Buchempfehlungen

„Die andere Seite des Kriegsendes – 1945 in und um Prittisch/Przytoczna“ von Andrzej Chmielewski

Die andere Seite des Kriegsendes – 1945 in und um Prittisch/Przytoczna
gelesen von Dr. Wolfgang Kessler


Die deutsche Geschichte der Kreise Meseritz und Schwerin (Warthe) endete für die meisten deutschen Bewohner mit der Flucht vor der Roten Armee im Januar 1945. Wer blieb oder nicht fliehen konnte, wurde spätestens 1946/47 – so die polnische Sichtweise – ausgewiesen, aus deutscher Perspektive vertrieben.
Die andere Seite dieser gewaltsamen Bevölkerungsverschiebung, das Schicksal derjenigen, die als Polen bleiben durften oder – aus den jetzt nicht mehr polnischen Ostgebieten vertrieben – angesiedelt wurden, wurde in der Regel in deutschsprachigen Geschichtsdarstellungen nicht, wenn überhaupt nur marginal betrachtet. Vergessen sind weitgehend die Familien, die als zivile Opfer die Flucht oder Umsiedlung auf deutscher wie auf polnischer Seite nicht überlebt haben.

Andrzej Chmielewski hat 2021 einen dreisprachigen Band über den Luftkampf über der Gemeinde Prittisch 1944 vorgelegt (vgl. HEIMATGRUSS 238, 2021, S. 39-42). Jetzt hat er im polnischen Original und in deutscher Übersetzung (S. 1-55 bzw. 56-111) sechs Berichte polnischer Zeitzeug(inn)en über ihr Schicksal gegen Kriegsende und in der Nachkriegszeit vorgelegt – die polnische Seite der Geschichte:
Andrzej Chmielewski, Wspomnenia pionierów z gminy Przytoczna. Erinnerungen an die Vorreiter aus der Gemeinde Prittisch (Przytoczna), Przytoczna : Urzad Gminy Przytoczna (ul. Rokitnianska 4, PL-66-340 Przytoczna) 2023 – www.przytoczna,pl

Florian Fabian (geboren 1921 bei Neutomischel) schreibt „Über Zwangsarbeit in Striche (Strychy)“. Die Familie wurde 1940 von ihrem Bauernhof im Kreis Birnbaum vertrieben: „Wir wurden zur Arbeit nach Striche geschickt.“ Er berichtet über die Zwangsarbeit dort in der Kriegszeit, die Ereignisse Ende Januar 1945 mit der Flucht der dort einheimischen Deutschen, dem Rückzug der Deutschen Wehrmacht und dem Vordringen der Roten Armee aus seinem Erleben.

Pawel Szarata, geboren 1928 in Goray (Goraj), berichtet, dass der Gutsbesitzer ihn und andere vor der Einberufung zum Volkssturm schützte. Er musste mit Anderen am 30. Januar neun Pferdewagen des Gutsbesitzers beladen und bis über die Oder begleiten. „An Pfingsten 1945 kehrte ich nach Goraj zurück.“ Gertruda Wojciechowska, 1928 in Neu Görzig geboren, arbeitete seit 1942 im Krankenhaus in Schwerin, das Ende Januar 1945 evakuiert wurde.

Gerard Pawlicki wurde 1932 in Hamburg geboren. Die Eltern kehrten 1933 nach Polen zurück und ließen sich in Birnbaum nieder. Nach Kriegsbeginn wurde die Familie, die die Deutsche Volksliste nicht unterzeichnet hatte, nach Prittisch „geschickt“ und musste beim Landwirt Emil Grade arbeiten.
„Dieser Bauer war gut zu den Polen.“ Hier erlebte er die Zwangsarbeit von Polen und Kriegsgefangenen. Er war Zeuge der Befestigungsarbeiten 1944, der Flucht vom Bahnhof aus im Januar 1945, der Flucht von deutschen Soldaten und von Kosaken und schließlich der Sowjetarmee, die Häuser in Brand setzte, darunter das evangelische Pfarrhaus.
Die Familie flüchtete in den Wald und nach Birnbaum. Da es dort keine Wohnung gab, kehrte sie nach Prittisch zurück. Die Deutschen im Dorf, „die wir kannten und mit denen wir während des Krieges gut zusammengelebt hatten“, wurden vertrieben. Nach dem Krieg lebte und arbeitete er schließlich in Gorzów (Landsberg/ Warthe).

Ganz anders war das Schicksal von Bronislawa Toczynska, die 1937 in der Wojewodschaft Tarnopol geboren wurde. Die Familie wurde im April 1944 von „den Deutschen“ ins Karpatenvorland evakuiert, 1945 dann in die „postdeutschen Länder“ weitergeschickt, wo die Familie in Striche Hauland in einen Bauernhof eingewiesen wurde, wovon ausführlich berichtet wird. 1954 hat Toczynska in Meseritz gearbeitet, 1956 in Meseritz geheiratet.

1938 kam Franciszek Woloszyn in Wolhynien zur Welt. 1939 besetzte die Sowjetunion das Land, 1941 die deutsche Wehrmacht. Der polnische Bevölkerungsteil litt unter Deutschen und Ukrainern. Nach Kriegsende wurden die ansässigen Polen mit der Eisenbahn nach Posen ausgesiedelt. Der Transport mit der Familie erreichte am 4. Juni 1945 Meseritz, von dort ging es nach Prittisch, wo die sowjetische Armee nach dem 20. Juni die verbliebenen Deutschen auswies. „Die Russen setzten in Prittisch viele stattliche Gebäude in Brand.“ Ein sowjetisches Fernmeldebataillon blieb noch lange stationiert.

Die Opfer der Ereignisse werden nicht ausgelassen. Die sechs Erinnerungen werden in Fußnoten im für polnische Leser notwendigen Umfang erläutert und – wenn möglich – mit weiterführenden Literaturhinweisen versehen.
Die Texte betreffen die Situation in der Gemeinde Prittisch, weisen aber immer wieder auch auf das Geschehen im übrigen Kreis Schwerin (Warthe) und im Kreis Meseritz. Das Schicksal von Nachbarn, die als Deutsche 1945/46 die Heimat verlassen mussten, wird nicht ausgeblendet, ist aber auch nicht Thema des Bandes. Die Opfer werden genannt.
Die Übersetzung von Katarzyna Sztuba- Frackowiak ist an manchen Stellen etwas unscharf (wie schon „die Vorreiter“ im Titel – das Wort „Vorreiter“ ist, i.S. von „Pionier“ oder „Wegbereiter“ zu verstehen und meint „ ... .die Menschen, die sich in den westlichen Ländern niedergelassen haben“.),insgesamt aber gut lesbar und verständlich. Was hier geschildert wird, war bislang zumindest im deutschsprachigen Schrifttum weitgehend unbekannt. Dem Autor, der Übersetzerin und der Gemeinde ist dafür zu danken.

Der Autor teilt mit, dass sein Buch in Deutschland nicht erhältlich ist. Gegen eine Pauschale von 10 Euro für Verpackungs- und Auslandsversandkosten kann der Band gratis über den Verlag bezogen werden.

Bestellungen sind bitte per E-Mail zu richten an:
wydawnictwo.literat@wp.pl






„Das schlafende Heer“ von Clara ViebigDas schlafende Heer
von Clara Viebig,
gelesen von Albrecht Fischer v. Mollard


Zwischen Geschichte und Mythos

„Das schlafende Heer“ ist der zweite sogenannte Ostmarkenroman von Clara Viebig. Er erschien erstmals 1904 und behandelt die deutsche Ostkolonisation im Kaiserreich. Die Autorin griff damit erneut ein Thema auf, dem sie sich schon in ihrem ersten Roman, „Wildfeuer“, zugewandt hatte. Dieser war 1896 in insgesamt 66 Folgen in der Berliner „Volks-Zeitung“, zu Lebzeiten Viebigs aber nie als Buch erschienen. Erst 2022 brachte der Rhein-Mosel-Verlag das vergessene Erstlingswerk als Buch heraus und machte es damit dem Publikum wieder zugänglich.

„Das schlafende Heer“ wurde zu einem Bestseller und in den drei Jahren nach seinem Erscheinen in sage und schreibe 27 Auflagen gedruckt. Lange Zeit nicht verfügbar, hat der Rhein-Mosel- Verlag den Roman 2023 wieder neu aufgelegt.

Im Vorwort der jetzt erschienenen Neuauflage heißt es weiter „In „Wildfeuer“ gestaltete Clara Viebig einen literarischen Stoff vor dem Hintergrund des Gegensatzes zwischen Deutschen und Polen in der preußischen Provinz Posen. Es sei daran erinnert, dass es zu dieser Zeit keinen polnischen Staat gab und das Land zwischen Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt war. 1902 erschien ihr Roman „Die Wacht am Rhein“, in dem sie eine andere Grenzlandproblematik literarisch verarbeitete, die Integration des Rheinlands in den preußischen Staat. Hier ist der Antagonismus zwischen dem nüchtern-disziplinierten Lebensgefühl der Preußen und der Lebenslust der zu den französischen Nachbarn hin orientierten Rheinländer die Folie, vor der die Handlung spielt. In „Das schlafende Heer“ wurde der Gegensatz zwischen verschiedenen nationalen Gruppen erneut ihr Thema, nun wieder, wie schon in „Wildfeuer“, der zwischen Deutschen und Polen. Anders als in „Die Wacht am Rhein“, wo sie für keine der beiden Seiten Partei ergreift, ist dies in „Das schlafende Heer“ anders. ....“
Äußerer Anlass für den Roman „Das schlafende Heer“ und die erneute Beschäftigung mit der Ostproblematik war für Clara Viebig der Selbstmord des Landrats Kurt von Willich aus dem Posener Kreis Birnbaum am 21. Juni 1903. Willich war ein überzeugter Verfechter des Deutschtums, der wesentliche Charakterzüge der Figur des Baron Doleschal trägt ...“
„Clara Viebig kritisiert die preußisch-deutsche Polenpolitik nicht offen, aber sie beklagt die Zustände, insbesondere die sozialen, die aus der Zwei-Klassen-Gesellschaft in Posen resultieren. Dem Leser wird ohne Zweifel klar, auf welcher Seite Clara Viebig steht: auf der der sozial Benachteiligten, der politisch Entrechteten und den schuldlos Leidenden. Sie sympathisiert mit den polnischen Landarbeitern, die in unwürdigen Verschlägen hausen, fast keine Sprache mehr für ihr Leid haben, dafür aber oft ein umso größeres Herz. Das ihnen gegenüberstehende herrische Sendungsbewusstsein der deutschen Oberschicht lehnt die Autorin ab.
Den Schäfer Dudek lässt sie die wahrhaft prophetischen Worte sagen: »Alle Deutschen werden sterben, die sich in dieses Land gewagt haben. Alle Deutschen jenseits der jetzigen Grenze werden vertrieben werden. Wartet nur ab.« Die Mahnung, die in diesem Roman steckt, wird damit offenkundig ... “

Zur Autorin erfahren wir auf der Website des Verlages u.a.:
Clara Viebig wurde am 17.07.1860 als Tochter von Ernst und Clara Viebig in Trier geboren. Beide Eltern stammten aus der damaligen preußischen Provinz Posen.
Der Vater war als Oberregierungsrat in die ebenfalls preußische Rheinprovinz nach Trier versetzt worden und kam 1868 als stellvertretender Regierungspräsident nach Düsseldorf. Die Landschaft an Mosel und Rhein, in der sie Kindheit und Jugend verbrachte, und die sie auch später immer wieder besuchte, spielt in ihrem literarischen Werk eine wesentliche Rolle.
Nach dem Tod des Vaters zog ihre Mutter mit ihr 1883 nach Berlin. Clara Viebig studierte an der Musikhochschule Gesang und besserte danach durch Musikunterricht die Beamtenpension der Mutter auf. Seit 1894 versuchte sie auch als Autorin Geld zu verdienen, indem sie Geschichten und kleinere Erzählungen für Zeitungen schrieb.
1896 heiratete sie den Verleger Friedrich Theodor Cohn und veröffentlichte von nun an ihre Werke im Verlag F. Fontane & Co., Berlin, bei dem ihr Mann Teilhaber war und den er später als Alleininhaber übernahm.

Es begann eine fast zwei Jahrzehnte andauernde und äußerst fruchtbare Schaffensperiode, in der Clara Viebig ihr literarisches Talent entwickelte und entfaltete. Nach Novellenbänden, Schauspielen und Romanen gelang ihr zur Jahrhundertwende mit dem Eifelroman »Das Weiberdorf« der entscheidende Durchbruch. Schon der Vorabdruck in der Frankfurter Zeitung sorgte für einen Skandal. Später kam das Buch auf den Index der Katholischen Kirche – es sollte seiner Popularität keinen Abbruch tun. Fast jedes Jahr veröffentlichte die nun bekannte und anerkannte Autorin einen Roman oder einen Novellenband. »Das tägliche Brod«, »Die Wacht am Rhein«, »Vom Müller-Hannes«, »Das schlafende Heer«, »Naturgewalten«, »Einer Mutter Sohn«, »Absolvo te!«, »Das Kreuz im Venn«, »Die vor den Toren«, »Die heilige Einfalt«, »Das Eisen im Feuer« und »Heimat« sind nur eine Auswahl der von 1900 bis 1914 herausgekommenen Titel. Auch durch den Einschnitt, den der erste Weltkrieg und die folgenden Umwälzungen mit sich brachten, wurde die Schaffenskraft Clara Viebigs nicht gebremst. Es entstanden unter anderem die historischen Romane »Unter dem Freiheitsbaum«, »Charlotte von Weiß«, »Prinzen, Prälaten und Sansculotten« und »Der Vielgeliebte und die Vielgehaßte«. Erst die Nazizeit ließ ihre literarische Produktivität erlahmen. Am 31.07.1952 verstarb Clara Viebig in Berlin. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin wurde die Urne mit ihrer Asche im Ehrengrab des Vaters auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof beigesetzt.

Nach dem Krieg geriet die einst so populäre Autorin mehr und mehr in Vergessenheit. Erst in den 80er und 90er Jahren wurden einige ihrer Werke, z.T. in gekürzter Form, neu aufgelegt. Doch nun scheint uns eine Clara Viebig-Renaissance ins Haus zu stehen. Die Bücher der Autorin sind wieder gefragt. 1992 wurde in Bad Bertrich die Clara-Viebig-Gesellschaft gegründet, 2008 Eröffnung des Clara-Viebig-Pavillons, Ausstellung und Archiv über Clara Viebigs Leben und Werk.

In Originalversion herausgegeben vom Rhein-Mosel-Verlag.
Clara Viebig »Das schlafende Heer«;
Broschur, 394 Seiten,
ISBN: 978-3-89801-126-6,
Preis 14,90 Euro





Andrzej Kirmiel - Zydzi w Miedzyrzeczu. Miedzyrzecz : Muzeum Ziemi Miedzyrzeckiego im Alfa Kowalskiego, 2021Juden in Meseritz
von Andrzej Kirmiel,
gelesen von Dr. Wolfgang Kessler


Andrzej Kirmiel muss den Lesern des „Heimatgrußes“ nicht vorgestellt. Der Leiter des Meseritzer Museums befasst sich seit mehr als 20 Jahren mit der jüdischen Geschichte des Kreises Meseritz und der Wojewodschaft Lubuskie. Wir verdanken ihm die Geschichte der Juden in Schwerin (2002) und in Betsche (2017).

Im „Heimatgruß“ Nr. 237 (2021) hat er die bis dahin weitgehend unbekannte Geschichte der jüdischen Gemeinde in Meseritz dargestellt. Diese Geschichte hat er jetzt zu einem Buch „Juden in Meseritz“ (Zydzi w Miedzyrzeczu. Miedzyrzecz : Muzeum Ziemi Miedzyrzeckiego im. Alfa Kowalskiego, 2021) erweitert. Auf den Abriss der Geschichte der „Juden im Meseritzer Land“ folgt die Darstellung der Geschichte der jüdischen Gemeinde der jüdischen Gemeinde in Meseritz. Auf die Darstellung folgen das Quellenverzeichnis und die Bibliographie. Im Anhang findet man ein Verzeichnis von 142 Opfern der nationalsozialistischen Judenverfolgung aus Meseritz (S. 58-67).
38 Abbildungen ergänzen die Darstellung. Die Bildlegenden sind dankenswerterweise im Abbildungsverzeichnis ins Deutsche und auch ins Englische übersetzt worden. Ein wichtiges Buch, das den lange ausgeblendeten jüdischen Teil der Geschichte von Meseritz aufarbeitet.





Alles, was wir nicht erinnern – Christiane HoffmannAlles, was wir nicht erinnern
von Christiane Hoffmann,
gelesen von Judith Schewe


Ich beginne diese Rezension mit dem Ende des Buches, Epilog Nr. 2: Im Juni 2021 wurde in Berlin nach jahrelangem Hickhack der Verantwortlichen das Dokumentationszentrum Flucht und Vertreibung im ehemaligen „Deutschlandhaus“ gegenüber der Restruine des Anhalter Bahnhofs eröffnet. Kurz danach erschien in der BZ ein Beitrag von Gunnar Schupelius: „Mein Ärger - Vertriebenen-Museum verkleinert die Flucht der Deutschen 1945“. Im Herbst 2021, wir hatten wegen der Pandemie noch abwarten müssen, bis der Besuch endlich möglich wurde, wollten wir uns dann doch selbst ein Bild machen. Und waren erschüttert und zutiefst enttäuscht. Eine kältere, abstoßendere Atmosphäre als die in der zweiten Etage, die der Flucht und Vertreibung der Deutschen gewidmet sein sollte, haben wir selten erlebt. Von Empathie für die vertriebenen Deutschen war nichts zu merken, „selbst schuld“ klang da ohne Worte durch. Christiane Hoffmann ist sehr zurückhaltend in ihrer Kritik, die dieser zweite Epilog enthält, aber ich spürte in jedem Wort die Enttäuschung und die schmerzhafte Erkenntnis, dass Flucht und Vertreibung der Deutschen kein Lieblingsthema der Bundesrepublik und schon gar nicht der Berliner Regierung sind.

Mein Interesse an der Flucht-Thematik ist familiär geprägt, meine Vorfahren mussten ihr geliebtes Meseritz verlassen, die Vorfahren meines Ehemannes wurden aus Schlochau und Umgebung vertrieben. Sie alle landeten, strandeten im Osten Deutschlands, der späteren DDR. Aber sie überlebten. 2021 hatte ich selbst erst genaueres über die Flucht meiner Familienangehörigen erfahren und ich las das Buch „Flucht“ von Andreas Kossert (s.u.), seine „Kalte Heimat“ gehört schon lange zu unserer Bibliothek. Als ich die Anzeige zu Christiane Hoffmanns Buch sah, kaufte ich sofort das Hörbuch und konnte zwei Tage nicht loslassen, ich musste Martina Gedeck – die in die Haut und die Seele von Christiane Hoffmann schlüpfte – einfach nur zuhören. Ich war zu der Zeit im Ausland und nach dem letzten Satz bestellte ich das Buch, das bei meiner Rückkehr im Briefkasten lag.

Ich hatte selten den Eindruck, daß eine Sprecherin sich dermaßen in eine Rolle einfühlen kann, wie es hier Martina Gedeck tat. Jede Träne, die ihr in die Augen trat, war auch meine. Das Buch ist einerseits ein Tagebuch, daß von der absolut unglaublichen Idee berichtet, daß die Autorin den Fluchtweg ihres Vaters zu Fuß (!) noch einmal gehen will, um ihn zu begreifen, andererseits ist es ein Zwiegespräch mit ihrem kürzlich verstorbenen Vater. In diesem Zwiegespräch verwebt sie seine Kindheit, ihre Kindheit, die Ereignisse und Erlebnisse und immer wieder die Erinnerung an Rosenthal, das geliebte Rosenthal in Schlesien, das verlorene Dorf, die verlorenen Menschen, die verlorene Heimat miteinander. So kunstvoll und tief bewegend hat sich mir die Flucht und Vertreibung Deutscher nach dem zweiten Weltkrieg noch nie offenbart.

