Andrzej Chmielewski


Andrzej Chmielewski – Sachbuchautor aus Miedzyrzecz/Meseritz


Im Heimatgruß Nr. 238 erschien neben eine Besprechung der neuesten Veröffentlichung von Andrzej Chmielewski: „1944 Prittisch. Luftschlacht“ auch ein Interview zu dem Werk von Katarzyna Sztuba-Frackowiak und ein Porträt seines Verlags „Literat“ mit zahlreichen Veröffentlichungen mit heimatkundlichem Bezug zum Meseritzer Land von Dr. W. Kessler. Diese sind in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne vorhanden und können dort ausgeliehen werden - daher gibt es am Ende der Seite eine Liste der Werke mit Standortsignaturen.
Praktischerweise haben wir hier alle Artikel aus dem HGr 238 in einer Seite zusammengefasst.






Buchbesprechung
Andrzej Chmielewski
„1944 Prittisch. Luftschlacht“


Am Pfingstmontag, dem 29. Mai 1944, wurde der Himmel über Prittisch zu einem Ort der Luftschlacht zwischen amerikanischen und deutschen Flugzeugen. An diesem Tag führten die 8. Luftstreitkräfte der Vereinigten Staaten (8. USAAF) einen massiven Luftangriff (Mission Nr. 379) auf Werke der Kriegsindustrie des Dritten Reiches durch1.

Es war einer von ungefähr einem Dutzend großer Luftschläge im Rahmen strategischer Bombenangriffe, die in dieser Kriegsphase durchgeführt wurden. 993 viermotorige Bomber, eskortiert von 673 Langstreckenjägern, starteten von mehreren Flugplätze in Großbritannien2.
Ziel des Angriffs waren die Focke-Wulf Werke in Cottbus, Sorau (Zary), Krzesiny bei Posen (Kreising) und Industriegebiete am Stadtrand von Leipzig.
In mehrere Gruppen aufgeteilt flog die Streitmacht nach Tutow in Mecklenburg und zur Raffinerie für synthetische Brennstoffe in Pölitz (Police). Aufgrund verschiedener technischer Probleme kehrten einige Flugzeuge zu Militärflugplätzen in England zurück3.
Gegen die 8. USAAF, die in den Luftraum des Dritten Reiches einfiel, setzte sich die deutsche Luftwaffe mit insgesamt 12 Tages-Jagdgeschwadern und 3 Zerstörereinheiten sowie 6 Ausbildungs- und Ergänzungsgruppen zur Wehr. Die Hauptverteidiger des deutschen Himmels waren Focke-Wulf-Jäger. Amerikanische Piloten betrachteten diese Maschinen als effektiv und tödlich. Diese Flugzeuge hatten eine hervorragende Steiggeschwindigkeit, konnten in sehr großen Höhen fliegen und in einem Sturzflug aus der Sonne angreifen.
Erst durch die Einführung verbesserter Langstreckenjäger, den Mustangs, ab Juni 1944 konnten sich die Amerikaner bis Kriegsende einen Vorteil verschaffen. Die deutsche Luftwaffe führte weiterhin erfolgreiche Angriffe gegen alliierte Formationen durch. Die zunehmenden Verluste deutscher Flugzeuge und die massenhafte Produktion von schwer bewaffneter „Fliegenden Festungen“ in den USA machten es jedoch unmöglich, die Bombardierung Deutschlands zu verhindern.
Die Langstreckenbomber Boeing B-17 wurden aufgrund ihrer starken Bewaffnung „Fliegende Festung“ genannt. Die 10-köpfige Besatzung bestand aus zwei Piloten, einem Bombenschützen, einem Navigator, einem Funker und fünf Bordschützen.
Die B-17 verfügten über ein umfangreiches System eigener Waffen, das 8, 12 oder sogar 16 Maschinengewehrpositionen aufwies, die zusammen ein mehrschichtiges Abwehrfeuersystem um eine solche „Festung“ bildeten. Sie konnten bis zu 8 Tonnen Bomben gleichzeitig an Bord nehmen; während des Zweiten Weltkriegs gab es kein anderes Flugzeug, das hinsichtlich der Feuerkraft mit diesen Bombern mithalten konnte.

