wird jetzt auch im Ort selbst gewählt. Bis dahin gingen die Scharziger Wähler nach Zielomischel wählen, auch bei der Landtagswahl. Bei letzterer gehörten zum Wahlbezirk Zielomischel die Gemeinde Zielomischel mit Heinrichswalde, Scharzig, Stalun und Kulkau mit Marienhof, bei der Reichstagswahl Scharzig und Zielomischel mit H.
Gemeindeangelegenheiten waren bis dahin
durch Beschlüsse der Gemeindeversammlung
geregelt und festgelegt worden. In dieser hatten
Sitz und Stimme nur die Besitzer von Grundstücken,
einzelne von diesen sogar mehrere Stimmen.
Der Weltkrieg brachte auch seine Änderungen
mit sich. Der demokratische Gedanke sollte
schon in der einzelnen Gemeinde, die ein Bild der
Natur im Kleinen darstellt, zum Ausdruck kommen.
Das Wahlrecht wurde allen Gemeindegliedern beiderlei
Geschlechts, auch den Arbeitern, gewährt. Es mag nur nebenbei bemerkt werden, daß es manchem schwer fiel, sich in das Neue zu schicken. Nach der neuen Ordnung sollten nun auch für die kleinste Gemeinde Vertreter (Gemeindeverordnung) gewählt werden. Im allgemeinen wurde im Kreis Meseritz die Zahl der Vertreter für Landgemeinden auf 9, für kleinere Städte, wie Betsche, auf 12 festgelegt.
Die ersten Gemeindevertreter für Scharzig waren:
1. Karg, Gregor, Eigentümer
2. Kolan, Roman Eigentümer
3. Misiewicz, Stefan Eigentümer
4. Paech, Julius Eigentümer
5. Kowalski, Kasimir Eigentümer
6. Zerbe, Ludwig, Eigentümer
7. Paech, Joseph, Freigutbesitzer
8. Heymann, Joseph, Lehrer
9. Kaminski, Johann, Arbeiter
Der älteste Sohn des verstorbenen früheren
Gemeindevertreters, Ludwig Zerbe, heiratete die
Witwe des im Kriege gefallenen Eigentümers Anton
Wierschula. Die Wierschula`sche Bauernwirtschaft
ist die drittgrößte in Scharzig.
Im November 1920 veräußerte Roman Zerbe, Sohn und Erbe des früheren langjährigen Gemeindevertreters Julius Z. die zwischen der Liebucher und Staluner Straße auf dem Gemeindeland, dem sogenannten Mühlberg, stehende Windmühle an Müller Wendland, einen alten Junggesellen aus Altmühl bei Schönlanke. Müller W. erhielt Wohnung bei dem Eigentümer Albert Zerbe.
Er brachte die Mühle, die lange Jahre hindurch
ungenutzt dagestanden, wieder in Ordnung
und begann zu mahlen, gab die Herstellung von
Mehl aber bald auf und beschränkte sich auf das
Schroten von Getreide. W. verkaufte die Mühle bald
wieder an einen Ansiedler in Zielomischel, behielt
sie jedoch in Pacht.
Im Herbst 1921 verkaufte der Eigentümer Roman Kolan (Abbau) seine 266 Morgen große Wirtschaft (die zweitgrößte in Scharzig) an den Friedrich Fischer aus Neugörzig, Kreis Schwerin a.W. Kolan zog nach Birnbaum, jetzt Polen, und erwarb dort ein Gut von über 800 Morgen.
Mit Beginn des Schuljahres 1922 wurde die Grundschule eingeführt. Die Halbtagsschule nahm so auf eine andere Art, als zuerst vorgesehen, ein Ende; denn geplant war schon 1913 durch einen Erweiterungsbau das Klassenzimmer zu vergrößern zu dem Zwecke, die Halbtagsschule in eine einklassige zu verwandeln. Der Krieg kam dazwischen und ließ den Plan nicht zur Ausführung gelangen.
Die Grundschule, II. Klasse bilden die ersten
vier Jahrgänge, die anderen sind die I. Klasse
der Oberstufe. Letztere setzt sich aus der I. und II.
Abteilung zusammen, von denen jede zwei Jahrgänge
umfaßt: II. Abteilung 5.und 6., I. Abteilung 7.
und 8. Schuljahr.
Der Unterricht in den meisten Fächern, wie
Rechnen, Geschichte, Erdkunde, Naturkunde,
Singen, Zeichnen, Turnen und Handarbeit ist für
beide Abteilungen gemeinsam.
Die Oberstufe hat wöchentlich 24 (Mädchen
26), die Grundschule der 3. und 4. Jahrgang 15
(Mädchen 17), der 1. und 2. Jahrgang 13 Stunden
Unterricht.
1922 verzog auch der Eigentümer Julius Paech, ein Vetter des Roman Kolan (die Mütter waren Schwestern) nach Polen. Sein Nachfolger in der Wirtschaft wurde der Eigentümer Gustav Forbrich aus Tucholle, Kreis Birnbaum. Beide hatten getauscht, Forbrich kam am 9.Juli hergezogen.
1920 -1923 waren die Jahre der Inflation.
Lange Ausführungen hierüber erübrigen sich. Nur ein Beispiel: Fischer Neugörzig er verwaltet auch nach Erwerb der Kolan`schen Wirtschaft das Gut Neugörzig weiter ließ alsbald einen älteren Kiefernbestand (auf dem Höhenrücken zwischen Gehöft und dem Kliemann`schen Grundstück) zu Brennholz schlagen. Nun wird gesagt: mit dem Erlös nur der Stubben hätte er die ganze Wirtschaft bezahlt.
Im Jahr 1923 übergab der Eigentümer Roman
Paech die Wirtschaft seinem ältesten Sohn
Ludwig, der inzwischen 34 Jahre alt geworden war.

Reichstagswahl am 4. Mai 1924
Eingetragene Wähler :
148, abgegebene Stimmen: 124.
Es erhielten: Demokratische Partei: 2,
Deutschnationale Volkspartei: 4,
SPD: 5, Polen: 45, Zentrum: 65,
Nat. Liberale: 1, ungültig 2 Stimmen
Mit der Reichstagswahl war eine Neuwahl
der Gemeindevertretung verbunden. Der bisherige
Gemeindevorstand Albert Zerbe hatte aus
Gesundheitsgründen (Schwerhörigkeit) auf seine
Wiederwahl verzichtet. Sein Nachfolger wurde der
Eigentümer Ludwig Paech, erster Schöffe Ludwig
Zerbe, zweiter Schöffe Roman Dremel (bisher
August Woytke und Roman Paech)
Gemeindevertreter: J. Paech, Roman Zerbe,
Gastwirt Roman Lisek, Eigentümer Heymann,
Karg, Woytke, Misziewicz, Kowalski und Kliemann.
Eine arge Verwüstung richtete im Jahr 1924
unter den Kieferwäldern im Osten Deutschlands
ein Insekt aus der Familie der Mottenan. Der Waldschädling
war in Fachkreisen wohl bekannt, im Vergleich
zu anderen Feinden der Kiefer, wie dem Kiefernspinner,
jedoch als völlig harmlos gehalten
worden.
Die Raupen dieser Schädlinge fraßen die Nadeln
der von ihnen befallenen Bäume radikal ab. Spaziergänger,
die das Vernichtungswerk nur näher
betrachten wollten, waren bald mit Raupen und
dem Geruch ihrer Ausscheidungen behaftet. Auf
dem Waldboden, an den Stämmen, auf Ästen und
Zweigen, wohin man sah, nur die ekelerregenden
Raupen.
Unter ihnen litten besonders mittleres Gesträuch
und Hochwald, während Kulturen und Schonungen bis zu 20 Jahren etwa im Allgemeinen
verschont blieben. Endlich half die Natur sich
selber wieder. So sah man den großen, mit glänzend
olivgrünen Kügelchen geschmückten Laufkäfer
zu Hunderten den Waldboden ablaufen, und
es war interessant zu beobachten, wie er mit seinem
scharfen Beißwerkzeug den Raupen den
Garaus machte.
Wie mit einem Schlage aber waren eines
Tages alle Raupen tot. Es wollen Leute beobachtet
haben, daß der Vorgang dieses Massensterbens
nur wenige Stunden gedauert hätte. Aber
welchen Anblick bot unsere durch Kiefernbüsche
und -wälder durchbrochene Gegend! Kahl und verlassen
mitten im Sommer war der Wald: kein fröhlicher
Vogelgesang, kein Wild, nirgendwo Schatten,
nirgendwo Deckung, alles tot, wie verbrannt,
ein trostloser Anblick! Nach Jahrzehnten noch
dürfte die Zerstörung zu spüren sein.
Zum 1. Mai 1924 wurde die Gemeindejagd in zwei
Parzellen neu ausgeschrieben. Die Jagd auf der
Feldmark erstand Administrator Fischer
Neugörzig, die Waldjagd Freigutbesitzer J.Paech.
Ersterer bringt 580, letzterer 500 Reichsmark
Jahrespacht, hinzu kommen 15% Jagdpachtsteuer,
die der Kreis erhebt. An den Preisen der
Vorkriegszeit gemessen, vor allem wenn man den
Wildstand, der im Kriege fast ganz vernichtet wurde,
mit dem von früher vergleichen wollte, müssen
solche Beträge als reichlich hoch bezeichnet
werden. Es scheint fast, als wirkten die Verhältnisse
aus den Tagen der Inflation noch nach.
Der am 4. Mai gewählte Reichstag verfiel der Auflösung.
Dadurch wurde eine Neuwahl notwendig.
Sie war am 7. Dezember 1924.
Im Dezember 1924 erkrankte Lehrer Heymann. Ein
Blasenleiden, das er sich neben einem chronischen
Leiden im Schützengraben zugezogen hatte,
war verstärkt wieder gekehrt. H. hütete fast ein
Vierteljahr lang das Bett. Er war aus diesem Grund
beurlaubt vom 13. Dezember 1924 bis März 1925.
Seine Vertretung übernahm der „Flüchtlingslehrer“
Behr Betsche. Dieser hatte in Polen seine
Stelle aufgegeben, und ist jetzt stellenlos in
Betsche wohnhaft. B. erhält eine Entschädigung
von 105 Mark. Dazu hatte die Regierung in
Schindelmühl 50 Mark gezahlt.
Am 30. April 1925 starb der Freigutbesitzer Franz Jesionek. Eine originelle Persönlichkeit ist mit ihm dahin gegangen. Er ist in der Gegend weit herumgekommen, war dafür weit und breit bekannt, und das zumeist unter seinem Beinamen „Punnek“, der junge Herr oder Herrchen.
Er ist jung geblieben. Seiner Militärpflicht
genügte er bei den Gardeschützen, worauf er sich
nicht wenig zugute tat. In dieser Zeit verlebte er
ein halbes Jahr auf der Burg Hohenzollern, deren
Besatzung die Gardeschützen stellten. Auf der
Jagd stellte er in der Tat einen trefflichen Schützen.
Er starb im 89. Lebensjahr.
Sein Vater Adalbert J. viele Jahre hindurch
Schulze von Scharzig hatte durch Einheirat das
Gut erworben, indem er die Witwe seines Vorbesitzers
Kikiernicki heiratete. Ein Enkel von diesem,
Franz Kikiernicki, ist Besitzer einer größeren
Bauernwirtschaft in Stalun. Als der Schreiber
dieser die hiesige Stelle antrat, lebten auf dem Gut
noch eine Stiefmutter Juliane J., die Geschwister
Franz, Cäcilie und Susanna Jerionek, sowie die
Pflegetochter Julianna Wrembel, die als Kind auf
das Gut genommen und hier erzogen im Jahre
vorher aus der Schule entlassen worden war.
Das Gut wurde von den Geschwistern gemeinsam
verwaltet. Ein Bruder, Hieronymus J.. war
Professor und Oberlehrer am Gymnasium in
Augsburg, der beinahe regelmäßig die großen Ferien
auf dem Gute verlebte. Nachdem die genannten
Fräulein nacheinander hochbetagt verstarben,
blieb Franz Jesionek als alleiniger Besitzer des
Gutes zurück.
Er übergab zuletzt dasselbe der genannten Pflegetochter und deren Ehegatten, dem Wirtschaftsbeamten Stanislaus Bendziewski aus Stralkow an der ehemaligen russischen Grenze. St. Bendziewski starb im Kriege 1916 an Lungenschwindsucht und hinterließ drei Kinder, zwei Knaben und ein Mädchen im Alter von 2 bis 6 Jahren. Nach dem Kriege heiratete die Witwe Joseph Paech (den zweitältesten Sohn des Eigentümers Roman Paech), den gegenwärtigen Besitzer des Gutes.
Die Volks- und Betriebszählung am 16. Juni 1925 ergab eine Bevölkerung von 123 männl. und 142 weibl.= 265 Personen.
Die Kliemannsche Wirtschaft erwarb Julius Zerbe, der jüngste Sohn des früheren Gemeindevorstehers Julius Zerbe, indem er Maria, die jüngste Tochter von Paul Kliemann heiratete. Neben dem Kreiswirtschaftsverband hatte sich alsbald die landwirtschaftliche Vereinigung der „Grenzmarkischen Bauernwirte“ gebildet. Auch in hiesiger Ortschaft war die Mehrzahl der Wirte aus dem Kreiswirtschaftsverband aus- und dem Bauernverein beigetreten.
Als dessen General-Vorstand jedoch
beschloß, für das Rechnungsjahr 1926 einen
Jahresbeitrag von 40 Pfennig pro Morgen zu erheben,
hielten die Mitglieder hiesiger Ortsgruppe
einen solchen für nicht tragbar und erklärten im
Dezember 25 wieder ihren Austritt. In welcher Weise die Kriegszeit vermindernd auf die Schülerzahl gewirkt, ist aus folgender Zusammenstellung
zu ersehen:
|
Aufgenommen |
|
|
Entlassen |
|
|
|
KINDER |
KNABEN |
MÄDCHEN |
SCHÜLER |
KNABEN |
MÄDCHEN |
1919 |
7 |
5 |
2 |
4 |
4 |
- |
1920 |
8 |
4 |
4 |
10 |
4 |
6 |
1921 |
5 |
2 |
3 |
9 |
3 |
6 |
1922 |
2 |
2 |
- |
12 |
6 |
6 |
1923 |
3 |
- |
3 |
6 |
5 |
1 |
1924 |
2 |
2 |
- |
13 |
6 |
7 |
1925 |
0 |
- |
- |
11 |
8 |
3 |
|
|
|
|
|
|
|
Im Mai 1925 kam als Lernanfänger durch Überweisung aus Kalzig mit den Eltern zugezogen ein Knabe hinzu. Derselbe stellt somit allein einen Jahrgang vor.
Ostern 1926 wurden neu aufgenommen: 10 Kinder, 2 Knaben und 8 Mädchen, entlassen 2 Knaben und 4 Mädchen. Die Schülerzahl war auf 36 gesunken.