Ich bewundere die Autorin für ihre Charakterstärke und ihren Durchhaltewillen, ich selbst würde an dem Vorhaben, von Meseritz nach Groß Pankow zu laufen, jämmerlich scheitern, würde es weder psychisch noch auch nur ansatzweise physisch durchstehen. Auch wenn die heutigen Verhältnisse ja noch ausgesprochen komfortabel sind im Gegensatz zum Winter 1945. Deshalb ist mir auch rückblickend nach wie vor nicht klar, wie es Millionen Menschen geschafft haben, bei eisigem Wind, Schneestürmen, Regengüssen und ständigem Hunger, bepackt mit den letzten Habseligkeiten, teilweise Hunderte Kilometer zu bewältigen. Und das immer noch mit der Hoffnung, wie es auch bei der Großmutter und dem Vater der Autorin der Fall war, daß man zurückkehren könnte in die Heimatorte.
Die Autorin ist mit dem Hintergrund ihres Studiums (Slawistik, Geschichte und Journalistik, teilweise absolviert im ehemaligen Leningrad) geradezu prädestiniert, ihren Weg vom jetzt polnischen Rosenthal (Rózyna) bis nach Klinghart (Kriovatka), das jetzt in Tschechien liegt, auch sprachlich gut zu meistern. Sie kann sich verständigen und trifft auf Verständnis, auf Gastfreundschaft, aber auch auf Gleichgültigkeit gegenüber der Vertriebenenproblematik. Es ist sehr interessant, ihr auf Schritt und Tritt zu folgen, ich hatte Angst um sie, wenn die LKWs vorbeitosten, wenn der Weg im Moor landete oder sie sich in den Graben flüchten musste vor dem Hagelsturm. Ich zitterte mit ihr auf einer Bank im Nirgendwo, kein Restaurant offen, nichts Helles oder Freundliches in Reichweite, ich freute mich mit ihr über gastfreundliche Leute, die sie eigentlich kopfschüttelnd betrachteten, die verrückte Deutsche. Ich lauschte ihren Gesprächen und den Worten, die sie immer wieder an das neunjährige Kind, ihren Vater, richtete, das immer bei ihr war auf diesem weiten Weg.

Überaus interessant fand ich den inhaltlichen Abstecher in die jetzige Familie der Autorin, zu ihrer Tochter, die unbedingt nach Auschwitz will mit 12 Jahren, dann mit 15 eigentlich enttäuscht ist, weil sie ja „alles schon weiß aus Filmen und Büchern“. Die Berge von Brillen oder Rasierpinseln können eine 15-jährige niemals so ins Herz treffen wie mich, die ich den Großvater niemals kennenlernte, weil er in Auschwitz ermordet wurde. Er hatte wahrscheinlich so eine Brille und so einen Rasierpinsel. Davon weiß eine Jugendliche nichts, aber sie interessiert sich und beschäftigt sich mit diesen Dingen, das ist meiner Meinung nach heute viel wichtiger.
Zu den emotionalsten Szenen im Buch gehören die, in denen wie ein Menetekel bei Christiane Hoffmann plötzlich Gedanken zu Krieg und Frieden in heutiger Zeit auftauchen, wie schwarze, große unheilbringende Vögel am Himmel sind diese Gedanken. „Wir werden die Alten sein, die auf dem Wagen sitzen.“ Dieser Satz, drei Tage nach Putins Überfall auf die Ukraine gehört, Monate vorher geschrieben, ist so hellsichtig wie schrecklich. Ich würde mir wünschen, daß sehr viele dieses Buch hören oder lesen, nicht nur die, die über Flucht und Vertreibung „schon alles wissen“, nein gerade die, die damit nie in Berührung gekommen sind, die von den alten Geschichten nichts wissen wollen, die meinen, nur in der Zukunft zu leben, die sollten es wirklich lesen. Heute, mit einem Krieg, der nur 1500 Kilometer entfernt brutal und unerbittlich die Ukraine zerstört und wieder Millionen in die Flucht treibt, ist dieses Buch unendlich wichtig. Ich hoffe sehr und drücke die Daumen, daß es den Buchpreis, für den es nominiert ist, auch erringt.

Vom Verlag hätte ich mir für die Hörbuchausgabe bei audible ein PDF mit der Karte, dem Stammbaum und den Fotos, die im gedruckten Buch verwendet wurden, gewünscht.

Buch und Hörbuch erschienen im Verlag C. H. Beck, 2022





Meines Vaters Heimat –  Was er mir nie erzählte von Torkel S WächtertMeines Vaters Heimat –
Was er mir nie erzählte
von Torkel S Wächtert,
gelesen von Judith Schewe



Schmerzhafte Spurensuche

Torkel S Wächter hatte Glück, viel Glück, er wurde 1961 als Sohn von Michael Wächter in Schweden geboren, er wuchs mit ihm auf, erlebte ihn als Vater und als der Vater starb, 1983, war er ein junger, unbedarfter Mensch.
Gemeinsam mit seiner wenig älteren Schwester verstaute er die schriftlichen Hinterlassenschaften seines Vaters, so sie nicht im Müll landeten, in Umzugskartons und diese verschwanden für 17 Jahre auf dem Dachboden.
Erst dann beginnt Torkel, die Umzugskartons durchzusehen, wundert sich, glaubt, sein Vater hätte einen Zwillingsbruder Walter gehabt und begreift, dieser Walter ist sein Vater, der in Schweden 1938 Asyl suchte und dort als Michaël Wächter blieb.

Es beginnt die schmerzhafte Suche des Sohnes nach Details, nach Überlebenden, nach der Wahrheit, die ihn fast krank macht. Walter war Jude, deutscher Jude aus Hamburg, mit den besten Aussichten auf einen Studienplatz und eine gute Karriere, diese Pläne durchkreuzte die Naziherrschaft. Er betätigte sich im Widerstand, gelangte in die Fänge der Gestapo, durchlitt Untersuchungshaft, Verurteilung wegen versuchten Hochverrates und KZ. Was er durchlebte und durchlitt, liest und erfährt der Sohn aus Tagebüchern, Briefen, Dokumenten. Es ist schlimmer als alles, was er sich je vorstellen konnte.

Walter wird 1938 aus dem KZ entlassen mit der Maßgabe, Deutschland zu verlassen. Seinen Weg durch Europa bis er endlich in Schweden ankommt, den zeichnet der Sohn in diesem dokumentarischen Roman nach. Der Vater hatte seine Heimat verloren und legte absolut keinen Wert darauf, an sie erinnert zu werden oder die Muttersprache wieder zu benutzen. Für den Sohn eine irritierende Erfahrung, als er begreift, wie deutsch seine Wurzeln eigentlich sind.
Immer wieder bringt er die psychische Erkrankung SGSD (Second Generation Stress Disorder) zur Sprache, die ihn verfolgt und bedroht. Ja, auch die zweite Generation der Holocaustüberlebenden bzw. -nachfahren leidet an PTBS. Damit muss der Sohn umgehen können, wenn er die ganze Wahrheit herausfinden will. Das fällt ihm nicht leicht, aber er schafft es. Seine Reisen führen ihn dabei nicht nur in die Archive Hamburgs, er fährt auch nach Riga, wo seine Großeltern mit Zehntausenden anderen Juden ermordet wurde. Die deprimierendsten Erfahrungen macht er bei der Recherche zu den sog. Wiedergutmachungsakten. Der deutsche Bürokratismus, - der jeden Antrag abwimmelt, der nicht 100prozentig mit abgestempelten Dokumenten beweisbar ist -, ist schier unbeschreiblich.
Sehr berührend sind die sehr persönlichen Begegnungen mit der ersten Frau seines Vaters und mit seiner Cousine. Die Bekanntschaft mit Herrn „Biedermann“, dem älteren Hamburger Herrn, der sich der Transkribierung der vielen Sütterlintexte verschreibt und gleichzeitig gern „Mitglied“ der Familie Wächter werden würde, bringt ironische Momente in die Erzählung. Wobei Torkel immer hinund hergerissen ist zwischen der Hoffnung, dass Herr „Biedermann“ am Ball bleibt und dem Wunsch, ihm den Stuhl vor die Tür zu stellen. Herr „Biedermann“ ist dann auch der Einzige, der im Buch nicht mit seinem echten Namen genannt wird, aber, wenn er noch lebt, hat er sich bestimmt wiedererkannt.
Torkel S Wächter kommt trotz aller Grausamkeiten und Wirrnisse zu einem befriedigenden Schluss, auch wenn es ihm schwer auf der Seele liegt, was er erfahren hat und was seinem Vater nie über die Lippen kam. Dass die Elterngeneration die Kinder schützen wollte vor den Wahrheiten, die sie selbst nur mit Mühe verkraftet hat, ist ja hinlänglich bekannt.

Zum Hörbuch: Die Qualität des Tones hat mich nicht überzeugt, die Stimme des Sprechers Alexander Bandilla klirrte, es war kein sauberer warmer Ton zu vernehmen. Bandilla hat den Text sehr gut gelesen, dass die schlechte Tonqualität im Verlag abgenommen wurde, verstehe ich nicht. Auch der Schnitt lässt zu wünschen übrig, oftmals sind die Pausen zwischen einzelnen Sätzen so lang, dass man glaubt, das Buch wäre plötzlich zu Ende. Ärgerlich.
Fazit: Auf Grund der schlechten Tonqualität haben wir uns jetzt noch das Buch gekauft, um das Eine oder Andere noch einmal nachzulesen. Den Kauf kann ich guten Gewissens empfehlen. Ich habe selbst viel Ahnenforschung betrieben und zu einer Biografie meines Vaters jahrelang recherchiert, ich habe viele Parallelen in diesem Buch gefunden und bewundere den Autor ob seines Mutes, selbst grausamste Details nicht zu verschweigen. Ich weiß, wie schwer das ist.


Erschienen im Verlag Langen-Müller; 1. Edition, 2021, Hörbuch erschienen im United Soft Media Verlag GmbH, 2021





Flucht – Eine Menschheitsgeschichte von Andreas KossertFlucht – Eine Menschheitsgeschichte
von Andreas Kossert,
gelesen von Judith Schewe


Ich hatte das Gefühl, als hätte ich das Siegerbuch des Deutschen Sachbuchpreises 2021 gelesen. Aber das Daumendrücken hat nicht ausgereicht, trotzdem werde ich dieses Buch als meinen heimlichen Sieger betrachten und Ihnen sehr empfehlen. Es ist ein Meisterwerk und ein Wunder zugleich.

Kossert ist es gelungen, eine Menschheitsgeschichte zu verfassen, die sich erstens wirklich gut liest und die zweitens den Leser (also mich) mit unendlich vielen Details und Porträts emotional überwältigt. Drittens ist es ein Buch, daß so viel Wissen vermittelt, daß es nicht reicht, es einmal durchzulesen. Man sollte es gedruckt kaufen und immer zur Hand haben. Dieses Buch wirkt wie ein Lexikon, wenn im Fernsehen ein Land, ein Ort, ein Fluchtziel genannt wird, man wird garantiert fündig in diesem Buch, um darüber mehr zu erfahren oder sich zu vergewissern, daß man „davon doch schon einmal gelesen“ hat.
Es gibt wohl in Deutschland nur wenige, die nicht in ihrer Familiengeschichte irgendeine Form von Flucht, Vertreibung, Umsiedlung, Aussiedlung, Exil, Deportation oder sogar Mord mit sich tragen. Manch einer hat vielleicht noch nie von Eltern oder Großeltern erfahren, welche gravierenden Erlebnisse sie oder ihre Vorfahren hatten. Zu oft werden Verletzungen dieser Art verschwiegen. Allein in meiner Familie sind unterschiedlichste Erlebnisse kaum beschrieben worden.
Mein Vater schämte sich für seine ursprüngliche polnische Herkunft und behauptete bis an sein Lebensende steif und fest, er sei Nachfahre von Hugenotten, die aus Frankreich vertrieben wurden. Daß meine Großeltern aus Westpreußen als Wirtschaftsflüchtlinge ins Ruhrgebiet kamen, erfuhr ich erst nach seinem Tod.
Mütterlicherseits sind die von Kossert beschriebenen Vertreibungen aus den „Ostgebieten“ ein ewiges Trauma geblieben, erst kürzlich habe ich zufällig durch den „Heimatgruß“ Näheres erfahren. Mein jüdischer Großvater aber „wanderte“ lt. Amtsauskunft in den Osten ab – sein Tod in Auschwitz liegt mir noch heute schwer auf der Seele. Dies nur als Beispiel für die Verknüpfungen, die fast jeder Leser in diesem Buch vielleicht finden wird. Der Wissenschaftler Andreas Kossert geht die Flucht als Menschheitsgeschichte zuerst über die historischen Ereignisse an, die er brillant und nicht zu ausufernd beschreibt. Die Begriffsdeutung ist hilfreich für das, was folgt. Was den Leser an Informationen auf den ersten gut 120 Seiten erwartet, ist in der Komprimierung der geschilderten Ereignisse mehr als bedrückend.

Hinzu kommt, daß man, selbst wenn man sich bis dato gut informiert fühlte, über so viele neue unbekannte historische Ereignisse erfährt, daß es einen fast erschlägt. Für mich waren insbesondere die ethnischen Vertreibungsaktionen in der Türkei und Griechenland sehr erschütternd und eindringlich beschrieben. In der Folge der historischen Hintergründe reihen sich die Geschichten einzelner Menschen – egal ob Flüchtlinge, Vertriebene, Exilanten – aneinander. Beispiele aus der Literatur geben Anregung zum Weiterlesen. So wie auch das Literaturverzeichnis am Ende des Buches für jeden Interessierten eine Fundgrube ist.

Hier ein Zitat, daß sehr gut auf den Seelenzustand vieler Vertriebener passt: „Diesen inneren Zwiespalt, den die Entwurzelung auslöst, können viele Geflohene niemals überwinden. Sie können an dem neuen Aufenthaltsort keine Wurzeln schlagen, sie sind Geister – im Exil und am alten Ort. Noch nach Jahrzehnten fühlen sie sich heimatlos.“ Egal, ob man über das Schicksal eines schlesischen Bauern liest, oder über die Kinder in Ruanda, die der Ermordung und Vertreibung ihres Dorfes zusehen müssen, es sind immer einzelne Menschen, über die Kossert berichtet, das bringt einem die fernsten Länder näher.
Trotzdem, Flüchtlinge, das sind immer und überall die Anderen, Integration erweist sich oftmals als ein Trugbild, eine neue Heimat finden viele nie, auch wenn sie schon ewig im neuen Land wohnen. Die Illustrationen und die sehr einfühlsamen Bildunterschriften haben das Buch sehr bereichert. Danke an Andreas Kossert für dieses Buch, in der heutigen Zeit hochaktuell und für Geschichtsinteressierte eine wahre Fundgrube. Ein wichtiges Buch, lesen Sie es auch!


Erschienen 2020 im Siedler Verlag





Bestandsverzeichnis 2022 aller heute noch existierenden Kirchenbücher und Standesamtsregister der NeumarkQuellen und Schriften zur Bevölkerungsgeschichte
der Mark Brandenburg
von Georg Grüneberg


Das aktualisierte Bestandsverzeichnis 2022 aller heute noch existierenden Kirchenbücher und Standesamtsregister der Neumark ist druckfrisch auf dem Markt.

Das seit 1998 erscheinende Werk hat sich ungewollt zu einer periodisch erscheinenden Publikation entwickelt. Ursache dafür sind die bis heute schwer durchschaubaren staatlichen und kirchlichen Archivbestände in der alten Heimat. Datenschutzfristen, sich verändernde Archivvorschriften bzw. Abgabefristen der Standesämter an die staatlichen Archive Polens führen u.a. dazu, daß vereinzelte Jahrgänge an Standesamtsregistern neu und teilweise an ungewohnter Stelle auftauchen – andere, angeblich in den Standesämtern vorhandene Jahrgänge, sind nicht mehr auffindbar.

Die in der polnischen Suchmaschine „szukajwarchiwach“ angegebenen Bestände stimmen häufig nicht und die Onlinestellung verfilmter Bestände stockt seit vielen Jahren. Deshalb ist das aktuelle Bestandsverzeichnis nach wie vor ein unverzichtbares Hilfsmittel für jeden, der sich mit seiner Familiengeschichte jenseits von Oder und Neiße befasst.

Der Preis bei Online-Bestellung liegt bei 30,- Euro inkl. Versand.

Bestellung per Tel. 038792 7211 oder Email druckerei@grueneberg-lenzen.de





„Ausgewählte Bilder aus der Geschichte des Oberforstbezirks Bolewice“ Wybrane karty z historii Nadlesnictwa BolewiceWodka mit Grasgeschmack
von Markus Mittmann


Anhand einer Reise in das heutige Polen wird mit Sehnsucht und Sauerkraut beispielhaft für die Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt, wie dasTrauma von Flucht und Vertreibung heimlich, aber wirkungsvoll die nächsten Generationen prägt, Lebensläufe bestimmt und welche wichtige Rolle das Erinnern (gerade heute) spielt, um unsere gesellschaftliche Entwicklung und uns selbst zu verstehen.
Transporte mit Millionen von Menschen kamen mit der Flucht und Vertreibung vor nun 75 Jahren aus den Ostgebieten im Westen an. Diese Menschen wurden verteilt, und sie blieben, lebten und leben hier. Und nun auch ihre Nachkommen!
„Warum sind wir so geworden, wie wir sind?“ Der Roman beginnt in einem gelben VW-Beetle auf der Autobahn in Richtung Osten. Ein älteres Ehepaar reist zum ersten Mal nach über 70 Jahren seit der Vertreibung in die Dörfer ihrer Kindheit.
Es ist aber nicht nur eine einzelne Reise, sondern es geht um das kollektive Erleben der Vertriebenen, bewusst eine Geschichte, in der sich so viele Geschichten spiegeln, vor dem Hintergrund wissenschaftlich recherchierter Fakten. Und der Roman zeigt, wie diese Vergangenheit in unserer Gegenwart angekommen ist.
Aber es ist kein Vergangenheitsbuch! Eine Gegenwartsgeschichte in einer bewusst modernen und klaren Sprache, selbst mit Humor. In literarischer Form wird das Thema in die heutige Zeit übersetzt, und es werden Fragen mit aktueller Bedeutung berührt, z.B. innere und äußere Heimatlosigkeit, die Sehnsucht nach Antworten auf Sinnfragen und letztlich die Bedeutung von Frieden.
Auch die Frage der Schuld wird behandelt und gezeigt, wie selbst in schwierigsten Situationen Spielraum für gutes Tun vorhanden ist.

Der Text pendelt zwischen drei Zeitebenen. Aus der Gegenwart führen Szenen in die Zeit 1945/ 46 und in die Zukunft. Der Roman soll das deutsche Gesamtthema überraschend anders und für alle! Altersgruppen anschaulich und greifbar behandeln, um viele ganz verschiedene Denkanstöße zu er möglichen und Gespräche auch zwischen den Generationen anzuregen...
Das Thema Vertreibung ist dabei so verarbeitet, daß es mit den Vertriebenengenerationen, gleichzeitig ihre Nachkommen anspr icht, weil hier vorgeführt wird wie diese von der selbst nicht miterlebten Zeit beeinflusst wurden und daß alle Generationen „in einem Boot sitzen“. Und natürlich weil hier die Erfahrungswelt von damals gegen das Vergessen gezeigt werden kann.

256 Seiten, Softcover 13 x 21 cm
ISBN 978-3-948442-00-2
EUR 15,95
erschienen 12/2019, Kiener-Verlag, München






Das Obra-Kraftwerk in Blesen und die Elektrifizierung des Meseritzer Landes
Grzegorz Urbanek (Elektrownia wodna w Bledzewie i elektryfikacja Ziemi MiedzyrzeckiejDas Obra-Kraftwerk in Blesen und die Elektrifizierung des Meseritzer Landes
Grzegorz Urbanek (Elektrownia wodna w Bledzewie i elektryfikacja Ziemi Miedzyrzeckiej 1906-1990 - gelesen von Dr. Wolfgang Kessler


Die Elektrifizierung einer Region stellte zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen wesentlich Sprung in die Moderne dar. Um die Jahreswende 1898/99 lieferte ein Dampfkraftwerk den elektrischen Strom für Meseritz, die 1904 eröffnete Landesheilanstalt Obrawalde war von Anfang an voll elektrifiziert. Bis zum Ersten Weltkriegs waren die Städte der Kreise Meseritz, Schwerin (Warthe) und Birnbaum und große Teile des Kreisgebietes elektrifiziert, Tirschtiegel allerdings setzte 1907 auf ein Gaswerk und wurde erst 1926 an das Stromnetz angeschlossen, ausgenommen das Gut, auf dem Ernst Fischer von Mollard auf Elektrizität setzte und immerhin Strom für die Straßenbeleuchtung lieferte.
In seiner auf Materialien aus polnischen und deutschen Archive gestützten und mit 72, polnisch und deutsch erläuterten Abbildungen illustrierten Untersuchung über das 1907 in Betrieb genommene Obra-Kraftwerk und die Elektrifizierung in den Kreisen Birnbaum (bis zur Abtretung an Polen 1920), Schwerin und Meseritz beschreibt Grzegorz Urbanek zunächst die Vorgeschichte mit der Nutzung der Dampfkraft seit den 1830er Jahren und den ersten, mit Dampfmaschinen betriebenen Elektrizitätswerken in Meseritz und Schwerin seit der Jahrhundertwende.
Die Elektrifizierung in der Fläche organisierte die dazu gegründete „Überlandzentrale“ mit Sitz in Birnbaum, die bis 1914 ein Hochspannungsnetz von knapp 600 km ausbaute und fünf Städte und zahlreiche Güter mit Strom versorgte. Diesen lieferten das Wasserkraftwerks bei Blesen und – als Reserve – das Braunkohlekraftwerks bei Kainscht. 1919 musste wegen der Grenzziehung jetzt in Polen liegende Versorgungsbereich abgetrennt werden, die Überlandzentrale verlegte ihren Sitz nach Meseritz (Bahnhofstr. 53) verlegen. Da die Kapazität des Wasserkraftwerks nicht mehr ausreichte, wurde seit 1922 das Kraftwerk in Kainscht ausgebaut, doch wurden beide Kraftwerke dem steigenden Bedarf bald nicht mehr gerecht.