Bei den tagsüber durchgeführten Bombenangriffen kam die Strategie der „Combat Boxes“4 zum Einsatz, jeweils drei im Dreieck angeordnete Flugzeuge bildeten eine kleine Operationseinheit. Die Combat Boxes wurden auf dem Weg zum Zielgebiet von Langstreckenjägern eskortiert. Nachdem die Bomber ihre Ziele erreicht und ihre Bombenlast abgeworfen hatten, flogen sie nicht direkt nach Westen, sondern nach Norden.
Die meisten Maschinen, die an den Bombenangriffen beteiligt waren, überquerten auf dem Rückweg zu ihren Stützpunkten in England die Ostseeküste.
Angriffe der deutschen Luftwaffe und der Luftverteidigung im heutigen Wielkopolska und Pommern verhinderten, daß mehrere Flugzeuge der 8. USAAF zur Basis zurückkehrten. Die 305. Bombergruppe erlitt die größten Verluste. Drei „Fliegenden Festungen“ kehrten nicht von ihrem Bombenangriff auf Cottbus zurück. Die 1./Jagdgruppe Ost (I./JGr. Ost) wurde vom Flugplatz Legnica (Liegnitz) aus gestartet, um die Bombergruppe zu bekämpfen, die nach dem Bombenangriff auf Cottbus zurückgekehrt war. Es war ein Kadettenflugplatz, auf dem Piloten für Kampfeinsätze ausgebildet wurden. Während der Luftschlacht über Politzig im Osten und Prittisch im Westen wurden zwei B-17 abgeschossen.

1944 Prittisch. LuftschlachtDer erste Angriff von deutschen Focke-Wulf Maschinen auf dem rechten Flügel der American Combat Box fand über Meseritz statt. Eine Maschine stürzte im Wald hinter Bobelwitz in der Nähe des Dorfes Janau ab, die andere ging hinter Prittisch nieder, der Absturzort der dritten Maschine ist nicht genau bekannt.
Co-Pilot Ezra Shapiro starb im Flugzeug in der Nähe von Prittisch. Die verbleibenden Besatzungsmitglieder beider abgestürzter Flugzeuge gerieten in Gefangenschaft und überlebten den Krieg. Die Verteidiger des deutschen Luftraumes bezahlten diesen Erfolg mit dem Verlust von 8 Focke-Wulfs, die im Kampf gegen amerikanische Bomber und deren Abwehrschirm durch P-51 (Mustang)-Flieger abgeschossen wurden.

Gertruda Ciazynska, eine Bewohnerin von Betsche, sah den Luftkampf:
„Ich wurde am 11. April 1929 in Betsche geboren. Die Eltern Leon (geb. 1896) und Marta (geb. 1901) hatten ein Haus in Pszczew an der Kirchstraße. Mein Vater kam aus Dormowo, er arbeitete als Straßenbauer beim Bau und der Instandhaltung von Straßen, meine Mutter, geborene Gojdka, kam aus Betsche. Zu Pfingsten 1944 sah ich eine große Staffel amerikanischer Bomber nach Posen fliegen. Diese Flugzeuge wurden von der deutschen Luftwaffe angegriffen. Eines der amerikanischen Flugzeuge wurde abgeschossen und schlug hinter Politzig auf. Zusammen mit meiner Schwester Hildegard fuhr ich mit dem Fahrrad dorthin, um das Flugzeug zu sehen. Es war eine riesige silberfarbene Maschine; ich habe dort keine Toten gesehen, das Flugzeug wurde von deutschen Soldaten bewacht. Wir durften das Geschehen aus einiger Entfernung beobachten. Später wurde das Flugzeug geborgen“ 5.

Dank zahlreicher Zeugenaussagen kennen wir den Verlauf der Ereignisse im Zusammenhang mit der Mission Nr. 379 zu Pfingsten 1944. Diese Berichte wurden in dem Buch von Andrzej Chmielewski gesammelt, das vom Gemeindeamt Przytoczna veröffentlicht wurde.