Am 12. Juni 1926 starb in Betsche der Propst Leo Fischbock. Aus Anlaß seiner Beerdiung fiel am 15. des Monats der Unterricht aus. Am 25. Juni beehrten die Herren Regierungs- und Schulrat Merke aus Schneidemühl und Schulrat Quase Meseritz die hiesige Schule mit ihrem Besuch. Anhaltend viele Niederschläge im Juni verursachten bedeutende Wasserschäden. So konnte das Heu von den Wiesen an der Eisenbahn nicht geborgen werden. In tieferen Lagen ertranken und wässerten ganze Morgen mit Rüben, Kartoffeln und Roggen.
Die bisherigen Käufer der hiesigen Gemeindejagd
meinten, die Jagd des hohen Pachtgeldes
wegen abgeben zu müssen. Die Jagdgenossen
waren damit einverstanden, die Jagd wurde von
neuem auf ein Jahr verpachtet.
Der 1. Mai als Anfangstermin wurde festgehalten.
Es hat jetzt die Jagd auf der Feldmark
der Freigutbesitzer J. Paech für 300 Mark, der
Mühlenbesitzer Lisek Betsche die Waldjagd für
275 Mark. Eines schönen Sonntags mittags gegen Ende Juni 1926, die Leute waren schon aus der Kirche zurück, hörte man auf einmal einen ungeheuren Krach: zwei Flügel der Windmühle lagen zerbrochen am Boden. Im Gehen bei nur mäßigem Wind brach plötzlich ein Flügel ab und riß im Falle seinen Nachbarn mit sich. Damit dürften die Tage der Mühle gezählt sein.
Im Sommer dieses Jahres wurde das neue
Gasthaus erbaut. Nach Angaben seines Besitzers
betragen die Gesamtkosten rund 17.000 Reichsmark.
Im Jahre 1910 errichtete Albert Zerbe, 1911
der Eigentümer Stefan Misiewicz ein neues Haus.
Beide brauchten eigenes Holz zum Bau. Zerbe will
10.000, Misiewicz 12.000 Mark Auslagen gehabt
haben. Im letztgenannten Jahr vergrößerte auch
Roman Paech seine Wohnung, indem er den Zwischenraum
zwischen Haus und Dorfstraße durch
einen neuen Anbau ausfüllte.
Viehzählung am 1. Dezember 1926
98 Pferde (mir Fohlen), 296 Stück Rindvieh, 317
Schweine, 27 Schafe, 41 Kaninchen, 835 Stück
Federvieh und 26 Bienenstöcke.
Die Scharziger Windmühle wurde im Frühjahr 1927, nachdem Verhandlungen über einen Weiterverkauf zwecks nochmaliger Instandsetzung sich wieder zerschlagen, von ihrem letzten Besitzer, Ansiedler Lehmann Zielomischel, abgebrochen. Die Holzteile nahm der Besitzer, das Fundament überliess er dem Häusler und Maurer Josef Jerzy von hier gratis zur Fundamentierung eines neuen Hauses, das dieser im Herbst des Vorjahres zu bauen angefangen.
Zu Ostern 1927 wurden nur drei Schüler, Knaben, entlassen, dagegen wurden sechs Schüler, 3 Knaben und drei Mädchen neu aufgenommen. Hierdurch war die Zahl der Kinder wieder auf 36 gestiegen, nachdem diese den Winter hindurch zum Teil durch Wegzug bewirkt, auf 33, ihrem bis dahin niedrigsten Stand, gesunken war.
Am 18. November
1927 erlag hierselbst
der frühere Eigentümer
(Bauerngutsbesitzer)
Roman
Paech nach kurzem
Krankenlager einem
Leberleiden. Der Verstorbene
war viele
Jahre hindurch Schulvorstandsmitglied.
Nach beinahe halbjährigem
Schmerzenslager
verschied
am 1. Dezember
1927 die Schülerin Maria Judkowiak und wurde am Sonntag, dem 4. Dezember unter Beteiligung der ganzen Schule bestattet.
Viehzählung am 1. Dezember 1927
Pferde (mit Fohlen: 91 Rindvieh: 295
Schweine: 338 Schafe: 24
Federvieh: 805 Ziegen: 41
Kaninchen: 59 Bienenkörbe: 38
Zu Ostern 1928 kamen zur Entlassung 7 Schüler
und zwar 3 Knaben und vier Mädchen.
Ebensoviele Knaben und Mädchen wurden
aufgenommen. Zu Beginn des neuen Schuljahres
betrug die Schülerzahl 38.
Bei den Wahlen zum Reichstag und Landtag im Mai des Jahres wurden im Wahlbezirk Scharzig von 140 Wahlberechtigten 111Stimmen abgegeben. Davon erhielten Sozialdemokratische Partei Deutschlands 25 (23), Deutschnationale Volkspartei 23 (21), Kommunistische Partei 1 (2) und Deutsche Volkspartei 1 (1) Stimmen. (Die Zahlen in Klammern geben die Stimmzahl für die Landtagswahl an).
Eine rege Bautätigkeit setzte im Frühjahr des
Jahres ein. Den Neubau des Maurers und Häuslers
Josef Jerzy, der denselben im Herbst 1926
begonnen und im Herbst dieses Jahres zu
beenden gedenkt, nicht gerechnet, werden in diesem
Jahr drei neue Häuser gebaut, von den Eigentümern
Kasimir Kowalski, dem Eigentümer
Julius Zerbe und dem Freigutbesitzer Josef Paech.
Letzterer errichtet ein Arbeiter- und Familienhaus
auf dem von dem Gastwirt Roman Zerbe früheren
Mühlengrundstück. Die alten Häuser wurden
abgebrochen, die neuen stehen an gleicher
Stelle.
Neu aufgenommen wurden zu Ostern 1929
zwei Knaben und fünf Mädchen, zusammen 7 Kinder.
Zur Entlassung gelangten 6 Schüler: 2 Knaben
und 4 Mädchen,
In diesem Jahr beehrten die Herren Regierungs- und Schulrat Meske - Schneidemühl und Schulrat Quaß - Meseritz die hiesige Schule mit ihrem Besuch. Da der Lehrer Heymann eines chronischen Blasenleidens wegen, das er sich wie schon einmal erwähnt im Schützengraben zugezogen, an diesem Tage das Bett zu hüten gezwungen war, fanden die Herren die leere Klasse vor.
Ein außergewöhnlich strenger und langer Winter, wie er seit Menschengedenken nicht wieder dagewesen, es wurden bis zu 40° und darüber Grad nach C unter Null festgestellt, brachte in diesem Jahr eine bedeutende Verzögerung der landwirtschaftlichen Arbeiten auf dem Felde zutage. Es folgte ein zum Teil heißer Sommer, der vielfach von heftigen Gewittern begleitet war, die Zeitungsberichten zufolge große Menschenverluste und Schäden verursachten.
Am 25. August des Jahres fand eine Schulvorstandswahl statt. Hierzu waren zwei Wahlvorschläge eingegangen: Woytke - Scharzig und Weber - Zielomischel. Die Wahl ergab ein Stimmenverhältnis von 2:1.
Gewählt wurde auf
dem ersten die Eigentümer August Woytke und
Ludwig Zerbe aus Scharzig zu Schulvertretern,
Freigutsbesitzer Joseph Paech und Eigentümer
Roman Lisek von hier zu Repräsentanten, der
Gastwirt Roman Zerbe und Eigentümer Julius
Zerbe zu deren Vertretern, auf dem zweiten Wahlvorgang
der Maurer Viktor Weber als Schulvorsteher,
Eigentümer Franz Homa zum Repräsentanten,
sowie der Eigentümer Ludwig Lisek zu
dessen Stellvertreter, die drei letztbenannten sämtlich
in Zielomischel wohnhaft.
Das Spritzenhaus,
das im Jahr 1910
durch den Bauunternehmer
Marowski aus
Schilln errichtet
worden war und
das an der Kapelle
mitten im Dorf
stand, ist in diesem
Herbst zum
Abbruch gekommen.
Den Verdienst
daran den Einwurf
erstattete
damals der Lehrer
Heymann, durch
Erhalten der angrenzenden
Gebäude
nicht das ganze Straßenbild zu verunzieren,
war zu der Zeit kein Gehör geschenkt worden
gebührt dem Freigutbesitzer Joseph Paech,
der zur Unterbringung der Spritze auf einem seiner
Grundstücke ein Ställchen an der Straße gegenüber
der Gemeindewiese zur Verfügung stellte
und zu diesem Zwecke umbauen ließ.
Ein Kapitel für sich bildet der „Scharziger Schulbau“.
Durch den Weltkrieg unterbrochen (Vergl.
Schulchronik der Zeit vor Ausbruch des Krieges)
wurde er von Jahr zu Jahr aufgeschoben.
Verhältnisse und Umstände hatten sich wesentlich
geändert. Die Schülerzahl, die in Folgeerscheinung
des Krieges bis unter die Hälfte
herunterging, war nicht mehr ausschlaggebend.
Die Behörde zeigte wenig Interesse, die Inflation
war ebenfalls nicht danach angetan, den Bau
zu fördern. Die Gelegenheit auszunutzen, wofür
Beispiele am Ort vorhanden, kam für einen Schulbau,
bei dem Schüler etwas zu sagen hatten, nicht
in Frage.
Endlich mußte gehandelt werden: Große bauliche
Mängel zwangen hierzu, nachdem auch die
kleinen Instandsetzungen mit Rücksicht auf den
ganzen Plan immer wieder zurückgestellt worden
waren. Die Schulgemeinde war von verschiedenen,
zum Teil zuständigen Stellen angewiesen
worden, gleich ganze Arbeit zu machen. Die ließ
sich auch zureden und beschloß den Neubau. Der
Abriß wurde der Regierung mitgeteilt.
Ende Februar 1927 tagte eine Kommission,
zwei Herren von der Regierung in Schneidemühl
und drei Meseritzer Herren: Landrat, Schulrat und
der Leiter des Hochbauamtes in Schulbauangelegenheiten
der kath. Schule zu Betsche.
Nach dem Termin daselbst kamen die Herren
auch nach Scharzig zur Besichtigung der Schule.
Der Neubau wurde abgelehnt (der Herr Landrat
fragte den Lehrer gelegentlich, ob die Gemeinde
Vierzigtausend Mark übrig hätte, um sich eine
neue Schule leisten zu können), ebenso der Ausbau
der Südostecke: die Vergrößerung der Klasse
wäre mit Rücksicht auf die verminderte
Schülerzahl nicht mehr unbedingt erforderlich.
Dem Mangel an Wohnraum die Dienstwohnung
ist rund 50qm groß, die Familie des Lehrers
zählt neun Köpfe könnte durch Einrichten eines
Zimmers auf dem Boden abgeholfen werden.
Durch entsprechende Ausbesserungen, die
etwa 2-3000 Mark Kosten verursachen würden,
wäre der Schulbau wieder im Stande, noch 20
30 Jahren seinen Zweck zu erfüllen.
Ein solcher Bescheid war geeignet, die alten
Übelstände zu „erzwingen“. Der Lehrer veranlaßte
eine neue Sitzung des Schulvorstandes. Es wurde
neben der Neuerrichtung der Schule der grundlegende
Ausbau des Schulhauses beschlossen,
Plan und Zeichnungen und Kostenvoranschläge
im Mai 1927 eingereicht.
Vorteil: Der Eingang des Schulzimmers sollte
in den entgegengesetzten Giebel verlegt und
dadurch Schulbetrieb und Hauswirtschaft endlich
mal getrennt werden.
Der alte Eingang sollte vermauert, die Südostecke
des Hauses umgebaut werden. Das ergab:
eine Küche von doppelter Größe, neben einer geräumigen
Kammer bequeme Zugänge zu Boden
und Keller. Vergrößerung des Schulzimmers um
10qm Grundfläche, Erhöhung der bewohnbaren
Fläche durch ein kleines Zimmer und zwei geräumige Dachkammern im Südostgiebel auf über
100qm und den Gewinn eines einheitlichen Gebäudes.
Ein Grundstückstausch mit dem Gastwirt Roman
Zerbe (als Nachbar), dem derselbe bereits
zugestimmt hatte, konnten die grundlegenden Änderungen
ermöglichen (siehe beigegebenen Lageplan).
Mit diesem Plan war angesichts der vielen Verbesserungen
von so großer praktischer Bedeutung
zuletzt auch die Behörde einverstanden.
Nun aber weigerte sich der Graf zu Dohna von
neuem, als Patron der Schule das Rohbauholz
(auf Lieferung von Feldsteinen, Sand und Kies
hatte die Schulgemeinde verzichtet), dessen Wert
mit rund 2000 Reichsmark geschätzt war, zu liefern,
indem er beteuerte, dazu nicht verpflichtet
zu sein. Die Kontroversen zogen sich bis in den
Herbst 1928 hin.
Am 1. Oktober desselben Jahres erfolgte die
Auflösung der Gutsbezirke Hiller-Gärtringen, der
Graf damit aller Verpflichtungen als Patron der
Schule Scharzig ledig. Umsonst also war jahrelang
Graf zu Dohna Hiller-Gärtringen als Patron
der Schule in den Schulakten geführt worden.
Der Ausführung des Bauprojektes stand nun
nichts mehr im Wege. Nach einigen Verhandlungen
übernahm das Kreisbauamt zu Meseritz die
Bauleitung. Der Anteil der Schulgemeinde an den
Baukosten sollten durch ein Darlehen bei der
Preußischen Bank gedeckt werden. Die erste Rate
von 2.780 Reichsmark war der Schulgemeinde
bereits überwiesen.
Auf einen Termin (Juni 1929) sollten die Bauarbeiten vergeben werden. Eine Prüfung des eingereichten Kostenvoranschlages durch das Kreisbauamt ergab nun eine um wenigstens 400 Reichsmark höhere Bausumme (mindestens 1.700-1.800 RM statt 1.300).
Daraufhin erklärte nun nach kurzer Besprechung
die Schulgemeinde-Vertretung, es wäre
hierdurch nun eine ganz neue Sachlage entstanden,
die ebenso wieder neue Beschlüsse erforderlich
machten; die in Aussicht gestellte Pensionierung
des Lehrers kam hinzu, bauliche Instandsetzungen,
die die Hälfte der Kosten eines Neubaus
bedeutend überstiegen, seien nicht mehr als
wirtschaftlich zu verantworten u.s.w.
„Behüt‘ dich Gott, es wär so schön gewesen!“:
das ganze Bauprojekt war unter den Tisch gefallen.
Für die Folge blieb nun nichts mehr übrig, als
auf die von der vorhin bezeichneten Kommission
angeregten Instandsetzungen zurückzugreifen.
Über dieselben wird nach Fertigstellung künftiger
Arbeiten zu berichten sein.

Mit dem 1. November 1929 wurde der bisherige Lehrer Josef Heymann in den Ruhestand versetzt. Mit der vertretungsweisen Verwaltung der Stelle wurde der Lehrer Paul Rilinger aus Straduhn durch Anordnung der Regierung vom 24.10. Nr. 4178 IIc beauftragt. R. hat seine Ausbildung auf der Präparantenanstalt Schönlanke erhalten.