1930 übernahmen die schon länger interessierten „Märkischen Elektrizitätswerke“ (MEW) die „Überlandzentrale“ und sicherten so die Stromversorgung. Bis 1939 elektrifizierten sie das gesamte „Meseritzer Land“, d.h. das Gebiet der Kreise Meseritz und Schwerin (Warthe). Nach der Anbindung an das Netz der MEW wurde 1931 das Kraftwerk Kainscht demontiert (die Wehrmacht kaufte 1937 das Gründstück, da es im Schussfeld der Anlagen des Ostwalls“ lag, die im Übrigen auch mit Strom versorgt werden mussten).
Urbanek verfolgt das Schicksal des Wasserkraftwerks durch die Jahre des Zweiten Weltkriegs. Das Kraftwerk überstand den Krieg ohne Schäden und wurde wenige Tage nach dem Kriegsende vor allem zur Versorgung der Roten Armee wieder in Gang gesetzt. Den historischen Teil beendet Urbanek mit der Darstellung der Entwicklung des Kraftwerks und der Energieversorgung in der Region in der Zeit „Volkspolens“ (1945-1989), bevor er abschließend das Kraftwerk „als Element der Kulturlandschaft“ würdigt.
Die ausführliche Zusammenfassung „Das Kraftwerk Bledzew und die Entwicklung der Elektrifizierung des Meseritzer Landes 1906-1990“ (S. 183-187) macht die Ergebnisse auch des Polnischen Unkundigen zugänglichen. Die Stadtverwaltung von Miedzyrzecz hat wieder einmal die Kenntnis der Regionalgeschichte durch die Veröffentlichung erfreulich gefördert.

Grzegorz Urbanek ist für seine grundlegende, die Kenntnis der Wirtschafts- und der Technikgeschichte im Raum des heutigen Kreises Miedzyrzecz, also in etwa der Kreise Meseritz und Schwerin nach dem Stand von 1920, zu danken.

Grzegorz Urbanek
Elektrownia wodna w Bledzewie i elektryfikacja Ziemi Miedzyrzeckiej 1906-1990. Miedzyrzecz : Urzad Miejski w Miedzyrzeczu, 2019., 187 S.




Unbekannte Zeitzeugenberichte über Meseritz 1900 – 1945
gelesen von Dr. Wolfgang Kessler


Im Jahre 2014 hat die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne von der Universitätsbibliothek Dortmund eine Sammlung von unveröffentlichten Examensarbeiten übernommen, die in den 1950er Jahren bei Prof. Alfons Perlick, 1946-1960 Professor für „Heimat- und Weltkunde“ an der damaligen Pädagogischen Akademie Dortmund angenommen worden sind.
Nach der Schließung der Forschungsstelle Ostmitteleuropa (bis 1973 Ostdeutsche Forschungsstelle) im Jahr 2004 hatte zunächst die Universitätsbibliothek der Technischen Universität Dortmund diese in Manuskriptform erhaltenen Arbeiten übernommen.

Unter ihnen befindet sich die 1957 von Ursula Behr eingereichte Zulassungsarbeit „Die Stadt Meseritz (Grenzmark Posen-Westpreußen). Eine heimatkundliche Darstellung unter besonderer Berücksichtigung der mündlichen Überlieferung“ im Umfang von 124 Seiten, ergänzt durch einem Bildteil mit 110 Fotos (mit der Rekonstruktion des Standorts der Fotografen) und die Sammlung von Antworten auf eine Befragungsaktion.
Das in drei Bände gebundene Original der Arbeit kann in der Martin-Opitz-Bibliothek (Berliner Platz 5, 44623 Herne, www.martin-opitz-bibliothek.de) eingesehen werden (Standortsignatur: 4° T 2014.4295).

Grundlage war außer eigenen Erinnerungen und privat ausgeliehener Literatur die schriftliche Befragung von 45 Gewährsleuten, die zwischen 1900 und 1945 in Meseritz gelebt haben. Die Mitteilungen von Dr. Gebhard Döring und Walter Selle als Herausgeber des „Heimatgrußes“ bzw. Heimatkreisvertrauensmann, von Landrat Meibom und Bürgermeister, jetzt Senatsdirektor i.R. Paul Hart sind meist kurz. Sie haben weitergeholfen bzw. im Falle Harts Bücher ausgeliehen.
Ergiebiger waren die Mitteilungen von Schulrat Johannes Binder (vor allem durch die Übersendung des Berichts „eines ehemaligen Seminaristen aus Paradies“) und von Ferdinand Grunewald, von 1916 bis zum Ruhestand 1935 evangelischer Pastor in Meseritz, der in einem – wie die meisten Antworten handgeschriebenen – Brief aus dem Leben der evangelischen Kirchengemeinde berichtet. Am meisten verdankt Behr ihrem 1897 in Neudorf (Kreis Schwerin/Warthe) geborenen Onkels Joseph Behr, der mit Unterbrechungen von 1908 bis 1945 in Wichertsruh gelebt hat und dort bis 1945 Lehrer gewesen ist. Behr, jetzt Hauptlehrer in Dinklar bei Hildesheim, der 1956 in Heft 9 des „Heimatgrußes“ über sein Nachkriegsschicksal berichtet hat („Was ist Heimat?“. – Zu sehen ist er auf einem Schülerfoto aus dem Jahre 1924 im Heimatgruß 98, 1986, S. 5) hat seine Nichte tatkräftig unterstützt.
Von ihm stammen im Übrigen eine kurze Erinnerung an „Die katholische Pfarrkirche in Meseritz“ (Heimatgruß 30, 1969, S. 1) und zwei Beiträge („Kleine sprachliche Kostbarkeiten“ und „Unsere Vogelwelt“) im ersten Band des Heimatbuchs (1972).
Ursula Behr, die, nimmt man das Durchschnittsalter der damaligen Lehramtskandidaten, in der Mitte der 1930er geboren sein dürfte, geht von der Stadtgeographie aus und schildert dann die Stadtgeschichte bis ins 20. Jahrhundert. Insbesondere Erinnerungen an die 1920 bis 1933 gibt sie aufgrund der Berichte, die sie mit jeweils individualisierten Fragebogen (S. 2) erbeten hat, wieder, desgleichen den „Einzug der Russen“ 1945. Die NS-Zeit verschweigt sie, wie in den 1950er Jahren im traumatisierten und von Verschweigen und Verdrängen geprägten Nachkriegsdeutschland üblich. Sie lobt den Einsatz von Bürgermeister Paul Hart und seinen Plan einer „Grenzlandbahn“ und schließt: „Leider wurde dieser Plan nie Wirklichkeit; denn 1933 übernahm ein anderer Bürgermeister die Verwaltung der Stadt, und dieser hatte andere Interessen zu vertreten.“ Paul Hart selbst hat das anders gesehen. Im Archiv des Heimatkreises ist die Kopie eines Briefes vom 12. Dezember 1952, in dem er unter Hinweis auf seine Vertreibung aus Meseritz 1933 – und nicht erst 1945 – die Teilnahme an einer Fahnenweihe des Heimatkreises abgesagt hat. In das Bild passt die knappe Aussage: „Nach 1933 verließen dann auch die letzten Juden die Stadt“ (S. 66).
Lebendig waren 1957 die Erinnerungen an die Besetzung durch die Rote Armee, die polnische Verwaltung und die Vertreibung, bemerkenswert auch ein Brief aus Meseritz 1950 und der Bericht Erika v. Hoffmannswaldaus über einen Meseritzbesuch auf einer Fahrt zur Posener Messe 1956. Die „soziologisch-volkskundlichen Verhältnisse“, das besondere Interesse des die Arbeit betreuenden Volkskundlers Perlick, bilden den Schwerpunkt der Arbeit (S. 59-88), dabei insbesondere Brauchtum und Mundart.
Zum Vereinsleben (S. 66-69) erfahren wir leider nur etwas vom Radfahrerverein vor dem Ersten Weltkrieg, nur Allgemeines vom Jagdverein „Wotan“ und am meisten vom 1930/31 gegründeten Segelfliegerverein, also nur einen kleinen Ausschnitt aus den lebendigen Vereinsaktivitäten in der Stadt – und nichts über die Veränderungen 1933. Hier zeigen sich die Grenzen der gezielten Befragung nach speziellen Themen.
Im letzten Kapitel „Persönlichkeiten“ beschreibt Behr „verdienstvolle Männer und Frauen“ und „Originale“.
Auch wenn Behr – gut zehn Jahre nach Kriegsende und Vertreibung – in ihren Fragen wesentliche Aspekte der von den Befragten aktiv erlebten Zeitgeschichte ausblendet, informiert sie, wesentlich nach Paul Beckers Stadtgeschichte und Paul Harts „Stadtrundgang“ (beide 1930), über die Entwicklung der Stadt. Eine Federzeichnung mit der „skyline“ und dem Wappen von Meseritz übernimmt den Kopftitel des „Heimatgrußes“ seit 1953.
Den ersten und den zweiten Teil hat die Autorin aufwändig und liebevoll mit abfotografierten Buchseiten, Fotos und Ansichtskarten gestaltet (der Kopierer war schließlich noch nicht erfunden). Die in den dritten Band eingebundenen, überwiegend handschriftlichen Antworten auf die Umfrage bieten in seltener Dichte Erinnerungen an Meseritz in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, wie in den 1950er Jahren üblich unter Ausschluss der Jahre der nationalsozialistischen Herrschaft. Ursula Behr schließt: „Das war Meseritz. Die es kannten, lieben es. Möge diese Arbeit dazu beitragen, die Erinnerung an das alte Städtchen lebendig zu halten.“
Es ist schade, daß sie nach dieser beachtenswerten Arbeit nichts mehr über ihre Heimatstadt veröffentlichte.





Dr. Helmut Neubach - Posen – Preußens ungeliebte ProvinzPosen – Preußens ungeliebte Provinz
Dr. Helmut Neubach -
gelesen von Dr. Martin Sprungala


Seit Jahren wollte der bekannte schlesische und Posener Historiker Dr. Helmut Neubach, Ehrenmitglied der Kommission für die Geschichte der Deutschen in Polen, sein Buch „Posen – Preußens ungeliebte Provinz“ fertigstellen. Aus gesundheitlichen Gründen mußte er diese und andere wichtige Arbeiten hintan stellen und übergab seine Einzelbeiträge an den ehemaligen Vorsitzenden der historischen Kommission, Dr. Wolfgang Kessler. Den Mitgliedern der Landsmannschaft Weichsel-Warthe ist er vor allem als Autor von Beiträgen im Jahrbuch Weichsel-Warthe und Kulturpreisträger bekannt.

Neubachs Arbeiten hatten stets seit seiner bei Prof. Dr. Gotthold Rhode verfaßten Dissertation „Die Ausweisungen von Polen und Juden aus Preußen 1885/86: ein Beitrag zu Bismarcks Polenpolitik und zur Geschichte des deutsch-polnischen Verhältnisses“, erschienen 1967 im Wiesbadener Harrassowitz-Verlag, die Politik und Verwaltung im Posener Land zum Thema. Dementsprechend ist auch diese wertvolle Sammlung seiner Beiträge aufgebaut. Nach dem Vorwort von Wolfgang Kessler werden die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Deutschen in der Stadt und in der Provinz Posen beschrieben.

Anschließend widmet er sich den Lebensgeschichten der Posener Oberpräsidenten bis zum Jahr 1860. Ein besonderes Interesse hegte Neubach stets für die deutschen Reichstagsabgeordneten der Provinz Posen, beginnend mit der Zeit des Norddeutschen Bundes bis hin zum Reichstag des zweiten Deutschen Reichs, von 1867 bis 1918, versehen mit einer Auflistung der Abgeordneten der verschiedenen Wahlkreise. Ein besonderes Kapitel beschäftigt sich mit den jüdischen Politikern aus der Provinz Posen in den verschiedenen Gremien, vom Reichstag bis hin zu den Kommunalparlamenten.

Eine intensive Betrachtung nimmt Neubach über den „Fall Carnap“ in Opalenitza (1896) vor, den er eine „Zaberner Affäre“ in der Provinz Posen nennt. Hierüber hat der Autor bereits in sehr kurzer Fassung im Jahrbuch Weichsel-Warthe 2001 geschrieben.
Abschließend stellt Neubach die Nationalitätenverhältnisse in der Provinz Posen im Spiegel der letzten Reichstagswahl vor dem Ersten Weltkrieg (1912) dar.

Im Anhang hat Dr. Kessler die Veröffentlichungen von Helmut Neubach zur Geschichte der preußischen Provinzen Ostpreußen, Westpreußen und Posen zusammengestellt. Darunter sind viele Publikationen in LWW-Reihen wie dem Jahrbuch Weichsel-Warthe und dem Kulturwart. Das vorliegende Werk ist sicherlich nicht die vollständig geplante Sammlung, die sich der Autor einst vorgestellt hat, aber nichts desto trotz ist sie eine wichtige Darstellung zur politischen Geschichte der Provinz Posen unter preußischer Herrschaft, die in keiner Sammlung geschichtsinteressierter am Posener Land fehlen sollte.
Der kurz darauf verstorbene Autor konnte sich noch über die Veröffentlichung seines letzten Werkes freuen.

Das Buch „Posen – Preußens ungeliebte Provinz. Beiträge zur Geschichte des deutschpolnischen Verhältnisses 1815-1918“ von Helmut Neubach ist erschienen in der Reihe „Erinnerungen und Biographie der Deutschen aus Polen 11“ im Paperback 2019 im Verlag der Freunde der Martin-Opitz-Bibliothek, Berliner Platz 5, 44623 Herne,
E-Mail: information.mob@herne.de
Schutzgebühr 18,- Euro, 228 S.
ISBN 978-3-923371-48-8





Andrzej Chmielewski – 1945 Politzig - blutige Falle1945 Politzig - blutige Falle
Andrzej Chmielewski


Im Rahmen der Weichsel-Oder-Offensive der 1. Weißrussischen Armee, die am 12. und 14. Januar 1945 an der Weichsel gestartet wurde, überquerte die Rote Armee bereits am 27. Januar 1945 die ehemalige polnisch-deutsche Grenze. Im Kampf eroberte sie den Tirschtiegelriegel und die Festungslinie des Oder-Warthe Bogens. Eine der ersten deutschen Städte, auf die die Russen bei ihrem Vormarsch Richtung Berlin trafen, war Pszczew (Betsche). Diese Stadt war Teil des Tirschtiegelriegels, der von Truppen der deutschen 433. Division verteidigt wurde und aus dem Dritten Militärbezirk aus Frankfurt und Potsdam kam. Wie auch in anderen Regionen der Front war hier der Volkssturm in der gesamten Verteidigunglinie zur Verstärkung der regulärenTruppen eingesetzt. In den letzten Kriegstagen wurden Jungen oder alte Männer in diese Formation berufen, ebenso die „Miliz“ -Einheit in Pszczew und mindestens eine Volkssturm-Einheit aus Gorzów (Landsberg/Warthe).
Am Morgen des 27. Januar kamen die ersten sowjetischen Patrouillen nach Pszczew und wurden zurückgeschlagen. Nachfolgende Angriffsversuche, u.a. über den zugefrorenen Stadt-See, wurden ebenfalls vereitelt. Aber die sowjetischen Streitkräfte griffen erneut an, und eine weitere Verteidigung hätte nur unnötige Zerstörung und Opfer unter den Einwohnern verursacht.
In der Nacht des 28. Januar beschloß der Wehrmacht- Kommandant, die ihm unterstellten Truppen zu evakuieren. Einige Bewohner von Pszczew gerieten in Panik und schlossen sich verzweifelt der Flucht an. Keiner dieser Leute wusste, daß die Front an zwei Stellen bereits durchbrochen war und die Panzer des 44. Garde-Panzerregiments bereits auf der anderen Seite der Obra in Siercz (Schierzig) standen.
Gleichzeitig durchbrachen Infanterie- und Kavallerietruppen den Frontabschnitt in der Nähe von Szarcz (Scharzig). Die Russen überraschten die deutsche Stellung in Policko (Politzig) und sperrten den einzigen Fluchtweg für die Soldaten der Wehrmacht und die Zivilbevölkerung von Pszczew ab. Alle, die in diese Richtung gingen, waren in einer blutigen Falle gefangen. Das Buch „1945 Politzig - blutige Falle“ basiert auf Berichten deutscher und polnischer Augenzeugen und auf Archivdokumenten. Es ist eine Dokumentation der Kämpfe in der Region Pszczew und der Schlacht, die in den letzten Januartagen 1945 in den Wäldern um Policko (Politzig) stattfand. Das Buch enthält einzigartige Fotos der beschriebenen Ereignisse, von denen einige erstmals veröffentlicht werden.
Der Autor möchte diese Gelegenheit nutzen, um allen zu danken, die zu dieser Veröffentlichung beigetragen haben. Ein besonderer Dank geht an alle Zeugen dieser Ereignisse. Nur durch ihrer Berichte konnte dieses Buch entstehen. Herrn Helmut Kahl sei gedankt für die Initiative zur Übersetzung von Büchern ins Deutsche und Frau Wanda Gladisch für ihre Übersetzungen. Auch Leonhard von Kalckreuth hatte einen großen Beitrag zur Veröffentlichung dieser Publikation in deutscher Sprache geleistet.


Herausgeber:
1945 Politzig - blutige Falle, Verlag Literat Andrzej Chmielewski,
ul. Pamietkowa 11c/6, PL 66-300 Miedzyrzecz

Format A5, 70 S.,
Preis: 15 Euro inkl. Versandkosten.

Zu bestellen per e-mail bei: wydawnictwo.literat@wp.pl
oder Tel. 0048 662 409 826



„Ausgewählte Bilder aus der Geschichte des Oberforstbezirks Bolewice“ Wybrane karty z historii Nadlesnictwa BolewiceZur Geschichte des Oberforstbezirks Bolewitz/ Bolewice
empfohlen von Dr. W. Kessler


Die Forstgeschichte des Kreises Meseritz und der angrenzenden Kreise ist wenig erforscht. Mit großem Interesse greift man deshalb zu dem sehr schön ausgestatteten Band
„Ausgewählte Bilder aus der Geschichte des Oberforstbezirks Bolewice“
Wybrane karty z historii Nadlesnictwa
Bolewice. Bolewice: Nadlesnictwo Bolewice, 2018
.
258 S. mit zahlr. Abb., den das Oberforstamt 2018
herausgegeben hat.

Dieser 1925 von der polnischen Forstverwaltung eingerichtete Oberforstbezirk erstreckt sich mit mehr als 17 000 ha Waldfläche wesentlich im Gebiet der heutigen Gemeinde Miedziechowo/ Kupferhammer, d.h. auf historischen Gebietsteilen des Kreises Meseritz östlich von Betsche und Tirschtiegel mit den Forstämtern Papiermühle, Lewitz, Schillen und Waldvorwerk, die 1920 an Polen gefallen und dem Kreis Nowy Tomysl zugeordnet worden sind, dazu angrenzenden Teilen des früheren Kreises Neutomischel.
Nachdem der preußische Staat 1848 den Waldbesitz erworben hatte, richtete er die königliche Oberförsterei Bolewitz ein, die 1870 in Buchenwerder umbenannt wurde. Bolewice (Bolewitz), in preußischer Zeit zum Kreis Neutomischel, liegt im Osten des Forstbezirks. In seiner Darstellung der Ortsgeschichte bis 1918 zeigt Zdislaw Wlodarczyk sehr schön die Zusammenhänge von Dorf, Gutswirtschaft und Wald insbesondere in der Zeit der königlich preußischen Oberförsterei.
Im Band überwiegen Darstellungen zur Forstwirtschaft und ihren natürlichen und geographischen Voraussetzungen. Neben biographischen Beiträgen über polnische Forstleute findet sich ein informativer Beitrag von Przemyslaw Terlecki über die Familie Fischer von Mollard, deren Waldbesitz im Gebiet der Oberförsterei lag, und des Gutes Tirschtiegel.
Terlecki berichtet in einem weiteren Beitrag über die Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen im Bereich der „Schwedenschanze“ in Rybojadel, die sich als befestigte Siedlung der Lausitzer Kultur aus dem siebten bis achten Jahrhundert v.Chr. herausgestellt hat.
Karolina Korenda-Gojdz untersucht die „Die Dörfer nach Hauländerrecht“ im Gebiet der Oberförsterei, darunter Lewitz Hauland, Neu Schilln, Punken, Altvorwerk, Glashütte und Hüttenhauland. Dieselbe Autorin untersucht anhand von Archivquellen die Bewirtschaftung der Forsten des Gutes Betsche in den Jahren 1817-1821. Jaroslaw Szalata berichtet von einem 2013 an der ehemaligen deutsch-polnischen Grenze bei Betsche eröffneten Waldparkplatz mit einer an die Grenze von 1920 erinnernden Gedenk- und Informationstafel.

