Herkunft der Ehepartner in Meseritz 1824–1835
von Walter Kintzel



Im Rahmen der Nachforschungen zur Familiengeschichte des Sattlermeisters Paul Kintzel, Meseritz Kirchstraße 16 stieß ich auf interessante Daten aus der Geschichte von Meseritz. Solche markanten Daten aus den Listen Geburt – Hochzeit – Tod aus den Genealogieprogrammen MyHeritage und Ancestry und insbesondere aus den Kirchenbuchduplikaten (evangelische Parochie Meseritz) über die Einwohner meiner Geburtsstadt Meseritz sollen mitgeteilt werden.

Es geht dabei um Familiennamen, bei Trauungen um die Herkunft der Brautpaare, den Berufen des Mannes, die Vornamen der Täuflinge und die Todesursachen („Krankheitsursachen“). Berücksichtigt wurden im Allgemeinen Angaben aus der Stadt Meseritz, der Vorstadt und der Winitze.

Der angegebene Zeitraum (1824-1835) charakterisiert die erste Generation im Königreich Preußen, die in jenen Jahren im Heiratsalter waren. Mit der II. polnischen Teilung im Jahr 1793 war Meseritz an Preußen gefallen. Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Januar 1818 der Kreis Meseritz im Regierungsbezirk Posen in der preußischen Provinz Posen.

Heiratskreis
Der Heiratskreis ist das räumlich und sozial begrenzte Umfeld, in dem in der Regel die Partnerwahl und die Eheschließung erfolgen. Der räumliche Heiratskreis wurde vor allem durch den Heiratsradius und die territoriale Mobilität bestimmt. Große Wälder, Seen oder Flüsse wirkten als Heiratsschranken. Räumliche Nähe und Nachbarschaft war immer ein maßgeblicher Faktor für die Partnerwahl. Ein beschränkter Heiratsradius bestand für jeden Ort. Man heiratete im selben Ort bzw. ein paar Dörfer weiter.
Ortsgröße, Verkehrserschließung, Bevölkerungsdichte sind Parameter für die Nachbarschaftsgebundenheit. Beispiele: Der Anteil der Ehen, in denen beide Partner im selben Ort geboren sind, betrug noch 1957 in einer westfälischen Landbevölkerung 35%, in der oberschlesischen Dorfbevölkerung betrug dieser Anteil vor rund 100 Jahren noch 60%. Der soziale Heiratskreis wird durch Besitz, gesellschaftlichen Stand und auch Religion bestimmt, aber auch durch Bildungsniveau und Standarddenken. Man heiratet „unter sich“, soziale Extreme werden durch Eheschließung selten überbrückt.

Herkunft der Ehepartner bei Trauungen in Meseritz
Die Herkunft ist der Wohnort des Ehepartners zur Zeit der Trauung. Dabei bietet sich die folgende Einteilung an:
- Beide Ehepartner sind in Meseritz geboren (MxM)
- Ein Ehepartner ist in Meseritz geboren, der andere zugezogen (MxZ)
- Die Ehepartner sind beide Zugezogene, haben sich in Meseritz kennengelernt (ZxZ)
- Der Ehepartner stammt zum Zeitpunkt der Trauung aus einem anderen Ort. (MxaO)


JAHR MxM MxZ ZxZ MxaO
1824 4 9 0 8
1825 13 4 0 14
1826 9 10 0 16
1827 7 10 0 12
1828 7 13 1 7
1829 3 3 1 7
1830 6 6 0 2
1831 4 5 1 12
1832 13 25 1 12
1833 13 10 0 9
1834 6 5 0 11
1835 7 8 0 9
Summe 92 108 4 119



Aus den Zahlen geht hervor, dass bei 323 Trauungen 204 Ehepartner aus Meseritz stammten, also in der unmittelbaren Umgebung geheiratet wurde. Bei folgenden Familien kamen beide Ehepartner aus Meseritz:
Bachmann, Baum, Bendach, Berndt, Bieske, Blume, Blutke, Böhm, Bormann, Briese, Clemens, Eickberg, Emmrich, Entreß, Falkenhahn, Fechner, Feige, Fischer, Fritsche, Gideon, Gräber, Günther, Haake, Hahn, Hoffmann, Hübner, Huhn, Jähnicke, Kern, Kirst, Kittwagen, Klär, Klein, Klier, Knispel, Köhler, Korbe, Kuphahl, Kurzahn, Lache, Lehmann, Leiske, Lencher, Lody, Mäter, Mehn, Menke, Mül-ler, Papke, Poplie, Püfke, Radecke, Radsch, Rennock, Richter, Sagner, Sawade, Schmidt, Schneeweiß, Schultz, Schultze, Schulz, Semerau, Starke, Studneaski, Thomä, Töbs, Tschech, Weinert, Weiß, Wotschke, Zillmann, Zilm.


Meseritzer heiraten Zugezogene
Ein Ehepartner ist in Meseritz geboren, der andere zugezogen, weil er hier Arbeit fand. Die beiden Ehepartner haben sich in Meseritz kennengelernt.

