Unsere Erlebnisse während und nach dem Krieg ...
Gertrud Stahn (aufgezeichnet 2007)


Meine Familie
Mein Vater, Thomas Gondezki wurde am 09.09.1889 auf dem Gut Muchocin im Kreis Birnbaum geboren und meine Mutter, Marie-Anna Gondezki, geb. Judkowiak am 10.07.1895 in Ottorowo, Kreis Samter. Beide gehörten dem katholischen Glauben an und heirateten.
1920 ist mein ältester Bruder Paul Gondezki in Birnbaum zur Welt gekommen, das infolge des verlorenen Ersten Weltkrieges und der Versailler Verträge nun zu Polen gehörte. Im gleichen Jahr wanderten meine Eltern aus und nahmen die deutsche Staatsbürgerschaft an. In diesem Zusammenhang wurde der polnische Nachname von Gondecki in Gondezki »eingedeutscht«.
Zu dieser Zeit herrschte in Deutschland große Arbeitslosigkeit sowie die schlimmste Inflation der Geschichte. Auch meine Eltern waren arbeitslos. Ihnen gelang es jedoch, nach langer Suche Arbeit zu finden, und somit kam auch eine bessere Zeit. Mein Vater arbeitete erst als Vorarbeiter in der Zuckerfabrik in Meseritz und wurde aufgrund seines Fleißes zum Betriebsrat benannt. Er lernte sehr viel, es ging uns sehr gut und wir hatten eine sorglose Kindheit.

Mein Bruder Bruno wurde 1923 in Meseritz geboren. Nach seinem Schulabschluss lernte er das Tischlereihandwerk und war in der Freizeit im Boxsport aktiv. Als der Krieg begann, wurde er zur Luftwaffe eingezogen. Während des Krieges wurde er als vermisst gemeldet; wie sich jedoch später herausstellte, war er in amerikanischer Gefangenschaft. Mein älterer Bruder Paul besuchte die höhere Walter-Flex-Schule in Meseritz und war ein guter Kunstmaler. Seine Freizeit verbrachte er damit, Bilder zu malen und Motorradsport zu betreiben 1939 wurde er zum Militär eingezogen und war in Norwegen stationiert. Dort lernte er das Mädchen Anna Larsen kennen, und sie verliebten sich. 1941 wurde ihr kleiner Sohn Rolf geboren. Mein Bruder Paul liebte Anna sehr. Wir hatten brieflichen Kontakt mit Anna, und sie wollte mit dem kleinen Rolf nach Deutschland kommen.
Mein Bruder lehrte sie die deutsche Sprache, und sie schrieb alle Briefe in Deutsch. Leider war eine Einreise wegen des Krieges nicht möglich, aber wir hatten die Hoffnung, daß der Krieg bald vorbei sein wird.

1944, kurz vor Kriegsende, bekamen wir die sehr schlimme Nachricht, daß mein Bruder Paul in Finnland nahe der Ortschaft Salla gefallen ist. Daraufhin hat meine Mutter ihr Mutterverdienstkreuz auf die Erde geschleudert und hat es nie mehr getragen.

Nun gibt es noch meine Schwester Margarete. Sie wurde 1926 in Meseritz geboren. Nach ihrem erfolgreichen Schulabschluß begann sie ihr Pflichtjahr bei Familie Schröder in Meseritz. Es war ein Elektro-Rundfunkgeschäft und sie war für Kinder, Haushalt sowie für das Erlernen der Geschäftsführung angestellt. Ein Pflichtjahr mußte jeder Schulabgänger leisten, und meine Schwester wurde für weitere Jahre von Familie Schröder übernommen.
1932 war mein Geburtsjahr, und ich wurde als Jüngste der Familie von allen verwöhnt, besonders von meinem großen Bruder Paul. Es war immerhin ein Altersunterschied von 12 Jahren. Flucht und Vertreibung 1945 Vor dem Krieg hatten wir eine gute Kindheit ohne Sorge und sind auch wohlbehütet aufgewachsen. Wir wohnten in einem schönen Häuschen nahe der in Meseritz gelegenen Kasernen.
In unserer Straße gab es viele Kinder, und wir waren eine große Gemeinschaft. Oft waren wir in »Kappler's Wäldchen« und pflückten auf den nahen Wiesen Himmelschlüssel und Margeriten, um sie den Soldaten zu schenken.