Der schön gestaltete Band, ein gutes Beispiel für die Leistungsfähigkeit der polnischen historisch- landeskundlichen Regionalforschung, bietet zahlreiche neue Einsichten in die Region östlich von Betsche und Tirschtiegel.
Das Oberforstamt ist an Materialien zur Forstgeschichte seines Amtsbezirks interessiert, die weitere Forschungen ermöglichen. Der Band kann in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne (www.martin-opitz-bibliothek.de) ausgeliehen werden.





Posener mundartliches Wörterbuch von Harri PetrasPosener mundartliches Wörterbuch
von Harri Petras

Kennen Sie einen Pattenlechter? Zumindest im Bereich um Tirschtiegel kannte man das Wort und auch im Kreis Wollstein.
Bestimmt haben es auch Menschen in anderen Dörfern in unserer Region im täglichen Leben gebraucht. Aber ein Pattenlechter als Weihnachtsgeschenk?
Ich hörte das Wort von meiner Mutter, gebürtig aus Brückenhauland im Kreis Wollstein. Für sie war ein Schälmesser (kleines Küchenmesser) eben ein Pattenlechter. Wahrscheinlich war dieses Wort von vielen Wörtern in der Umgangssprache unserer Vorfahren in der Familie meiner Mutter (geboren 1909) übriggeblieben – übriggeblieben von den Wörtern holländischen Ursprungs.
In Holland heißen die Frösche/Kröten heute noch „Patten“, und „lechten“ bedeutete in der alten Heimat wohl „kastrieren“. Ein Pattenlechter war also ein sehr scharfes Messer. – Oder war es eher ein „altes stumpfes Taschenmesser“, wie Hellmut Grunwald berichtet? Hellmut Grunwald aus Schierzig-Hauland bei Tirschtiegel unterstützt sogar meine These, daß versteckt im Wortschatz der heimatlichen Mundart – neben fränkischen und polnischen Sprachwurzeln –, auch solche aus dem Holländischen zu finden sind.

Er schreibt in seiner Abhandlung: „Maij’s = die Mädchen (holländisch ,Maisjes’)“. Meine Mutter sprach stets von den Maichs. Und wegen seiner Ausarbeitung „Die Mundart in und um Tirschtiegel“ schreibe ich – Mitglied im Heimatkreis Wollstein – Ihnen heute diesen Artikel. Für mich war es ein Glücksfall, daß ich die Ausarbeitung von Hellmut Grunwald bekam, zeigte sie mir doch, daß unsere heimatliche Mundart wohl im gesamten Gebiet zwischen den Kreisen Meseritz, Neutomischl, Wollstein und Grünberg (mit lokalen Abwandlungen) gesprochen wurde.
Der schlesische Einfluß war ebenso unverkennbar. Sprache kennt eben keine künstlich oder historisch gewachsenen Grenzen, Sprache ist Verständigungs“werkzeug“ der Menschen über Grenzen hinaus. Noch größeren Anteil am schriftlichen Erhalt der Muttersprache unserer Vorfahren hat aber Emma Neumann, die bekanntlich aus Schmarse stammte, mit ihren Veröffentlichungen.

In dem von mir zusammengestellten „Posener mundartlichen Wörterbuch“ wimmelt es nur so von ihren schon in den 1920er-Jahren aufgeschriebenen mundartlichen Wörtern. Da es aber oft lokale und regionale Abwandlungen eines Wortes gab, nahm ich mir vor Jahren vor, all diese Wörter einmal aufzuschreiben. Mit wenigen Seiten in den „Wollsteiner Aufsätzen“ fing es an und endete schließlich in einem DIN-A4 großen Buch in recht großen Buchstaben (für die ältere Generation) gedruckt mit 360 Seiten.

Gott sei Dank gab und gibt es Horst Eckert, Vorsitzender des Heimatkreises Wollstein mit Sitz in Bad Bevensen. Er erkannte den kulturhistorischen Wert dieser Sammlung, suchte Sponsoren für den Druck und gewann in diesem Zusammenhang die Zustimmung hoher ministerieller Stellen.
Das „Posener mundartliche Wörterbuch“ ist nicht nur ein Aufbewahrungsbuch für die heimatliche Sprache sondern auch ein wunderbares Lesebuch.


Zu beziehen über:
Horst Eckert
Am Pathsberg 23
29549 Bad Bevensen, Tel.: (05821) 76 66
Preis: 25,- Euro




Flucht, Vertreibung, Mahnung von Erika SteinbachFlucht, Vertreibung, Mahnung
von Erika Steinbach

»Die Brücken zwischen unseren europäischen Völkern sind umso tragfähiger, je offener der Dialog geführt wird. Es ist gut, wenn Netzwerke und Einrichtungen in vielen europäischen Ländern geschaffen werden, die sich der gesamten Geschichte stellen. Ganz im Geiste des großen Polen Jan Józef Lipski, der mahnte: ›Wir müssen uns alles sagen‹.« (Erika Steinbach)

Das Schicksal der Heimatvertriebenen bewegt auch noch 70 Jahre nach Kriegsende die deutsche Gesellschaft. Erika Steinbach zeigt in ihrem Buch „Flucht, Vertreibung, Mahnung“ auf, wie diese Menschenrechtskatastrophe dauerhaft die Identität der Deutschen berührt und macht gleichzeitig die europäische Dimension und Bedeutung beeindruckend anschaulich. Denn nur durch das Anerkennen der gemeinsamen Vergangenheit kann es auf Dauer ein friedliches Europa geben. Flucht und Vertreibung sind Themen, die die langjährige Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Bundestagsabgeordnete aus ganz persönlicher Erfahrung kennt. Auch Erika Steinbachs Familie gehörte zu den fast 15 Millionen Menschen, die den Wahnsinn des Dritten Reichs mit dem Verlust ihrer Heimat bezahlen mußten. Ihrer Mutter gelang es buchstäblich in letzter Minute, sich mit ihren beiden kleinen Töchtern Erika und Ursula in den »sicheren« Westen zu retten. Mit ihrem langjährigen Engagement für die Anerkennung der deutschen Vertriebenen ist Erika Steinbach eine wichtige Stimme in aktuellen gesellschaftlichen Debatten.

Mit einem Geleitwort von Norbert Lammert.

Fester Einband, 256 Seiten mit zahlreichen Abbildungen
ISBN 9783776627800
Verlag : Herbig, FA





Der Bollerwagen und andere Geschichten von Olaf IhlauDer Bollerwagen und andere Geschichten
von Olaf Ihlau

Der Autor und langjährige SPIEGEL-Ressortleiter Olaf Ihlau wurde 1942 im damaligen ostpreußischen Königsberg geboren. Als er mit seiner Mutter im November 1944 wie viele Deutsche auf die Flucht geht, ist er noch ein Kleinkind von zweieinhalb Jahren. An Königsberg hat er kaum noch Erinnerungen, doch an einige Erlebnisse der dramatischen Flucht kann er sich noch klar erinnern, andere hat er in Familiengesprächen aufgeschnappt.

Nach siebzig Jahren hat nun Ihlau diese Erinnerungen niedergeschrieben. Im Mittelpunkt steht ein Bollerwagen, den der Großvater nach einem alliierten Bombenangriff im August 1944 noch retten konnte. Das solide Gefährt wird nicht nur zum Synonym für die Flucht, sondern ist auch später wichtiger Helfer in der Nachkriegszeit.
Zunächst geht es mit dem Zug (die Reichsbahn erlaubt die Mitnahme des Bollerwagens) ins Riesengebirge (Sudetengau). Hier erleben sie den Zusammenbruch des Reiches und das Ende des Krieges. Doch Ende 1945 kommt es in Niederschlesien zur Vertreibung der Deutschen. Wieder geht es mit den Bollerwagen (diesmal zu Fuß) in Richtung Westen. Über Berlin und Hannover gelangen Mutter und Sohn schließlich in den oberbayerischen Chiemgau, wo die Familie wieder zusammenfindet. Hier ist der Bollerwagen bei Hamstertouren oder Brennholzbeschaffung ebenso unentbehrlich wie beim späteren Hausbau in der Nähe von Köln.

Bis heute hat sich der Autor nicht von diesem Familienstück getrennt. So hat Ihlau ihn im Jeep mit nach Ibiza genommen, wo er heute größtenteils lebt.
Neben den Erinnerungen beleuchtet der Autor auch die wechselvolle Vergangenheit Königsbergs (heute Kaliningrad) und die deutsche Geschichte der letzten
siebzig Jahre.

Erschienen bei SIEDLER
ISBN 978-3-8275-0050-2
16,99 Euro





Verlorene Heimat Auch nach 70 Jahren unvergessen von Barbara Weber (Herausgeber, Autor), Alfred Miebs (Autor), Johanna Forth (Autor), Heinz Ulm (Autor) Verlorene Heimat
Auch nach 70 Jahren unvergessen
von Barbara Weber (Herausgeber, Autor), Alfred Miebs (Autor), Johanna Forth (Autor), Heinz Ulm (Autor)


Wir empfehlen zum Gedenkjahr an Flucht und Vertreibung 2015 allen Heimatfreunden herzlich diese Buch.


Taschenbuch: 256 Seiten
Verlag: Westfälische Reihe (29. Juli 2015)
ISBN-13: 978-3956273797

Zu beziehen über:
Babara Weber Hachstiege 37
48565 Steinfurt Tel.: (02551) 33 11
E-Mail: verloreneheimat@web.de
Preis bei Versand: 20,50 Euro





Polens Wilder Westen – Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945 - 1948  von Beata Halicka Polens Wilder Westen
Erzwungene Migration und die kulturelle Aneignung des Oderraums 1945 - 1948
von Beata Halicka


Die Übernahme der deutschen Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze durch Polen war ein schwieriger Prozess der Neubesiedlung und Inbesitznahme einer vom Krieg stark zerstörten Region. Die Wendung „Polens Wilder Westen“ stand damals für das herrschende Chaos und das im Oderraum geltende „Recht des Stärkeren“.
Das Zusammenkommen von polnischen Zwangsarbeitern, Neusiedlern und Vertriebenen aus anderen Teilen Polens mit deutschen Einwohnern und Flüchtlingen erzwang eine vorübergehende Begegnung von Deutschen, Polen und Angehörigen der Sowjetarmee. Deren Zusammenleben auf oft engem Raum war kompliziert.

Doch in diesem östlichen „Wilden Westen“ gab es auch neue Freiheiten und Möglichkeiten, etwas von Grund auf Neues zu schaffen. Jenseits der bislang dominierenden Meistererzählungen – dem deutschen Vertriebenendiskurs und der polnischen Rede von den „Wiedergewonnenen Gebieten“ – schilderte Beata Halicka die Geschichte vom Untergang einer alten und der Bildung einer neuen Grenzlandschaft – facettenreich und mit großer Anschaulichkeit aus der Sicht zahlreicher Betroffener.

Verlag Ferdinand Schönigh,
1. Aufl. 2013, 393 Seiten,
ISBN 978-3-506-77695-22
29,90 Euro



Meseritz und das Meseritzer Land - Skizzen der Vergangenheit von Andrzej Kirmiel

Meseritz und das Meseritzer Land
Skizzen der Vergangenheit
von Andrzej Kirmiel


„Meseritz und das Meseritzer Land. Skizzen der Vergangenheit“ ist ein Buch, das auf einfache und komprimierte Weise die Geschichte der Stadt und der Region darstellen soll.

Es hat einen populärwissenschaftlichen Charakter und umfaßt den Zeitraum vom frühen Mittelalter bis 1945. Die Beschreibung aller Geschehnisse, die sich während der letzten 1000 Jahre im Meseritzer Land ereigneten, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, daher betont der Verfasser eher die wichtigsten sozialhistorischen Prozesse und erklärt sie anhand markanter Beispiele.

Das Buch ist chronologisch verfaßt und in fünf Teile gegliedert, die wiederum in thematische Kapitel unterteilt sind:

In der Einleitung werden die Naturverhältnisse und die geologische Struktur beschrieben, sowie der Begriff des Meseritzer Landes präzisiert.

Im zweiten Teil,der sich mit dem Mittelalter beschäftigt, werden die Geschichte des ersten Benediktinerklosters auf polnischem Gebiet sowie die Rolle beschrieben, die Kaiser Otto III. und König Boleslaus der Tapfere bei seiner Gründung spielten. Nachfolgend wird auf die besondere Rolle der deutschen Ansiedlung auf dem Gebiet der Meseritzer Kastellanei eingegangen. Dabei werden Entstehung und Tätigkeit zweier deutscher Zisterzienserklöster in Paradies und Blesen berücksichtigt, sowie deren Rolle im Besiedlungsverfahren der beschriebenen Region. Am Beispiel von Meseritz, Schwerin (Warthe) und Betsche wird der Prozess der Umwandlung altpolnischer Siedlungen in Städte, die nach dem Magdeburger Recht gegründet wurden, erörtert. Am Beispiel von Brätz kann man die Neugründung einer Stadt, die durch deutsche Siedler im 15. Jahrhundert erfolgte, verfolgen. Dieser Teil des Buches erwähnt auch die sich zu dieser Zeit gerade etablierenden Volksverhältnisse und den Einfluß der deutschen Ansiedlung auf den Zivilisationswandel im Meseritzer Land.

Der dritte Teil ist der Neuzeit gewidmet. Hier beschreibt der Verfasser damalige Wirtschaftsverhältnisse und soziokulturelle Ereignisse. Die wichtigsten – Reformation und Gegenreformation – betrafen das Meseritzer Land in der Zeit vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und prägten besonders die Glaubensverhältnisse der Bevölkerung. In diesem Teil werden auch der landwirtschaftliche Wandel, die gesellschaftliche Stellung des Bürgertums und die Ansiedlung von „Hauländern“ im Warthetal beschrieben. Die Entstehung der Neustadt in Tirschtiegel stellt bildlich die sog. zweite deutsche Ansiedlungswelle dar, deren Höhepunkt die Zeit des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) war. Im Folgenden wird die jüdische Bevölkerung beschrieben, die die Gebiete der Meseritzer Starostei in großer Zahl bewohnte. Hierbei werden speziell die Konflikte mit der christlichen Bevölkerung, sowie die Rolle der Juden im wirtschaftlichen Leben, insbesondere im Handel, berücksichtigt. Ein großes Kapitel ist dem Adel gewidmet. Es werden das Eintreffen des deutschen Adels im westlichen Großpolen, Verbindungen mit dem polnischen Adel, gegenseitige kulturelle Wirkung, sowie politische Bedeutung und der Alltag der Adligen analysiert. In diesem Teil des Buches werden auch die Entwicklung und die Rechtsform von Meseritz erörtert, insbesondere die wichtigsten Aspekte der Stadtverwaltung, ihr Verhältnis zu dem Starosten und die religiösen Auseinandersetzungen der Bürger.

Der vierten Teil umfaßt die Zeit von der zweiten Teilung Polens (1793) und somit dem Beginn der preußischen Herrschaft im Meseritzer Land bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914). Anhand der damals entstandenen Dokumente, wie „Indaganda“ und „Allgemeine Geographische Ephemeriden“, werden Demografie und Wirtschaft des damaligen Kreises Meseritz analysiert. Es werden auch die wichtigsten politischen Ereignisse dargestellt, unter besonderer Berücksichtigung der deutsch-polnischen Beziehungen. Der Verfasser beschäftigt sich insbesondere mit den Volks- und Glaubensverhältnissen im Meseritzer Land. Er benutzt hierbei Statistiken, beschreibt aber auch Lebensgeschichten einzelner Personen. Es wird auch möglichst objektiv auf die Begriffe wie Ostflucht, Landflucht, Migration der polnischen Bevölkerung aus dem Osten und Germanisierungsprozesse eingegangen. Ein Kapitel beschäftigt sich mit Johann Jacob Volmer und dem wichtigsten Wirtschaftszweig der Region – der Tuchmacherei. Die besondere Rolle Volmers als Geschäftsmann und Kaufmann, sowie seine Wohltätigkeit und sein gesellschaftliches Engagement sichern ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte der Stadt. Die übrigen Kapitel in diesem Teil befassen sich mit den wichtigsten Aspekten des Lebens in Meseritz im 19. Jahrhundert, insbesondere mit seiner räumlichen, demografischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung.

Der fünfte Teil beschäftigt sich mit der Zeit des Ersten Weltkriegs und der nachfolgenden Bildung der Grenze mit Polen, über die Nazizeit, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs und der Vertreibung der Deutschen, die diese Gebiete über 700 Jahre lang bewohnt hatten. Ein kleines Kapitel wird Obergörzig und einem Brief gewidmet, der 1923 in der Kirchturmkugel versteckt wurde. Dieser richtet sich an die Nachkommen und dokumentiert die Zeit der großen Inflation in Deutschland und beschreibt damit beispielhaft Probleme, mit denen die damaligen Bewohner zu kämpfen hatten. Die Beschreibung der tausendjährigen Geschichte der Region endet mit dem Nachwort, wo kurz auf die wichtigsten Ereignisse in den deutsch-polnischen Beziehungen nach 1945 eingegangen wird. Im Nachwort beschreibt der Verfasser ebenso das gegenwärtige deutsch-polnische Verhältnis in der Region und die Perspektiven seiner zukünftigen Entwicklung.

Das Buch wird von einem wissenschaftlichen Apparat in Form von Fußnoten, Verzeichnissen und Quellennachweisen begleitet, der eine bessere Orientierung in der vorhandenen Literatur und dem Thema ermöglicht. Um dem Leser das Meseritz der Vorkriegszeit näher zu bringen, wurde im Anhang der Beitrag des Meseritzer Bürgermeisters Hart „Meseritz im Jahre 1030. Ein Spaziergang durch die Stadt“ beigefügt. Eine bildliche Beschreibung der Stadt sowie zahlreiche Karten und Bilder sollen dem Leser die Lektüre des Buches angenehmer gestalten und ihm helfen, den Geist und die Atmosphäre der vergangenen Zeit zu erfassen.

Das Buch erscheint zunächst nur in polnischer Sprache und ist über den Autor Andrzej Kirmiel im Muzeum Miedzyrzecz zu beziehen oder während des Heimattreffens in Perleberg am 16. Mai 2015 im Neuen Hennings Hof zum Preis von 10,- Euro.





Bio Leonhard Tietz - Nils Busch-PetersenLeonhard Tietz
von Nils Busch-Petersen


Am 14. August 1879 legt der aus Birnbaum stammende Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund auf gerade einmal 25 Quadratmetern den Grundstein zu einem Warenhauskonzern, der bis heute unter dem Namen Galeria Kaufhof allen Krisen getrotzt hat.
Tietz Erfolgsrezept kommt einer Revolution im Einzelhandel gleich: feste Preise, Barzahlung, konkurrenzlose Tiefpreise und Umtauschrecht. Der Kunde ist begeistert und Tietz muß seinen Laden bald vergrößern.
Leonhards Bruder Oscar betreibt Mitte der 1880er Jahre bereits gleichartige Handelsgeschäfte in Thüringen und Bayern. Mit dem namensgebenden Onkel legt er dort den Grundstein zum späteren Hermann Tietz-Konzern. Leonhard Tietz wählt das Rheinland für seine Geschäftsexpansion aus.
Er beginnt 1889 in der Industrie-Boomstadt Elberfeld und wagt 1891 den Sprung in die Großstadt Köln. Später folgen luxuriöse Konsumtempel wie an der Düsseldorfer Königsallee und der Kölner Hohe Straße, auch heute Landmarken der deutschen Handelskultur. 1914 hinterläßt er einen Konzern mit 5.000 Angestellten und etwa 25 Häusern und Niederlassungen in ganz Europa. Seine Söhne Alfred Leonhard und Gerhardt werden 1934 von den Nazionalsozialisten ins Exil gezwungen. Die Firma Leonhard Tietz wird »arisiert« und firmiert fortan als Kaufhof AG.