Nach kurzem Besuch des Lehrerseminars
Schneidemühl zog er 1916 als Freiwilliger in das
Feld und kehrte erst 1919 wieder auf das Seminar
zurück. Während seiner Kriegsdienstzeit gehörte
er zum Sturmbat. 7, mit dem er die schwersten
Stürme in Belgien, Frankreich und Mazedonien
mitmachte. R. wurde dabei zweimal verschüttet und
einmal verwundet.
Nach Urlaub und Rückkehr aus dem Feld brach
in seiner Heimat Schönlanke der Polenaufstand
aus, an dessen Bekämpfung er aktiven Anteil
nahm.
Am 6.II.19 trat der Schreiber dieser Zeilen
wieder ins Seminar zu Schneidemühl ein und legte
am 21.9.20 seine erste Lehrerprüfung ab. Da
die Anstellungsverhältnisse für kath. Lehrer sehr
schlecht war, mußte er sich nach einer Beschäftigung
umsehen.
Bis zum 31.III.24 war er im Büro tätig und trat
dann in den Schuldienst ein. Nach einer kurzen
Vertretung in Kutschkau. Kr. Meseritz, war er an
der ev. Schule in Straduhn tätig. Durch öftere Erkrankungen
des bisherigen Stelleninhabers sind
die Kinder zurückgeblieben, so daß dem neuen
Lehrer eine schwere Aufgabe entsteht. Mit Gottes
Hilfe denkt er seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Ende des Jahres 1929 begannen die Ausbesserungsarbeiten an dem Schulgrundstück. Das Schulzimmer wurde zunächst neu gestaltet und einer gründlichen Renovierung unterzogen. Es wurde neu ausgemalt und neue Anschaffungen wie Landkarten, Matten, Waschgefäße gemacht. Auch die Lehrerwohnung wurde neu tapeziert. An der Straße wurde ein neuer Zaun gesetzt, auch soll eine Erneuerung der Zäune auf dem ganzen Gehöft erfolgen. Zu Ende des Jahres erfolgte auch die Aufstellung einer neuen Treppe. Durch einen Verschlag ist jetzt der Bodenraum vollkommen abgetrennt. Wenn alle Ausbesserungen gemacht sein werden, wird die Schule, die auch von außen neu verputzt ist, trotz des ins Wasser gefallenen Umbaus, ein würdiges Aussehen erhalten.
1930
Das neue Jahr begann im hiesigen Ort unter ungünstigen Verhältnissen. Unter den Kindern herrschte eine Art Keuchhusten, der in Erstickungsanfälle überging. Bei der Eröffnung der Schule fehlten von 35 Kindern 24. Durch eine Beihilfe der Regierung von 200 Mark war es der Schule möglich, einen Radioapparat anzuschaffen. Er ist ein 4-Röhren-Rundfunkapparat, der im Unterricht manche Anwendung findet. Da die alte Scheune baufällig war, entschloß sich die Gemeinde, sie meistbietend als Abbruch zu verkaufen. Das Höchstgebot gab mit 39 Mark der Zimmermann Skubala. Der Schulhof ist dadurch bedeutend vergrößert worden. Am 12.2. fand das Abschlußverfahren des Lehrers statt. Es waren anwesend:
Regierungs- und Schulrat Meske, Schulrat Quas und Lehrer Gaumer Obrawalde.
Es wurden 3 Lehrproben durchgeführt und zwar:
Oberstufe „Die Rache“,
Mittelstufe „Heimatkundliche Sitten und Gebräuche“,
Unterstufe: „Fischlein“.
Von der Kommission wurde der gebesserte Zustand der Schule anerkannt. Im Februar wurden auch sämtliche Zäune des
Schulhofes erneuert. In den Reparaturen war auch
die Ausbesserung der Aborte inbegriffen. Auf Vorschlag
des Lehrers wurde an der Ostseite des Stalles
eine neue Abortanlage mit einer Abortgrube
angelegt, so daß auch dadurch der Schulhof
wieder eine Vergrößerung erfahren hat.
Auf dem Schulhof befand sich ein alter Backofen.
Da er gar nicht benutzt wurde, riß der Lehrer
den Ofen ab, um daraus eine Waschküche zu machen,
die sehr nötig war, da immer in der engen
Küche gewaschen worden war.
Am 6. April war für die hiesige Schule ein denkwürdiger Tag. Zum ersten Mal seit Bestehen der Schule fand im Lokal Zerbe eine öffentliche Abschiedsfeier für die Entlassenen statt. Das ganze Dorf hatte sich dazu eingefunden. Viele standen noch auf der Straße weil der Raum zu klein war. Neben Abschiedsliedern und Gedichtvorträgen fand ein Märchenspiel „Vom tapferen Schneiderlein“ Aufführung. Der viele Beifall belohnte Lehrer und Schüler für ihre Arbeit. Ostern kamen 4 Knaben und 1 Mädchen zur Entlassung. Neu aufgenommen wurden 2 Mädchen.
Im Sommer fanden auch die letzten Reparaturen statt. Sämtliche Fenster und Türen erhielten Ölanstrich. Der Schulhausflur wurde erneuert und der Boden mit neuer Dielung versehen. Die Reparaturen haben insgesamt 3300 Mark verursacht, wovon 1730 Mark von der Regierung als Beihilfe zugeführt sind. Nach Abschluß der Reparaturen ist das Bild der Schule so, wie es einer Schule zukommt. Obwohl der Schulvorstand und die Repräsentanten die Reparaturen einstimmig beschlossen hatten, benutzten einige Schulvorsteher und Repräsentanten die Gelegenheit, eine Hetze gegen den Lehrer ins Werk zu tragen. Sie hatten wohl Reparaturen beschlossen, aber in ihrer Kurzsichtigkeit nicht daran gedacht, daß Arbeiten auch bezahlt werden müssen.
Nach jahrzehntelanger Planung fand am 6. September im Birkenwäldchen am Staluner Weg das Kinderfest der Schule statt. Trotz ungünstiger Witterung war wiederum das ganze Dorf da. Da aber der Regen zu stark wurde, fand das Fest im Gasthof seine Fortsetzung. Ein Tanzkränzchen beschloß das Fest, das in schöner Harmonie verlief.
Im August wurde die hiesige Lehrerstelle neu ausgeschrieben. Sie wurde mit dem Lehrer Meyer aus Stalun besetzt, der am 1. Dezember 1930 sein neues Amt übernahm. Der bisherige Verwalter übernahm die Lehrerstelle in Stalun. Durch Verfügung der Regierung Schneidemühl vom 12. November 1930 Nr. 3079 II. wurde dem Lehrer Meyer aus Stalun die endgültige Verwaltung der hiesigen Lehrerstelle zum 1. Dezember 1930 übertragen. Am 5. Dezember wurde der Lehrer vom Schulrat Quas in Anwesenheit der Schulvorsteher in sein Amt eingeführt. M. wurde am 24. September 1889 in Neuhöfchen, Kreis Züllichau- Schwiebus geboren. Nach Absolvierung der Präparatenanstalt in Meseritz (1903-06) genoß er seine weitere Ausbildung auf dem Lehrerseminar zu Paradies (1906- 09). Seine erste Anstellung erfolgte in Gr. Kroschin, Kreis Obornik (jetzt Polen) am 16.März 1909. Durch die politischen Umstände in der Provinz Posen war kein Arbeitsfeld mehr vorhanden und der Lehrer wurde am 1. Mai 1919 von der polnischen Regierung gekündigt und zur Verwaltung der preußischen Regierung gestellt. Am 12. September 1919 wanderte der Schreiber dieser Zeilen aus Polen aus und hielt sich als Flüchtling in seinem Heimatort auf. Vier Jahre zur Untätigkeit verurteilt, wurde ihm am 1. Oktober 1923 durch Vermittlung des Herrn Schulrat Quas Meseritz die II. Lehrerstelle in Stalun übertragen.
Am 1. Dezember 1930 fand eine Viehzählung statt. Es wurden gezählt:
84 Pferde, 322 Rindvieh, 3 Schafe, 366 Schweine, 33 Ziegen, 104 Kaninchen, 913 Federvieh, 20 Bienenstöcke

1931
Am Sonnabend, d. 17. Januar fand in der Schule
die Reichsgründungsfeier statt.
Der motorisierte Landbriefträger
Am 28. Februar versorgten in einem großen Teil des Postamtsbezirkes Betsche die Landbriefträger zum letzten Mal ihren bisherigen Dienst. Am 1. März früh 5.30 Uhr fuhr der Landpostbriefträger zum ersten Mal durchs „Meseritzer Land“. Zu Scharzig ist eine Posthilfsstelle eingerichtet worden und der Postaushelfer Kowalski versorgt das Dorf und das benachbarte Stalun mit Abbau.
Ostern kamen keine Kinder zur Entlassung. Aufgenommen
wurden 7 Neulinge, davon 5 Knaben
und 2 Mädchen. Durch Zugang stieg die Zahl um
2, so daß das neue Schuljahr mit einer Schülerzahl
von 41 begann.
In die Listen zum „Volksbegehren“ (Auflösung des Landtages) hatten sich 15 stimmberechtigte
Mitglieder eingetragen. (Die Liste lag vom 8. bis
23. April aus). Im Laufe des Frühjahrs wurde dem Lehrer seine Oberstube ausgebaut. Die Kosten betrugen 1150 R.M. Davon zahlte die Regierung das Baudrittel und einen einmaligen Ergänzungszuschuss von 200 R.M.
Am Sonnabend, d. 27. Juni fand eine Feier aus Anlaß zum 100. Todestag des Freiherrn vom Stein statt.
Der hiesige Schulgarten war vollkommen verwildert,
Fliedersträucher und alte Stauden darin.
Das alte Gehölz wurde umgerodet, der Garten
neu gemacht. 10 Hochstämme, 9 Buschbäumchen
und dazu Sträucher sind gepflanzt worden. Jetzt
sieht der Garten wie ein Schulgarten (Mustergarten)
aus, zumal an der Straße gelegen macht
er einen schönen Eindruck.
Am Sonntag, d. 5.Juli feierte die Schule ihr Kinderfest in dem Birkenwäldchen am Staluner Weg. Das Fest verlief bei prachtvollem Wetter unter reger Beteiligung der Angehörigen der Kinder. Auf dem Festplatz angelangt, wurden die Kinder mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Reigen, Volkstanz, Märchen spielten sich ab. Ein Fackelzug beschloß das schöne Fest. Gleich zu Anfang des Jahres wurde die Schulsparkasse eingeführt. 15 sparende Kinder sind dabei.
Volksentscheid am 9. August 1931
(Auflösung des Landtages)
Von den 141 Stimmberechtigten in hiesiger Gemeinde
hatten 18 ihre
Stimmen abgegeben.
Ja: Stimmen 14
Nein: Stimmen 2
Ungültige: 2
Am 11. August fand eine Entlassungsfeier in hiesiger Schule statt.
Am 19. August hatte die hiesige Schule einen außerordentlichen Wandertag nach Lagow. Die Regierung Schneidemühl hatte mir eine Beihilfe von 50 R.M. bewilligt. Die Eisenbahn brachte uns von Betsche nach Schermeisel. Die Fußwanderung von Schermeisel nach Lagow See war sehr interessant. Besonders der Weg von Fischerhütte entlang durch herrliche Buchenwälder war reizend. Am besten hat den Kindern die Motorbootfahrt gefallen.
Bei den diesjährigen Reichsjugendwettkämpfen in Betsche hatten von 16 teilgenommenen Kindern insgesamt über 40 Punkte:
Georg Zerbe 60 Punkte
Margarete Meyer 58
Alfons Meisner 63
Bruno Zerbe 50
Maria Kaminski 90
Martha Schuchadt 52
Franziska Syderczyk 40
Elisabeth Freier 60
Luzia Kaminski 54
Stanislaus Judkowiak 64
Elli Paul 45
Die Schülerin Maria Kaminski hatte 90 Punkte erzielt und war somit Siegerin von allen Schülern des Bezirks.
1932
Die hiesige Elektrizität Genossenschaft hat ihr Ortsnetz im Januar an das M.E.W. (Märkische Elektrizitätswerke, d.Red.) für 200 R.M. verkauft. Das Ortsnetz kostete 1500 R.M. Die für den Einzel-Anschluß eingezeichneten Mitglieder hiesiger Gemeinde betrug 17.
Reichspräsidentenwahl (I. Wahlgang am 13.2.32)
Von 140 Stimmberechtigten haben 96 ihre Stimme abgegeben.
für von Hindenburg 78 Stimmen
Winterberg 10
Hitler 4
Winter 1
3 ungültige
Am 19. März wurde die Schule von Herrn Schulrat Quas revidiert, der einen großen Fortschritt in den Leistungen der Kinder feststellte. Am Schluß des Schuljahres wurden 2 Knaben entlassen und 6 Neulinge aufgenommen, so daß das neue Schuljahrmit einer Schülerzahl von 43 begann.
Aus Anlaß des 100. Geburtstages des Dichters Wolfgang von Goethe fand in der Schule eine Feier statt. Das ganze Schuljahr stand im Zeichen Goethes. Die bekanntesten Gedichte des Dichters wurden gelernt.
Reichspräsidentenwahl (II. Wahlgang vom 10. 4.32).
Von 140 Stimmberechtigten haben 103 ihre Stimmen abgegeben.
für von Hindenburg 92 Stimmen
Hitler 7
Thälmann 1
3 ungültige
Auf Anregung des hiesigen Gemeindevorstandes Paech wurde das hiesige Schulland (Wege nach Zielomischel bzw. Stocki) mit Obstbäumen bepflanzt. Jeder größere Besitzer stellte 2 Bäumchen und jeder andere 1 Bäumchen zur Verfügung. Die Arbeitslosen haben die Pflanzungen vorgenommen. Alle alten Bäume und Sträucher wurden
entfernt. Rund 25 Bäumchen wurden gepflanzt.
Bei der am 24. April stattgefundenen Landtagswahl wurden von 141 Stimmberechtigten abgegeben:
S.P.D. 18 Stimmen
Deutschnationale 15
Zentrum 42
Hitler Bewegung 7 Polen 19
2 ungültige
Die hiesige Gemeindejagd wurde am 28. April meistbietend verpachtet. Die Feldjagd bekam Gutsbesitzer Paech für 150 R.M. Die Waldjagd erhielt Herr Pirschel- Betsche für 145 R.M.
Am 26 Juni wurde in der hiesigen Gemeinde ein Kleinkaliber-Schützenverein gegründet. Der Verein umfaßt 20 Mitglieder. Als Schützenmeister wurde Landwirt Josef Karg gewählt. Schriftführer und Kassierer ist der Landwirt F. Als Vorsitzender ist Gutsbesitzer Paech gewählt worden.