1
Ivo De Jong, Mission 376: Battle over the Reich, May 28, 1944. 2012, S. 348.

2
http://paul.rutgers.edu/~mcgrew/wwii/usaf/html/May.44.html

3
Roger Freeman, Mighty Eighth War Diary, 1981, S. 253-254.

4
Der Schöpfer der „combat box“(Kampfbox) war General Curtis LeMay, im Dezember 1942 wurde die combat box „Javelin Down“ zum Vorbild für alle nachfolgenden combat box(es).

5
A. Chmielewski, Bericht einer Zeitzeugin Gertruda Ciazyñska aus dem Jahr 2009, Pszczew /Betsche.


Das Buch „1944 Prittisch. Luftschlacht“ erscheint in drei Sprachversionen:
Polnisch, Englisch und Deutsch.
B5-Format, 140 Seiten. Preis 35 Euro inkl. Versand.
Das Buch ist im Versandhandel erhältlich: wydawnictwo.literat@wp.pl
oder telefonisch (0048 662409826) bestellbar.




Ein Interview von Katarzyna Sztuba-Frackowiak
Andrzej Chmielewski, ein Sachbuchautor aus Miedzyrzecz/Meseritz

Katarzyna Sztuba-Frackowiak: Im Januar 2021 haben Sie Ihr neuestes Buch „1944 Prittisch Luftkampf“ veröffentlicht. Was hat Sie dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?
Andrzej Chmielewski: Ich hörte zum ersten Mal von der Luftschlacht im Raum zwischen Politzig und Prittisch am 29. Mai 1944 von Stefan Cyraniak, einem in Miedzyrzecz (Meseritz) bekannten Historiker und Regionalisten. An diese Schlacht haben oft Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs aus dem Kreis Meseritz erinnert. Zu der Zeit war mir nicht klar, dass es sich um eine echte Luftschlacht gehandelt hat. Flugzeuge der deutschen Luftverteidigung kämpften gegen amerikanische Flugzeuge, die von der Bombardierung des Focke-Wulf-Werkes in Cottbus zurückkehrten. Nach mehreren Jahre langem Suchen und in Gesprächen mit vielen Menschen, deutschen und polnischen Zeitzeugen, gelang es mir, viele unbekannte Details festzustellen. Marcin Dziewa, dem ich sehr dankbar bin, hat mir auch bei der Suche in den Archiven geholfen. Die Flugmission Nr. 379 war eine der größten strategischen Luftangriffe der alliierten Luftflotte, sie war auch die am weitesten entfernte. An diesem Tag wurden auch folgende Städte bombardiert: Tutow, Police (Pölitz), Miedzyzdroje (Misdroy), Leipzig, Poznan (Posen), Pila (Schneidemühl), Zary (Sorau) und Cottbus.

K. Sz.-F.: Sie stammen nicht aus einer deutschen Familie. Woher kommt Ihr Interesse an der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts?
A. Ch.: Meine Interessen hängen eng mit der Region zusammen, in der ich lebe. Bis zum Zwei ten Weltkrieg war dies deutsches Gebiet. Dieses Land wurde jahrhundertelang von verschiedenen Nationalitäten bewohnt: Deutschen, Polen, Juden, aber auch Vertretern anderer Nationen: den Holländern und den Schotten. Es ist auch ein Grenzgebiet, in dem immer etwas passiert ist. Unsere Region Miedzyrzecz hat eine sehr reiche Geschichte, die sowohl für Deutsche als auch für Polen interessant ist.

K. Sz.-F.: Woher kam die Idee, das Zeugnis polnischer und deutscher Zeitzeugen zu verwenden? Wäre es nicht besser, sich auf Presseartikel und historische Studien zu beziehen?
A. Ch.: Natürlich verwende ich bei der Arbeit an meinen Büchern verschiedene Quellen: Artikel, Veröffentlichungen, Archive, praktisch alle verfügbaren nützlichen Informationen. Am wichtigsten für mich sind jedoch die Berichte der Zeugen dieser Ereignisse. Dank der authentischen Worte dieser Menschen sind meine Bücher voller Emotionen und Erfahrungen.