Verlag Heinrich und Heinrich,
Centrum Judaicum
87 Seiten, 8,90 €
ISBN 978-3-941450-17-2





Die Schlafwandler: Wie Europa  in den Ersten Weltkrieg zog - Christopher Clark Die Schlafwandler: Wie Europa
in den Ersten Weltkrieg zog.
Christopher Clark


Das Buch stellt ausgehend von der Situation auf dem Balkan die Konflikte und Bündniskonstellationen dar, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts die europäische Politik bestimmten. Der Inhalt gliedert sich in drei Teile mit einer vorangehenden allgemeinen Einleitung:
· Teil eins beschreibt die lokalen Ereignisse und Konstellationen auf dem Balkan bis zum tödlichen Attentat von Sarajevo (Clark beginnt also nicht mit den Ereignissen des 28. Juni 1914, sondern mit der langen Vorgeschichte des Attentats seit dem Königsmord in Belgrad im Jahre 1903);
· Teil zwei widmet sich der Innen-, Außen-, Sicherheitsund Bündnispolitik der europäischen Großmächte von 1887 bis 1914. Insbesondere geht Clark darauf ein, wie sich in Europa zwei Bündnisblöcke bildeten und welche Ziele bzw. „ziellose Interessen“ die einzelnen „großen Akteure“ (Minister und Diplomaten der Großmächte) wie auch das Personal der „kleineren Akteure“ verfolgten;
· Teil drei beginnt mit dem Attentat von Sarajevo und behandelt anschließend die Ereignisse der Julikrise 1914 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Der australische Historiker Christioh Clark hebt die außerordentliche Komplexität der Krise hervor, die u.a. durch die vielschichtigen und teilweise intransparenten Einscheidungsprozesse der involvierten Mächte zurückzuführen ist. Clark lehnt es ab, einen Schuldigen zu benennen: „In dieser Geschichte gibt es keine Tatwaffe als unwiderlegbaren Beweis, oder genauer: Es gibt sie in der Hand jedes einzelnen wichtigen Akteurs. So gesehen war der Kriegsausbruch eine Tragödie, kein Verbrechen.“ (S. 716)
Insofern ist der Ausbruch des Krieges vielmehr die Folge in einer Kette von Entscheidungen verschiedener Akteure, die keinesfalls unausweichlich waren. Gleichzeitig warnt der Autor, daß ähnliche Eskalationen auch in heutigen Krisen denkbar sind.
Der Titel des Buches, „Die Schlafwandler“, entspricht dieser Interpretation: Gemeint sind Akteure, die mit nachtwandlerischer Sicherheit lange auf einem Seil über einem Abgrund balancieren, bis die Balance jäh zusammenbricht.

Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog.
Aus dem Englischen von Norbert Juraschitz.
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013,
885 Seiten, 39,99 €,
ISBN 978-3-421-04359-7 (Info: Wikipedia)



Bio Oscar Tietz - Nils Busch-PetersenOscar Tietz
von Nils Busch-Petersen


Eine kleine Oscar Tietz-Biographie: vom Kleinhändler zum Kaufhauskönig.

In dem Büchlein erzählt der Autor Nils Busch-Petersen sehr lebhaft von der Geburt und der Kindheit Oscars in Birnbaum bis zum größten europäischen Warenhauskonzern (HERTIE) und dem Lebensende1858.

Das Buch dürfte besonders unsere Birnbaumer Heimatfreunde interessieren.

Verlag Heinrich und Heinrich,
Centrum Judaicum
63 Seiten,
6,90 €
ISBN 978 - 3- 942271- 98- 1







Die Belasteten - Götz AlyDie Belasteten
von Götz Aly


200 000 Deutsche wurden zwischen 1939 und 1945 ermordet, weil sie psychisch krank waren, als auffällig, erblich belastet oder einfach verrückt galten. Nicht wenige Angehörige nahmen den Mord an ihren behinderten Kindern, Geschwistern, Vätern und Müttern als Befreiung von einer Last stillschweigend hin. Die meisten Familien schämen sich bis heute, die Namen der Opfer zu nennen. Beklemmend aktuell lesen sich die Rechtfertigungen der vielen Beteiligten: Erlösung, Gnadentod, Lebensunterbrechung, Sterbehilfe oder Euthanasie.
Götz Aly bringt mit seinem neuen Buch Licht in ein düsteres Kapitel der deutschen Gesellschaftsgeschichte. Wir Meseritzer hatten mit Obrawalde einen der T"tungsorte, die in dem Buch erw 0hnt werden, in unmittelbarer Nachbarschaft.

352 Seiten, gebunden,
S. Fischer Verlag,
Preis: 19,99 €
ISBN 978-3-10-402043-0





Die Russen kamen auch ins Paradies von Gerhard KaldekDeutsch-Polnische Erinnerungsorte
Band 3: Parallelen
Hahn/Traba (Hrsg.)


Wann, wo, wie und warum spielte der Bezug auf Deutschland und die deutsche Kultur eine Rolle in der Erinnerungskultur in Polen? Und umgekehrt: Wann, wo, wie und warum spielte der Bezug auf Polen und die polnische Kultur eine Rolle in der Erinnerungskultur in Deutschland? Das Buch ist als wissenschaftliches Nachschlagewerk konzipiert, daß „deutschpolnische Paare“ z. B. Rhein und Weichsel, Goethe und Mickiewicz miteinander vergleicht.

Es gelingt dabei weitgehend deutsche und polnische Befindlichkeiten aufzuzeigen. Ferner versucht das Buch deutlich zu machen, daß wir ohne die Kenntnisse der Geschichte unseres Nachbarn die eigene, deutsche bzw. polnische, nur unvollkommen verstehen.

Deutsch-Polnische Erinnerungsorte
Band 3: Parallelen
Verlag Ferdinand Schöningh 2012
490 Seiten, 42 Abb., Festeinband
ISBN: 978-3-506-77341-8
EUR 58.00



Die Russen kamen auch ins Paradies von Gerhard KaldekDie Russen kamen auch ins Paradies
Gerhard Kaldek


Der 1930 geborene Gerhard Kaldek aus Jordan hat einen an „Totentanz im Oderland“ (s. u.) anknüpfenden, erschütternden Erlebnisbericht vorgelegt.
Seine Erinnerungen beginnen in der noch „heilen“ Welt des Jahres 1944 und enthalten empfindsame Naturbeobachtungen, Hinweise auf erste Regungen einer ganz unschuldigen Liebe zu einem Mädchen aus Schwiebus sowie Erfahrungen als Ministrant in der Jordaner St. Anna-Kirche. Mit dem Januar 1945 bricht die volle Wucht des Krieges auf die Familie ein. Es grenzt an ein Wunder, wie sie alle Fährnisse der damaligen Zeit zwar nicht unbeschadet, aber dank rettendem Instinkt und einer guten Portion Kaltschnäuzigkeit lebend bis zum erzwungenen Exodus am 29. Juni 1945 überstanden hat.
Geschildert wird auch das mühsame, teilweise erniedrigende, Einfinden zunächst in Berlin, später am endgültigen neuen Wohnort der Familie in Niedersachsen. Der Verfasser schreibt einen frischen, unbekümmerten Stil, der Emotionen viel Raum läßt. Mit eigenen Zeichnungen angereichert, ist das Buch als Lektüre für alle geeignet, die sich die Dramatik der Jahre von 1944 bis 1948 noch einmal vor Augen führen wollen, aber auch als Mahnung für nachfolgende Generationen.

Verlag DeBehr, Radeberg, 2011,
488 Seiten broschiert,
15,95 Euro, ISBN 978-3939241591



Die Deutschen im Osten Europas –
Annette Grossbongardt, Uwe Klussmann und
Norbert F. Pötzln

Zwischen Eroberung und Vertreibung – die Geschichte der Deutschen im Osten EuropasDie Deutschen im Osten Europas –
Annette Grossbongardt, Uwe Klussmann und
Norbert F. Pötzln


Zwischen Eroberung und Vertreibung – die Geschichte der Deutschen im Osten Europas
Seit dem Mittelalter strömten deutsche Siedler in die Provinzen zwischen Ostsee und Schwarzem Meer, um hier Land zu bewirtschaften, Handel zu treiben oder als Beamte zu dienen, häufig auf Einladung der dortigen Herrscher. Die Deutschen im Osten Europas waren Teil einer gezielten Expansion und Kolonisation, welche die Deutschordensritter auch mit Gewalt durchsetzten. Jahrhundertelang lebten so Deutsche neben Polen, Ungarn, Tschechen, Letten und Russen, häufig als Siedler „deutschen Rechts“. Erst durch den anschwellenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts gerieten die Deutschen und ihre osteuropäischen Nachbarn in das Fahrwasser ethnischer Konflikte, die in die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs, in Flucht und Vertreibung mündeten.

In Reportagen, Porträts und Überblicksdarstellungen betrachten SPIEGEL-Autoren und Historiker die gesamte Geschichte deutscher Existenz in Europas Osten – und schreiben so die Chronik einer schwierigen Vergangenheit.

Ein SPIEGEL-Buch im Verlag DVA Sachbuch,
gebundenes Buch mit Schutzumschlag,
304 Seiten mit Abbildungen,
19,99 Euro, ISBN 978-3-421-04527-0



Überall Heimat und Fremde – Texte und Kontexte
Norbert Tarsten

Norbert Tarsten aus Köln/ Meseritz hat nach „Jenseits des Oderlaufs – Landschaften prägen Alltags- und Festgestaltung“, ein weiteres Buch herausgegeben.

Anmerkungen zur Entstehung des o.g. Buches: „Über Jahrhunderte waren Menschen auf der Suche nach Heimat. In der Ferne eine Heimat zu finden, galt für viele als Erfüllung einer Sehnsucht. „Die Fremde ist überall da. Auch die Fremden sind immer schon da.” Dies meinte einst die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. „Die Heimat bedeutet doch, von Zeit zu Zeit Rührung zu haben, nach dem Motto: Hier lebe ich, hier ist meine Heimat… Ohne Heimat sein, heißt leiden.“ – meinte der russische Schriftsteller Fjodor M. Dostojewski. Heimat wird in der globalisierten Welt gewissermaßen entterritorialisiert, denn wo man lebt, kann man nicht immer bleiben. Gibt es ein Recht auf Heimat? Viele Erfahrungen haben Menschen insbesondere im 20. Jahrhundert gemacht. Wer sich als Fremdling vorkam, fand nicht selten erst in seiner beruflichen Betätigung eine neue Heimat. Heimat, ein sehr individueller und emotionaler Begriff, der von jedem Menschen selbst bestimmt werden kann.
Die Fremde erschwert das Finden vieler vertrauter Entsprechungen.
N.S. Redaktion:
Auch Menschen können uns Heimat sein. Unsere Mutter, befragt, was ihr Heimat ist und bedeutet, antwortete mir ohne nachzudenken: „Da wo Ihr seid, da ist meine Heimat!“ Auf jeden Fall erwartet den Leser von Norbert Tarstens neuem Buch eine gute Auslese wunderbarer Gedichte. Der Band „Überall Heimat und Fremde – Texte und Kontexte“ spiegelt nicht nur eine Fixierung auf die zwei Schlüsselbegriffe in der deutschen Dichtung der Jahrhunderte wider, sondern zeigt auch die gegenwärtige Auseinandersetzung mit den Begriffen.

Zu beziehen im Buchhandel oder beim Autor:

Norbert Tarsten,
Frohnhofstr. 20,
50765 K ö l n, Telefax-Nr.: (0221) 59 03 79 5

ISBN Nr. 978-3-00-030465-1
443 Seiten, Preis 21,30 Euro.



SELTENE VOGELARTEN Ulrich RadomskiSELTENE VOGELARTEN
Ulrich Radomski


Heimatfreund Ulrich Radomski, ein Hobby-Ornithologe, hat seine zwei Jahrzehnte langen Erfahrungen als Vorsitzender des Landesseltenheitsausschußes Schleswig-Holstein / Hamburg in einem Buch von 300 Seiten zusammengefaßt. Das Buch ist als Band 6 in der Reihe „Vogelwelt Schleswig-Holsteins“ erschienen. In dem übersichtlich geordneten, hervorragend ausgestatteten und mit brillanten Fotos angereicherten Werk sind 186 seltene Vogelarten behandelt.
Es sind nicht die allbekannten, häufigen Vögel, sondern Arten, die in anderen Teilen der Welt beheimatet sind, die unser Gebiet nur ausnahmsweise besuchen oder hier in geringer Zahl brüten, also eben sogenannte Seltenheiten. Man muß schon ein erfahrener Ornithologe sein, um eine solche Seltenheit unter den Vögeln zu erken- nen und richtig zu bestimmen. Deshalb entscheidet auch über jede solche Beobachtung erst ein „Seltenheitsausschuss“, bevor sie anerkannt wird und veröffentlicht werden darf. Für uns Brandenburger und Posener ist interessant, daß es unter den in diesem Buch enthaltenen Arten auch einige gibt, die manchen von uns aus unserer Heimat bekannt sind. So gibt es von der Großtrappe, von der es um die Mitte des 20. Jahrhunderts in Deutschland noch 4.000 Vögel gab, jetzt – und nur mit Hilfe von Nachzüchtungen in Brandenburg – noch etwa 100 Individuen. Oder der in Deutschland und Polen ausgestorbene Triel, von dem bis in die dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts ein regelmäßiger Rastplatz bei Meseritz- Obrawalde bekannt war. Und wer schon einmal einen Bussard oder Adler oder Falken gesehen hat, wird staunen, daß hier – außer den in Deutschland mehr oder weniger verbreiteten 17 Greifvögeln – noch 16 seltene Greifvogelarten vorkommen.
So ist das Buch ein informatives Nachschlagewerk, wenn man etwas über eine bestimmte seltene Vogelart wissen will. Auch wenn der Schwerpunkt des Buches auf Norddeutschland und den dort festgestellten seltenen Vogelarten liegt, so enthält es doch eine Fülle allgemeingültiger Informationen über Verbreitung, Bestand und Bestandsentwicklung, Brutvorkommen, Wanderungen und weitere Einzelheiten aus unserer vielfältigen, faszinierenden Vogelwelt (EIne Besprechung von Dr. Klaus Scheel).

Ulrich Radomski (2009):
Seltene Vogelarten in Schleswig-Holstein und Hamburg,
Reihe: Vogelwelt Schleswig-Holstein, Bd.6;
Wacholtz-Verlag Neumünster, 301 Seiten, Preis 30 Euro,
ISBN: 3529073067

Anfragen können auch unmittelbar gerichtet werden an:
Ulrich Radomski,
Großbeerenstraße 289 B, 14480 Potsdam,
Tel: (0331) 60 06 677, E-Mail: u.radomski@t-online.de



Birnbaumer und ihre Stadt - von Krystyna Szczepanska-HatzkeBirnbaumer und ihre Stadt
Krystyna Szczepanska-Hatzke
Eine Besprechung von
Dr. Martin Sprungala u. Leonhard v. Kalckreuth

Mit finanzieller Unterstützung der Stadtverwaltung von Birnbaum, dem heutigen Miedzychód, hat die in Düsseldorf lebende Polin Krystyna Szczepanska-Hatzke einen Bild- und Dokumentationsband über ihre Heimatstadt unter dem zweisprachigen Titel „Miedzychodzianie i ich miasto. Fotograficzne wspomnienia z pierwszej polowy XX w.“/ „Birnbaumer und ihre Stadt. Fotografischer Rückblick auf die erste Hälfte des 20. Jhs.“ herausgegeben.

Das Besondere an diesem Buch ist seine deutsch-polnische Zusammenarbeit. Das Ehepaar Hatzke lebt in Düsseldorf und suchte den Kontakt zum Heimatkreis Meseritz e. V. bzw. der Heimatkreisgemeinschaft Birnbaum, deren Vorsitzender, Leonhard v. Kalckreuth, zusammen mit Mechthild Schwarzenberger den deutschen Text überarbeitet und korrigiert hat. Die überaus zahlreichen alten Fotos hat Jakub Hatzke bearbeitet. Die Texte stammen weitgehend von polnischen Autoren, doch anders als in anderen geschichtlichen Büchern aus Polen kommen hier die Deutschen nicht nur vor, sondern sogar zu Wort. Erwähnenswert ist, daß einige Seiten eines unveröffentlichten Geschichts- und Familienwerks der Marie v. Kalckreuth, der Mutter von Leonhard v. Kalckreuth, mit abgedruckt worden sind.

Der Bild- und Textband beginnt mit einem Spaziergang durch Birnbaum (S. 8-45) und zitiert gleich im Anfang ein Gedicht des aus Lindenstadt, das heute ein Stadtteil von Birnbaum ist, stammenden Dichters Carl Busse (1872-1918). Auf den folgenden Seiten sind zur Linken alte Ansichtskarten von Birnbaum abgedruckt, auf der Rechten folgt dann zumeist eine Gegenüberstellung, wie es heute vor Ort aussieht. Vielfach bedauert der Betrachter, daß die oft hinreißend schönen Ansichten nicht in einem größeren Maßstab abgedruckt sind. Die Vermischung von Deutsch und Polnisch läßt einen aber darüber hinwegsehen. Unter den alten deutschen Postkarten steht nämlich nicht wie üblich nur der heutige polnische Straßenname, oftmals in einer grammatikalisch gebeugten Form, sondern der alte deutsche Name. Auf diese Weise kann sich der Ortskenner von früher genauso zurechtfinden wie der heutige Betrachter und die jetzigen Bewohner der Stadt erfahren, welche oftmals politischen Wandlungen die Straßennamen erfahren haben. Beeindruckend für ein polnisches Buch ist auch die ständige Gegenüberstellung des polnischen Textes mit dem deutschen. Der Kenner beider Sprachen kann so direkt vergleichen, ob etwas weggelassen oder gar verfremdet wurde. Damit haben die Herausgeberin und ihre Mitübersetzerin Urszula Kleinschwärzer sich einem sehr hohen Anspruch an die Qualität ihrer Arbeit ausgesetzt.
Ein weiteres wichtiges Merkmal dieses Buches ist seine Widmung der Menschen, die in Birnbaum/ Miedzychód gelebt haben (S. 46-102). Es ist ganz natürlich, daß die polnischen Bewohner der Stadt hier einen großen Anteil einnehmen, schließlich war Birnbaum eine Stadt, die auch in früheren Zeiten von sehr vielen Polen bewohnt wurde. Den Einstieg macht das Kapitel „National-Konfessionelle Beziehungen“. Darin wird nicht wie in so vielen anderen polnischen Büchern schweigend darüber hinweggegangen, daß hier seit dem Mittelalter Deutsche lebten und nur die ältesten Erwähnungen aufgeführt, sondern es wird klipp und klar genannt, daß die ersten bekannten Verwalter in Birnbaum deutsche Namen getragen haben (S.49). Auch der jüdische Anteil an der Bevölkerung wird erwähnt.
Auch in diesem Teil des Buches ist eine Vielzahl an Fotos abgebildet, die Birnbaumer Bewohner der verschiedenen Ethnien bei unterschiedlichen Anlässen zeigen. Auf diese Weise bekommt man einen guten Eindruck vom damaligen Leben in Birnbaum. So sitzen z. B. junge Polinnen vor einem Geschäft mit deutscher Beschriftung oder flanieren durch die Stadt, deren polnische Aushangschilder man lesen kann. Auch den Birnbaumer Persönlichkeiten besonderer Art, den „Originalen“ widmet sich dieses Buch, ebenso den Kindern und allen sportlich-kulturellen Aktivitäten. Ab Seite 68 kommen auch ehemalige und heutige Bewohner der Stadt zu Wort – natürlich auch hier Polen und Deutsche. Auch den Birnbaumer Gutsbesitzern (ab S. 89) sind einige Seiten gewidmet, so den Familien v. Unruh, v. Kalckreuth und v. Willich. Nach den Gebäuden und Menschen kommt folgerichtig die Natur, dargestellt in dem Kapitel „Vier Jahreszeiten in Birnbaum“ – versehen mit wunderbaren farbigen Bildern von heute und schwarz-weißen von früher. Auch hier wird das Buch seinem Thema und Anspruch gerecht und zeigt die Menschen, die Birnbaumer, bei ihren Aktivitäten zu den jeweiligen Jahreszeiten. Anschließend folgen die gesellschaftlichen Gruppen: „Stadt und Kreisverwaltung und andere Institutionen“, „Organe zum Schutz der Öffentlichen Ordnung und Sicherheit“, „Wirtschaft, Handwerk und Landwirtschaft“, „Kirchen“, „Schulwesen“, Vereine und Organisationen“ und „Kultur“. Naturgemäß dominieren hier die Polen, denn Birnbaum war seit 1920 Teil der 2. Polnischen Republik; dementsprechend waren die Behörden polnisch und ein großer Teil der deutschen Bevölkerung verließ die Stadt.

