wappen posenZeugen unserer Geschichte
Wappen der Stadt Zirke

Text: Dr. Martin Sprungala

Die Ursprünge der Stadt Zirke liegen im Dunkel der Geschichte. Im Mittelalter lag die Stadt im Gebiet des Burgbezirks Meseritz an der polnischen Grenze zum Herrschaftsbereich der Pommern bzw. später der Brandenburger. Erst im Spätmittelalter wird Zirke, das auch als Sirako, Czirke oder heute Sieraków genannt wird, urkundlich erwähnt.
Durch die günstige Lage an der Warthe – mit einer Brücke über den Fluß – stellte sie eine wichtige Station für Kaufleute und Händler dar und besaß eine königlich polnische Zollstätte, die urkundlich erst im Jahre 1524 genannt wird.
Wie in den meisten Städten ist auch in Zirke die Stadtgründungsurkunde über die Jahrhunderte hinweg nicht erhalten geblieben, so daß man auf Vermutungen angewiesen ist, seit wann Zirke deutsches, vermutlich Magdeburger Stadtrecht besaß. Als Zeitpunkt wird heute die Zeit nach 1388 angenommen, in späteren Schriften ging man bereits von der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts aus.

Anders als Meseritz befand sich Zirke aber nicht im Besitz des Königs, sondern war eine privatrechtliche Stadt, eine sog. Mediatstadt. Grundherr war auch hier die Großpolnische Magnatenfamilie Górka, der weite Teile des Posener Landes gehörten. Die Górka gehörten zu der weit verbreiteten, mächtigen Wappenfamilie Lodzia, die ein Schiffchen in ihrem Wappen führten, worauf deren Wappenname hindeutet. Im Jahre 1458 stellte die Stadt sechs (vermutlich deutsche) Soldaten für das Königliche Heer, das gegen den Deutschen Orden zu Felde zog. Nach dem Aussterben der Familie Górka übernahm die Familie Opalinski (aus derselben Wappenfamilie Lodzia) die Herrschaft Zirke. Dieser Zweig der Familie benannte sich nach der Stadt Opalenitza (Opalenica, Kr. Grätz), ursprünglich hießen sie v. Bninski, da sie aus Bnin (Bnin, Kr. Schrimm) stammten. Dementsprechend benannten sich auch die späteren Grundherren.

Die Stadt lebte vom Handel und der Tuchmacherei. Die Stadt besaß das Recht, insgesamt acht Jahrmärkte zu veranstalten. Eine weitere Einnahmequelle war das Recht, Bier zu brauen. Auch die Herrschaft unterhielt einen Gastkrug. Die Tuchmacher arbeiteten oftmals für die Händler in Meseritz und Birnbaum. Das Handwerk der Leineweber und Gerber kam erst in preußischer Zeit in der Stadt auf. Eine weitere,nicht unbedeutende Einnahmequelle war die Salzniederlage. Salz besaß in früheren Zeiten einen hohen Wert und gehörte zu den herrschaftlichen Einnahmequellen ersten Ranges. Zumeist mußte Salz von fern herangebracht werden, im Flußland der Warthe dürfte es aus dem benachbarten Ausland importiert worden sein. Für den Wohlstand der Stadt in früheren Zeiten spricht das Vorhandensein einer Lateinschule, die einst an das in der Stadt vorhandene Bernhardinerkloster angeschlossen war.

Im 16. Jahrhundert drang auch hier das Luthertum, aus dem Westen kommend, ein, und eine evangelische Kirche entstand auch hier. Seit dem 17. Jahrhundert erfolgte mit dem Niedergang Polens auch der in Zirke. Kriege und Seuchen reduzierten die Bevölkerung und beraubten sie ihres Wohlstandes.
Während der Kämpfe der Adeligen um die Vormacht im Staat, den sog. Konföderiertenkämpfen, wurde Zirke Ende 1768 Opfer der Konföderierten unter Malczowski. Die plündernde Soldateska richtete unter der Bevölkerung ein Massaker an, sogar Kinder, die in den Gassen herumliefen, wurden niedergemetzelt und in Stücke gehauen.

1793 übernahmen die Preußen nach der 2. Teilung Polens auch in Zirke die Herrschaft und begannen mit einer Bestandsaufnahme: Von den 139 Wohnhäusern besaßen nur zwei ein Ziegeldach. Die meisten Gebäude waren aus Holz und Lehm gefertigt. In der Stadt lebten 1.206 Personen, darunter 252 Juden. Das Kloster mit seinen 21 Mönchen wurde bald darauf im Rahmen der Säkularisierung aufgelöst und seine Güter enteignet.



In der sogenannten neupreußischen Zeit, nach 1815, schuf man aus einem dieser Vorwerke das später so bekannte Gestüt Zirke. Sogar eine Lehrerbildungsanstalt hat für kurze Zeit hier bestanden. In der Stadt lebten zu dieser Zeit 1.236 Einwohner. Die Bevölkerungszahl wuchs im Verlauf des kommenden Jahrhunderts auf 3.216 Einwohner (1910) an, davon waren 1.189 evangelisch, 1.944 katholisch und 49 jüdischen Glaubens, die Zahl der Deutschen wurde mit 1.426 angegeben.

Ebenso dürftig wie die Informationen zur Stadtgeschichte selbst, sind die über die Ursprünge des Wappens der Stadt Zirke. Der bekannte kaiserzeitliche Heraldiker
Otto Hupp gibt das Wappen wie folgt an: In Silber ein roter Hirschkopf mit goldenem Geweih.
Das älteste bekannte Wappen der Stadt war ein Vogtssiegel, das im 16. Jahrhundert verwandt wurde (1561, „Sigillum advocati Sierakow“). Im Jahr 1733 wird dieses Siegel auch vom Bürgermeister und Rat der Stadt benutzt mit dem Titel „Hoch Gräfliche Stadt Zirckowa“. Dieses Siegel ist dem Wappen der adeligen Wappenfamilie „Nalecz“ sehr ähnlich. In südpreußischer Zeit wurde um 1800 ein „Siegel des Woytamtes Zirke“ erstellt, das unter einem Fürstenhut einen rot und golden quadrierten Schild zeigt, darin der gekrönte polnische Adler mit einem Brustschild, auf dem der Kahn, das Wappenbild der Familie Lodzia, zu sehen ist. Dieses offenbar zu polnisch aussehende Wappenbild hat Otto Hupp in seiner Veröffentlichung nicht verwandt, sondern sich für das oben abgebildete entschieden.


Prof. Hupp lebte von 1859 bis 1949. Neben der Herausgabe eines 4-bändigen Werkes: «Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer», wurde er u. a. bekannt durch Wandgemälde im alten Reichstag und im Bayerischen Nationalmuseum.