Der Bibliothekar der Zaluski-Bibliothek Jan Daniel Janocki
Von Dr. Martin Sprungala

Bibliothekar der Zaluski-Bibliothek, Jan Daniel JanockiDie Zaluski-Bibliothek in Warschau war zu ihrer Zeit berühmt und ist bis heute bekannt – weit weniger ist dies ihr deutscher Bibliothekar Jan Daniel Janocki (1720-1786), 1786), dabei ist seine Vita sehr interessant.

Geboren wurde er Ende Dezember 1720 als Sohn eines Schneiders und Holzhändlers in der großpolnischen Stadt Birnbaum/Miedzychód als Johann Daniel Jänisch. Seine Eltern waren evangelische Deutsche oder Sorben. Die Vorfahren stammten aus der Lausitz. Seine Muttersprache war Deutsch, aber er betrachtete Polen als seine Heimat.
Seine schulische Ausbildung erhielt er an der Heilig-Kreuz-Schule in Dresden und studierte danach mit Hilfe eines Stipendiums von 1738 bis 1744 in Schulpforta, dem ehemaligen thüringischen Zisterzienserkloster Pforta.
Seine Schulkollegen waren unter anderem die Dichter Friedrich Klopstock (1724-1803) und Johann Elias Schlegel (1719-1749). Er nutzte seine Kontakte, um viel lernen und lesen zu können.

So lernte er auch Józef Zaluski kennen und wurde 1745 sein Sekretär und Bibliothekar. Die Familie Zaluski gehörte nicht zu den reichen und einflußreichen Adelssippen in Polen, aber sie hatten einige bedeutendere Ämter inne. Józefs Vater Aleksander Józef Zaluski (1652-1727) war, ebenso wie schon sein Vater Aleksander Zaluski (1608-1693), Wojewode von Rawa Mazowiecka und Marschall des Krontribunals. Den noch größeren Einfluß hatte jedoch sein Onkel Andrzej Chryzostom Zaluski (1650- 1711).
Er war Kanzler der Königin Maria Kazimiera de La Grange d‘Arquien (1641-1716), der Gattin von König Jan III. Sobieski, gewesen, und war Bischof von Kiew (1683-92), Plozk (1692-99) und dem Ermland (seit 1698), zudem in diplomatischer Mission in Frankreich und Spanien unterwegs. Das hohe Amt des Krongroßkanzlers übte er von 1702 bis 1706 aus.

Józef Zaluski Józef Zaluski wurde am 12.1.1702 in Warschau geboren und erhielt seine Ausbildung an höheren Schulen in Warschau, Krakau und Danzig. Anschließend studierte er in Paris an der Sorbonne.
Im Jahr 1727 wurde er zum Priester geweiht. Seine Bemühungen um einträchtige Pfründe verliefen nicht so erfolgreich. Zwar erhielt er die Verleihung der Zisterzienserabtei Priment /Przemêt, Kr. Bomst durch den König, aber es waren schlechte Zeiten in Polen.
Der König starb im darauffolgenden Jahr und um die Nachfolge entbrannte mal wieder ein Erbfolgestreit, der sich zu einem regelrechten Erbfolgekrieg zwischen Augusts Sohn, August III., Kurfürst von Sachsen, und dem im französischen Exil lebenden Gegenkönig und König Stanislaw I. Leszczynski. Józef Zaluski war offensichtlich Anhänger des Leszczynski, denn er folgte ihm nach Lothringen.

Seine Bemühungen um eine Abtei brachten ihm doch noch den gewünschten Erfolg, wenn auch nicht in Priment. Hier hatte inzwischen ein anderer Abt amtiert, der aber bald darauf gestorben war und um dieses Amt bemühte sich inzwischen Stefan Hieronim Turno, dem man das Kloster übergab.
Zaluski hatte nämlich erneut eine Ablehnung seiner Amtsübernahme aus dem Vatikan erhalten. Er erhielt dann die Zisterzienserabtei Wonchock (Wachock, 1759-62). Im selben Jahr wurde er auch Bischof von Kiew und übte das Amt bis zu seinem Tod aus.
Zusammen mit seinem Bruder Andrzej Stanislaw Kostka Zaluski (1695-1758) gründete er 1747 in Warschau die bekannte Zaluski-Bibliothek (Biblioteca Zalusciana).