Trotz der Schwierigkeit, überhaupt noch Material über das deutsche kulturelle Leben zu finden, hat die Redaktion dieses Buches es geschafft, einige Fundstücke mit abzudrucken (z. B. die evangelische Kirche, S. 179 ff). In diesem Abschnitt stellen sich wiederum viele Bewohner vor, die erst nach 1920 nach Birnbaum gekommen sind. Auch das ist ein sehr interessanter Aspekt der Geschichte. Das Buch schließt (S. 222 ff) mit einem deutschpolnischen Namensverzeichnis der Städte, Plätze und Straßen und einer Literaturauswahl, die auch deutsche Arbeiten berücksichtigt. Das Buch „Birnbaumer und ihre Stadt“ ist sicherlich eine Bereicherung für jeden Bewohner und ehemaligen Bewohner, der mit der Stadt zu tun hatte, aber auch für jeden Heimatfreund.

Das Buch ist im Jahr 2008 in Birnbaum erschienen und kostet 25 Euro (+ 5 Euro Versandkosten). Es ist in Birnbaum in der Druckerei oder über die Buchhandlung erhältlich.

In Deutschland zu beziehen über:

Krystyna Szczepanska-Hatzke,
Hardtstr. 33, 40629 Düsseldorf,
E-Mail: k.s.hatzke@gmx.de
ISBN 978-83-927744-0-2



TRZCIEL STUDIA Z DZIEJÓW MIASTAS – Tirschtiegel Studien zur Geschichte der StadtTRZCIEL STUDIA Z DZIEJÓW MIASTAS –
Tirschtiegel
Studien zur Geschichte der Stadt

Marceli Tureczek hat unter der Mitwirkung einer Gruppe von 12 Autoren eine interessante Studie zur Geschichte von Tirschtiegel / Trzciel erstellt.

Die Studie wurde von Prof. Dr. Joachim Zdrenka rezensiert. Ihr Inhalt ist in folgende Themen untergliedert:
1. Geographie, Kulturlandschaft und Kunstdenkmäler der Stadt und Gemeinde Tirschtiegel
2. Vorgeschichte, archäologische Funde in Tirschtiegel und seiner Umgebung
3. Bedeutung und Veränderungen des Tirschtiegeler Wappens
4. Umriß der Stadtgeschichte:
• unter den poln. Königen und Magnaten im Mittelalter
• z.Zt. Napoleons
• die protestantische und katholische Gemeinde
• Schule und Hospital
• Namensliste der Bürgermeister von 1661 bis 1945
• Handwerkerzünfte und ihre Ordnungen (z.T. in Deutsch)
• Anna Luise Karsch
• Tirschtiegel von 1815 – 1939
• Tirschtiegel von 1939 – 1945 im Zweiten Weltkrieg
• Die jüdische Gemeinde
• Die Stadt Trzciel von 1945 – 1989
• Erinnerungen / Fragmente aus der Zeit danach
Das Buch umfaßt 206 Seiten. Bedauerlicherweise sind davon nur 19 Seiten in deutscher Sprache. Es handelt sich dabei um 18 Seiten ehemaliger Zunftordnungen. Am Ende des Buches befindet sich 1 Seite Zusammenfassung der Geschichte Tirschtiegels in Deutsch.

Zu beziehen über:
Biblioteka Publiczna
Miasta i Gminy Trzciel
ul. Poznanska 8
PL 66- 320 Trzciel
E-Mail: bptrzciel@neostrada.pl

ISBN 978-83-927127-0 -1
Der Preis ist uns nicht bekannt.



JENSEITS DES ODERLAUFS – Landschaften prägen Alltags- und Festgestaltungen v. Norbert TarstenJENSEITS DES ODERLAUFS –
Landschaften prägen Alltags- und Festgestaltungen
Norbert Tarsten


„Erika Kip (DOD) schreibt dazu: „Besseres kann kein Volk vererben, als der eigenen Väter Brauch. Wenn des Volkes Bräuche sterben, stirbt des Volkes Seele auch.“
Daß des Volkes Seele nicht stirbt, daß Bräuche nicht in Vergessenheit geraten, dafür haben die Vertriebenen selbst immer wieder Sorge getragen. Noch immer sind sie ihren alten Landschaften verhaftet, hört die Erinnerung nicht auf – gemäß Detlev von Liliencron, der einst dichtete: „Und was als Kind ich je erlebt, klingt wieder mir auf allen Wegen.“

Norbert Tarsten schrieb ein mit Literaturhinweisen und Fotos gespicktes, sehr sorgfältig gemachtes Buch, das Vielen der einst dort Wohnenden Freude bereiten wird. 282 Seiten über Feste im Weihnachtskreis, Heiligenfeste, Volksfeste, Arbeiten und Wohnen ... für jeden etwas. Viel Wissenswertes ist im Buch zusammengetragen: über Dorf- und Siedlungsformen, die Schwierigkeiten des Landlebens, den Artenreichtum der Pflanzen, die Besitzverhätnisse der Grundherren und Pächter usw. ...

Eigenverlag, zu beziehen über:
Norbert Tarsten,
Frohnhofstr. 20,
50765 K ö l n,
24,20 Euro




KALTE HEIMAT – Die Geschichte der deutschen VertriebenenKALTE HEIMAT –
Die Geschichte der deutschen Vertriebenen
Andreas Kossert


„Mit diesem Buch berichtigt Andreas Kossert die landläufige Vorstellung vieler Bürger von einer rundum geglückten Integration der Vertriebenen nach 1945.
Erstmals erhalten wir ein wirklichkeitsgetreues Bild von der Ankunft in der Bundesrepublik – dem Land, das ihnen zur neuen, kalten Heimat wurde. Wir erfahren von ihrem Kampf um den schwierigen Neuanfang und den Lebensumständen der Menschen im „Wirtschaftswunderland“.

Gebundenes Buch, Leinen mit Schutzumschlag,
432 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
40 s/w Abbildungen
ISBN-13 9783886808618
24,95 EUR




Susanne Bode: Die vergessene GenerationDIE VERGESSENE GENERATION –
Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen.
von Sabine Bode


„Und man konnte kein Brot wegwerfen!“
Sie haben den Bombenkrieg miterlebt oder die Vertreibung, ihre Väter waren im Feld, in Gefangenschaft oder waren gefallen. Doch diese Erinnerungen haben die Kriegskinder bislang in sich verschlossen gehalten. Statt dessen haben sie nach vorn geblickt, Deutschland wieder aufgebaut, eine Familie gegründet. Heute sind sie in Rente, die Kinder längst aus dem Haus, und zum ersten Mal im Leben schauen sie zurück.
Sie fangen an zu begreifen, daß vieles in ihrem Leben auf ihre Kriegserlebnisse zurückzuführen ist. Auch die Kinder und Enkel der Kriegskinder wollen nun verstehen, warum ihre Eltern so sind, wie sie sind. Ein wichtiges und notwendiges Buch.

Serie Piper 4403 – ISBN 978-3-492-24403-9 – 8,95 Euro




„Totentanz im Oderland – Erinnerungen und Dokumente“
Der Einmarsch der Roten Armee in Ostbrandenburg 1945
Werner H. Krause -
Eine Besprechung von Dr. Klaus Scheel

Totentanz im OderlandDer Publizist Werner Krause beschreibt in diesem Buch einen Zeitabschnitt der deutschen Geschichte, der vielen älteren Menschen unvergessen ist, die in Ostbrandenburg ihre Jugend verbracht haben. Der Titel des soeben erschienenen Buches spricht für sich. Es sind zwar schon zahlreiche Einzelberichte, Aufsätze, Dokumente über die furchtbaren Erlebnisse und Erfahrungen beim Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 in Ostbrandenburg veröffentlicht worden – auch in unserem „Heimatgruß“– noch nie aber hat es eine so umfassende, prägnante, durch Dokumente, Zahlen, Bilder, Aussagen von Zeitzeugen überzeugend dokumentierte Zusammenstellung des grausamen Geschehens jener Monate in Ostbrandenburg gegeben. Im Vorwort definiert der Autor die Bezeichnungen Ostbrandenburg und Neumark. Es folgt eine genaue zahlenmäßige Bilanz der Flucht der Deutschen aus den östlichen Teilen des Deutschen Reiches oder ihren Siedlungsgebieten in Osteuropa. Die Statistik erfaßt die Deportation und Vertreibung mit ihren Folgen. Man erfährt, daß 2,8 Millionen Heimatvertriebene den Exodus nicht überlebt haben. In Ostbrandenburg fielen 250.000 Menschen grausamen Verbrechen der Rotarmisten an Frauen, Kindern und Männern zum Opfer – etwa ein Drittel der damaligen Gesamtbevölkerung dieser Region. Viele ältere Heimatfreunde werden sich noch an die Zeit von Dezember 1944 bis Februar1945 erinnern. Flüchtlinge kamen mit Zügen und Trecks aus Ost- und Westpreußen. Die sowjetische Großoffensive von der Weichsel im Januar 1945 überrollte nach wenigen Tagen viele Dörfer und Städte unserer Region bis zum Mittellauf der Oder. Wir lesen ein Buch der Anklage. Der Autor hat eine Vielzahl von Heimatfreunden befragt und deren ergreifende Berichte wiedergegeben. Er hat im Bundesarchiv Koblenz und im Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg i. Br. eingehend nachgeforscht und nennt Sachverhalte, Orte, Daten, Namen. Die Blutspur der Gewalttaten an den Deutschen führt über Posen, Landsberg/W., Hoffmannstal/ Rybojadel, Tirschtiegel, Kuschten, Meseritz, Sternberg, Schwiebus, Bomst, Königsberg/ Nm., Tamsel, Küstrin, Guben und viele andere Orte. Man liest eine detaillierte Schilderung des erschütternden Geschehens beim Einmarsch der Sowjets in die Städte und Dörfer, von den Erlebnissen in den Familien und Sippen, von der Kette der Massenvergewaltigungen von Frauen jeden Alters, selbst ganz junger Mädchen; von der Ermordung deutscher Zivilisten; von der Erschießung deutscher Soldaten, Offiziere und Volkssturmmänner, die sich kampflos den Rotarmisten ergeben hatten; sogar eigene russischen Landsleute, die in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten waren, wurden von Rotarmisten erschossen. Alle diese Verbrechen sind durch Dokumente und Zeugenaussagen derer, die dabei waren, überzeugend und beweiskräftig belegt. Der Autor nennt in vielen Fällen auch die Namen der sowjetischen Kommandeure und ihre Truppenteile. Werner H. Krause hat sein Buch angereichert mit eingestreuten Abschnitten, die Rückblicke enthalten auf die Geschichte Ostbrandenburgs und das alte Preußen und Friedrich II., auf den Adel in der Neumark und bekannte Schlösser, ferner auf bedeutende Persönlichkeiten, die diese Region hervorgebracht hat. Eine wesentliche Verdeutlichung des Inhalts des Buches stellen die 67 kleinen, aber anschaulichen Fotos dar. Dieses Werk ist ein MUSS für jeden Heimatfreund, der in Ostbrandenburg geboren wurde oder dort gelebt hat und umfassend über das schreckliche Geschehen beim Einmarsch der Russen in seine Heimat informiert sein möchte. Es ist auch für jeden anderen zeithistorisch Interessierten eine wichtige Publikation zum Thema „Flucht und Vertreibung 1945“ in Ostbrandenburg. Man kann diesem erschütternden Buch nur eine große Verbreitung wünschen.


Werner H. Krause: Totentanz im Oderland – Erinnerung und Dokumente.
Druffel & Vowinckel-Verlag, Stegen am Ammersee, 2008,
396 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 978-3-8061-1188-0

Zu diesem Buch eine Anmerkung:
von Leonhard v. Kalckreuth

„Totentanz im Oderland“ – ist ein Buch betitelt, in dem der Autor, Werner H. Krause, Zeitzeugenberichte über das Inferno, welches ab Ende Januar 1945 über unsere Heimat hereinbrach, zu einer eindrucksvollen Chronik des Grauens zusammengefaßt hat. Mit „Oderland“ ist die Neumark gemeint, zu der ab 1938 neben dem Kreis Schwerin/Warthe auch unser Heimatkreis gehörte. Dieser Teil Deutschlands, so ist dem Buch zu entnehmen, hatte von allen ehemals deutschen Ostgebieten den prozentual höchsten Blutzoll zu entrichten. Der Autor, der sich seit Jahrzehnten mit Zeitgeschichte befaßt, bringt die Exzesse der Roten Armee zu Recht mit den bekannten Haßtiraden des sowjetischen Schriftstellers Ilja Ehrenburg in Verbindung. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß auch auf diesen Zeitabschnitt zutrifft, daß nämlich, „wer Wind sät, Sturm erntet“. Ein etwas sorgfältigeres Recherchieren von Eigen- und Ortsnamen bzw. ein Korrekturlesen hätte dem Buch gutgetan.




Geschichte der Deutschen in Polen 1939-1945

Eine Rezension von Dr. Martin Sprungala

Aus seinen langjährigen Forschungen hat Wilfried Gerke mit seinem Band „Beiträge der Deutschen in Polen während des Zweiten Weltkriegs 1939-1945“ ein wichtiges Werk vorgelegt. Aus seinem in Jahrzehnten erworbenen Fundus an Wissen, Quellenstudium und Erfahrungsberichten von Zeitzeugen untersucht Gerke kritisch die Rolle der Deutschen in Polen während der NS-Zeit. Sehr differenziert zeigt er auf, daß es keine einheitliche Haltung zum Regime gab sowie, daß das Regime die „Volksdeutschen“ nicht als gleichwertige Deutsche betrachtete und behandelte (Dr. Sprungala).

Das Buch hat 117 Seiten auf DIN A 4, gebunden Paperback und kostet 15,- Euro zzgl. 2,40 Euro für Verpackung und Porto. Es sollte von allen gelesen werden, die wissen wollen, was sich im Posener Land während der NS-Zeit von 1939-1945 wirklich abgespielt hat.

Bestellung bei:
Deutscher Geschichtsverein (DGV) des Posener Landes e.V
Horst Eckert
Am Pathsberg 23
29549 Bad Bevensen
Tel.: (05821) 76 66



Historisches Ortsverzeichnis für die Provinz Posen

Eine Rezension von Dr. Martin Sprungala

Das „Historische Ortsverzeichnis der Provinz Posen und der Wojewodschaft Poznan (Posen)“ umfaßt alle Orte der Provinz Posen: Städte, Dörfer, Gutsbezirke und Wohnplätze. Basis für das Erstellen war das Gemeindeverzeichnis der Volkszählungen von 1905 bzw. 1910. Aufgeführt sind: Art des Ortes, deutscher Name von 1910, Kreiszugehörigkeit, der heutige polnische Name, der frühere Name, die Namen aus der NS-Zeit von 1939 ff. Manche Orte hatten im Lauf der Zeit mehr als 5 Namen, so daß das 287 Seiten starke Werk – in DIN A 4 – mehr als 16.000 Ortsnamen mit gegenseitigen Hinweisen aufweist. Angegeben sind auch – soweit vorhanden gewesen – die Einwohnerzahlen bei Städten aufgegliedert nach Deutschen, Polen und Juden, zudem, wann sie das Stadtrecht erhielten. Bei vielen Orten ist ergänzt, wann sie urkundlich das erste Mal erwähnt wurden, als Hauländereien neu gegründet, oder ob die „Ansiedlungskommission“ diesen Ort angelegt hat – soweit dies deutschsprachige Fundstellen hergaben. Die Einleitung zu diesem Buch ist dreisprachig: die englische Übersetzung stammt von Leonhard v. Kalckreuth, die polnische von dem wissenschaftlichen Bibliothekar der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne, Benhard Kwoka. Sechs Karten sind dem Buch beigefügt, die die administrative Ordnung des Posener Landes in der Zeit vor 1793, nach 1793 in südpreußischer Zeit, als Provinz Posen bis 1887 und ab 1887, als Teil des Warthegaus und als Wojewodschaft Wielkopolska seit 1999 aufzeigen.

Das Buch hat 287 Seiten, einen festen Einband und den sehr günstigen Preis von nur 29,50 Euro zzgl. 4,70 Euro für Verpackung und Porto.
Herausgeber: Deutscher Geschichtsverein (DGV) des Posener Landes e.V..

Bestellung bei:
Deutscher Geschichtsverein (DGV) des Posener Landes e.V
Horst Eckert
Am Pathsberg 23
29549 Bad Bevensen
Tel.: (05821) 76 66


„Die Geschichte der Posener Kreise“

Eine Empfehlung von Dr. Martin Sprungala

Der Deutsche Geschichtsverein (DGV) des Posener Landes begann im Jahr 2001 mit der Veröffentlichung seiner Geschichtsbeilage in den Posener Stimmen, den „Posener Blättern zu Geschichte, Kultur und Zeitgeschehen in der ehemaligen Provinz Posen“ und stellt seither in jeder Ausgabe eine kleine Geschichte der einzelnen Kreise der Provinz Posen vor. Der vorliegende Band soll dieses Thema in einer Gesamtausgabe darstellen und vertiefen. Es wird ein Abriß der lokalen Geschichte der Kreise dargestellt, der bis 1920 reicht, in Teilen auch bis 1945, sofern es die zur Verfügung stehenden Quellen zuließen. Auch die Verwaltungsgeschichte wird in den einzelnen Kreisgeschichten angerissen und durch eine Liste der Landräte ergänzt. Ein Verwaltungskompendium aus dem Jahre 1975 wurde dabei durch weitere, neuere Literatur z.T. erheblich ergänzt. Neben den Landräten dient das Buch auch als Nachschlagewerk für die gewählten Repräsentanten der Kreise im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Deutschen Reichstag. Auch die Ober- und Regierungspräsidenten bis hin zu den Wojewoden – bis zum heutigen Tage – sind natürlich abgedruckt. Zu jedem Abschnitt findet der Leser zur weiteren Vertiefung einige Literaturangaben.
Ergänzt werden die Kreisgeschichten durch eine allgemeine Einführung in die Geschichte und im Anhang durch eine Zeittafel zur Geschichte der Region. Damit die Geschichte nicht 1920 bzw. 1945 abbricht, findet der Leser im Anhang eine Liste der seit 1999 wieder bestehenden Kreise der Wojewodschaft Wielkopolska mit ihren heutigen Namen, den dazugehörigen Gemeinden, Größe, Einwohnerzahl und Besiedlungsdichte, und dem Namen des aktuellen Starosten (Landrats). Auch die heute zu anderen Wojewodschaften gehörenden Kreise sind aufgeführt. Im Anhang befindet sich weiterhin eine Liste der Verleihungen von deutschen Stadtrechten an Orte in den mittelalterlichen Wojewodschaften Großpolen (Wielkopolska), Kujawien. Lentschütz und Schieratz. Ebenso eine Liste der im Posener Land stationierten preußischen Regimenter. Das Buch „Die Geschichte der Posener Kreise“ wurde in Zusammenarbeit mit den Posener Heimatkreisen erstellt und ist über den DGV erhältlich.

Das Buch kostet 15,80 Euro und ist zu beziehen über:
Horst Eckert
Am Pathsberg 23
29549 Bad Bevensen
Tel.: (05821) 76 66



Die Geschichte des Kirchlichen Suchdienstes„Die Geschichte des Kirchlichen Suchdienstes“

Not sehen und handeln – nach diesem Motto haben Caritas und Diakonie bereits 1945 in einer außergewöhnlichen gemeinsamen Aktion christlicher Nächstenliebe einen Hilfsdienst ins Leben gerufen, der auch über sechs Jahrzehnte nach Kriegsende seine wichtige Arbeit leistet.
1946 bildeten sie eine Suchdienst-Arbeitsgemeinschaft mit den Verbänden des Roten Kreuzes. Schon bald einigte man sich darauf, die Nachforschung nach Wehrmachtsangehörigen dem Roten Kreuz und die Suchdienstarbeit für Zivilpersonen, insbesondere der Heimatvertriebenen, den kirchlichen Verbänden zu übertragen.
Dabei wurden die ursprünglichen sogenannten Meldeköpfe, in denen die Flüchtlinge registriert wurden, in Ortskarteien umgewandelt. So entstanden ab 1947 die Heimatortskarteien (HOK) in der Trägerschaft der kirchlichen Wohlfahrtsverbände. Von ursprünglich mehr als 30 Karteien blieben nach Übernahme der Finanzierung durch den Bund im Jahre 1950 noch 12 Heimatortskarteien übrig. Die Geschäftsführung wurde der Hauptvertretung München des Deutschen Caritasverbandes übertragen. Heute, nach Einführung der elektronischen Fallbearbeitung, bestehen noch die beiden HOK-Zentren in Stuttgart und Passau.
In der „Geschichte des Kirchlichen Suchdienstes“ wird die Entwicklung der Heimatortskarteien von ihrer Entstehung nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute in anschaulicher Weise dargestellt.
Geschildert werden auch die politische Entwicklung vor und während des Zweiten Weltkrieges, die Umsiedlungsmaßnahmen während die Krieges und die Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den ehemals deutschen Ostprovinzen und Siedlungsgebieten in Osteuropa.
Die Geschichte des Kirchlichen Suchdienstes mit einem Umfang von 300 Seiten liest sich wie ein spannender Geschichtsroman und dürfte bei älteren Lesern viele Erinnerungen an ihr eigenes Erleben hervorrufen. Für Jüngere ist sie ein lebendiges Geschichts-Lehrbuch.