Zu diesem Zweck wurde ein Schießstand aufgebaut, den die jungen Leute mit eigenen Mitteln errichtet haben.
Reichstagswahl am 31.7.1932
Von 138 Wahlberechtigten haben 94 ihre Stimmen abgegeben.
S.P.D. 11 Stimmen
Hitler Bewegung 7
Kommunisten 6
Zentrum 49
Deutschnationale 5
Polen 15
Unzufriedene 1
Am 11. August fand in der Schule eine Entlassungsfeier statt. Die von Gedichtvorträgen und Liedern umsäumt war.
Bei den diesjährigen Reichsjugendwettkämpfen in Betsche (1. September) hatten von 18 teilnehmenden Kindern nachgenannte Kinder über 40 Punkte:
Kaminski, Maria 83 Punkte
Meyer, Margarete 54
Freier, Elisabeth 50
Syderczyk, Franziska 44
Judkowiak, Stanislaus 69
Soberski, Gertrud 43
Waclawiak, Monika 60
Paech, Elisabeth 50
Kowalski, Zita 52
Freier, Hilde 47
Dremel, Johanna 51
Kowalski, Liesel 41
Meisner, Alfred 54
Zerbe, Bruno 49
Judkowiak, Franz 41
Seyberts, Florian 45
Die Schülerin Maria Kaminski als Siegerin der hiesigen Schule hatte 83 Punkte erreicht. Sie erhielt das Diplom des Herrn Reichspräsidenten.
Am Sonntag, dem 28. August 1932 veranstaltete der Schützenverein sein erstes Auslandsschießen. Schützen von nah und fern waren herbei geeilt. Den ganzen Nachmittag wurde fleißig geschossen. 12 Preise wurden gestiftet. Der erste Preis bestand in 1 Liter Weizen, den der Student B. aus Scharzig erhielt mit 55 Ringen.
In der Zeit vom 5. bis 11. September fand eine Sammlung für das Deutschtum im Ausland statt. Der Gemeinderat sammelte bei Schülergruppen10,05 RM, während die Schüler selbst 5,30 RM, so daß der Lehrer 15,35 RM abschicken konnte.
Reichstagswahl am 6. November 1932.
Von 141 Stimmberechtigten haben 93 ihre Stimmen abgegeben.
SPD 13 Stimmen
Hitler Bewegung 3
Kommunisten 9
Zentrum 47
Deutschnationale 6
Polen 13
Für Hindenburg 2
Am 1. September fand eine außerordentliche Viehzählung statt. Es wurden gezählt: 78 (78) Pferde, 327 (346) Rindvieh, 3 (3) Schafe, 303 (338) Schweine, 22 (28) Ziegen, 46
Kaninchen,1088 (1190) Federvieh, 16 (18) Bienenstöcke.
1933
Anläßlich der 62. Wiederkehr des Reichsgründungstages am 18. Januar wurde freigegeben. Auf Anordnung ist geflaggt worden.
Reichstagswahl am 5. März. Von 137 Stimmberechtigten haben 103 ihre Stimmen abgegeben:
NSDAP 22 Stimmen
SPD 10
KPD 5
Zentrum 48
Kampffront Schwarz-weiß -rot 7
Ungültig 11
Landtagswahl am 5. März. Von 137 Wahlberechtigten haben gewählt:
Hitler Bewegung 14 Stimmen
Mit Hindenburg 1
SPD 10
KPD 4
Zentrum 44
Kampffront 8
Polen 21
Ungültig 1
Aus Anlaß des überwältigenden Wahlsiegers der Reichstagswahl Adolf Hitlers fiel am 8. März der Unterricht aus. Es wurde geflaggt in schwarzweiß-rot, Hakenkreuz und schwarz-weiß.
Unser Dorf zeigte ein Bild der Einigkeit. Für die Gemeindewahl (12. März) war ein Einheitswahlerfolg zustande gekommen.Eine Wahl der Gemeindevertretung fand also nicht statt.
Provinziallandtagswahl am 5. März. Von 138 Wahlberechtigten haben gewählt:
Hitler Bewegung 16 Stimmen
SPD 7
Zentrum 48
Kampffront Schwarz-weiß-rot 9
Polen 14
Nationale der kath. Heimatliste 1
Kreistagswahl am 5. März 138 Stimmberechtigte:
Hitler Bewegung 14 Stimmen
SPD 7
Zentrum 48
Kampffront 10
Polen 16
Anläßlich des Volkstrauertages (12. März) fand am Sonnabend (11. März) von 10-11 Uhr in der Schule eine schlichte Feier statt, die von Gesängen und Gedichten umrahmt war. Der Lehrer hat in seiner Ansprache auf die gefallenen Soldaten des Weltkrieges hingewiesen. Die Flaggen wurden auf Halbmast gesetzt.
Von Montag, d. 13.3. bis Mittwoch, d. 15.3. wurde auf Anlaß der Reichsregierung die schwarzweiß-rote Fahne gemeinsam mit der Hakenkreuzfahne gehißt.
Diese Flaggen sollen die ruhmreiche Vergangenheit des deutschen Reiches und die kraftvolle Wiedergeburt der deutschen Nation verbinden. Damit sollen sie Macht des Staates und die innere Verbundenheit aller nationalen Kräfte des deutschen Volkes verkörpern.
Am Tage der feierlichen Eröffnung des deutschen Reichstages (21. März) fiel der Unterricht aus. Um 11.45 Uhr versammelten sich die Kinder in der Schule zu einer Feier, wo der Lehrer auf die Bedeutung des Tages des erwachenden Deutschlands hinweist.
Um 12 Uhr hör ten dann die Kinder durch Rundfunk die Ansprache des Herrn Reichspräsidenten Adolf Hitler in der Garnisonskirche zu Potsdam. Die Schule hatte geflaggt in schwarzweiß-rot, Hakenkreuz und schwarz-weiß. Am Abend nahm der Lehrer an einem Fackelumzug in Betsche teil.
Am 31. März wurden 3 Mädchen entlassen. Es fand eine schlichte Entlassungsfeier statt. Es wurden 8 Neulinge aufgenommen, 5 Mädchen und 3 Knaben, sodaß das neue Schuljahr mit einer Schülerzahl von 44 begann.
Schulrat Quasi in Meseritz ist mit Wirkung vom 1. April nach Deutsch-Krone versetzt worden. Sein Nachfolger wurde Schulrat Dr. Snowade aus Schwerin a./W.
Die beiden Schulkreise Schwerin und Meseritz sind zusammengelegt worden und werden von Meseritz aus verwaltet. Seit 1919 hat Schulrat Quasi dem Schulaufsichtsbezirk vorgestanden.
Auf Antrag des Lehrers hat der Schulvorstand am 29. März beschlossen, dem Stelleninhaber an der Lehrerwohnung Fensterläden anzubringen. Die Arbeiten wurden dem Tischler Klemt, Kalzig, übertragen. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf 32,50 RM, also für 5 Fenster auf 162,50 RM.
Am 1. April wurde auf Veranlassung des Ortsgruppenleiters Bulmann Stalun eine SA-Gruppe im hiesigen Orte gebildet. Der Gruppe traten 10 Mann bei. Vertrauensmann (Stützpunktleiter) ist der Poststelleninhaber Josef Kowalski. Der Ortsgruppe schließt sich Stalun an.
Am 4. April fand im hiesigen Gemeindeamt die Schulzen- und Schöffenwahl statt. Der Schreiber dieser Zeilen war als Schriftführer geladen.
Als Gemeindevertreter wurde mit 5 zu 4 Stimmen der Landwirt Julius Zerbe gewählt. Als 1. Schöffe wird Landwirt August Woytke und als 2. Schöffe der Landwirt Ludwig Paech amtieren. Der Schöffenstellvertreter Landwirt Gustav F. wurde durch Zuruf gewählt.
Am 1. Osterfeier tag veranstaltete die hiesige Ortsgruppe der NSDAP einen Fackelzug. Festlicher Fahnen- und Girlanden-Schmuck begrüßte die auswärtigen Gäste, die in Braunhemden und in Zivil erschienen waren. Auch die Fenster waren illuminiert.
Nach kurzen Begrüßungsworten des hiesigen Stützpunktleiters setzte sich der Zug in Bewegung, durch das Dorf und dann nach außerhalb, wo ein Freigeistfeuer aufflammte. Die Schulkinder sangen 2 Lieder. Auch 2 Gedichte wurden vorgetragen.
Nach einer Ansprache des Bezirksleiters Scholz, der ein »Sieg Heil« auf unseren Volkskanzler Adolf Hitler ausbrachte, ging es wieder zum Dorf zurück. Die Feier wurde durch das Deutschlandlied und Horst -Wessel-Lied beendet. Die Festteilnehmer blieben noch lange beieinander.
Am Geburtstag unseres Volkskanzlers (20. April) wehten fast von jedem Hause die deutschen Fahnen. Wegen der Not des Volkes wünschte der Führer, von allen Feierlichkeiten abzusehen, aber dafür zu sorgen, daß in diesen Tagen kein Volksgenosse hungert. Deshalb wurde die Hitlerspende gestiftet.
Die Hitlerspende brachte folgenden Erlös: 1,30 RM in bar, 211 Eier, 1,5 Zentner Kartoffeln, 5 Würste, 8 Pfund Quark, 7,5 Pfund Butter, 1 Brot. Bedürftige wurden gleichmäßig beschenkt.
Die diesjährigen Osterferien wurden bis zum 2. Mai verlängert.

Anläßlich des Tages der nationalen Arbeit hatte
die Schule und fast das ganze Dorf großen Fahnenschmuck
angelegt. Mit Birkengrün und Flaggen
waren die Häuser geschmückt. Unser Volkskanzler
Adolf Hitler hat den 1. Mai zum Festtag
der Arbeit erhoben mit der Losung: „Plant und
achtet den Arbeiter.“ Hindenburgs Mahnung an
die Jugend wurde den Schulkindern ins Herz eingepflanzt.
„Pflichtentum, die Hingabe an die Nation und
die Achtung vor der schaffenden Arbeit können
unser Vaterland nur festigen und ausbauen. Nur
wer gehorchen gelernt hat, kann später auch befehlen
und nur, wer Ehrfurcht vor der Vergangenheit
unseres Volkes hat, kann dessen Zukunft
meistern.“
Als kommissarischer Gemeindevertreter wurde
der Landwirt Julius Zerbe eingesetzt. Er wurde
am 20. Mai durch Distriktkommissar Brein in
sein Amt eingeführt.
Aus Anlaß der zehnjährigen Wiederkehr des
Tages der Erschießung Albert Leo Schlageters
durch die Franzosen in der Holzheimer Heide bei
Düsseldorf am 26. Mai hat die Schule und einige
Privathäuser Flaggenschmuck angelegt. Am
Sonnabend, dem 27. Mai, fand in der Schule eine
würdige Feier statt. Er hat den Keim zu Deutschlands
Wiedergeburt, zur nationalen Revolution
gelegt.
Am Pfingstsonnabend, dem 3. Juni, wurden die
Fensterläden mit Jalousien an der Lehrerwohnung
angebracht. Sie haben sich als sehr praktisch erwiesen:
1). Die Zimmer sind vor der glühenden Sommerhitze
geschützt.
2). Sie halten den Platzregen ab, der durch die
Fenster drang und Schaden verursachte.
3). Sie gaben der kahlen Frontseite der Lehrerwohnung
ein würdiges Aussehen.
Am 16. Juni fand eine Volks- und Betriebszählung
statt, die von Lehrer Meyer durchgeführt wurde.
Es wurden gezählt:
41 Haushaltungen
22 Land- und Forstbetriebe
Personen männlich 107
„ weiblich 128 gesamt 235
Am Fest der Jugend zur Sommersonnenwende
marschierte die hiesige Schule nach Zielomischel.
Hier wurden die Wettkämpfe ausgetragen, 75m
Lauf, Weitsprung und Schlagballweitwurf. Nach
weiteren Wettkämpfen wurde auch von der Scharziger
Schule ein Volkstanz aufgeführt. Das Fest
verlief sommerlich, nur der Wettergott öffnete
seine Schleusen, daß wir vorzeitig abbrechen
mußten.
Am 28. Juni, dem Tag der Wiederkehr der Unterzeichnung
der Versailler Diktatur wurde in der
letzten Unterrichtsstunde in einer würdigen Feier
auf die Bedeutung dieses Tages hingewiesen. Umrahmt
war diese festliche Feierstunde von passenden
Gesängen und Gedichten. Anläßlich dieses
Tages hatte die Schule und fast das ganze
Dorf Halbmast geflaggt.
Am Freitag, dem 30. Juni, hatte die Schule einen Wandertag nach Meseritz. Mit einem Leiterwagen,
den die Gemeinde unentgeltlich zur Verfügung
gestellt hatte, ging es trotz des ungewissen
Wetters über Stalun, Kulkau nach
Gumpertshof, wo den Kindern anhand von Skizzen
und Modellen der Bau eines Segelflugzeugs
erläutert wurde. Zwischendurch führten ein Motorflugzeug
und ein Segelflugzeug Kunstflüge vor.
Zweck des Wandertages war, die deutsche Jugend
für den Flugsport zu begeistern.
Auf Veranlassung der Regierung wurde am 10.
Juli durch den Ortsgruppenführer der NSDAP der
hiesige Schulvorstand gewählt.
A. Schulvorstand:
1. Gemeindevertreter J.Zerbe,
Vorsitzender
2. Lehrer Meyer,
Stellvertrender Vorsitzender
3. Poststelleninhaber Kowalski
4. Gastwirt N.Zerbe
5. Landwirt A. Woytke
B. Repräsentanten
1. Maurer Bruno Skubala
2. Landwirt A. Zerbe
3. Arbeiter W. Kirna
Mit dem 1. August wurde der Polizeidistrikt
Betsche aufgehoben und das Polizeidistriktamt
Betsche aufgelöst. Aus den Ortschaften des
Polizeidistriktes Betsche wurden drei Amtsbezirke
gebildet und zwar:
1. Amtsbezirk Stalun mit den Ortschaften Stalun,
Scharzig, Zielomischel
2. Amtsbezirk Schierzig
3. Amtsbezirk Politzig
Für den Bezirk Stalun ist der Bauer Bulmahn
in Stalun zum Amtsvorsteher und der Bauer Brinkmann
in Zielomischel zum Stellvertreter ernannt
worden.
Anläßlich der Feier der Unabhängigkeit im Kreis
Meseritz ist am 10. August auf Anordnung des
Landrates Merker geflaggt worden. Der 10. August
wird für das schaffende Volk des Kreises
Meseritz ein Festtag in der Gesellschaft unseres
Kreises sein.
Schon viele Jahre hindurch hat sich der Kreis
Meseritz mit dem Gedanken getragen, die Straße
Betsche Scharzig Stalun Kulkau Solben
Meseritz mit einer Chaussee zu versehen.
Aber der Chausseebau scheiterte immer wieder.