Ab 1945 aber begann die schrecklichste Zeit unseres Lebens. Anfang Januar kamen aus dem Osten viele Flüchtlingstrecks durch Meseritz, aber wir konnten uns nicht vorstellen, was uns selbst noch erwartet. Am 30. Januar 1945, es war eine sehr kalte Nacht, klopfte es an unseren Fensterläden. Es waren unsere Nachbarn, welche riefen: »Alles raus, die Russen kommen!«
Wir hatten Tage vorher schon Säcke mit Sachen vollgestopft und auf den Schlitten gepackt, so waren wir auf die Flucht vorbereitet. Als wir dann in der klirrenden Kälte und im hohen Schnee auf der Straße standen, kamen deutsche Soldaten und riefen uns zu, daß es zu spät zur Flucht sei, daß kein Zug mehr fahre und der Russe schon vor der Stadt stehe. Von weitem hörten wir schon die »Stalinorgeln« und Panzer.
Einige Stunden später brannte unsere schöne Stadt Meseritz und die Panzer rollten auf uns zu. Wir hatten große Angst und versteckten uns im Keller. Vor unseren Häusern wurden Geschütze aufgestellt, welche zur Bunkerlinie (Ostwall) feuerten. Es war ein Kugelhagel, und der erste Sturm der Russen war in derselben Nacht schnell Richtung Frankfurt/Oder weitergezogen.

Das Schlimmste aber kam am nächsten Tag, dem 31. Januar 1945. Die zweite Welle der Russen eroberte Meseritz und das große Leiden begann für uns Überlebende.
Am 31. Januar, meinem Geburtstag, wurde ich 13 Jahre alt. Am frühen Morgen dieses Tages herrschte eine unheimliche Stille, bis eine wilde Schießerei, Panzerrollen und Geschrei begann. Meine Eltern, meine Schwester Margarete, damals 18 Jahre alt und ich, waren in unserem Haus, um noch einige Sachen einzupacken. Meine Eltern schickten uns rasch zu Familie Gutsche, das waren unsere Nachbarn, und sagten, sie kämen auch gleich rüber. Frau Gutsche, verstorben im Januar 1988 in Großräschen, hatte 8 Kinder. In unserer Straße waren nur noch wir und die Familie Gutsche. Plötzlich kamen Panzer T-34 und hielten die Kanonen auf unsere Häuser. Wir warteten lange auf unsere Eltern, aber es vergingen Stunden und niemand kam.
Meine Schwester Margarete nahm mich an die Hand und wir liefen im Kugelhagel über die Straße zu unserem Haus.
Die Haustür stand weit offen: Meine Schwester schrie laut auf und riß mich zurück. Wir liefen wieder zu unseren Nachbarn - ich wußte im Moment gar nicht, was los ist. Bei Gutsches angekommen sagte meine Schwester, daß unsere Eltern erschossen im Haus liegen. Mein Vater im Korridor mit Kopfschuß und meine Mutter auf der Treppe zum Obergeschoß, blutüberströmt.
Dieser Tag, mein 13. Geburtstag, verfolgt mich das ganze Leben lang. Von Familie Gutsche wurden wir sehr freundlich getröstet und aufgenommen. Es war alles furchtbar. Es war kalt, kein Wasser, kein Strom und der Hunger plagte uns. Wir Kinder schliefen alle in einem Raum auf der Erde, und die Russen schossen über unsere Köpfe durch die Fenster.
Heizen konnten wir nicht und so wärmten wir Kinder uns gegenseitig. Frau Gutsche und meine Schwester waren die einzigen Erwachsenen im Haus. Wir Kinder mußten in Töpfen Schnee holen, um etwas Trinkbares zu haben. Wenn wir Schnee holten, stolperten wir über tote deutsche Soldaten und Verwundete, welche laut schrien. Die Russen trieben uns mit Gewehrkolben wieder ins Haus zurück.