Das Buch ist gegen eine Schutzgebühr von 10,- Euro zu beziehen über:
Kirchlicher Suchdienst
Geschäftsstelle
Lessingstraße 3 - 80336 München
Tel.: (089) 544 97 201
Fax: (089) 544 97 207
E-Mail:ksd@kirchlicher-suchdienst.de



Vertreibung und deutsch-polnische GeschichteVertreibung und deutsch-polnische Geschichte
Jan M. Piskorski


Eine Rezension von Götz Urban


Der polnische Historiker Jan M. Piskorski hat unter dem Titel „Vertreibung und deutsch-polnische Geschichte“ (dt. Übersetzung) eine Streitschrift veröffentlicht.
Der 1956 in Stettin geborene Piskorski ist Professor für Vergleichende Geschichte Europas an der Universität Stettin, Co-Vizepräsident der Deutsch-Polnischen Schulbuchkonferenz der UNESCO, ferner Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Deutschen Historischen Instituts Warschau.
Seine Kompetenz für die deutsch-polnischen Beziehungen rührt auch von seinem Studienjahr in Göttingen und von Gastprofessuren an den Universitäten Mainz und Halle her.

Bei der Vorstellung des Buches in DIE ZEIT wurde Piskorski neben gewissen kritischen Bemerkungen attestiert, daß er offen von Vertreibung spreche und Verständnis für das Interesse der „aus dem alten Ostdeutschland stammenden Heimwehtouristen“ habe. Dem Charakter einer „Streitschrift“ gemäß, die ohne polemischen Unterton nicht auskommt, nimmt Piskorski das Recht zu teils einseitiger Betrachtung und zu dezidierten Urteilen in Anspruch.
Dabei attackiert er nicht nur wie seit eh und je in Polen üblich Vertriebenenfunktionäre und besonders Frau Steinbach, sondern er hält auch seinen Landsleuten nicht immer gern gehörte Wahrheiten vor: einerseits stellt er die absurde Behauptung auf, der BdV sei bereit, die deutsch-polnischen und die deutsch-tschechischen Beziehungen „über den Haufen zu werfen“, andererseits fordert er die Polen dazu auf, sich vor jeglicher Panik in bezug auf die Deutschen zu hüten, denn die deutsche Demokratie stehe auf sicherem Fundament.

Entschieden wendet er sich auch gegen die Äußerung eines Kollegen, den Deutschen gezieme keine Trauer: das Recht auf Trauer (um die Verluste) gelte für Deutsche ganz besonders! Es sei nicht eine Frage des „ob“, sondern des „wie“. Eine unbequeme Frage für Polen sei, warum auch deutsche NS-Gegner vertrieben wurden. Für Piskorski beginnen die Massenumsiedlungen des 2. Weltkrieges schon 1938 mit der Ausweisung von 20.000 Juden mit polnischem Paß durch deutsche Behörden (unter ihnen Marcel Reich-Ranicki als 18jähriger Abiturient). Es folgten die Deportationen von Polen aus dem sowjetisch besetzten Ostpolen nach Sibirien und Kasachstan im Herbst 1939 und die Zwangsumsiedlungen ins Generalgouvernement.

Über mehrere Seiten versucht er in diesem Zusammenhang die Begriffe Aussiedlung, Umsiedlung, Vertreibung, Deportation, ethnische Säuberung hinsichtlich ihrer semantischen Unterschiede zu klären – dabei kann ihm nur ein Kenner der polnischen Sprache folgen.
Bei Kriegsende hätten die noch lebenden Juden die Rote Armee verständlicherweise als Befreier begrüßt, eine Empfindung, die diejenigen Polen nicht teilten, die sich in jüdischen Häusern eingerichtet hatten. Zudem sei die Vernichtung von Millionen Juden auf polnischem Territorium von vielen Polen gar nicht wahrgenommen worden. Auch hier also die in Deutschland so gern gestellte Frage nach dem, was man hätte wissen müssen.

Laut Piskorski war die polnische Exilregierung in London gegen eine Verschiebung Polens an Oder und Neiße: der Premier wollte weder Stettin, noch Breslau, noch 8-10 Millionen Deutsche! Ihm lag offenbar die Vertreibung vieler Millionen aus ihrer angestammten Heimat völlig fern. Piskorski staunt über die freundschaftlichen Kontakte
älterer Vertriebener zu den neuen Bewohnern west- und nordpolnischer Gebiete. Er geht sogar so weit, diese deutschen Heimatvertriebenen als „Schatz“ zu bezeichnen, um den man sich kümmern müsse, und er betont diese Empfindung an anderer Stelle erneut.

Keinerlei Verständnis bringt er leider für das geplante Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin auf: warum sollen deutsche Opfer besonders geehrt werden, fragt er. Darauf ist zu erwidern, daß es um trauerndes Gedenken, nicht um eine Form der Ehrung geht.
Piskorski möchte statt eines Zentrums ein Museum eingerichtet sehen und fügt den vielen in der Debatte schon genannten Lokalitäten wie Breslau, Genf, Straßburg noch Danzig hinzu mit der Begründung, dort hätten polnische Schriftsteller als erste das Schweigen über die Vertreibung der Deutschen gebrochen, und Danzig sei der Ursprungsort der SOLIDARNOSC.
Im Postscriptum für die deutsche Ausgabe findet man dann die erstaunliche Aussage, daß im Rahmen einer bestimmten Konzeption „sicherlich auch Platz für ein Denkmal in Berlin (wäre), das die deutschen Opfer der Vertreibungen und der alliierten Luftangriffe (!) ehren könnte“.
Auch für den Historiker gilt, daß der Mensch von seinen Widersprüchen lebt.

Jan M. Piskorski:
Vertreibung und deutsch-polnische Geschichte,
fibre Verlag, Osnabrück 2005, 180S., € 14,80
2. Aufl. 2007
ISBN 978-3-938400-33-3

Anmerkung d. Red.:
Zeitweilig war der Titel vergriffen - ist jedoch laut Internetseiten des fibre-Verlages 2007 in einer zweiten Auflage erschienen!


Zur Ergänzung und Korrektur:
Thomas Urban:
Der Verlust. Die Vertreibung der Deutschen und Polen im 20. Jahrhundert,
C.H. Beck, München 2004, 19,90 Euro.



DVD Betsche und TirschtiegelFilme auf DVD über Betsche und
Tirschtiegel


Die beiden DVD-Filme über Betsche und Tirschtiegel, die u. a. während des Heimatkreistreffens 2006 in Paderborn gezeigt wurden, können unter dieser Addresse bestellt werden:

Jurek Sternal
ul. Prof. Z. Szafrana 7/ 47
PL 65-246 Zielona Góra - Polen
Email: jura.s@interia.pl
Sie wurden in Polen hergestellt und kosten jeweils 15,- Euro



Ein Europäer aus Lodz – Erinnerungen
Karl DedeciusEin Europäer aus Lodz – Erinnerungen
Karl Dedecius


Eine Rezension von Jörg Plath


Ein bescheidener Versicherungsangestellter

Wie Karl Dedecius beinahe im Alleingang die polnische Literatur in Deutschland bekannt machte.
Die Suche nach der verlorenen Heimat ist einer der stärksten Antriebe für menschliches Tun. Die polnische Dichterin und spätere Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska hat dieses Motiv bei ihrem deutschen Übersetzer Karl Dedecius erkannt. Irgendwann in den Siebziger oder Achtziger Jahren lädt sie ihn in ihr Auto und fährt vor die Tore Krakaus. Der Ausflug ins Grüne endet vor einem ruinösen Renaissancepalais. Beide steigen aus und gehen hinein in ein muffiges Halbdunkel. Schwerkranke husten, keuchen, stöhnen, die Luft ist stickig. Der Chefärztin des Spitals in der Villa Decius stellt Szymborska ihren Begleiter aus Deutschland als Nachfahren von Justus Decius vor, dem ersten Besitzer der Villa: als „Herrn Karl de Decius“. Der Deutsche kommentiert freundlich distanziert: „Einer von Szymborskas überraschenden Einfällen.“ Die Namensähnlichkeit hat seither viele, polnische wie deutsche Besucher der Villa Decius stutzen lassen. Besucher, nicht Patienten, denn Anfang der Neunziger Jahre wurde das Palais auf Betreiben des Herrn Karl Dedecius renoviert und beherbergt seither eine europäische Kulturakademie. Verwandt sei er nicht mit Decius, dem aus dem Elsaß nach Polen geflohenen Humanisten des 16. Jahrhunderts, schreibt Dedecius in seiner Autobiographie „Ein Europäer aus Lodz“. Er erzählt die diskret-ironische Ehrung durch die Dichterin so, als gelte sie nicht ihm, dem großen Vermittler polnischer Literatur in Deutschland, sondern jemand anderem – und schildert lieber Decius’ Lebensgeschichte, einem hoch dekorierten Vermittler zwischen Polen, Preußen und dem Deutschen Reich. Hier will einer nicht aus dem Schatten treten, und der Leser tut gut daran, zwischen den Zeilen seines Buches zu lesen. Denn die von Szymborska hergestellte Genealogie ist historisch falsch und zugleich voller Wahrheit.

Zerrieben zwischen Hitlers und Stalins Armeen
Karl Dedecius setzt sich in der Bundesrepublik für die polnische Literatur ein, weil er erleben mußte, wie das deutsch-polnische Miteinander in seiner Heimatstadt Lodz durch Hitler zerstört wurde. Der deutschsprachige Pole hat gerade das Abitur bestanden, als die Wehrmacht Polen überrennt. Dedecius flieht vor den Deutschen nach Lemberg und angesichts der Sowjets zurück nach Lodz. Die Wehrmacht zieht ihn ein, die Rote Armee nimmt ihn bei Stalingrad gefangen. Sieben Jahre überlebt er in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern. Erst 1949 kehrt er zurück, arbeitet am Deutschen Theater Institut in Weimar und geht 1952 mit seiner Familie in den Westen, um der Schnüffelei der SED zu entgehen.
Kurz danach tritt er eine Stelle bei der Allianz Versicherung an, wo er in leitender Stellung ein Vierteljahrhundert lang sein Brot verdienen wird. Es ist kaum zu glauben, aber das umfangreiche Lebenswerk unzähliger Übersetzungen und Veranstaltungen, von Dedecius 1980 mit der Gründung des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt und der Herausgabe der 50-bändigen „Polnischen Bibliothek“ gekrönt, entsteht abends und am Wochenende. Eine Zeitlang scheint es, als ob Dedecius auch für die russische Literatur hätte sein können, was er der polnischen wurde. In den sowjetischen Kriegsgefangenenlagern lernte er Russisch und übersetzte Lermontow und Puschkin. Später folgen Majakowski und Jossif Brodskij. Doch dann tritt, unkommentiert von Dedecius, das Russische zurück zugunsten des Polnischen. Hüben wie drüben muß der ungemein produktive Einzelkämpfer gegen Mißtrauen kämpfen. Den einen gilt er als Agent des Imperialismus, zumal er sich auch für Künstler im Exil wie Ceslaw Milosz einsetzt. Den anderen ist an der Aussöhnung mit Polen nicht gelegen. Noch 1980, als das Deutsche Polen-Institut gegründet wird, spricht sein spiritus rector vom Kalten Krieg.

Über die Oder zu den Quellen
Karl Dedecius sucht durch die Literatur den Kontakt zum Menschen. Lieber als die selbstverständlich ebenfalls übersetzten Klassiker sind ihm die lebenden Autoren, die „Quellen“, „wo die Literatur noch aus ‚Fleisch und Blut’“ ist. Im zweiten Teil der Autobiographie schildert er in gelöstem Ton seine Freundschaften und Begegnungen mit Stanislaw Jerzy Lec, dem Aphoristiker, mit Julian Przybos´, Tadeusz Rózewicz, Zbigniew Herbert und Wyslawa Szymborska. Es ist die Generation, die wie ihr deutscher Übersetzer durch die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs geprägt ist. Von der anfangs noch erwähnten Familie und dem Privatleben ist schon lange keine Rede mehr, auch nicht zwischen den Zeilen. Die Memoiren wirken oft etwas spröde, weil Dedecius diplomatisch ist, was die Widerstände in Deutschland und Polen angeht, und allzu bescheiden in der Schilderung seiner Unternehmungen. Seltsamerweise schweigt er sich auch über Heinrich Böll aus, der eine wichtige Anlaufstelle in Deutschland für sowjetische Dissidenten wie das Ehepaar Kopelew und Alexander Solschenizyn war. Mit dem heiligen Hieronymus haben ihn die befreundeten Dichter Zbigniew Herbert und Tadeusz Rózewicz verglichen, und Dedecius selbst nennt das Hieronymuswort „Nur nicht zuviel“ eine seiner Maximen. Eher aber kommt einem der unermüdliche Kirchenvater in den Sinn, wie ihn Antonello da Messina 1456 malte: Hieronymus im Gehäuse, voller Hingabe an die Schrift.

Verlag Suhrkamp, März 2006, 22,80 Euro
ISBN 3-518-41756-8



Schwerin an der Warthe – eine Grenzstadt
Die Geschichte der Stadt bis 1945

Andrzej Kirmiel

Eine Empfehlung von Dr. Ryszard Michalak

Das Buch von Andrzej Kirmiel: „Schwerin an der Warthe – eine Grenzstadt. Die Geschichte der Stadt bis 1945” ist eine bahnbrechende Abhandlung sowohl in der deutschen als auch in der polnischen Geschichtsschreibung.
Es ist nämlich die erste so breite und zugleich synthetische Darstellung der Geschichte der Stadt Schwerin an der Warthe. Der Autor benutzt die Informationen aus deutschen Bearbeitungen und vor allem zahlreiche (meist unbekannte) Quellen aus Deutschland (u. a. die Sammlungen des Museums in Paderborn) und aus Polen (u.a. die Urkunden aus dem Staatlichen Archiv in Gorzów Wielkopolski/ Landsberg an der Warthe). Das Ergebnis seiner Arbeit ist die erste vollständige Monographie der Stadt.

Das Buch besteht aus fünf Kapiteln, in denen die Ereignisse und die Probleme der jeweiligen Epoche dargestellt und erörtert werden. Den Schwerpunkt des Buches bilden jedoch die Volks- und Glaubensverhältnisse unter den Bewohnern Schwerins, denn sie waren die wichtigsten Probleme in der Stadt, die nicht nur an der politischen Grenze, sondern auch an der Grenze der Kulturen lag.
Man muß hervorheben, daß der Autor ein ausgezeichneter Forscher und Schriftsteller ist. Der einzigartige Charakter des Buches, die unschätzbaren Erkenntnis- und Bildungswerte, die interessante Narration, die zahlreichen Bilder sowie der quellenreiche Anhang – das alles trägt dazu bei, daß das Buch jeden Leser zufriedenstellen wird, der sich für die Geschichte Schwerins und des Lebuser Landes interessiert.

Die Region verfügt immerhin über immer reichere wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Literatur, die neue, bisher unbekannte Bereiche entdeckt.
Die Richtung, die einst vom Professoren Michal Szaniecki, dem bahnbrechenden Regionalforscher der Städte des Mittelodergebietes, festgelegt wurde, wird jetzt durch die nachfolgenden Generationen der Historiker fortgesetzt. Kirmiels Buch ist ein sehr gutes Beispiel dafür.
Der Autor richtet sein Buch an „die Schüler der Schweriner Schulen“ und er hofft nur, „daß auch die Erwachsenen es lesen werden.” Nur die Bescheidenheit des Autors erklärt solch einen engen Empfängerkreis. Man kann sich aber kaum vorstellen, daß die Vertreter der örtlichen Intellektuellen es nicht lesen.
Das Buch hat auch einen viel breiteren, überregionalen Charakter. In der Zeit der europäischen Integration werden viele Völker ohne Grenzen nebeneinander leben. Große Bedeutung haben hier gegenseitiges Kennenlernen und Verständnis, deswegen sind die Erfahrungen der Gesellschaft, die an der Grenze verschiedenen Kulturen lebte, eine gute Lektion.

Andrzej Kirmiel ist davon überzeugt, daß sich die Geschichte Schwerins hervorragend für solch eine Aufgabe eignet:
In Schwerin haben nämlich einst Polen, Deutsche, Juden und sogar Holländer gewohnt. Indem wir die Geschichte der Stadt studieren, können wir viel von ihren ehemaligen Bewohnern lernen. Wir können auch die Fehler vermeiden, die sie einst begangen haben. Unsere Regionalgeschichte ist doch eine Widerspiegelung der allgemeinen, europäischen Geschehnisse, nur in einem kleineren Format.

(ISBN 83-918939-4-4)



Nipter - Alte und neue GeschichteNipter
Alte und neue Geschichte

Waclaw Nycz

Der Autor beginnt sein Buch über die Geschichte Nipters in deutscher Sprache mit den Worten:

„Die geliebteste Stätte auf Erden.
Deine und meine geliebte kleine Heimat.
Hier wurden wir geboren, hier wuchsen wir heran.
Jeder Winkel, jeder Baum, jeder Stein.
Das alles besitzt eine magische Kraft.
Ruft Kindheitserinnerungen hervor.


Dieses reich bebilderte, reizvolle Heimatbuch beschreibt die deutsche und polnische Geschichte des Dorfes. Polnische Familien wollen den ehemals deutschen Bewohnern des Dorfes dieses Buch als Gastgeschenk überreichen.
Es ist ohne Zweifel ein hervorragendes Beispiel für die Aufarbeitung deutsch-polnischer Geschichte
Im deutschen Buchhandel ist es leider noch nicht zu beziehen.
(ISBN 83-88784-47-1)



Entdeckungen östlich der OderEntdeckungen östlich der Oder
Unterwegs zwischen Frankfurt, Skwierzyna und Zary

Jörg Lüderitz

In dem neu aufgelegten Buch von Jörg Lüderitz,
früher unter dem Titel: „Das Sternberger Land entdecken“ werden viele uns vertraute Namen genannt. Auch Birnbaum findet man in dem umfangreichen Register.
Auch heute ist das Gebiet eine Reise wert. In ursprünglicher Landschaft kann man wandern und Boot fahren, durch ausgedehnte Wälder streifen oder mit dem Rad auf idyllischen Straßen von Dorf zu Dorf fahren. Aber auch die Liebhaber von Sehenswürdigkeiten und historischen Ortskernen finden viel Besuchenswertes.
Einen Schwerpunkt der Darstellung bilden die Hinweise für Aktivurlauber. Der Autor gibt zahlreiche Hinweise auf Möglichkeiten zum Reit-, Angel- und Wanderurlaub und Vorschläge für Bootsfahrten und Radtouren. Umfassende Informationen zu Einrichtungen aller Art, ein kleiner Sprachführer, detaillierte reisepraktische Hinweise sowie ein Literaturverzeichnis komplettieren diesen praktischen Reisebegleiter.