K. Sz.-F.: Sind die Geschichten älterer Menschen über historische Ereignisse glaubwürdig?
A. Ch.: Ja, natürlich! Ich halte die Erinnerungen älterer Menschen für plausibel. Manchmal erzählt jemand von Ereignissen, die nur er erlebt hat. Meistens sind jedoch einzelne Beziehungen zu einem großen Ganzen verflochten. Außerdem versuche ich, jede Aussage eines Zeugen der Geschichte zu verifizieren und mit anderen zu konfrontieren. Dies sind die Geschichten von gewöhnlichen Menschen, die von der Strömung der Geschichte entführt wurden. Sie sprechen nur über ihre Erfahrungen oder Gefühle und dies ermöglicht es uns, die Realität zu verstehen, in der sie gelebt haben.

K. Sz.-F.: Arbeiten Sie bereits an einem neuen Buch? Welches Thema wird es behandeln?
A. Ch.: Ich arbeite derzeit an einem anderen Buch in der Reihe „Germania“, das den Zweiten Weltkrieg im östlichen Teil der Woiwodschaft Lubuskie zeigt. Es wird den Titel „Einmarsch der Russen“ tragen. Es wird Berichte von deutschen Bewohnern aus den Kreisen Meseritz, Schwiebus und Zielenzig enthalten. Die Publikation wird in polnischer und deutscher Sprache veröffentlicht.

K. Sz.-F.: Herr Chmielewski, vielen Dank für das Gespräch. Wir freuen uns auf das nächste Buch.




Dr. Wolfgang Kessler
Andrzej Chmielewski und sein Verlag „Literat“


Der Publizist, Sachbuchautor und Verleger Andrzej Chmielewski hat, teilweise in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden, in seinem Verlag „Literat“ in Meseritz seit 2007 zahlreiche Bücher mit engem Regionalbezug zum heutigen Kreis Miêdzyrzecz herausgegeben.

Begonnen hatte er 2007 mit einem Reiseführer für Angler (vgl. HGr 182, 2007, S. 22), dem 2008 ein Radwanderführer folgte. Naturführer zur Gemeinde Tirschtiegel (2008, vgl. HGr 191, 2009, S. 19) und zur Umgebung von Meseritz (2016), einen Führer durch das Naturschutzgebiet um den früheren Ostwall mit dem Fledermausreservat (2007) und zu den Seen und Wäldern des Kreises Meseritz erschließen, ansprechend mit Bildmaterial versehen, die Natur der Region.
Der für die Region engagierte Autor hat zusammen mit dem Sammler Dariusz Brozek in den Jahren 2011 bis 2013 vier Bände mit Reproduktionen von Ansichtspostkarten aus Meseritz und den heute zur Gemeinde gehörenden Orten herausgegeben, 2017 einen Band „Skwierzyna auf den alten Postkarten“, 2019 den ebenfalls zweisprachig konzipierten Band „Gemeinde Blesen auf alten Postkarten“.

Einen ähnlichen, von Zdzislaw Nowak zusammengestellten Band „Zbaszynek na dawnej pocztówce i fotografii“ [Neu Bentschen auf alten Ansichtskarten und Fotografien] hat er 2017 in seinem Verlag herausgegeben. Zur 600-Jahrfeier von Wierzebaum, Kreis Schwerin (Warthe), hat er 2016 eine ansprechend illustrierte Ortsgeschichte verfasst, in der er für die Zeit seit Beginn des Zweiten Weltkriegs Zeitzeugen sprechen lässt.

Insbesondere interessiert sich Andrzej Chmielewski (Jahrgang 1971) für das zeitliche Umfeld des Zweiten Weltkriegs im Meseritzer Land als Autor und Verleger der Buchreihe „Germania“. Schon im ersten Band „Ich habe Gomorrha in Rokitten gesehen. Der Einmarsch der Roten Armee in Rokitten“ (2012) kombiniert er die Miliärgeschichte mit Zeitzeugenberichten und entdeckt zahlreiche neue Einzelheiten und Fakten (vgl. HGr 201, 2012, S. 24).
Auch im zweiten Band referiert er, wie in allen Bänden mit Abbildungen und Karten, bei der Darstellung der militärischen Kämpfe (insbesondere auch des Luftkriegs) und der Flucht in Politzig 1945 vor allem Zeitzeugenberichte aller beteiligten Seiten, von Deutschen und Polen. Er kombiniert die Aussagen der Zeitzeugen in geschickter Weise, so daß ein gut lesbarer Text entsteht.
Diesen Band (1945 Politzig – blutige Falle, Perleberg [2015]) hat Wanda Gladisch ins Deutsche übersetzt und Helmut Kahl in Deutschland vertrieben (vgl. den Hinweis von Leonhard von Kalckreuth, HGr 212, 2015, S. 40). Wie alle Bände der Reihe zum Kriegsende betrifft der Inhalt nicht nur die im Titel genannten Ortschaften, sondern das gesamte Umland. So findet man in diesem Band zum Beispiel Berichte aus dem Kreis Birnbaum sowie ein eigenes Kapitel „Betsche in ‚Roten Händen‘“ (S. 77-88 der Übersetzung). Ähnlich konzipiert ist Band 3 „Blesen 1945 – die vergessene Schlacht“ (2014).

