wappen posenZeugen unserer Geschichte
Wappen der Stadt Bentschen

Zeichnung: Prof. Otto Hupp
Text: Joachim Schmidt

Bentschen und sein Umland gehören zu den sehr frühen Siedlungsgebieten östlich der Oder.
Der Fischreichtum der Obra und des großen Bentschener Sees haben schon in vorgeschichtlicher Zeit Menschen bewegt Wohnstätten anzulegen.
Viele Keramikfunde im Obragebiet – in jüngster Zeit unweit von Bentschen an der Obra (siehe HGr 174) – sind Beleg dafür.
Obwohl in den großpolnischen Annalen von der Erbauung einer befestigten Schloßanlage in Bentschen erst 1243 die Rede ist, kann man davon ausgehen, daß die Anlage wesentlich älter ist: so wird bereits 1232 in einer Urkunde ein Kastellan aus Bencin (die älteste bekannte Ortsbezeichnung) als Zeuge genannt.

Boleslaw I. Chrobry (992 - 1025), König von Polen, erkennt in seinen Kriegen bei der Übermacht der deutschen Heere im offenen Feld den Wert befestigter Plätze. Er sichert deshalb sein Grenzland nach Westen durch Palisadenbauten u.a. an der Obra in Meseritz, Tirschtiegel und Bentschen. Erhalten blieb bis heute die Meseritzer Burganlage.
Die Gründung der Stadt Bentschen wird mit der Zuwan- derung deutscher Siedler, die den polnischen Herzögen sehr willkommen waren, in Verbindung gebracht und im Jahr 1299 vermutet. Sie legen stadtnahe Sumpfgebiete trocken, beleben die Wirtschaft und stellen Vögte und Bürgermeister.
Über lange Zeit gehört Bentschen zu den Besitzungen des Klosters Paradies.
Ende des 14. Jhhs. geht die Stadt in den Besitz der Familie Zbaski über, die 100 Jahre später zum lutherischen Glauben übertritt. Um die Wende des 16. Jhs. übernimmt das verwandte Geschlecht der Eiswicki die Herrschaft Bentschen und führt den katholischen Glauben wieder ein.
Unter den polnischen Magnaten entwickelt sich in der Stadt eine überwiegend deutsche in Zünften organisierte Handwerkerschaft.
Die Lage der Stadt im Grenzland überschneidender Kulturen und kreuzender Handelsstraßen erfährt Bereicherungen, weckt aber auch Begierden und gerät in kriegerische Auseinansetzungen.
Im Rahmen der 2.Teilung Polens kommen 1793 Stadt und Herrschaft Bentschens, die jetzt unter dem Grafen Garczynski stehen, zu Preußen. Die Stadt hat in dieser Zeit 1050 Einwohner, darunter 146 Juden.
1795 und 1830 erlebt Bentschen verheerende Hochwasser. Im Hochwasserjahr 1830 brennt außerdem die gesamte Vorstadt ab. Ein zweites Großfeuer vernichtet 1845 große Teile des Marktes.
1855 erwirbt Graf zur Lippe-Biesterfeld die Herrschaft Bentschen. 1863 erhält die Stadt bereits eine Straßenbeleuchtung.
Mit dem Bau der Märkisch-Posener Eisenbahnstrecke von Frankfurt/O. nach Posen bekommt Bentschen 1870 einen 2,5 km vor der Stadt liegenden Bahnhof mit Abzweigung nach Birnbaum, Wollstein und Züllichau.1879 wird Bentschen Gerichtsstand und erhält ein Amtsgericht.
Durch eine Stiftung der Gräfin zur Lippe-Biesterfeld wird 1887 in der Stadt ein Krankenhaus eingerichtet.
Im September 1905 kann nach 3jähriger Bauzeit mit finanzieller Unterstützung durch die Kaiserin Auguste Viktoria eine neue evangelische Kirche (Genezarethkirche) eingeweiht werden. Sie gilt mit ihrer architektonisch gelungenen Kuppel als ein Schmuck Bentschens.
Wie andere Städte dieser Region wird Bentschen nach Verwaltungsreformen mehrfach anderen Kreisen zugeordnet – zuletzt gehört die Stadt bis 1919 zum Kreis Meseritz. Um den Verbleib Bentschens im Deutschen Reich gibt es 1919 erbitterte Kämpfe. Bentschen wird wieder polnisch und erhält als nun Grenzstation ein neues Bahnhofsgebäude.

Deutscherseits entsteht in den 20er Jahren Neu Bentschen. „Alt Bentschen“ verliert durch seine Grenzlage an Bedeutung. Die kurze Zeit, in der die Stadt von 1939 bis 1945 noch einmal deutsch ist, änderte daran nichts. Während der Kriegs- und Nachkriegszeit wird neben vielen anderen Gebäuden auch die schöne evangelische Kirche zerstört.
Das alte Stadtwappen von Bentschen / Zbaszyn, der silberne Schwan auf blauem Grund, ist nach Prof. Otto Hupp schon seit dem 15. Jh. Siegel der Stadt – ursprünglich wohl das Wappen einer Magnatenfamilie.

Das heutige Wappen (herb) von Zbaszyn ist der Schwan (labedz) auf rotem Grund. Er hat seine Richtung geändert.
(Lit.: Chronik O. Jonas).

Text (auszugsweise) und Zeichnung stammen von dem bekannten deutschen Heraldiker und Maler Prof. Otto Hupp, welcher ein Sammelbuch «Die Ortswappen des Königreichs Preußen» Heft: Provinz Posen, 1910 gestaltet und herausgegeben hat.

Prof. Hupp lebte von 1859 bis 1949. Neben der Herausgabe eines 4-bändigen Werkes: «Wappen und Siegel der deutschen Städte, Flecken und Dörfer», wurde er u. a. bekannt durch Wandgemälde im alten Reichstag und im Bayerischen Nationalmuseum.