Endlich hat Landrat Merker (ein alter Vorkämpfer
der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung)
Hand und Mark gelegt und der
Chausseebau ist zur Wirklichkeit geworden. Am
10. August ist damit begonnen worden. 600 Arbeitslose
aus dem Kreis Meseritz zogen zur Arbeitsstelle
am Weg Solben Kulkau Stalun
Scharzig. Auch in unserem Dorf ist eine Arbeitsstelle
(Familienhaus Ludwig Paech) eingerichtet
worden, wo die Arbeitslosen Essen erhalten.
Zunächst ist mit den Planierungsarbeiten begonnen
worden.
Bei den Erdarbeiten am Wege Scharzig Stalun stieß man am Nordausgang von Scharzig auf Teile eines menschlichen Skeletts. Der Pfleger für Bodenaltertümer in Meseritz wurde benachrichtigt und untersuchte den Fund. Es handelt sich nicht um ein Skelettgrab aus alter Zeit, denn es fehlt jedes Anzeichen für eine Grabanlage (Steinpackung, Erdhügel, Gefäße, Waffen, Schmuck etc...)
Am Sonntag, dem 20. August, veranstaltete die
NSDAP des Stützpunktes Scharzig ein Sommerfest
verbunden mit Kinderfest und Kleinkaliber
Preisschießen. Nach einem Wort-Gruß ging es
durch das festlich geschmückte Dorf und dann auf
den Festplatz. Hier hatten sich viele Gäste aus
nah und fern eingefunden. Das Kinderfest nahm
einen guten Verlauf. Die Stücke, die im rein nationalsozialistischen
Geiste eingeübt waren, fanden
stürmischen Beifall. Es wechselten sich Gesänge,
Reigen und Volkstänze ab. Der Schnitterreigen
hat reichen Beifall hervorgerufen. Es wurde sogar
der Wunsch laut, eine nochmalige Aufführung am
kommenden Sonntag vorzunehmen.
Anläßlich des Reichsparteitages der NSDAP
in Nürnberg vom 30. August bis 3. September
hatte der Minister angeordnet, daß alle Schulen
am 2. September einen Wandertag zu machen
haben. Deshalb hatte die hiesige Schule den
Trompeterberg bei Zielomischel besucht. Am
Dienstag, dem 29. August nahmen die Obersten
mit Rädern in Tirschtiegel die bleibende Grenzziehung
in Augenschein.
In der Werbewoche für das Deutschtum im Ausland
vom 3. bis 10. September sammelten die hiesigen
Schüler den Betrag von 11,75 RM. Gleichzeitig
wurde auch eine Schulgruppe des VDA
(Volksbund für Deutsche im Ausland Anm. der
Red.) ins Leben gerufen, welche 14 Mitglieder
zählt.
Am 15. September wurde der neue Staatsrat eröffnet. Aus Anlaß dieses Staatsaktes hatte das
Dorf Flaggenschmuck angelegt und der Schulunterricht
fiel aus. Um 11 Uhr versammelten sich
die Schulkinder, um die Übertragung des Staatsaktes
zu hören. Der preußische Ministerpräsident
Göring hielt die Rede und nahm dann die Würdigung
des Staatsaktes vor.
Am 17. September wurde in hiesiger Gemeinde
eine NS-Frauenschaft gegründet. Sie zählt gegenwärtig
12 Mitglieder. Zur Leiterin wurde Frau
Meyer bestimmt.
Der Ehrentag des deutschen Landes wurde in
unserem Bezirk mit großer Aufmachung gefeiert
(1. Oktober). Unser Gemeinderat stellte den …wagen,
der große Heiterkeit auslöste. Auch die Schule
nahm an dem Festzug teil. In der Ansprache
wurde betont, daß der Bauer nicht nur ein Stand,
sondern der Repräsentant der deutschen Lebenskraft,
eine Quelle der nationalen Fruchtbarkeit, die
Grundlage unseres nationalen Lebens ist. Der 1.
Oktober soll ein Tag des Opfers sein, damit im
Winter kein Volksgenosse hungert und friert. Nach
den Umzügen wurde die Rede des Volkskanzlers
durch den Rundfunk gehört.
Für das Winterhilfswerk haben die hiesigen
Bauern gespendet:
28 1/2 ltr. Roggen (ltr.=dm3, Anm. der Red.)
322 ltr. Kartoffeln
20,50 RM in bar.
Als Richtschnur wurde der Einheitswert der
Wirtschaften genommen. Auf 1000 RM Einheitswert
wurden 10 Roggen und 1 ltr Kartoffeln für
das Winterhilfswerk abgegeben. Auch die NS
Frauenschaft sammelte Kleidungsstücke.
Am Sonntag, dem 29. Oktober wurde der vom
Herrn Landrat - Meseritz bestätigte Schulvorstand
durch Amtsvorsteher Bulmahn in sein neues
Amt eingeführt und wirklich verpflichtet.
A Schulvorstand
1. Gemeindevertreter J. Zerbe,
Vorsitzender
2. Lehrer J. Meyer,
Stellvertreter
3. Bauer A. Woytke
4. Gastwirt R. Zerbe
5. Poststelleninhaber J. Kowalski
B Repräsentanten
1. Bauer Albert Zerbe
2. Maurer Bruno Skubala
3. Arbeiter W. Kirna
Reichstagswahl am 12. November:
Von 137 Stimmberechtigten haben auch 137 ihre
Stimme für die NSDAP abgegeben
Volksabstimmung am 12. November:
Alle 137 Stimmberechtigten haben mit „Ja“ zugestimmt, daß sie geschlossen hinter der Regierung Adolf Hitler stehen.
Auf Anregung der Arbeiter des Grenzmarkdisstriktes fand am 16.11. im Lokal ein Märchenabend statt, der gut besucht war. Nach Einführung in das Wesen des deutschen Märchens das Märchen „Der Froschkönig“. Die Schulkinder trugen eine Anzahl Heimatlieder und Gedichte vor. Alt und Jung verlebten einige recht frohe Stunden.
Am 5. Dezember fand eine außerordentliche Viehzählung statt. 39 Haushaltungen. Es wurden gezählt: 335 (327) Rindvieh, 6 (3) Schafe, 385 (303) Schweine, 23 (22) Ziegen, 93 (46) Kaninchen, 37 Gänse, 36 Enten, 1003 Hühner, 33 Tauben, 17 (16) Bienenstöcke.
Am 23. Dezember fand die Weihnachtsbescherung
im Lokal statt. Um 5 Uhr nachmittags wurden
die älteren Armen mit Bekleidungsstücken,
Roggen und Kuchen bedacht. Auch die Geschichten
der Volksgenossen entfachten große Freude.
Am Abend veranstaltete die Schule eine Weihnachtsfeier,
an der viele Eltern teilnahmen. Unter
der Leitung von Lehrer Meyer trugen einzelne Kinder
Gedichte vor, dann folgte ein Engelreigen.
Mehrere Weihnachtslieder und ein Krippenbild
verschönten die Weihnachtsfeier. Zum Schluß kam
der Weihnachtsmann und bedachte jedes Kind
richtig.
Der hiesige Schulbrunnen mußte infolge Versandung tiefer gebohrt werden. Der Brunnenbauer Tradowski Betsche stieß auf eine 30m dicke Tonschicht, die durchgebohrt werden mußte, bis endlich die wasserführende Schicht kam. Die Kosten der Arbeiten belaufen sich auf 381,00 RM, wobei die Regierung einen Zuschuß von 85,00 RM gegeben hat.
1934 Der Herr Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat durch Erlaß am 23. Dezember 1933 die Verwaltung des Schulaufsichtskreises Meseritz dem Lehrer Dr. phil. Kirchgatter in Berlin-Lichtenberg vom 1. Januar 1934 ab auftragsweise übertragen.
Anläßlich der 63. Wiederkehr des Reichsgründungstages am 18.1. wurde auf die Bedeutung hingewiesen. Es wurde eine schlichte Feier veranstaltet, die von Gesängen und Gedichten umrahmt war. Dabei wurde auch des 30. Januar gedacht, als des Tages, an dem unser Führer Adolf Hitler die Regierung übernahm und das neue Reich gründete.
Am 26.1. veranstaltete die hiesige Schule einen Opfertag für die Winterhilfe (VDA=Volkstum für das Deutschtum im Ausland):
Die Listensammlung ergab 7,00 RM
Erlös durch Verkauf von Blumen 2,25 RM Insgesamt: 9,25 RM
Bei dem 10. Kind des Arbeiters Josef Judkowiak hat der Reichspräsident die Ehrenpatenschaft übernommen. Als Patengeschenk wurden 50 RM überwiesen. Von den 10 Kindern sind noch 9 am Leben.
VDA Opfertag für die Winterhilfe am 23.2.34:
Listensammlung ergab 4,75 RM
VDA Plakettenverkauf 1,35 RM
Insgesamt: 6,10 RM
Die Tage, der 23. und 24. Februar sind in der Geschichte der N.S.D.A.P. historische Tage, sind Meilensteine auf dem Wege zur Macht. Am 23.II. jährt sich zum 4. Male der Tag, an dem Horst Wessel, der unsterblich gewordene Vorkämpfer des 3. Reiches, den schweren Verletzungen erlag, die er wenige Wochen zuvor bei einem kommunistischen Überfall erlitten hatte.
Am 24.II.1924, also vor 10 Jahren sprach Adolf Hitler in der ersten großen Versammlung der N.S.D.A.P. in München. In dieser Versammlung wurden die 25 Stufen verlesen und verkündet. Dieser Tag ist daher für alle Zeiten einer der denkwürdigsten Tage. Die Kinder wurden auf die Bedeutung dieser Tage hingewiesen.
Am Sonntag, dem 25.II., fand eine schlichte Feier für unsere im Weltkrieg gefallenen Helden statt. Die Fahnen wurden auf Halbmast gesetzt.
Zum Winterhilfswerk für die Spende vom Eintopfgericht ist in hiesiger Gemeinde von der N.S. Frauenschaft gesammelt worden.
Oktober 33: 11,75 RM November 33: 10,50 RM Dezember 33: 11,45 RM Januar 34: 9,65 RM Februar 34: 8,35 RM März 34 8,80: RM INSGESAMT: 60,50 RM
Anläßlich der Besichtigung der mittleren
Grenzmark durch unseren Oberpräsidenten
Wilhelm Rabe hat es sich die hiesige Schule nicht
nehmen lassen, den Schulleiter und Preussenführer
zu begrüssen. Wir marschierten bis nach
Zielomischel und nahmen Aufstellung. Während
er die Front abschritt, überreichte eine Schülerin
dem Oberpräsidenten einen Rosenstrauß und
sprach dabei kurze Worte der Begrüssung.
Die hiesigen Schulbänke waren nach fachmännischem
Gutachten vollständig unbrauchbar geworden.
Durch Antrag des Lehrers Meyer bei der
Regierung vorstellig geworden, wurden nun neue
Schulbänke bewilligt. Da der hiesige Klassenraum
zur Aufstellung von Mittelschulbänken zu klein ist,
mußten Schmalbaubänke gekauft werden. Die
Kosten belaufen sich auf 427,20 RM. Dazu hat
die Regierung einen Ergänzungszuschuß von
250,00 RM gezahlt. Die Firma Johannes Müller,
Berlin lieferte die Bänke.
Nachträgliche Anmerkung an der Seite: Die Regierung hat nachträglich durch Überprüfung eines Ergänzungszuschusses die Bänke bezahlt.
Anläßlich des Großkampftages der Arbeiterschaft am 21. März weist der Lehrer um 11.50 Uhr auf den Sinn des Tages und schildert die volkswirtschaftliche Bedeutung der Arbeiterschaft. Um 11 Uhr hörten wir die Übertragung des Arbeiterschaft Programmes aus München. Zu Beginn der großen Arbeiterschaft sprach Reichsminister Dr. Goebbels und leitete die große Rede des Führers ein.
Am 1. Osterfeiertag um 20 Uhr wurde das
Osterfeuer angezündet und das Lied „Flamme
empor“ stieg zum Himmel. Lehrer Meyer wies in
seiner Ansprache darauf hin, daß aller Hader und
Zwietracht in die Flamme hinein muß, damit wir
echte Dorfgemeinschaft entfachen. Dann stieg der
Feuerspruch und die Feier wurde mit gemeinsamen
Gesang des Deutschland-Liedes und des
Horst-Wessel-Liedes beendet.
Am Schluß des Schuljahres wurden 8 Kinder entlassen (1 Knabe und 7 Mädchen) und 3 Kinder
(Knaben) neu aufgenommen, sodaß das neue Schuljahr mit einer Kinderzahl von 43 begann.
Anläßlich des 45. Geburtstages unseres Führers und Reichskanzlers hatten die Schule und
private Gebäude Flaggenschmuck angelegt. In der Schule ist auf die Bedeutung des Tages hingewiesen worden.
Der 1. Mai „Feiertag der internationalen Arbeit“ Um 9 Uhr versammelten sich die Schulkinder im Schulzimmer, um die Übertragung der Kundgebung der Berliner Hitlerjugend im Berliner Lustgarten zu hören. Markig und kräftig legten sich die Worte von Dr. Goebbels und des Führers auf die deutsche Jugend. Die Kundgebung klang aus mit dem Gesang des Liedes der Deutschen und des Horst Wessel Liedes.
Am Sonntag, d. 13. Mai feierte das deutsche Volk den Ehrentag der deutschen Mütter als Hüterin und Pflegerin einer starken Nation. Auch die Schuljugend soll die Mütter unseres Volkes würdigen und ihr in Dankbarkeit dienen. Die festliche Feier war von passenden Geschichten umrahmt.
Am Feste der deutschen Jugend, am 23. Juni wurden die Wettkämpfe auf dem Zielomischler Sportplatz ausgetragen.
Es erziehlten:
1. Bruno Zerbe 45 Punkte
2. Franz Judkowiak 49 Punkte
3. Johannes Kaminski 46 Punkte
4. Elisabeth Kowalski 41 Punkte
5. Johanna Dremel 42 Punkte
6. Zita Kowalski 43 Punkte
Jedem Kind wurde eine Urkunde ausgehändigt. Beim Anzünden des Holzstoßes bekannte sich die Jugend zu Volk und Staat.
Am 2. August ist unser Herr Ministerpräsident
und Generalfeldmarschall von Hindenburg fast 87
Jahre alt in die Ewigkeit eingegangen. Die Fahnen
des 3. Reiches wurden sofort auf Halbmast
gesetzt. Am 6. August 12 Uhr fand eine Trauerfeier
im Reichstag statt, wo unser Führer und Volkskanzler
Adolf Hitler die Trauerrede hielt.
Die Schulkinder hörten die Trauerfeier im Rundfunk.
Am 7. August wurden die sterblichen Überreste
des großen Feldmarschalls im Tannenbergdenkmal
feierlich beigesetzt. Wiederum gedachte
der Führer in seiner Rede des pflichttreuen und
gottesgläubigen Mannes, der alle Tage seines
Lebens bis zum letzten Atemzug dem deutschen
Volke sowohl im Krieg als im Frieden alle seine
Kräftedem deutschen Volk gewidmet hat.