Der Hunger trieb uns trotz der Angst in die von den Russen zerstörten und verdreckten Geschäfte, um nach etwas Essbarem zu suchen.
Meistens ohne Erfolg, da vieles ungenießbar war. In der Molkerei fanden wir dann Gott sei Dank noch einige Kisten Camembert-Käse, und der Hunger war erst einmal gestillt. (Seitdem steht der Camembert öfter auf meinem Speiseplan.). Im Februar 1945 wurde bei uns im Garten ein Feuer gemacht, die Erde aufgetaut und meine Eltern in Decken gehüllt unter dem Kirschbaum begraben. Ich selbst durfte nicht dabei sein. Es waren nur Frau Gutsche, ihr Sohn Günther und meine Schwester, welche das Grab ausgehoben haben.

Im Juni 1945 mußten wir und Frau Schmiel mit ihrer 3-jährigen Tochter, welche auch in unserer Straße in Meseritz wohnte, dann innerhalb von 10 Minuten unsere Heimat verlassen. Elternlos und ausgehungert, die Schuhe durchgelaufen ging es barfuß weiter bis zur Oder. Die ganze Zeit schob ich dabei den Kinderwagen, in dem die Kleine saß, begleitet und getrieben von russischen Soldaten.
Als wir über die Oder waren, zog uns der Treck mit durch das zerstörte Berlin in Richtung Ludwigslust. Dort durften wir aber nicht bleiben, und man schickte uns wieder zurück. So kamen wir bis nach Lübbenau. Unterwegs mußten wir ständig um etwas Essbares betteln. Ich weinte und schämte mich so sehr und wäre lieber verhungert, aber meine Schwester bettelte dann für mich mit.

Die Jahre danach
In Lübbenau bekamen wir ein Quartier im Hotel »Strand der Spree« für eine Nacht zugewiesen. Länger konnten und wollten wir dort nicht bleiben, weil die Betten voller Kleiderläuse und Ungeziefer waren. Der Bürgermeister brachte uns danach nach Lübbenau- Stennewitz zu einem Bauernhof. Dabei wurden wir als Zigeuner und Lumpenpack beschimpft. Diese Demütigungen werde ich so lange ich lebe nie vergessen.

Dort wohnten wir zu viert in einem Zimmer; darin standen zwei Betten, ein Tisch mit 3 Stühlen und ein eiserner Kanonenofen. Inzwischen war es Winter geworden, und da wir kein Heizmaterial besaßen, sind wir jede Nacht heimlich zu den Bahngleisen gelaufen und warteten, bis Kohlenzüge kamen. Es war wieder sehr kalt. Wir hatten das Glück, einen Bahnwärter kennen zu lernen, der uns lange Stangen gab, um mit diesen ein paar Kohlen aus den offenen Waggons zu stäkern. Damit konnten wir dann unser Zimmer einigermaßen erwärmen.
Das schlimmste war aber der Hunger. Meine Schwester und Frau Schmiel gingen über die Dörfer zum »Hamstern« und brachten zum größten Teil nur ein paar Kartoffeln mit. Diese wurden gekocht, zerdrückt und dann auf das zugeteilte Brot geschmiert.

Zum Waschen bekamen wir ebenfalls auf Zuteilung »Lehmseife«. Wie diese hergestellt wurde, weiß ich bis heute nicht. Später gab es dann die etwas bessere Schwimmseife, womit auch die Wäsche gewaschen wurde, und zur Läusebekämpfung wurde Essig verwendet.

Um das Leben etwas zu verbessern, gab es in dieser Zeit einen Schwarzen Markt in Berlin- Ostbahnhof. Also besorgten meine Schwester und Frau Schmiel aus den Gurkeneinlegereien in Lübbenau Sauerkraut und saure Gurken. Damit fuhren wir nach Berlin und tauschten die Ware gegen Bekleidung, Nahrungsmittel und gute Seifen ein.
Die Züge hin und zurück waren total überfüllt, und viele Menschen mußten auch auf den Trittbrettern oder den Dächern sitzen. Bei diesen Fahrten gingen wir jedes Risiko ein, auch das einer Razzia auf dem Schwarzen Markt.
Hamsterzüge, Quelle Bundesarchiv
Gott sei Dank hatten wir immer Glück, es war ein Kampf ums Überleben. Mit 13 Jahren nahm ich in Lübbenau den Schulunterricht wieder auf. Ich wurde sehr genau geprüft, da ich ja keinerlei Zeugnisse vorweisen konnte, und kam in die 8. Klasse. Danach 3 Jahre Berufsschule, und nebenbei wurde fleißig gearbeitet beim Bauern, in der Gurkeneinlegerei und beim Zahnarzt.