Außerhalb der Schriftenreihe hat Andrzej Chmielewski zuletzt 2021 den dreisprachigen, polnischen, englischen und deutschen Band „1944 Prittisch. Luftschlacht“ herausgegeben. Nach einem Abriss des „Luftkriegs in Deutschland“ konzentriert er sich auf die 1944 einsetzenden Angriffe auf die Ostprovinzen Preußens und den „Reichsgau Wartheland“.
Der deutschen Luftabwehr widmet er einen eigenen Abschnitt „Zur Verteidigung des Himmels des Dritten Reiches“, bevor er sich der alliierten Gegenseite zuwendet. Der Autor kombiniert geschickt militärgeschichtliche Arbeiten und Zeitzeugenberichte und eröffnet neue Perspektiven und Aspekte der Kriegsgeschichte im Raum der damaligen Kreise Meseritz, Schwerin (Warthe) und Birnbaum. Die deutsche Übersetzung von Katarzyna Sztuba-Frackowiak ist ordentlich, hätte aber an manchen Stellen, wie etwa beim „Augenzeugenbericht von ehemaliger Zwangsarbeiter[ in] …“ einer sprachlichen Redaktion bedurft.
Im Ergebnis liegt hier der erste Beitrag überhaupt über die Auswirkungen des Luftkriegs auf die Kreise Meseritz, Schwerin (Warthe) und Birnbaum aus der militärischen und der Zeitzeugenperspektive vor.

Ein weiteres Thema der Publikationsreihe „Germania“ sind die Kämpfe um die „Festung Oder-Warthe-Bogen“, den „Ostwall“ 1945, zu dessen „Geschichte und Gegenwart“ Chmielewski 2013 einen kurzen Überblick vorgelegt hat. Zum „Durchbruch“ der Roten Armee 1945 kann Chmielewski auch auf Berichte von Soldaten der Roten Armee zurückgreifen (Band 4 der „Germania“, 2014, mit Zusammenfassung in englischer Sprache).
Band 5 enthält die Übersetzung der Erinnerungen des deutschen Soldaten Dieter Ehrhardt über die ersten Kämpfe zum Durchbruch des Ostwalls bei Trebisch, Kreis Schwerin (Warthe), deren deutsches Original ungedruckt geblieben ist.
Die Übergangszeit um das Kriegsende 1945 für den Raum Lagow dokumentiert Chmielewski aus Zeitzeugenberichten in Band 6 der Reihe „Zwischen Lagow und Lagów. Erinnerungen der Einwohner“, ähnlich für das „Blesener Land“ im zuletzt erschienenen Band 7 der „Germania“ (vgl. die Vorankündigung, HGr 236, 2021, S. 11).
Die darin einbezogene, von deutscher Seite kaum beachtete Aufbaugeschichte der Nachkriegszeit hat er bereits 2010 aus der Perspektive der „Neusiedler“ in dem Band „Sie bauten hier Polen auf. Erinnerungen der Pioniere des Meseritzer Landes“ aus der Perspektive der Zeitzeugen aufgezeichnet.