Reichspräsident von Hindenburg ist nicht tot
für uns, sondern sein Geist wird in der deutschen
Geschichte weiterleben. Die Kinder folgten mit Ernst dem Rundfunkbericht über die Beisetzungsfeierlichkeiten.
Am 11. August fand eine Obstbaumzählung statt:
Apfelbäume: ertragfähig 210, noch nicht ertragfähig 81, abgängig 25
Birnbäume: ertragfähig 136, noch nicht ertragfähig 45, abgängig 20
Süsskirschen: ertragfähig 14, noch nicht ertragfähig 13, abgängig 1
Sauerkirschen: ertragfähig 297, noch nicht ertragfähig 145, abgängig 50
Pflaumenbäume: ertragfähig 671, noch nicht ertragfähig 258, abgängig 67
Pfirsichbäume: ertragfähig 15, noch nicht ertragfähig 37
Walnußbäume: ertragfähig 11, noch nicht ertragfähig 19, abgängig 2
Aus Anlaß der Vereinigung des Amtes des Reichspräsidenten
mit dem des Reichskanzlers und dem
damit vollzogenen Übergang der bisherigen Befugnisse
des Reichspräsidenten auf den Führer
und Reichskanzler Adolf Hitler fand am 19.8.eine
Volksabstimmung statt, ob das deutsche Volk diese
Vereinigung billigt.
In unserer Gemeinde wurden von 146
Stimmenberechtigten 146 Ja-Stimmen für den Führer abgegeben. Aus Anlaß des überwältigenden
Bekenntnisses des deutschen Volkes zum
Führer und Reichskanzlers Adolf Hitler wurde auf
Anordnung der Reichsregierung auch am Montag,
dem 20.8. geflaggt.
Das Erntedankfest ist in hiesiger Gemeinde in
würdiger Weise gefeiert worden. Fast das ganze
Dorf zeigte die Fahne des 3. Reiches.
Fast an jedem Bauernhaus hing eine Erntekrone.
Nachmittags war ein Umzug in Betsche.
Die Gemeinde Scharzig stellte wieder den
Schmuckwagen. Nach dem Umzug hörten alle die
Rede des Führers durch Rundfunküberragung.
Die Erntekrone wurde im Parteilokal aufgehängt.
Alt und Jung schwang dann das Tanzbein bei bäuerlicher
Musik.
Am Sonntag, dem 7. Oktober waren vom BDM
Berlin 15 Mädchen nach hier gekommen, um uns
Reigen und Volkstänze vorzuführen.
Sie kamen hierher an die Ostgrenze, um das
Grenzland und die grenzmärkischen Bauern
kennenzulernen. Ihre Lieder, Reigen, Volkstänze
und Brauchtümer beweisen, daß in ihnen eine
ständig wache Glut der Volksverbundenheit mit
dem Bauern und seiner Scholle ruht.
Die hiesige Gemeinde hat für das Winterhilfswerk
1934/35 302 Zentner Kartoffeln zur Verfügung
gestellt. Zur Unterstützung deutscher Schüler
im Ausland sammelte die hiesige Schule (VDA
Schulgemeinschaft) den Betrag von 3,30 RM.
Hilfstag der Märkischen Jugend am 18.10.34
Die hiesige Schule hat gesammelt: 12 Pfund Mehl,
1 Pfund Speck, 8 1/2 Pfund Bohnen, 13 1/2 Pfund
Obst, 1/2 Pfund Butter, 1 Pfund Malzkaffee, 4 Pfund
Reis.
Am 5. Dezember fand eine außerordentliche Viehzählung statt: 80 (78) Pferde, 320 (335) Rindvieh, 3 (6) Schafe, 340 (385) Schweine, 15 (23) Ziegen, 33(93) Kaninchen, 40 (3) Gänse, 27 (36) Enten, 988 (1003) Hühner, 19 (17) Bienenstöcke.
Die anhaltende Dürre im Monat Juni hatte einen erheblichen Ernteausfall und eine große Strohknappheit zur Folge. Jetzt stellt sich in der Wirtschaft ein Futtermangel ein. Als Streu wurden Tannnadeln verwendet. Die Kartoffeln in den Mieten und Kellern faulen sehr. Mit dem Obst ist es nicht besser. Dem Bauer wird es schwer fallen, seinen Viehbestand den Winter hindurch zu halten. Die Regierung hat schon eingegriffen und anderweitige Futtermittel zur Verfügung gestellt.
1935
13. Januar Tag der Volksabstimmung
Ein Tag, an dem sich unsere deutschen Brüder und
Schwestern im Saargebiet nach 15 Jahren tapferer
Gegenwehr offen vor aller Welt zum deutschen
Vaterland bekannten: „Volk will zum Volk“.
ein Tag, der mit großen Lettern im Licht der Geschichte
stehen wird. Das vom Präsidenten der
Abstimmungskommission Rohde verkündete Ergebnis
lautet:
Von 539 541 Abstimmungsberechtigten haben
abgestimmt 528 005, darunter 477 119 für
Deutschland, 46 513 für den Status quo und 2124
für Frankreich, 2249 Stimmen waren ungültig.
90,5% aller gültigen Stimmen haben sich zu ihrem
Vaterland bekannt.
Wie in allen Städten und Dörfern des ganzen
deutschen Reiches schloß auch in unserer Gemeinde
nun eindrucksvolle Kundgebungen diesen
denkwürdigen Tag, den 15. Januar ab.
Abends 7 Uhr fand ein Fackelzug durch das
fahnengeschmückte Dorf statt, an dem sich die
Führungen der NSDAP und die gesamte Bevölkerung
beteiligten.
VDA (Volksbund für das
Deutschtum im Ausland) Opfertag für das Winterhilfswerk
am 26.1.
Gesammelt von den Schulkindern: 4,35 RM
VDA Opfertag am 9.3.
Gesammelt von den Schulkindern: 4,00 RM
Alle Städte und Dörfer des vereinigten Deutschland
waren am 1.3. eine einzige Festgemeinde.
Auch unser kleines Dörfchen beging den Tag der
Saarheimkehr in festlicher Form.
Um 9 Uhr versammelten sich die Schulkinder,
um dieses Tages zu gedenken. Auch konnten die
Kinder am Lautsprecher den denkwürdigen Augenblick
miterleben, wo Reichsminister Dr. Frick
den Befehl zum Flaggenhissen gegeben hat.
Am Abend bewegte sich durch den mit Fahnen
reich geschmückten Ort, in dem fast jedes
Haus illuminiert war, ein Fackelzug, an dem sich
die gesamte Bevölkerung beteiligte. Im Parteilokal
fand der Abend durch Radioübertragung der Feier
der Reichsregierung seinen Abschluß.
Nach fast einjährigem Kampf wurde am 10.3.
die Brennerei Genossenschaft Scharzig Stalun
mit 31 Mitgliedern und dem Sitz in Scharzig gegründet.
Die Brennerei soll im kommenden Sommer
in Scharzig erbaut werden.
Das Baugelände stellt der Landwirt J. Paech
Scharzig kostenlos zur Verfügung. Die Anfuhr der
Betriebsstoffe und die Ablieferung des Spiritus
übernimmt die Gemeinde Scharzig.
Zum Vorsitzenden der Genossenschaft wurde
Bauer Bulmahn Stalun und zu seinem Stellvertreter
der Landwirt Paech Scharzig einstimmig
gewählt. (Vermerk: Bis jetzt ist die Brennerei noch
nicht gebaut worden.)
Zum Winterhilfswerk für die Spende vom Eintopfgericht wurde in hiesiger Gemeinde gesammelt:
Oktober 1934: 8,05 RM
November: 7,65
Dezember: 9,15
Januar 1935: 8,40
Februar: 7,10
März: 8,75
Gesamt: 49,10
Durch Erlaß des Reichserziehungsministers Rust vom 24.10.34 sind Schulgemeinschaften ins Leben gerufen worden und setzen sich aus Vertretern der Elternschaft und Lehrern und der Hitlerjugend zusammen. Die Schule trage also nicht allein die Verantwortung:
Elternschaft und Schule müssen sich
immer ergänzen. Die Schulgemeinden sollen Brücken
zur Elternschaft schlagen. Zwischen Schule
und Elternhaus soll Klarheit und Offenheit herrschen.
Führer der Schulgemeinde ist der Schulleiter.
Im Einvernehmen mit dem hiesigen Stützpunktleiter
habe ich zur Unterstützung in der Schulgemeinde
zwei Vertreter berufen:
1. Bauer Joachim Zerbe,
2. Maurer Bruno Skubala.
Ein von der HJ entsandter Jugendführer kann
nicht benannt werden, da in hiesigem Ort noch
keine HJ besteht. Oben genannte Persönlichkeiten
sind Parteimitglieder und in charakterlicher und
politischer Hinsicht einwandfrei.
In der Zeit vom 3. bis 25. März waren in unserer Gemeinde 4 Studenten untergebracht, um das Grenzmarkland und den grenzmärkischen Bauern kennenzulernen. Auch mit der einfachen Dorfschule nehmen sie Fühlung, um zu zeigen, daß Hochschule und Volksschule zusammen gehören.
Am Sonntag, dem 24.3. veranstalteten sie einen Gemeinschaftsabend, der außerordentlich stark besucht war. Sie haben die alten Volksbräuche wieder aufgefrischt und die Jugend für den Volkstanz und das Volksspiel begeistert. Hier herrschte unsere Volksgemeinschaft, wie es unser Führer haben will. Sie gaben ihrer Freude darüber Ausdruck:
Wir Studenten hatten die Grenzmark mit ihrer
Bevölkerung lieb gewonnen. Viel Freude bewirkt
habe ihnen, die Arbeit mit den Bauern und ihre
Sitten und Gebräuche kennenzulernen. Man wolle
in der Zukunft nicht mehr achtlos aneinander
vorbeigehen, die Volksverbundenheit müsse alles
umschlingen.
Am Schluß des Schuljahres wurden 6 Kinder
(2 Mädchen und 4 Knaben) entlassen und 8 Kindern
(2 Mädchen und 6 Knaben) aufgenommen,n
so daß das neue Schuljahr mit einer Schülerzahln
von 43 begann.
Am 30. 4. hatten sich die Volksgenossen zu
einem Gemeinschaftsabend versammelt. Es wurde
ein Heimatfilm gezeigt. Im Auftrag des Kreisleiters
Landrat Merker hatte Photo-Meyer das inhaltliche
Geschehen der nationalsozialistischen
Bewegung 1934 im Kreise Meseritz im Bilde festgehalten.
Die Schüler füllten die Pausen mit Gedichten
und Liedern aus.
Der Tag der nationalen Arbeit wurde auch hier
festlich begangen. Das Dorf hatte festlichen
Fahnenschmuck angelegt, fast jedes Haus war mit
frischem Birkengrün geschmückt.
Die Schulkinder hörten die Jugendkundgebung
im Berliner Lustgarten durch den Rundfunk.
Am Abend fand eine schlichte Feier von der
NS Frauenschaft statt, wo Reigen, Lieder und
Volkstänze vorgeführt wurden.
Bei fröhlichem Tanz blieben die Volksgenossen
noch lange beisammen.
Der 2. Sonntag im Mai war dem Gedenken der
Mütter und Familien gewidmet. Eine rechte Mutter
zu sein ist die schwerste Aufgabe im Menschenleben.
Deshalb veranstaltet die Schule am Sonnabend,
d. 11. Mai nach der 4. Unterrichtsstunde
eine schlichte Feier. Passende Gedichte und ein
Lied umrahmten die Feier.
Im Mittelpunkt der Feier stand der Aufruf des
Lehrers: Heil dem deutschen Hause! Heil dem Vaterland
und seinem Führer!
Bodenbaunutzungserhebung am 16.5.:
Die Gesamtfläche beträgt: 1033,0 ha
Ackerland: 608,53
Gartenland: 5,07
Wiese mit einem Schnitt: 1,00
Wiese mit zwei Schnitten: 42,75
Gute Viehweiden: 1,00
Mittlere Viehweiden: 18,75
Geringe Viehweiden: 1,15
Obstanlagen: 22,39
Korbweiden: 3,46
Wald: 237,87
Ödland: 35,77
Gebäude mit Hofflächen: 7,47
Magerland: 27,07
Gewässer: 20,72
Gesamt: 1033,00
Am 27.6. rückte nach Feierabend die Arbeiterschaft
Betsche in unser Dorf ein und rief mit hellem
Gesang zu einem festlichen Abend.
Das Märchenspiel vom „Däumling Hans“ erwartete
viel Begeisterung. Volkstänze wurden
dann getanzt mit wirklicher Anmut. Lieder vom
Wandern und der weiten Welt wurden gesungen.
Bei den Reichsjugendwettkämpfen gingen als
Sieger hervor: Dremel Magdalena, Paech H.,
Lisek Hans, Kaminski Johannes, Kowalski J.,
Dremel Johanna, Judkowiak Martha, Lisek G.
Anläßlich des Reichsparteitages in Nürnberg
(der im Zeichen der Freiheit und Ehre stand) hörte
die Schuljugend am Sonnabend d. 14.9. von 10-
11 Uhr die Rede des Führers an die Hitlerjugend
im Rundfunk.
Auch die neugegründete HJ aus hiesigem Ort
nahm daran teil. Der am 22.9. im ganzen Reich
vom Volkstum für das Deutschtum im Ausland veranstaltete
„Tag des deutschen Volkstums“, wurde
auch in hiesiger Schule in der letzten Unterrichtsstunde
eine festliche Feier veranstaltet. Für das
Memelland wurde von der Schule der Betrag von
2,15 RM gesammelt.
Am 6. Oktober feierte das deutsche Volk den
deutschen Erntedanktag.
Grundgedanke der Feier
war: „Die Arbeit der Bauern
im deutschen Volke
zu feiern, den Bauern als
Quelle und Ernährer zu
ehren.“ Wegen des strömenden
Regens war es
unmöglich, sich am Umzug
in Betsche zu beteiligen.
Abends fanden sich
alle im Dorfkrug ein, denn
jetzt wollten Alt und Jung
beim Erntetanz fröhlich
sein.
Anläßlich der Wiederkehr
des Tages, an dem
vor 12 Jahren vor der
Feldherrenhalle in München
16 Getreue des Führers unter den Schüssen
der Reaktion zusammenbrachen und ihr Leben
hingaben für ein einiges und freies Deutschland,
veranstaltete der hiesige Stützpunkt am
Sonnabend d. 9.11. abends 8 Uhr im Parteilokal
eine würdige Gedenkfeier.
Der Raum war mit der siegreichen Fahne des 3.
Reiches geschmückt. Auch die Schulkinder und
die Fortbildungsschule (Hitlerjugend) nahmen geschlossen
mit ihrem Lehrer daran teil. Zwei Gedichte
wurden von der Schuljugend vorgetragen.
Dann wies der Stützpunktleiter auf die Wichtigkeit
des Tages hin.