Meine Schwester lernte in Lübbenau den Uhrmachermeister Richard Burisch kennen und heiratete 1948 in Lübbenau. Sie bekam zwei Kinder, einen Sohn und später die Tochter Brigitte. Diese wohnt jetzt mit ihren beiden Kindern, Christian und Christin, in Fürstenwalde (Brandenburg). Meine Schwester gab nach dem Tod ihres Mannes das Geschäft auf und lebt heute 80-jährig noch in Lübbenau.
Seit der Hochzeit meiner Schwester mußte ich nun sehen, wie ich alleine weiterkomme. Ich wollte schon immer sehr gern Auto fahren und nahm an einer Fahrschule teil und bekam 1950 den Führerschein für alle Klassen, fuhr dann bei einem Spediteur Lkw und lernte dort meinen Mann kennen.

Die einmalige Begegnung mit Professor Manfred von Ardenne

Im September 1956 fuhren mein Lebensgefährte Heinz Stahn und ich in einem selbst zusammengebauten Opel Cabrio nach Dresden in den Urlaub.
Im Nobelviertel Weißer Hirsch  suchten wir uns eine Pension, durften dort aber nicht wohnen, weil wir noch ledig waren. Also gingen wir zum Standesamt II in Dresden und ließen uns trauen. Zurück zur Pension, und alles war in Ordnung. In unserer Pension Haus Sonnenblick  erwartete uns die Wirtin mit ihrer kleinen Tochter. Sie überreichte uns einen großen Blumenstrauß und sagte ein wunderschönes Gedicht auf.
Danach sind wir im Luisenhof, nahe unserer Pension zum Abendessen gegangen. Wir saßen beide allein am Tisch, da kam ein Herr zu uns und fragte, ob er sich setzen darf. Im Laufe des Gesprächs erzählten wir von unserer Hochzeit.
Daraufhin bat er uns, seine Gäste zu sein. Wir waren erstaunt, weil er uns völlig fremd war. Dann stand er plötzlich auf und forderte alle anwesenden Gäste vom Hotel auf, an unserer Hochzeitsfeier teilzunehmen. Uns war sehr mulmig zu Mute, weil wir glaubten, er sei ein Betrüger, und wir müssten am Ende die Zeche selber bezahlen. Soviel Geld hatten wir aber nicht. Trotzdem feierten und tanzten wir bis Mitternacht.

Am nächsten Tag erkundigten wir uns nach der Rechnung, aber alles war bezahlt. Wer war der nette Mensch, fragten wir. Da erfuhren wir, es war der berühmte Physikprofessor Manfred von Ardenne [1907  1997]. Sein Institut war gleich in der Nähe. Er lud uns zu sich ein, aber wir haben dieses Angebot abgelehnt, denn wir wollten nicht den Eindruck erwecken, als wollten wir diese Gelegenheit ausnutzen.

Dies war eine wundervolle Begegnung, obwohl wir nach den wirren Kriegsjahren sehr vorsichtig im Umgang mit fremden Menschen waren, aber daraus entstand eine langjährige Freundschaft.
Vor 10 Jahren starb Professor v. Ardenne im Alter von 90 Jahren. Seine Worte werden nie vergessen sein. Er sagte zu mir: Mädchen, lerne nur, so viel du kannst.  Er widmete mir sein letztes Buch Ihnen bin ich begegnet , worüber ich sehr dankbar bin, denn es bedeutet mir sehr viel.

Anfang der 90er Jahre besuchten mein Mann und ich noch einmal den Luisenhof und schauten von dort auf die wunderschöne Stadt Dresden. Wir gingen auch am Institut vorbei, hatten aber nicht den Mut, hinein zu gehen. Später haben wir dies sehr bedauert. Was mich sehr freut, ist der Kontakt per E-Mail mit den Söhnen Alexander und Thomas von Ardenne.