Zaluski Bibliothek in Warschau - Quelle Internet


Sie zählte im 18. Jahrhundert zu den weltweit größten ihrer Art und war als erste Polen-Litauens für die Öffentlichkeit zugänglich. Infolge des Kosciuszko-Aufstands ließ die Zarin die Buchbestände 1795 beschlagnahmen und nach Moskau bringen. Ihr Schwerpunkt lag in den Naturwissenschaften, aber bedeutsam für die Region wurde sie durch einen ihrer Bibliothekare.

Politisch vertrat Józef Zaluski mehrfach die erfolglosere politische Richtung. Nachdem er auf Leszczynski gesetzt hatte, blieb er ein Anhänger der Wettiner und opponierte gegen Stanislaw II. August Poniatowski. Auch gegen die russische Politik trat er vehement auf, was ihm im Konföderiertenkrieg zum Nachteil gereichte.
Er wurde 1767 gefangen genommen und als politischer Gefangener bis 1773 in Kaluga bei Moskau interniert. Kurz nach seiner Freilassung starb er am 7.1.1774.

Sein Bruder und Mitgründer der Bibliothek Andrzej Stanislaus v. Zaluski hatte eine ähnliche Ausbildung genossen wie er. Nach den Studien in Danzig ging er nur nach Rom. Seine kirchliche Laufbahn begann er als Abt und bereits mit 27 Jahren wurde er 1723 zum Bischof von Plozk geweiht. 1736 wechselte er dann nach Luzk in Wolhynien und drei Jahre später nach Kulm (Chelmo). Eines der höchstangesehenen Bistümer nahm er 1746 ein, als er Bischof von Krakau wurde.
In den Jahren 1735 bis 1746 hatte er das hohe Amt des Großkanzlers der polnischen Krone inne. Als solcher war er beim Reichstag in Fraustadt (Wschowa) 1737 anwesend und gehörte zu den Mitunterzeichnern des Konkordats, das die Besetzung der Abteien mit Kommendatar-Äbten regelte. Er selbst wurde 1742 bis 1746 Abt des Zisterzienserklosters Paradies bei Meseritz / Miedzyrzecz.
Auch dieses Amt gab er offenbar auf, als er Bischof von Krakau wurde. Diese beiden Adeligen wurden 1745 Arbeitgeber für Johann Daniel Jänisch. Wie es oft in solchen Dienstverhältnissen vorkommt, paßte sich Jänisch seinem neuen Umfeld an und fünf Jahre später trat er am 30.11.1750 zum Katholizismus über und änderte seinen Namen in Janocki (auch Janozki) und legte sich offenbar in Anlehnung an seine Arbeitgeber die weiteren Vornamen „Andrzej“ und „Józef“ zu. Janocki stieg bis zum Präfekt der Bibliothek auf.

Er stand mit vielen Institutionen und Mitmenschen in Kontakt und fungierte auch als Korrespondent der Leipziger „Neuen Zeitungen von Gelehrten Sachen“. Auch ansonsten war er publizistisch sehr aktiv. Zu seinen Hauptwerken zählte das mehrbändige biographisch-bibliographische WoÅNrterbücher „Polonia litterata nostri temporal“ aus den 1750er Jahren, das in Breslau auch in Deutsch als „Lexikon derer itztlebenden Gelehrten in Polen“ erschien. Weiterhin erstellte er Bibliotheksverzeichnisse seines Arbeitsplatzes und Kataloge mit inhaltlichen Beschreibungen von Manuskripten und Handschriften.

Janocki starb am 29.9.1786 in Warschau (oder Bomst) im Alter von 65 Jahren.