Am 4. Dezember fand eine außerordentliche
Viehzählung statt: 79 (80) Pferde, 315 (320) Rindvieh,
7 (3) Schafe, 371 (340) Schweine, 12 (15)
Ziegen, 1038 (988) Hühner, 26 (40) Gänse, 31
(27) Enten, 19 (19) Bienenstöcke.
Am Sonnabend, d. 21.12. (Tag der Wintersonnenwende)
stellte sich die Schule im Rahmen des
Staatsjugendtages unter dem Leitwort: „Schüler
und Lehrer kämpfen gemeinsam für das Winterhilfswerk
in den Dienst der WHW“.
Um 10 Uhr wurde eine Feierstunde abgehalten,
in der den Schulkindern die freiheitliche Art
des WHW (Winterhilfswerk) nahe gebracht wurde. Im Anschluß
daran sammelte die Schuljugend den Betrag von
5,00 RM. Der Betrag wurde an die örtliche Dienststelle
des WHW abgeführt.

1936
13. Januar Tag der Volksabstimmung
Der Scharziger Schulanbau ist jetzt Wirklichkeit geworden. Schon vor dem Weltkrieg sollte damit begonnen werden. Immer wieder wurde der Anbau von Jahr zu Jahr verschoben. Im Jahr 1931 wurde dem Lehrer Meyer seine Oberstube ausgebaut. Im Rahmen der Arbeitsbeschaffung berieten im Juni 1934 eine Kommission bestehend aus dem Kreisbaurat, dem Kreisarzt und dem Schulrat des Kreises Meseritz, um etwaige Mängel am Schulgebäude festzustellen. An der hiesigen Schule wurde beschlossen, daß Klassenzimmer zu vergrößern und dem Lehrer eine zweite Oberstube auszubauen. Mit der Ausführung der Arbeiten wurde der Baumeister Tilgner Betsche beauftragt. Die Kosten belaufen sich auf ungefähr 2500 RM. Dazu zahlt die Gemeinde den Betrag von 300 RM und hat die Hand- und Spanndienste (Naturaldienste zur verminderung der Gemeindeabgaben, z.B. eigene Handarbeiten oder Gespann und Zugtiere zu stellen, Quelle: Wikipedia) übernommen. Ab 7.11.32 konnte der Lehrer wieder stundenplanmäßigen Unterricht in renovierten Klassenräumen erteilen. Im Laufe des Jahres hat die Nordseite des Schulhauses ein neues Traufpflaster bekommen (Lehmdecke).
Unter Einsatz seines eigenen Lebens rettete
der 11 Jahre alte Sohn Reinhold des Poststelleninhabers
Kowalski die zehn Jahre alte Schülerin
Dorothea Zerbe von hier. Sie hatte sich zu weit
auf das hier dünne Eis des Dorfsees hinausgewagt.
Am 30. Januar fanden in allen Schulen des
Deutschen Reiches Schulfeiern zum Gedenken
des Tages der Machtübernahme und des Kampfes
um das 3. Reich statt. Um 10 Uhr versammelten
sich die Schulkinder und die Hitlerjugend
(Fortbildungsschule) mit ihrem Lehrer und gedachten
des Tages in einer würdigen Feier. Gedichte,
Sprechchöre und Lieder wechselten sich
ab.
Der Lehrer wies in seiner Ansprache auf die
großen innen- und außenpolitischen Erfolge unseres
Führers hin, die seit dem 30. Januar 1933
in der Weltgeschichte zu verzeichnen sind. Auch
des 18.1. als des Tages der Gründung des 2. Reiches
ist kurz gedacht worden.
Am 31.1. ist in den Schulen eine Pfundsammlung
durchgeführt worden. Es wurde gesammelt:
16 Pfund Mehl,
3 Pfund Reis,
6 Pfund Bohnen,
1 Pfund Backobst
Ostern 1936 wurden 3 Kinder (2 Mädchen und 1
Knabe) entlassen. Aufgenommen wurden 4 Kinder
(3 Knaben und 1 Mädchen). Das Mädchen
Ursula Klemt mußte wegen körperlicher Schwäche
(Spinale Kinderlähmung) vom Schulbesuch
zurückgestellt werden. Das neue Schuljahr begann
mit einer Kinderzahl von 44.
Reichstagswahl am 29. März:
Zum 3. Mal hat unser Ort am 29.3. ein hundertprozentiges
Bekenntnis abgelegt. Alle 132 Wahlberechtigten
stimmten für Adolf Hitler und haben
somit ihre Liebe und Vertrauen zu Führer und
Vaterland bewiesen.
Zum Winterhilfswerk für die Spende von Eintopfgerichten
wurde in hiesiger gemeinde gesammelt:
Oktober 1935: 8,00 RM
November 1935: 8,00 RM
Dezember 1935: 7,20 RM
Januar 1936: 6,00 RM
Februar 1936: 6,00 RM
März 1936: 7,20 RM
Gesamt: 42,49 RM
Deutsches Jugendfest als Sieger gingen hervor:
1. Judkowiak, Bruno 185 Punkte
2. Lisek, Josef 181 Punkte
3. Schmeikel, Mey 184 Punkte
4. Zerbe, Alice 186 Punkte
5. Kowalski, Johannes 206 Punkte
6. Lisek, Gertrud 181 Punkte
7. Dremel, Johanna 188 Punkte
Besonders wichtig für die erste Erziehung der
Kinder, weil somit die Grundlage für die kommende
Geisteshaltung der Menschen zur Volksgemeinschaft
gelegt wurde. Aus diesem Grunde ist
während der Sommerferien (Erntezeit) ein Kindergarten
eröffnet worden. Zweck des Kindergartens
soll nun eine Zusammenarbeit mit den Eltern
der Kinder sein, um die ländliche Bevölkerung
immer mehr mit dem nationalsozialistischen
Geist zu erfüllen.
Die Leiterin war ein Fräulein vom weiblichen
Arbeitsdienst Betsche. Die Kinder wurden mit
Milch und Kakao bewirtet.
Am 1. August wurde die 3 Amtsbezirke Stalun,
Schierzig und Politzig aufgelöst und zum Distriktamt
Betsche vereinigt.
Am 14. August zog der weibliche Arbeitsdienst Betsche mit Spiel und Musik in unser Dörfchen ein und führte im Freien das Märchenspiel »Die Gänsehirtin am Brunnen« auf. Das Spiel fand großen Beifall.
Am Sonntag, d. 20.9. fand ein Volks- und Kinderfest
statt, an welchem alle Bewohner teilnahmen.
Auf dem Festplatz im Birkenwäldchen war
bald ein frohes Treiben im Gange.
Die Schulkinder mit ihrem Lehrer und dem
weiblichen Arbeitsdienst aus Betsche sorgten für
Unterhaltung, Gesang und Spiel, Volkstänze und
Kinderbelustigung aller Art wechselten miteinander
ab. Jedes Kind wurde mit Würstchen bewirtet
und erhielt ein Geschenk, was große Freude auslöste.
Der Tanz der Erwachsenen hielt die Bewohner
am Abend lange beisammen.
Gemäß § 47 Ziffer 2 über die Berufung von Schulbeiräten
vom 26.3.35 wird mit Wirkung vom 1. Oktober
1936 bis 30. September 1942 in den Schulrat
berufen:
1. Bürgermeister Julius Zerbe, Ortschulvorsteher
2. Lehrer Josef Meyer,
stellvertretender Ortschulvorsteher
3. Poststelleninhaber Josef Kowalski, Schulbeirat
4. Gastwirt Roman Zerbe, Schulbeirat
5. Bauernsohn Ludwig Wierzchula, Schulbeirat
Im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen wird die Landstraße Betsche Scharzig befestigt und mit einer Betondecke versehen, da sie sich in einem völlig unbefahrbaren Zustand befand und seit Tagen der Befestigung harrte.
Die hiesige Dorfstraße ist bereits im Frühjahr
mit einer 6m breiten Betondecke versehen worden.
Anläßlich des »Deutschen Spartages« ist das deutsche Volk seinem Rufe gefolgt. Ihm gibt das Aufbauwerk des Führers die Gewißheit, daß die Ersparnisse seiner Arbeit gesichert sind. Auch die hiesige Schule hat sich in den Dienst des Guten und Edlen gestellt. Es wurden 10 Sparer neu gewonnen (jetzt 24) und ein gesparter Betrag von 98,45 RM konnte an die Kreissparkasse Meseritz abgeführt werden. Der bis jetzt gesparte Betrag beträgt gegen 760, 65 RM.
Am 3. Dezember fand eine außerordentliche
Viehzählung statt:
Pferde 77 (79), Rindvieh 313 (315), Milchkühe 163, Schafe 5 (7), Schweine 348 (371), Ziegen 10 (12), Kaninchen 67, Hühner 1072 (1038), Gänse 31 (31), Enten 38 (19), Truthühner 4, Bienenstöcker 17 (19).
Am 21. Dezember veranstaltete die Schule im Parteilokal eine Weihnachtsfeier. Nach der Übertragung der Weihnachtsansprache von Dr. Goebbels begannen die Kinder mit ihren Vorführungen, die durch den Adventreigen »Leise rieselt der Schnee« eingeleitet wurden.
Zwei kurze Weihnachtsstücke wurden aufgeführt. Zwischendurch wurden gemeinsam die alten Weihnachtslieder gesungen. Lehrer Meyer wies in seiner Ansprache darauf hin, daß das Weihnachtsfest ein Fest der Freude, also auch ein Fest der deutschen Familie sei. Dann wurden die Kinder durch einen Weihnachtsmann beschert. Beim entzündeten Weihnachtsbaum klang die Feier mit unserem schönen Weihnachtslied »Stille Nacht« aus.

1937
Der Herr Schulrat hat der hiesigen Schule aus Mitteln,
die der Herr Regierungspräsident zur Verfügung
gestellt hat, einen Betrag von 60,00 RM zugedacht.
Damit wurde die Schüler- und Hilfsbücherei
ergänzt. Auch ein Handball wurde angeschafft.
Für das Jugendherbergswerk wurde von der
hiesigen Schule der Betrag von 3,15 RM gesammelt.
Die VDA Sammlung für völkische Schutzarbeit
im Ausland ergab 3,35 RM.
Zur Entlassung kamen 4 Mädchen und ein
Knabe. Aufgenommen wurden 4 Mädchen, sodaß
das Schuljahr mit einer Schülerzahl von 41 begann.
Zum Winterhilfswerk für die Spende zum Eintopfgericht
wurde in hiesiger Gemeinde gesammelt:
Oktober, 1936 7,00 RM
November, 7,75
Dezember, 6,00
Januar, 1937 5,50
Februar, 5,70
März, 6,30
36,25 RM
Anläßlich des Geburtstages des Führers wurde
in der Schule eine festliche Feier veranstaltet.
Gedichte und Gesänge wechslten ab. Der
Lehrer wies auf die Bedeutung des Tages hin.
Nach der Feier war schulfrei.
Die seit längerer Zeit geplante Befestigung der
Straße Betsche - Meseritz konnte in diesem Frühjahr
zunächst auf der Teilstrecke Betsche - Scharzig
fertiggestellt werden. Es ist ein Betonboden
von 3 Meter Breite und 20 cm Deckenstärke, an
die sich ein 3 Meter breiter Sommerweg als Lehmund
Reitweg anschließt. Die hiesige Dorfstraße ist
6 Meter breit betoniert worden. Es ist auch für den
Norden des Kreises eine befestigte Straße für den
allgemeinen Verkehr geschaffen worden und damit
der lang gehegte Wunsch der Gemeinde erfüllt
worden. Auch durch diesen Straßenbau sei
entsprechend dem Wunsch des Führers für Arbeit
und Brot gesorgt worden und wir können mit
Stolz und Zufriedenheit auf das fertige Werk sehen.
Auf dem platten Lande hat sich der Gedanke
des Luftschutzes schon mehr durchsetzen können.
Die ländliche Bevölkerung hat erkannt, daß
auch das kleinste Dorf luftgefährdet ist. Deshalb
sind zu Anfang des Jahres 18 Mitglieder in den
Luftschutzbund eingetreten. Lehrer Meyer wurde
zum Blockwart ernannt. Auf Anordnung des Herrn
Regierungspräsidenten fand im Kreis Meseritz am
22. April eine Verdunkelungsübung statt, die
schlagartig um 20:00 Uhr einsetzte.
Die Verdunkelung klappte tadellos, daß kein
Lichtschein nach außen zu sehen war. Morgens
waren die Einwohner in einer Versammlung über
die zu treffenden Maßnahmen bei einer Verdunkelung
aufgeklärt worden.
Anschließend ist auch eine Entrümpelungsaktion
durchgeführt worden.
Am 11. Juni hörten die älteren Schulkinder in
Betsche Liedervorträge des Sängers Ernst Hudemann,
von Hubert Schild am Klavier begleitet. Der
Vortragende brachte alte Volkslieder und Kunstlieder
zu Gehör. Mit Geschick erläutert Ernst
Hudemann den Inhalt der Lieder, so daß die Kinder
selbst den an und für sich schweren Vortrag
der Kunstlieder mit Aufmerksamkeit folgen konnten.
Am 27. Juni feierte die hiesige Schule hier Kinderfest,
das von der NSV finanziert wurde. Auch
die hiesige Gemeinschaftkasse hatte einen Betrag
von 25 RM beigesteuert. In bunter Reihe
wechselten sich Sprüche, Gesänge und Volkstänze
ab. Auch der Sport kam zu seinem Recht. Die
Kinder wurden mit Würstchen bewirtet. Am Abend
wurde ein Fackelzug durch das Dorf gemacht.
Hellglänzende Kinderaugen und glückliche Eltern
hatten sich zu diesem Festtag ihrer Kinder zusammengefunden.
Vor der Schule wurde Halt gemacht
und als Abschluss das Lied „Kein schöner Land
in dieser Zeit“ gesungen.
Die NSV hat sich die Betreuung der Volksgenossen
von der Wiege bis zum Grabe zur Aufgabe
gestellt. Sie sorgt auch für die Kleinsten. Deshalb
wurde am 1. Juli in unserer Gemeinde ein
ständiger Kindergarten eingerichtet. Leiterin des
Kindergartens ist Fräulein Annemarie Lenchhardt.
Der Lehrer Ludwig Paech hat zu diesem Zweck
ein Raum zur Verfügung gestellt. Nicht immer ist
es möglich, dass die Mütter sich tagsüber der Betreuung
der Kinder widmen können. Daher sind
sie zu diesen Zeiten im Kindergarten am besten
aufgehoben. Der Kindergarten übernimmt eine
vorbildliche Erziehung zum deutschen Menschen,
zum Nationalsozialismus. Hier werden sie gut
nationalsozialistisch durchgebildet und durch
Spiel, Sport und Tanz der Volksgemeinschaft zugeführt.
Das Leben in dem Kindergarten, die Kameradschaft,
das Anhalten zur Disziplin und Ordnung
und Sauberkeit dient dazu, das Erziehungsziel
zu erreichen.