Beispiele dazu sind:
Der Schuhmachergeselle Carl Ludewig Arendt aus Meseritz heiratet 1824 Maria Elisabeth
Lischke, die Tochter des Grunziger Gärtners Christian Lischke, „welche 8 Jahre hier gedient hat“.
Der Bauernsohn Jacob Gaydka aus Stokke, „welcher 2 Jahre in hiesiger Stadtmühle gedient hat“, heiratet 1824 Maria Dorothea Dietze, die Tochter eines Eigentümers aus der Meseritzer Vorstadt.
Der Gärtnersohn Johann Gottfried Pletze aus Weißensee, „welcher 6 Jahre hier gedient hat“, heiratet 1824 Anna Dorothea Engelmann, die Tochter eines Tagearbeiters (Tagelöhners) von der Winitze.
Der Brauermeister Johann Friedrich Becker „auf hiesigem Schloß seit drei Jahren“, vermählt sich 1826 mit der „Jungfer Juliane Rosamunde Dehnicke, der jüngsten Tochter des Bürgers und Ackerältesten Johann Gottlob Dehnicke allhier.“
Der Tagearbeiter Martin Baum von der Winitze, ein Witwer, heiratet 1832 Maria Elisabeth Geisler, eine Witwe, die ursprünglich in Grätz bei Schwiebus wohnte, „die seit sechs Jahren auf hiesigem Dominium dient.“
Friedrich Benjamin Wandrey, „hiesiger Bürger und Töpfermeister, ein Witwer“, heirate 1832 die Jungfer Caroline Sophie Zeim, die ursprünglich aus Schwerin/W. kam, „welche drei Jahre bei ihrem Bräutigam gediente“.

Interessante Angaben zu den Zugezogenen
Einige der zugezogenen Personen haben sich in Meseritz kennengelernt und wurden hier getraut. Dazu einige Beispiele:
1828 wurde der Bauernknecht Christian Seiffert aus Petersdorf bei Lagow, der „hier seit 9 Jahren diente“, mit Johanne Luise Simsch aus Hütten-Hauland bei Tirschtiegel, die „gleichfalls seit Jahren hier diente“, in der Stube getraut.
1829 wurde der Zimmergeselle Johann George Seyde aus Politzig, der „seit 5 Jahren hier schon arbeitete“, mit Anna Dorothea Hampel aus Züllichau, die „seit 13 Jahren hier diente“, in der Stube getraut.
1831 wurde Anton Lausz aus Neu Schillen, „seit drei Jahren Knecht auf hiesigem Dominium“, mit Eva Rosina Schwenzer aus Neu Merine bei Birnbaum, die „Braut diente seit Jahren auf hiesigem Dominium“, in des Predigers Wohnung getraut.

Eintragungen in das Trauregister
Erstaunlich und aufschlussreich sind manche Eintragungen – Verwandtschaftsverhältnisse, Namen und Beruf der Vorfahren - ins Trauregister, wobei auch Ereignisse aus der Zeit vor der Trauung aufgeführt werden.


Schieferdachdecker Schwarz (1825)





Schönfärber Jetze (1827)





Goldschmied Reifel (1827)





Apotheker Weisse (1829)





Tischlermeister Overbeck (1833)





Aus welchen Orten kamen die Ehepartner der Meseritzer?
Damit ist gemeint, daß der Ehepartner – Mann bzw. Frau – zum Zeitpunkt der Heirat aus einem anderen Ort kam. Nachweisbar sind die nachfolgend aufgeführten Orte.

Dörfer aus der Umgebung von Meseritz:
Bauchwitz, Bobelwitz, Heidemühle, Janau, Kainscht, Nipter, Obergörzig, Pieske, Schierzig, Solben, Tempel, Weißensee, Wischen.

Entfernt liegende Orte:
Berlin, Birnbaum, Bojonowa, Brätz, Chodziesen, Crossen, Drossen, Ernskirchen (Bayern), Frankfurt/ Oder, Garbatka, Gleißen, Gnesen, Görlitz, Grätz, Grünberg, Hirschberg, Hormsdorf, Jordan, Kalisch, Karge, Küstrin, Lagowiz, Landsberg/W., Langweil, Liebe, Liebenau,Neutomischel, Neuwalde, Oscht, Paradies, Posen, Prittisch, Reichenbach (Oberschlesien), Rogasen, Rohrbruch, Rokitten, Rybojadel, Sagan, Scharfen Ort, Schmiegel, Schwanitz, Schwarmitz, Schwenter, Schwerin/W., Schwiebus, Sonnenburg, Staphanowo, Starpel, Tirschtiegel, Trebschen, Warschau, Zielenzig, Züllichau.

Fazit
Zwar sind wir späte Nachfahren nicht mehr in der angestammten Heimat, aber indem wir unsere Altvorderen aus dem anonymen Meer der Geschichte namentlich hervorholen und sie inunsere Erinnerungen aufnehmen, werden wir ihnen gerecht und verschaffen ihnen die Achtung der Nachgeborenen.