Nach unserer Hochzeit nahm mein Mann ein Studium zum Diplom-Ingenieur auf, und danach übernahm er in Finsterwalde die Verkehrsbetriebe KOM und Spedition als Betriebsleiter. Nebenbei bildete ich mich auch weiter und arbeitete nach der Geburt meines dritten Sohnes ab 1969 bis zur Rente in der Radiologie im Kreiskrankenhaus Finsterwalde. Außerdem war ich Mitarbeiterin beim Staatlichen Komitee für Rundfunk beim Ministerrat der DDR  und für unser Kollektiv verantwortlich für Sport und Kultur.
Im Krankenhaus haben wir viele Schüler ausgebildet und wir treffen uns bis heute jährlich einmal alle im Krankenhaus und feiern gemeinsam. In diesem Jahr, an meinem 75. Geburtstag, bekam ich von der Krankenhausleitung ein wunderschönes Geschenk überreicht.

Im Jahr 1969 kauften wir uns ein Haus am Stadtrand von Finsterwalde, in der Nähe vom Segelflugplatz. Meine beiden älteren Söhne lernten dort die Segelfliegerei. Nach dem Abitur wollten sie unbedingt Piloten werden. Sie mussten aber erst zur Offiziershochschule, sonst wäre nichts daraus geworden. Sie haben es aber doch geschafft.
Mein jüngster Sohn Volkmar begann nach dem Schulabschluß eine Lehre als Elektromonteur und lebt jetzt mit seiner Familie in Liebersee. Wir waren eine glückliche Familie und es ging uns immer gut. Leider ist mein Mann 1997 an Krebs gestorben, das war sehr schwer für mich. Danach habe ich mit meinen Enkelkindern sehr viele Flugreisen gemacht und die halbe Welt gesehen. Ich habe 6 Enkelkinder. Mein ältester Sohn Heinz- Dieter hat 4 Kinder, mein zweiter Sohn Andreas ist geschieden und hat keine Kinder und mein dritter Sohn Volkmar hat 2 Kinder.
Mein ältester Sohn ist Mitglied im Schützenverein. Dort bin ich Ehrenmitglied, mein Sohn Andreas ist ebenfalls Mitglied in einem Schützenverein. Langeweile kommt bei mir nicht auf. Jetzt wohne ich alleine in meinem Haus, aber meine Kinder kommen oft vorbei und helfen, wenn nötig. Einen Beschützer hatte ich allerdings, und das war meine Clivia  - eine Dalmatiner Hündin.



Dies sind meine Erinnerungen, an deren Ende ich ein großes Dankeschön an Familie Gutsche stellen möchte, die uns so liebevoll aufgenommen hat. Im Januar 1945 war Frau Gutsche hochschwanger und wurde mehrmals von den Russen vergewaltigt.
Am 17. März 1945 wurde ihr kleiner Sohn Gustav Gregor sehr krank geboren. Wie bereits geschrieben, mußten wir im Juni 1945 Meseritz verlassen und der kleine Sohn starb auf der Flucht. Der bereits tote Junge wurde 5 Tage lang, auf dem Handwagen gebettet, mitgenommen und dann kurz vor Frankfurt/Oder irgendwo begraben. Zu den Gutsche-Kindern habe ich heute noch guten Kontakt. Wir treffen uns oft und reden viel über diese schrecklichen Erlebnisse.


Mit Erinnerungen, Briefen und Bildern wollen wir im an die Zeit vor ca. 80 Jahren erinnern, eine Zeit, in der wir noch Kinder waren. Sie dürfen nach so langer Zeit mit Zustimmung ihrer Schreiber und Empfänger, mit gebührender Achtung und im Interesse unserer Geschichte veröffentlicht werden. Durch ihre Nähe zu den Ereignissen sind sie für uns unübertroffene Zeitzeugen. Wir danken unseren Heimatfreunden dafür, daß sie uns ihre wertvollen Zeitzeugnisse zur Verfügung stellen.