Am 31. Juli beging die älteste Einwohnerin unseres
Dorfes die Mieterin Michelina Wrusek, geborene
Unterm ihren 85. Geburtstag. Sie ist in
Stalun geboren, leider muss sie schon seit Jahren
das Bett hüten.
Die hiesige Schule führte am 24.8. Schwimmwettkämpfe
durch, um sich am Hans Schemm
(geb. 1891 - gest. 5. März 1935, NSDAP Gauleiter) Gedächtnis-
Schwimmen zu beteiligen.
Von den 5 Pflichten erfüllte Reinhold Kowalski
die 3 Bedingungen und zwar 15 Minuten Schwimmen
(beliebig), 25 Meter Schwimmen in 30 Sekunden
und Tieftauchen mit Kopfsprung und Herausholen
eines Holzes vom Grund. Zerbe erfüllte
die erste und zweite Bedingung, während Karl
Löwe nur die erste Bedingung erfüllte.
Auch die Spartätigkeit ist in diesem Jahr gefördert
worden. Die Zahl der sparenden Kinder
stieg von 24 auf 30. Im Laufe des Jahres wurde
der Betrag von 321,42 an die Kreissparkasse zu
Meseritz abgeführt.
Im Herbst wurde auch die Straße nach Schönfelde
(Stalun) als Landstraße fertiggestellt.
Am 1.11. wurde im Beisein aller an dem Bau
beteiligten Behörden und Arbeiter und in Anwesenheit
der Bürgermeister der anliegenden Gemeinden
durch Landrat Dr. Paul Iden die 6,5km
lange Landstraße Betsche - Scharzig - Schönfelde
der Öffentlichkeit übergeben.
Durch die Fertigstellung der Straße sind
wiederum zwei große Gemeinden des Kreises
dem modernen Verkehr angeschlossen. Über die
rein örtliche Bedeutung sei die Straße aber auch
ein neues Beispiel nationalsozialistischen Ausbauwillens
in einem kurmärkischen Grenzkreis.
Anstelle der bisherigen Leiterin des NSV Kindergartens
Annemarie Lenchhardt ist seit dem
15.11. mit der Führung des NSV KIndergartens
Fräulein Brunhild Hanbitz beauftragt worden.
Auf Grund der Personenbestandsaufnahme
vom 10.10. zählte unser Dorf:
a) männliche Personen 109
b) weibliche Personen 107
Gesamt 216
Am 3.12. fand eine außerordentliche Viehzählung
statt: 76 Pferde (77), 304 Rindvieh (313),
163 Milchkühe (163), 289 Schweine (348), 12 Ziegen
(10),
1005 Hühner (1072),
27 Gänse (31), 46
Enten (38), 6 Perl- und Truthühner (4), 16 Bienenstöcke
(17)
Unter Bezugnahme auf die Verfügung des
Herrn Landrat zu Meseritz vom 15.1.1937 - Nr.
8283/37 kämen Namen von nachstehenden Seen
und Landschaften in Frage, die nicht deutschen
Ursprungs sind:
1.) der See „Jezirke“ bei Scharzig gelegen, Eigentümer
Landwirt Josef Paech könnte den Namen
„Kleiner Scharziger See“ tragen
2.) der See „Grzebinnek“ (gehört auch Herrn
Paech) könnte in „Wiesenteich“ umgetauft werden.
3.) der Flurname „Piercziok“ bezeichnet das
Land an der Wilhelmstaler Grenze und könnte
„Wilhelmstaler Plan“ heißen.
4.) die Landschaft zu beiden Seiten des Streter
Weges heißt „Sloppec“. Der Boden ist zum Teil
aufgefüllt worden und ich würde den Flurnamen
„Nordland“ vorschlagen.
5.) Die Landschaft rechts von Bauer Pätzold
trägt den namen „Poszielnic“. Die passende Bezeichnung
wäre „Wiesengrund“.
6.) „Szierze“ heißt eine Landschaft zu beiden
Seiten des Liebucher Weges, weil hier riesige
Kreuze stehen. Wäre da nicht der deutsche Flurname
„Kreuzplan“ angebracht.
7.) „Piawnic“, damit ist die Landschaft links vom
Betscher Weg gemeint (gehört Ludwig Paech)
würde ich als deutschen Flurnamen „Betscher
Plan“ in Vorschlag bringen.
Mit Wirkung vom 1.12. ist der Herr Schulrat
Kirchgarten nach Rathenow versetzt und der
Preußische Minister für Wissenschaft und Volksbildung
hat mit Erlass vom 24.11. 37 die Verwaltung
der Schulaufsicht des Kreises Meseritz dem
Rektor Fritz Freder in Luckau vom 1.12. 37 auftragsweise
übertragen.
Wie in allen Orten des Deutschen Reiches fand
auch hier am 23.12. eine Volksweihnachtsfeier
statt. Nach dem Gemeinschaftsempfang der Rede
des Reichsministers Doktor Goebbels aus dem
Saalbau Friedrichshain zu Berlin sprach der
Organisationleiter, dass das Weihnachtsfest so
recht das Wesen der deutschen Menschen offenbart.
Wir sollen es nie vergessen, daß wir es nur
unserem Führer Adolf Hitler zu verdanken haben,
dieses Weihnachtsfest in Ruhe und Frieden begehen
zu können. Weihnachten sei ein Fest der
Freude und besonders für die Kinder.
Der NSV hat es deshalb auch in diesem Jahr
wieder möglich gemacht, jedem Kind eine
Weihnachtstüte zu übergeben. Dann erschien der
Weihnachtsmann von allen freudig begrü.t und
verteilte seine Gaben. Weihnachtsgedichte und
die schönen alten Weihnachtslieder von Groß und
Klein begeistert gesungen gaben die rechte
Weihnachtsstimmung.
Durch Abbruch des Wirtschaftsgebäudes mit
Stall und Schuppen im Jahre 1930 fehlte der Schule
und dem Lehrer ein Raum für die Aufbewahrung
von Holz und Kohlen.
Die Regierung hat sich entschlossen, der Schule
aus Steuermitteln einen Schuppen zu errichten.
Er ist jetzt von der Firma Gebauer – Betsche
fertiggestellt worden. Auch ist der Zaun um die Schulgehöft z.T. ausgebessert
worden. Ferner ist ein Schulplatz errichtet
worden.
Da der hiesige Radioapparat veraltet war, kaufte
die hiesige Schulgemeinde am 28.12. einen
Volksempfänger, der im Unterricht und bei Übertragungen
Verwendung finden soll.
Da das alte Gemeindehaus baufällig war, entschloss
sich die Gemeinde, es meistbietend als
Abbruch zu verkaufen. Das Höchstgebot gab mit
40 Reichsmark der Gastwirt Roman Zerbe. Durch
die 6 Meter breite Landstraße, die jetzt durch das
Dorf führt, durch den Abbruch des baufälligen Gemeindehauses,
durch Auflassung der Zäune an
der Dorfstraße und durch Renovierungen einiger
Gebäude ist das Dorfbild so, wie es einem Dorf
im Dritten Reich zukommt.
1938
Am 19.1. ist der hiesigen Schule von der Kreisbildstelle
Meseritz ein Schmalfilmgerät zur Verfügung
gestellt worden. Die Zeitschrift „Film und
Bild“ wird von der Schule gehalten. Leider fehlt
der Schule noch die Verdunkelungseinrichtung
und Bildwand.
Anläßlich der 5. Wiederkehr des
Tages der Machtübernahme wurde in hiesiger
Schule eine schlichte, würdige Feier abgehalten,
welche von passenden Liedern und Gedichten
umrahmt war. In seiner Ansprache ging der Lehrer
auf die Bedeutung des Tages ein.
Am 30.1. begingen die Eheleute Bauer Philipp
Turmanek und Frau Anna geb. Münchberg das
Fest der goldenen Hochzeit. Der Jubilar steht im
77. Lebensjahr und ist in Scharzig geboren. Seine
71 Jahre alte Ehefrau stammt aus
Schwiebotschin, früher Kreis Meseritz. Beide sind
noch ziemlich rüstig.
Mit Wirkung vom 1. März ist die hiesige Poststelle
aufgelöst und in eine Posthilfsstelle umgewandelt
worden. Der Poststelleninhaber Josef
Kowalski wurde nach Betsche versetzt, während
Gastwirt Zerbe die Verwaltung der Posthilfsstelle
übernahm.
Auch von diesem Zeitpunkt an fährt das Postauto
über Scharzig nach Schönfelde (Stalun).
Bei
dem WHW (Winterhilfswerk)-Opferschießen ging
als bester Schütze der Poststelleninhaber
J.Kowalski mit 69 Ringen hervor. An zweiter Stelle
folgte Prentke, ebenfalls mit 69 Ringen, drittbester
Schütze wurde der Schüler Reinhold
Kowalski mit 68 Ringen. Als Erlös konnte dem
WHW der Betrag von 25,20 RM überwiesen werden.
Am Sonntag, d. 20.3. fand im hiesigen Klassenzimmer
zu Gunsten des WHW ein Elternabend
statt. Nach einem Grußwort betonte der Schulleiter
in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Volksgemeinschaft
auf dem Lande. Die Kraft eines Volkes
kann nur geboren werden aus der Kraft der
Gemeinschaft. Aus der Kraft der Gemeinschaft
wächst nun wieder die Kraft, sich selber zu behaupten,
Freiheit und Ehre zu verteidigen, Opfer
zu bringen für die Volksgenossen und für das Vaterland.
Jetzt gelangte das Theaterstück „Rotkäppchen“
zur Aufführung. Zuletzt wurde der Film „Mädel
im Landjahr“ gezeigt. Der Betrag von 8,85 RM
konnte dann dem WHW zugeführt werden.
Am Schluß des Schuljahres wurden 4 Kinder entlassen
(3 Mädchen und 1 Knabe) und 3 Knaben
aufgenommen, sodaß das Schuljahr nun mit
einer Schülerzahl von 39 begann.
Bei der am 10.4. stattgefundenen Volksabstimmung
betreff „Wiedervereinigung Österreichs mit
dem deutschen Vaterland“ hat sich hiesige Gemeinde
100%ig zu ihrem Führer Adolf Hitler bekannt.
Die 115 Wahlberechtigten stimmten alle mit
„Ja“.
Zum ersten Mal wurde in diesem Jahr der mit
bunten Bändern geschmückte Maibaum auf dem
Dorfplatz aufgestellt. Am Sonnabend um 20 Uhr
versammelte sich der Lehrer mit der Schuljugend
und die Kindergärtnerin mit ihrer Schar, um das
Maisingen anzuleiten. Dann sangen und tanzten
die Kinder um den Maibaum herum, die Großen
schauten mit leuchtenden Augen zu. Am Sonntag
um 8 Uhr hörte die Schuljugend mit ihrem
Lehrer am Gemeinschaftsempfang die Kundgebung
mit der Rede des Führers.
Die hiesige Schule sammelt für völkische Schutzarbeit im Ausland den Betrag von 4,25 RM,
welcher dem Bezirksverbund in Schneidemühl
überwiesen wurde. An die Geschäftsstelle
„Österreichhilfe“ konnte der Betrag von 5,00 RM
abgeführt werden, der durch Verkauf von Ansichtskarten
gesammelt wurde.
Auf Anordnung des Herrn Kreisarztes war die
Schule wegen Masern-Epidemie vom 10. bis 20.
August geschlossen. 40% der Schulkinder waren
an Masern erkrankt.
Im August fand eine Obstbaumzählung statt:
A. Garten:
Apfelbäume – Hochstamm ertragsfähig 204
Nicht ertragsfähig 49
Abgängig 1
Birnbäume – Hochstamm ertragsfähig 107
Nicht ertragsfähig 44
Abgängig 23
Spalier 5
Quitte 1
Süßkirsche – Hochstamm ertragsfähig 25
Nicht ertragsfähig 12
Sauerkirsche – ertragsfähig 65
Nicht ertragsfähig 2
Abgängig 4
Pflaumenbäume – ertragsfähig 281
Nicht ertragsfähig 62
Abgängig 3
Mirabellen – ertragsfähig 1
Nicht ertragsfähig 4
Aprikosen – ertragsfähig 1
Pfirsichbäume – ertragsfähig 14
Nicht ertragsfähig 4
Abgängig 22
Walnußbäume – ertragsfähig 19
Nicht ertragsfähig 25
Johannisbeersträucher 182
Stachelbeersträuchr 69
Himbeersträucher 13 qm
B. Im Feld
Apfelbäume 3
Birnbäume 3
Sauerkirschen 5
Pflaumenbäume 5
C. An Straßen
Apfelbäume 16
Süßkirschen 2
Sauerkirschen 213
Pflaumen 345
Die in diesem Jahr erlassene amtlichen Richtlinien
für die Leibesübungen an Knabenschulen
sehen vor, dass am Schluß des Sommerhalbjahres
die Schüler der oberen Jahre
Leichtathletikwettkämpfe durchführen sollen. Für
die zum Arbeitskreis Schönfelde gehörenden
Schulen fanden am Mittwoch, d. 21.9. auf dem
Sportplatz in Betsche Ausrichtungskämpfe statt:
10-11jährige:
Zerbe Leonhard erzielte die Gesamtzahl 6
Zerbe Heinz 6
Tepper Heinrich 5
Zerbe Alois 8
Paech Johannes 7
Gorny Gregor 6
11-12jährige
Paech Leonhard 6
Napierei Leo 3
12-13jährige
Dremel Georg krank
Judkowiak Bruno 6
13-14jährige
Lisek Josef 5
Lisek Franz 5
Skubala gefehlt
Die hiesige Schule wurde in Anerkennung ihrer
wertvollen Mitarbeit auf volksdeutschem Gebiet
von der Landesleitung des Volksbundes für das
Deutschtum im Ausland eine Auszeichnung in
Form eines großen Wappenbildes einer auslandsdeutschen
Stadt (Pettau) überreicht.
Die Schulsammlung
vom 17. bis 30.9. hatte das Ergebnis
von 10,75 RM.
Die von der NSV durchgeführte Haussammlung
für unsere notleidenden Volksgenossen
ergab den Betrag von 25,00 RM. Ferner wurde
ein Paket mit Sachwerten gestiftet.
Auf Grund der Personenstandsumfragen vom
10.10. zählte unser Dorf:
a) männliche Personen 106
b) Weibliche 101
Gesamtzahl 207
Unter dem Rinderbestand des Bauern Spiralski
ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen
und kreistierärztlich festgestellt worden. Am 2.12.
fand eine außerordentliche Viehzählung statt:
82 Pferde (76),
300 Rindvieh (304), davon 160 Milchkühe (163),
268 Schweine (289),
7 Schafe,
8 Ziegen (12),
80 Kaninchen,
975 Hühner (1005),
32 Gänse (27),
42 Enten (46),
2 Perlhühner (6),
21 Bienenstöcke (16).
Fortsetzung folgt!

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