Mit seinen Reiseführern und Ansichtspostkartenbänden entdeckt Andrzej Chmielewski für ein breites Leserpublikum Natur und Geschichte des Gebiets der früheren Kreise Meseritz und Schwerin (Warthe), des heutigen Kreises Miêdzyrzecz, also die engere Heimat. Die Postkartenbände sind teilweise zweisprachig beschriftet, in den meisten Fällen erschließt die Originalbeschriftung das Bild auch für den des Polnischen nicht mächtigen Leser.
In seinen Büchern zur Kriegs- und Nachkriegszeit, die auch den Kreis Birnbaum (Miedzychód)einbeziehen, zitiert Chmielewski ausführlich Zeitzeugenberichte aller betroffenen Seiten, vor allem von Deutschen und Polen und verzichtet auf plakative Urteile.
Er zeichnet damit ein differenziertes Bild des Geschehens in der Kriegs- und der unmittelbaren Nachkriegszeit in der Region und bezieht dabei Flucht und Vertreibung der Deutschen, das Schicksal der polnischen Zwangsarbeiter und der polnischen Neusiedler in seine Darstellung ein. Chmielewski ordnet das Geschehen in der Region, insbesondere die Folgen des Luftkriegs, auf der Grundlage der reichen deutschen, polnischen und – was den Luftkrieg betrifft – angloamerikanischen Literatur in das größere Kriegsgeschehen ein, übernimmt dabei, gerade was die Deutsche Wehrmacht und ihre „Luftwaffe“ betrifft, allerdings zu oft die unkritische Haltung der deutschen Autoren. Er arbeitet unbekannte Quellen auf und entdeckt zahlreiche neue Fakten. Andrzej Chmielewski entdeckt mit guter, ambitionierter Publizistik unvoreingenommen die Lage im Meseritzer Land und seiner Nachbarschaft in den schwierigen Jahren um 1945 für polnische Leserinnen und Leser. Das Wenige, das dankenswerterweise übersetzt ist, vermittelt einen guten Eindruck von seiner Arbeitsweise.

Bis auf das Heft zur Natur in der Gemeinde Tirschtiegel, das in keiner Bibliothek in Deutschland nachweisbar ist, besitzt die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne (www.martin-opitz-bibliothek.de) die genannten Veröffentlichungen – auch dank einer Schenkung des Autors und Verlegers, der sich mit nicht selbstverständlichem persönlichen Einsatz der Region und der schwierigsten Zeit ihrer jüngeren Geschichte angenommen hat.



Die Veröffentlichungen Andrzej Chmielewskis zum Meseritzer Land in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne

Mit Ausnahme von Titel Nr. 13, der in deutschen Bibliotheken nicht nachgewiesen werden kann, sind die Schriften in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne (Berliner Platz 5, 44623 Herne, www.martin-opitz-bibliothek.de) vorhanden und können dort ausgeliehen werden (hinter dem schwarzen Winkel > werden die Standortsignaturen angeführt).

A. Ansichtspostkartensammlungen

Blesen = Bledzew <gmina>
1. Chmielewski, Andrzej: Gmina Bledzew na dawnych pocztówkach = Gemeinde Blesen auf alten Postkarten / opracowal: Andrzej Chmielewski. Bledzew : Wydawnictwo Literat
Andrzej Chmielewski, 2019. - 63, [1] S. > 2021.2053

Meseritz = Miêdzyrzecz <miasto i gmina>
2. Chmielewski, Andrzej: Miêdzyrzecz na dawnych pocztówkach = Meseritz auf alten Postkarten / [oprac. Andrzej Chmielewski]. Wyd. 2., popraw. - Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2011. - 63 S.>2011.6854

3. Brozek, Dariusz / Andrzej Chmielewski: Miêdzyrzecz na starych pocztówkach = Meseritz auf alten Ansichtskarten. Ze zbiorów Dariusza Bro¿ka / [autorzy Dariusz Brozek, Andrzej Chmielewski]. Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2011. - 63 S. >2011.8654a

4. Brozek, Dariusz / Andrzej Chmielewski: Dawny Miêdzyrzecz na kolorowych pocztówkach = Meseritz auf alten farbigen Postkarten. Ze zbiorów Dariusza Brozka / [autorzy Dariusz Brozek, Andrzej Chmielewski]. Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2012.63 S. >2011.8654b