2. aktual. Auflage aus dem Trescher Verlag, Berlin, 2005
225 Seiten, zahlreiche Fotos, Übersichts- und Stadtkarten für 9,95 Euro
ISBN 3-89794-082-5

oder durch:
Jörg Lüderitz
Ernst-Thälmann-Str.66
15537 Grünheide
Tel.: (03362) 26 62 2



Unruhstadt und Karge ...Unruhstadt und Karge
von Stefan Petriuk

- eine im Zeitalter der Toleranz entstandene Stadt im Spannungsfeld zwischen Deutschen und Polen
Bis vor ein paar Monaten haben nicht nur die früheren, sondern auch die jetzigen Einwohner die Stadt Kargowa, wie sie heute heißt und die auf halbem Weg zwischen Wolsztyn (Wollstein) und Sulechów (Züllichau) liegt, gemeint, daß man geschichtlich zu diesem Ort eigentlich nichts Besonderes sagen kann.
Der Autor, Stefan Petriuk, der 1949 in Uscie (Neu Tepperbuden), 9 km von Kargowa (Unruhstadt) entfernt, geboren ist, kann inzwischen auf ein umfangreiches Werk zu der Vergangenheit von Unruhstadt/ Karge bzw. Kargowa verweisen.
Auf über 380 Buchseiten (einschließlich einer polnischen Übersetzung) hat er die Geschichte dieses Ortes minutiös aufgeschrieben. Angefangen bei dem Treffen von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit zwei polnischen Königen in Karge im Jahre 1157 über die ausführliche Geschichte der Familien v. Unruh und Rothe/Richter, bis hin zu der Stadtgründung am 29. September 1655 als einer polnischen Stadt.
Im Buch sind bedeutende Originalurkunden aus den Jahren 1637 (Marktrechte), 1655 (Stadtrechte) und 1661 (Bestätigung der Stadtrechte durch den polnischen König) in Farbe abgebildet.
Der Autor schreibt ausführlich über das Schloß Karge und seine Vergangenheit, über die evangelische, die katholische und die jüdische Gemeinde, ebenso über die deutsche Zeit ab 1795.
Neben der Unruhstädter Schützengilde sind auch der Weinanbau, die Windmühlen, die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, aber auch das Dorf Karge bis 1650 sowie der Garnisonsstandort und der Postort ausführlich beschrieben.
Einen besonderen Platz nimmt der Teil ab Januar 1945 und danach ein. Das Werk ist reich bebildert (über 75 Abbildungen, zusätzlich 8 Seiten in Farbe) und zusammen mit einer Übersetzung ins Polnische als Buch erschienen.

Einband: Hardcover in Farbe, über 380 Seiten auf hochwertigem Papier,
davon 8 Seiten in Farbe und 75 Schwarz-Weiß-Abbildungen.
Preis: 39,- Euro, zuzüglich 4,- Euro Porto.
Buchbestellung bei:
Stefan Petriuk, Neue Straße 3, D-24977 Langballigholz,
Tel.: (04636) 10 96 oder per email: petriuk@t-online.de



Von Birnbaum nach Miedzychód - Bürgergesellschaft und Nationalitätenkampf in Großpolen bis zum 2. Weltkrieg – Dr. Torsten LorenzVon Birnbaum nach Miedzychód
Bürgergesellschaft und Nationalitätenkampf in Großpolen bis zum 2. Weltkrieg – Dr. Torsten Lorenz


Eine Rezension von Stefan Dyroff

„Von Birnbaum nach Miedzychód“ hat Torsten Lorenz seine Dissertation betitelt. Er unternimmt darin jedoch keinesfalls eine Reise, sondern beschreibt, wie die im westlichen Großpolen gelegene Stadt Birnbaum (poln. Miedzychód) und der sie umgebende Landkreis sich im Zeitraum von 1793 bis 1945 gewandelt haben. Er versucht dabei nach eigener Aussage eine mikrohistorische Fallstudie vorzulegen, die den Alltag dreier Nationalitäten betrachtet, ohne den Kontext der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte aus den Augen zu verlieren. Gegenüber dem Großteil der bisherigen deutschen und polnischen Forschung ist sein integrierender Ansatz hervorzuheben, der versucht, die Region nicht durch das Prisma „Nation“ zu erfassen. Er verfolgt damit einen ähnlichen Ansatz wie Matthias Niendorf [1], nur daß sich Lorenz bewußt von diesem dadurch absetzt, daß er mit seiner Untersuchung zeitlich früher einsetzt. Er begründet dies damit, daß sich seiner Meinung nach der Konflikt des deutschen und polnischen Nationalismus bereits um 1850 abzeichnete und spätestens 1871 offensichtlich wurde (S. 22). In diesem Zusammenhang erscheint es nur konsequent, daß Lorenz den Begriff „Nationalitätenkampf“ in den Untertitel seines Buches aufgenommen hat, obwohl die Lektüre einen anderen Eindruck vermittelt: Die städtische Bürgergesellschaft wurde mehrheitlich nicht durch den Nationalitätengegensatz geprägt. Sie verhielt sich in weiten Teilen pragmatisch, da das eigene wirtschaftliche Wohlergehen von einem intakten Nachbarschaftsverhältnis abhing. Auch in der ländlichen Umgebung war das nationale Moment keineswegs dominant. Lorenz’ Ausführungen sind daher ein Beleg dafür, daß mitnichten alle lokalen Entwicklungen analog zu den Erwartungen einer nationalen Meistererzählung verliefen.

Beispielsweise führte selbst der Aufbruch des konfessionellen Gegensatzes zwischen den überwiegend evangelischen Deutschen und den fast ausschließlich katholischen Polen im Kulturkampf nicht automatisch zur nationalen Trennung, was am Beispiel eines polnischen „Staatspfarrers“ sichtbar wird, der anfangs noch von seiner mehrheitlich polnischen Pfarrgemeinde unterstützt wurde (S. 127f). Der Kulturkampf machte dennoch den sich verschärfenden nationalen Konflikt zwischen dem preußisch-deutschen Staat und seinen polnischsprachigen Bürgern vor Ort greifbar und leistete somit einen wesentlichen Beitrag zur Trennung zwischen Deutschen und Polen, was Lorenz’ eingangs erwähnte These teilweise bestätigt. Trotz allem arbeitete der Großteil der polnischsprachigen Bevölkerung weiterhin aktiv in der lokalen Bürgergesellschaft mit, worauf zahlreiche polnische Innungsmitglieder oder auch die Teilnahme des polnischen Handwerkervereins an der Feier des 100. Geburtstags Wilhelms I. im Jahr 1897 verweisen (S. 196). Die Grenzen der Trennung verliefen jedoch nicht immer zwischen deutsch und polnisch, sondern auch zwischen christlich und jüdisch, was in Birnbaum zur vorübergehenden Popularität des antisemitischen Christlich-Sozialen Vereins während der letzten Jahre des 19. Jhs. führte. Die Bürgergesellschaft schaffte es jedoch meist von sich aus, das Ausbrechen offener Konflikte zu verhindern, da dies dem Wohl Aller geschadet hätte. Das Alltagshandeln des Großteils der Bevölkerung wurde daher mehr von wirtschaftlichem Pragmatismus denn von der Verfolgung nationaler Interessen bestimmt.

Dies setzte sich auch nach dem staatlichen Übergang des Gebiets an Polen 1920 fort. Lorenz führt zahlreiche Beispiele auf, die der staatlich propagierten Tendenz einer schnellstmöglichen Repolonisierung entgegenwirkten. Beispielsweise sei hier auf das Antreten einer sich aus Polen und Deutschen zusammensetzenden bürgerlichen Liste zu den Kommunalwahlen 1921 verwiesen (S. 257). Das Miteinander im ländlichen Raum, das noch in den 30er Jahren des 20. Jhs. beträchtliche Ausmaße annahm, stellt eindrucksvoll eine der zahlreichen Abbildungen dar, die zeigt, wie die polnischen Arbeiter des deutschen Guts Muchocin das Erntedankfest in polnischer Nationaltracht feierten (S. 243). Allgemein ist positiv anzumerken, daß zahlreiche Tabellen und Grafiken den Text veranschaulichen. Lediglich das Fehlen einer Karte des Kreises Birnbaum sowie einer Übersichtskarte, die eine Verortung Birnbaums im deutsch-polnischen Kontaktbereich ermöglicht, ist zu bedauern.

Am Ende geht der Autor kurz auf das endgültige Zerbrechen der deutsch-polnisch-jüdischen Nachbarschaft in den Jahren 1939-1945 ein, wobei er für diesen Teil der Geschichte wesentlich weniger Quellen heranzieht als für die Schilderung des Wandels der demographischen und sozioökonomischen Strukturen im vorhergehenden Zeitraum. Dies erscheint jedoch im Hinblick auf die relativ gute Aufarbeitung gerade dieses Zeitraums in der großpolnischen Regionalgeschichtsschreibung legitim. Ansonsten stellen die zahlreich eingesehenen Archivmaterialien sowie die Lokalpresse eine solide Grundlage für die Ausführungen von Lorenz dar, der damit einen überzeugenden Nachweis für den Wert chronologischer und quellenintensiver regionalhistorischer Forschung liefert. Lediglich an einigen Stellen hätte er seine Quellen indes stärker hinterfragen müssen. Gerade sein einleitendes Zitat eines „großpolnischen Landsmanns“, das Lorenz als Beweis dafür sieht, daß für Teile der Bevölkerung Nationalität nicht die führende Kategorie war, könnte man auch anders lesen. Da es aus einem Antrag auf Rücknahme der Option für Deutschland im Jahr 1923 stammt, könnte es sich auch um eine taktische Aussage handeln, um dies zu begründen.

Anmerkung:
[1] Niendorf, Matthias, Minderheiten an der Grenze. Deutsche und Polen in den Kreisen Flatow (Zlotów) und Zempelburg (Sepólno Krajenskie) 1900-1939, Wiesbaden 1997.


Erschienen bei: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag 2005
(Frankfurter Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostmitteleuropas Bd. 10),
441 Seiten mit 31 Abbildungen
Preis: 55,- Euro
(ISBN 3-8305-0552-3)



Neumärkisches Panorama ..."Neumärkisches Panorama -
Zwischen Aurith/Urad und Zorndorf/Sarbinowo"

von Jörg Lüderitz

"Gewidmet allen Deutschen und Polen, die während des Zweiten Weltkrieges und danach durch Flucht und Gewalt sowie durch Vertreibung aus der Heimat gelitten haben."

Der Autor sagt gleich zu Beginn, daß es ihm in seinem Werk
nicht um Nostalgie, sondern um Versöhnung und die
gemeinsame Zukunft von Deutschen und Polen in einem
geeinten und freien Europa geht. Er wendet sich
gleichermaßen an Deutsche und Polen, die als Folge
des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verloren haben und eine neue Heimat begründen mußten.

Die einzelnen Kapitel sind eine Fundgrube an Landes-
und Lokalgeschichte. Sie machen eine alte Kulturlandschaft wieder lebendig, die zur Identität derer gehört, die dort einmal gelebt haben und für die heute dort lebenden Menschen in gleicher Weise identitätsbildend im europäischen Sinne werden kann.
An der deutsch-polnischen Grenze, die in der Europäischen Union nicht mehr trennt, sondern die Menschen miteinander verbinden soll, spürt man deutlicher als anderswo die existenzielle Bedeutung guter Nachbarschaft. Das Land Brandenburg hat es von Anfang an als seine zentrale Aufgabe angesehen, die Grenze für die Menschen durchlässig zu machen und zu einem verbindenden Element zwischen Deutschen und Polen zu gestalten. Dazu leistet der Autor mit diesem Essay-Band einen wertvollen Beitrag.

Erschienen 2004 im
Verlag Bock & Kübler, Erkner bei Berlin
Preis: 14,80 Euro
(ISBN 3-86155-110-1)



Verwandschaft ...Verwandtschaft ohne Wahl

Fünf prämierte Erzählungen des
Deutsche Welle-Literaturpreises 2003,
herausgegeben von Hubert Wohlan, Leiter der
Polnischen Redaktion der Deutschen Welle in Bonn.

Polen am Wendepunkt. Die Weichen für die
nächsten fünf Jahrzehnte wurden gestellt.
Polen ist in die Europäische Union aufgenommen
worden. Was denken die Polen darüber?
Was beschäftigt Autoren, deren Wahrnehmung subtiler
ist als die anderer Menschen?

Das gemeinsame "europäische Haus" ist für die
meisten eine weit entfernte, ein wenig irreale Welt.
Für sehr viele Polen ist "das Nahe" in erster Linie
"das Deutsche".
Es geht um die Schatten der Vergangenheit, die gemeinsame Zukunft in Europa und das Bewahren der Andersartigkeit.

Der Band versammelt in einer zweisprachigen Ausgabe die Erzählungen "Das Zimmer" von Michal Szalonek, "Die Giftfresser" von Zyta Rudzka, "Die Deutschen" von Filip Onichimowski, "Rot und Schwarz II" von Mikolaj Neckar und "Wettervorhersage für das Alter" von Jowita Pienkiewicz, die mit dem Deutsche Welle-Literaturpreis Polen 2003 ausgezeichnet wurden.

Aus dem Polnischen von Friedrich Giese,
zweisprachig deutsch/polnisch.
Fibre Verlag, Osnabrück,
Preis: 14,80 Euro, 183 Seiten.
(ISBN 3-929759-89-6)



Unsere Heimat ... "Unsere Heimat ist uns ein fremdes Land geworden ...".
Die Deutschen östlich von Oder und Neiße 1945-1950. Dokumente aus polnischen Archiven.


Band 3: Wojewodschaft Posen
(zu der im betreffenden Zeitraum auch die
Kreise Meseritz und Birnbaum gehörten, d. Red.),
Wojewodschaft Stettin (Hinterpommern).


Herausgegeben von Wlodzimierz Borodziej
und Hans Lemberg.
(Quellen zur Geschichte und Landeskunde
Ostmitteleuropas, Bd. 4/III.).
Marburg 2004, VIII, 701 Seiten, 1 Landkarte.
Preis: 70, - Euro
(ISBN 3-87969-314-5)



Unsere Heimat ..."Bilder aus Ost-Brandenburg" -
Über 370 Fotos vom Leben wie es damals war

Bilder aus Ostbrandenburg
u.a. mit Schwerin/Warthe, Meseritz, Lagow,
Tirschtiegel, Schwiebus, Züllichau ...

370 Fotos,
Dörflers Zeitgeschichte,
Herausgeber Heinz Csallner,
Nebel-Verlag, 91330 Eggolsheim

zu bestellen in jeder Buchhandlung
Preis: 10,95 Euro
(ISBN 3-89555-039-6)



Erinnerungen ...Erinnerungen an die Kriegszeit

in der Provinz Posen 1914 -1920
von Arthur Rhode

Eine Veröffentlichung der
"Kommission für die Geschichte
der Deutschen in Polen e.V.".
(ISBN 3-923371-25-X)


Zu beziehen bei:
Martin-Opitz-Bibliothek
Berliner Platz 5
44623 Herne
Fax: (02323) 16 26 09
e-mail: information.mob@herne.de
Internet: www.martin-opitz-bibliothek.de



Beiträge zu ... Beiträge zu einem Biographischen
Lexikon der Deutschen aus dem Raum
der Provinz Posen.


Nach den 1978-1998 in der Zeitschrift "Der Kulturwart"
von Joachim Heinrich Balde herausgegebenen
"Posener Biographien". Herausgegeben von der
"Kommission für die Geschichte der Deutschen
in Polen e.V." (Sitz Marburg/Lahn) und gefördert vom
Johann Gottfried Herder-Forschungsrat e.V. (Marburg)
und vom Herder-Institut e.V. (Marburg).
(ISBN 3-923371-26-8)

Zu beziehen bei:
Martin-Opitz-Bibliothek
Berliner Platz 5
44623 Herne
Fax: (02323) 16 26 09
e-mail: information.mob@herne.de
Internet: www.martin-opitz-bibliothek.de



Landser "Die Division Brandenburg"
in der Heftreihe "Der Landser" Nr. 2340

von W. Brockdorff.


Ein Bericht über die „Division Brandenburg“,
über deren Zielsetzung, Zusammenstellung und
Ausbildung im Regenwurmlager bei Meseritz und über
den militärischen Einsatz der Soldaten, die auch
"Bajadere" genannt wurden.

Das Heft „Der Landser“ ist im Zeitschriftenhandel
erhältlich.





Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949
von Bernadette Nitschke.

Unter obigem Titel wird jetzt in der 2. Auflage ein Buch erscheinen, das nicht nur in Vertriebenenkreisen zu Recht große Aufmerksamkeit erregt hat. Denn die polnische Professorin an der Universität Grünberg, Bernadette Nitschke, nennt die grauenhaften Vorgänge jenseits von Oder und Neiße nach Ende des Krieges deutlich beim Namen: Es war eine Vertreibung und beileibe keine Umsiedlung oder Auswanderung, wie manche deutsche Politiker das schwere Schicksal von Millionen Ostdeutschen bagatellisieren.

Das Buch von Bernadette Nitschke erscheint im Oldenbourg-Verlag, München, umfaßt 392 Seiten und kostet 24,80- Euro. (ISBN 3-486-56832-9)



KartePolens deutsche Vergangenheit
von Manfred Raether.

Europa kennt nur wenige Regionen mit einer so wechselvollen Geschichte, wie die der Gebiete östlich von Oder und Neiße. Die Geschichte Deutschlands und Polens ist auf das engste miteinander verwoben. Und dieses Zusammentreffen zweier Nationen hat sich während eines Zeitraums von über einem Jahrtausend vollzogen, wobei sich Phasen gegenseitiger Akzeptanz mit Zeiten von Feindlichkeit und Zerrüttung abwechselten. Deutsche spielten eine entscheidende Rolle bei der Erschließung und Besiedlung des weiten Lebensraums zwischen Oder und Memel. Und meist verlief die Gesamtentwicklung hierbei nicht ohne die Einmischung aller unmittelbaren Nachbarn (Österreich, Rußland, Schweden), denn die Regionen an Oder, Weichsel und Memel galten wiederholt als ein begehrtes Objekt territorialer Begierde.

Taschenbuch, 496 Seiten,
Preis: 16,50 Euro zzgl. 1,50 Euro Versand.
Zu bestellen direkt beim Autor unter:
Tel. o. Fax (06187) 99 01 88, Internet: www.raether.de
oder beim Buchhandel (ISBN 3-00-012451-9).



ZwischenlandZwischenland
Europäische Geschichten aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet von Uwe Rada

In Deutschland spricht man vom "Ende der Welt", in Polen vom "Wilden Westen", wenn das Gebiet an Oder und Neiße gemeint ist. Nirgendwo sind sich Deutsche und Polen näher als dort: beim Einkaufen und Tanken, beim Studieren und bei der Arbeit.
Im Grenzgebiet ist vieles in Bewegung gekommen, wenn oft auch alte Vorurteile weiter bestehen. Manchmal haben sich die Verhältnisse sogar umgekehrt: In Vorpommern schaut man voller Erwartungen nach Stettin, in Görlitz hofft man auf Zgorzelec. Was aber wird der Beitritt Polens zur Europäischen Union bringen? Wird das Grenzgebiet wieder in die Mitte rücken oder wird die Entwicklung einfach über die Region hinweggehen?
Uwe Rada hat sich in das Zwischenland zwischen Deutschland und Polen, West und Ost begeben, wo längst etwas Neues entstanden ist: ein grenzüberschreitendes Laboratorium an der Schnittstelle zwischen "altem" und "neuem" Europa. Bei der Beobachtung von Scheitern und Erfolgen der Pioniere und Projekte im Zwischenland zeichnen sich Wege ab, die in die Zukunft weisen.

Erschienen im be.bra-Verlag, Berlin. 256 Seiten.
Preis: ca.19,90 Euro
(ISBN 3-89809-045-0).



ObrawaldeBrandenburgische Heil- und
Pflegestätten in der NS-Zeit

von Dr. Kristina Hübener

Der Fürsorge verheißende Titel täuscht.
Tatsächlich handelt es sich um eine umfassende Beschreibung all dessen, was sich als Folge des am 14.7.1933 erlassenen "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" auch in unserer engeren Heimat, nämlich hinter den Mauern von Obrawalde, an Unmenschlichem ereignete.
Die Zahl der den Euthanasieverbrechen in Obrawalde zum Opfer Gefallenen liegt zwischen 7.000 und 18.000, genau wird sie sich nie mehr ermitteln lassen.

Erschienen in der Schriftenreihe zur Medizin-Geschichte des Landes Brandenburg im be.bra-Verlag, Berlin. 480 Seiten.
Preis: 29,90 Euro
(ISBN 3-89809-301-8).



Ansichten aus TirschtiegelTirschtiegel in alten Ansichten
- eine einzigartige Sammlung alter Ansichten einer kleinen Grenzstadt an der Obra in der Provinz Posen, der späteren Grenzmark im ehemaligen Deutschen Osten. Erstellt von Norbert Diering.

Der Bildband ist zu erhalten bei:
Antje Diering
Birkenweg 43
15827 Blankenfelde
Tel.: 03379 - 37 11 05
Der Preis beträgt:
15,- EURO - Portokosten sind zusätzlich.



Buch Emma NeumannEmma Neumann
Mundartdichterin und -erzählerin im Westposener Land, der späteren Grenzmark - einem Sprachraum zwischen Schlesien, Pommern und Brandenburg. Wie das "Ostpreußische" und "Schlesische", so droht auch diese Mundart verloren zu gehen. Der kleine Band mit 82 Seiten enthält neben Gedichten und Erzählungen eine Worterklärung.

Erhältlich bei:
Thea Schmidt
Freiheitsstr. 26 a
53842 Troisdorf
Tel.: 02241 - 45 0 20
Der Preis beträgt:
5,- EURO - Portokosten sind zusätzlich.