wappen posenZeugen unserer Geschichte
Wappen der Stadt Brätz

Text: Joachim Schmidt

Als Walther Hämpel zum fünfhundertjährigen Bestehen von Brätz für das Jahr 1928 eine Stadtgeschichte schreibt, können die nahen Städte Bentschen, Tirschtiegel, Meseritz und Schwiebus und die Dörfer, die ihre Gründung auf das Zisterzienserkloster Paradies oder den Adel zurückführen, z. B. Pieske, Kurzig, Kalau auf eine wesentlich längere Geschichte zurückschauen.
Der älteste deutsche Name für die 1428 in der waldreichen Ebene der Faulen Obra gegründeten Stadt lautet: „Auf den Bredis“, später mit vielen Abwandlungen über Bröditz, Bräditz, Breez bis Brätz. Er wurde vermutlich von einer Flurbezeichnung übernommen. Die slawischen Varianten der Ortsbezeichnung sind etwa gleich alt und ähnlich klingend: Broyca, Broice, Brecz und schließlich Brójce.

Kniend empfängt Petrus Korzbok, der Unterkämmerer von Posen – so schreibt Hämpel – die Gründungsurkunde für die neue Stadt, die er in der Nähe seines Starostensitzes Bomst anzulegen beabsichtigt. Es ist sein Lohn für treue Dienste als Soldat unter dem Polenkönig Wladislaus II. Jagiello. Damit ist Brätz zunächst eine starosteiliche, eine Immediadstadt an der westlichen Grenze des Posener Landes, Groß-Polens.
Brätz bleibt bis in unsere Zeit ein kleines Städtchen. Es besaß nie eine Stadtmauer und war immer nach allen Seiten offen. War es die abseitige Lage der Stadt zu den großen Handels- und Heerstraßen oder die Beschaffenheit des kargen Bodens?

Hämpel vermutet, daß von Anbeginn beide Gegebenheiten viele Siedler davon abhielt, eine Bürgerschaft in Brätz, das mehrheitlich immer deutsch war, anzustreben. Das ändert sich auch 1793 nicht als Brätz zu Preußen kommt. 1925 hat Brätz kurz vor dem Jubiläumsjahr seiner 500jährigen Stadtgeschichte mit 1196 Bürgern 200 Einwohnerweniger als Groß Dammer. Die abseitige Lage der Stadt und ihr wenig fruchtbares Umland bewahrten sie nicht vor Krieg, Hunger, Krankheit und großen Bränden: im 17. Jh. der Schwedisch-Polnische Erbfolgekrieg, im 18. Jh. der Nordische und Polnische Erbfolgekrieg und der Siebenjährige Krieg, zu Beginn des 19. Jh. die Franzosenzeit. Ebenso hat Brätz mehrere Großbrände erleben müssen. So das verheerende, fast die ganze Stadt auslöschende Feuer am 17.6.1807. Immer wieder bauten die Bürger ihre Stadt auf und errichteten neue Kirchen. Brätz wurde für die Evangelischen in der Region bis Züllichau-Schwiebus zeitweilig zu einem geistlichen Zentrum als Tauf- und Predigtstätte. Im bescheidenen Rahmen blühtendurch den großen Markt Handel und Gewerbe.

Über die älteren Wappen und Siegel der Stadt finden sich in Urkunden und Wappenbüchern unterschiedliche Abdrücke und Darstellungen. Ältere Siegel zeigen nur zwei gekreuzte Schlüssel. Neuere dagegen noch ein großes Tor mit einem Spitzgiebel worin eine runde Öffnung zwischen zwei eckigen Türmen ist mit Fenstern und spitzem Dach. Die Schlüssel schweben im offenen Tor. Ihre Bedeutung sowie die Farben der Darstellung – schreibt Hämpel – ist unbekannt.
Der im Deutschen Kaiserreich bekannte Heraldiker Prof. Otto Hupp (1898) nennt als Wappen von Brätz in Rot zwei schräggekreuzte silberne Schlüssel mit abgewandten Bärten.
Seiner Meinung nach ist das älteste bekannte Stadtsiegel (1600) mit der Umschrift: „Civitatis Brediensis R: Poloniae“ ein auf bewachsenem Boden stehender nach links gewendeter Schwan mit einem Ring im Schnabel ein Hinweis darauf, daß in dieser Zeit ein Mitglied der Familie Labec/ Labedz (Schwan) Grundherr in Brätz war. Prof. Hupp beschreibt das „Siegel des Policey Magistrats der Immediatstadt Braetz“ von 1799 wie folgt: „Auf bewachsenem Boden zwei kleine Türme, zwischen denen auf einem großen Sockel mit der Jahreszahl 1428 der gekrönte preußische Adler sitzt, der im linken Greifen die
gekreuzten Schlüssel hält.“

Das heutige Siegel – so schreibt W. Hämpel 1928 – zeigt ebenfalls über dem Postament mit der Jahreszahl 1428 den gekrönten preußischen Adler nach links gewendet, im linken Greifen die gekreuzten Schlüssel haltend. Rechts und links des Postamentes zwei verschieden geformte Türme: der linke Turm schlank mit einem Kreuz abschließend, der rechte Turm massiger mit einer Fahne auf der Kuppel. Die Umschrift lautet: „Magistrat der Immidiatstadt Brätz (Grenzmark)“. Das alte Brätzer Wappen auf trägt auf rotem Grund wie in den Wappen vieler Orte im Posener Land die silbernen Schlüssel als Zeichen bischöflichen oder königlichen Schutzes.


Prof. Hupp lebte von 1859 bis 1949. Neben der Herausgabe eines 4-bändigen Werkes: «Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer», wurde er u. a. bekannt durch Wandgemälde im alten Reichstag und im Bayerischen Nationalmuseum.