5. Brozek, Dariusz / Andrzej Chmielewski: Gmina Miêdzyrzecz na dawnych pocztówkach = Gemeinde Meseritz auf alten Postkarten. Ze zbiorów Dariusza Brozka / [autorzy Dariusz Brozek, Andrzej Chmielewski] Abb. Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2013.63 S. >2011.8654c

Neu Bentschen = Zbaszynek <gmina>
6. Nowak, Zdzislaw: Zbaszynek na dawnej pocztówce i fotografii. - Cz. 1 / [autor Zdzislaw Nowak ; tlumaczenie na jêzyk polski Anna Gross]. [Miêdzyrzecz] : Wydawnictwo Literat Andrzej Chmielewski, 2017.84 S. - Neu Bentschen auf alten Ansichtspostkarten und Fotografien. T. 1. >2021.2052 Y

Schwerin (Warthe) = Skwierzyna <miasto i gmina>
7. Brozek, Dariusz / Andrzej Chmielewski: Skwierzyna na dawnych pocztówkach = Skwierzyna auf den alten Postkarten / autorzy: Dariusz Brozek, Andrzej Chmielewski. - Skwierzyna : Urz‘d Miejski, 2017.- 63 S. >2018.3276 Y


B. Natur-, Reise- und Wanderführer

8. Szalata, Jaroslaw: Lesna sciezka przyrodniczoedukacyjna „Wokól pszczewskiej Góry Wysokiej“. - Trzciel : Wydawnictwo Literat Andrzej Chmielewski, 2015.- 32 S. - Nebentitel : Wokól pszczewskiej GóryWysokiej. - Um den Betscher Hohen Berg >2021.2054 Y

Kreis Meseritz = Miêdzyrzecz <powiat>
9. Chmielewski, Andrzej: Jeziora i lasy powiatu miêdzyrzeckiego. - Miêdzyrzecz : Wydawnictwo Literat Andrzej Chmielewski, 2015. - 91 S. : Abb. Seen und Wälder des Kreises Miêdzyrzecz. >2017.1061 4°

Meseritz und Umgebung =Ziemia Miêdzyrzeczka
10. Chmielewski, Andrzej: Na ryby w okolicê Miêdzyrzecza . - Miêdzyrzecz [u.a.] : Wydaw. „Literat“, 2007. - 55 S. : Abb., Kt. - Zsfassung in engl., dt. und span. Sprache. - Zum Angeln in der Umgebung von Meseritz. >2015.1799 Y

11. Chmielewski, Andrzej: Rowerem wokól Miêdzyrzecza . - Miêdzyrzecz [u.a.] : Wydaw. „Literat“, 2008. 28 S. : Abb., Kt. - Mit dem Fahrrad rund um Meseritz. >2015.1800 Y

12. Chmielewski, Andrzej: Przyroda okolic Miêdzyrzecza / Andrzej Chmielewski. - Miêdzyrzecz : Wydawnictwo Literat Andrzej Chmielewski, 2016.- 32 S. : Abb. - Die Natur der Umgebung von Meseritz. >2021.2056 Y

Tirschtiegel = Trzciel <gmina>
13. Chmielewski, Andrzej: Przyroda gminy Trzciel.- Miêdzyrzecz : Wyd. Literat Andrzej
Chmielewski, 2008. – 64 S. – Die Natur der Gemeinde Tirschtiegel. Festung Oder-Warthe-Bogen („Ostwall“) = Miêdzyrzecki Rejon Umocniony (MRU)

14. Chmielewski, Andrzej: Zespól Przyrodniczo- Krajobrazowy Uroczyska Miêdzyrzeckiego Rejonu Umocnionego i rezerwat Nietoperek. Przewodnik turystyczny. - Swiebodzin : Wydaw. Klubu Przyrodników, 2007. -171 S. : Abb., Kt. - Das Naturschutzgebiet der Festung Oder-Warthe-Bogen und das Fledermausreservat. Touristenführer. >2008.9870


C. Ortsgeschichte

Würben = Wierzbno
15. Chmielewski, Andrzej: 600 lat Wierzbna. - Miêdzyrzecz : Wydawnictwo Literat Andrzej Chmielewski, 2016.- 45 S. : Abb. - 600 Jahre Würben. >2019.1626


D. Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen

16. Chmielewski, Andrzej: 1945 Policko - krwawa pulapka.- Wyd. 2. - Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2013. – 68 S. : Abb., Kt. – (Germania ; 2) >2013.4704
Deutsche Übersetzung: Chmielewski, Andrzej: 1945 Politzig – blutige Falle / Übersetzung von Wanda Gladisch. – Perleberg : Kahl, [2015]. – 100 S. : Abb., Ktn >2016.9583

17. Chmielewski, Andrzej: 1945 Bledzew - zapomniana bitwa. - Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2014.- 98 S. : Abb., Kt. - (Germania ; 3). – Blesen – die vergessene Schlacht. >2015.2207

18. Chmielewski, Andrzej: 1945 – â przelamanie MRU. - Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2014.- 72 S. : Abb., Kt.- (Germania ; 4). – Zsfassung in engl. Sprache u.d.T.: 1945 – breaking the MRU. >2015.2206

19. Ehrhardt, Dieter: 1945 Trzebiszewo. Pierwsze walki o prze3amanie MRU. - Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2014.- 86, [2] S.: Abb. - (Germania; 5). – Trebisch: Die ersten Kämpfe um den Durchbruch der Festung Oder-Warthe-Bogen. >2021.2951

20. Chmielewski, Andrzej: MRU. Historia i wspólczesnosc.- Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2013.- 40 S. : Abb., Kt. - Die Festung Oder-Warthe-Bogen, Geschichte und Gegenwart. >2014.3799 Y

21. Chmielewski, Andrzej: 1944 Przytoczna. Powietrzne starcie = 1944 Przytoczna. Air Battle = 1944 Prittisch. Luftschlacht. – Przytoczna : Imagine Design Group, 2021. – 136, [4] S. : Abb., Ktn. >2021.2050


E. Nachkriegszeit

Lagow = Lagów
22. Chmielewski, Andrzej: Miedzy Lagow a Ùagowem. Wspomnienia mieszkaõców. - 3Miedzyrzecz : Wydawnictwo Literat, 2016. - 37 S. : Abb., Ktn. - (Germania ; 6). – Zwischen Lagow und Lagów. Erinnerungen der Einwohner. >2020.0759

Blesen = Bledzew <gmina>
23. Chmielewski, Andrzej: Wspomnienia z ziemi bledzewskiej / Andrzej Chmielewski. - Miêdzyrzecz : Wydawnictwo Literat, 2020. - 91 S. : Illustrationen, Karten ; 21 cm. – (Seria Germania; 7). – Erinnerungen aus dem Blesener Land. >2021.2055

Kreis Meseritz = Miêdzyrzecz <powiat>
24. Chmielewski, Andrzej: Oni odbudowali tu nPolskê. Wspomnienia pionierów Ziemi Miêdzyrzeckiej.- Miêdzyrzecz : Wydaw. Literat, 2010.- 68 S. : Abb. - Sie haben hier Polen aufgebaut. Erinnerungen von Pionieren des Meseritzer Landes. >2013.4739


Geographisches Register

Betsche = Pszczew 8
Bledzew -> Blesen
Blesen <Kreis Schwerin (Warthe)>
= Bledzew 1, 17, 22
Festung Oder-Warthe-Bogen („Ostwall“)
= Miêdzyrzecki Rejon Umocniony (MRU) 14, 18, 20
Lagow <Kreis Züllichau-Schwiebus> = Lagów 22
Meseritz = Miêdzyrzecz 2-5, 12; <Kreis> 9-11, 24
Miêdzyrzecki Rejon Umocniony (MRU) ->
Festung Oder-Warthe-Bogen
Miêdzyrzecz ->Meseritz
Neu Bentschen = Zbaszynek 6
Ostwall -> Festung Oder-Warthe-Bogen
Politzig = Policko 16
Prittisch < Kreis Schwerin (Warthe) = Przytoczna 21
Pszczew -> Betsche
Schwerin (Warthe) = Skwierzyna 7
Skwierzyna -> Schwerin (Warthe)
Tirschtiegel = Trzciel 13 Trzciel -> Tirschtiegel
Wierzebaum <Kreis Schwerin (W.) = Wierzbno 15
Zbaszynek ->Neu Bentschen