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14. Heimatreffen der Meseritzer und
Birnbaumer in Perleberg
Treffen der Meseritzer
Heimatfreunde
in Perleberg - Wiedersehen der polnischen Freunde
Text: Kai Seyffarth, Bremen
„Es ist uns eine große Freude, heute auch wieder
unsere polnischen Freunde in unserer Mitte begrüßen
zu können. Herzlichen Dank, dass Ihr
wieder zu uns gekommen seid, um hier in Perleberg
gemeinsam mit uns Stunden des Wiedersehens,
der Freundschaft und des Vertrauens zu
genießen.“
Mit diesen Worten begrüßte Herr Albrecht Fischer
von Mollard die Teilnehmer des Jahrestreffens
in Perleberg. Später kam er auf mich zu:
Gäste seien ja immer willkommen, und er freue
sich - aber was genau hatte mich hergeführt?
Es waren diese drei Worte: Wiedersehen, Freundschaft
und Vertrauen.
Vor drei Jahren hatte ich Malgorzata, Tomasz,
Wojciech und Andrzej kennengelernt, damals noch
in Paderborn. Andrzej hat uns seither zwei Reisen
nach Miedzyrzecz ermöglicht, Kontakte geknüpft,
uns in seiner Küche bewirtet. Wojtek war
immer dabei als Dolmetscher und herzlicher Begleiter
vor Ort.
Für mich persönlich schloss sich damit eine
schmerzhafte Lücke in meinem Lebenslauf. Schon
früh - 1971 - war ich das erste Mal zu Gast in Polen,
dann häufig in den siebziger und achtziger
Jahren. 1979, auf einem Zeltplatz in Malbork, traf
ich gleichaltrige Jugendliche, zu denen auf Anhieb
ein Gefühl der Nähe und Verbundenheit entstand.
1994 führte mich der Weg nach Bydgoszcz/Bromberg,
in die Heimatstadt meiner Mutter. Dann war
der Faden auf unerklärliche Weise abgerissen.
Nun erst nahm ich ihn wieder auf. In den vergangenen
drei Jahren war ich viermal in Polen und
genoss jeden Moment.
Nun wollte ich die neu gewonnenen Freunde
wiedersehen und ihnen danken. Und auch dem
Heimatkreis und Herrn Fischer von Mollard persönlich
gilt mein Dank. Denn Sie schaffen die besondere
Atmosphäre des Vertrauens, die solche
Begegnungen ermöglicht. Wenn dies die Lehre
aus dem verfluchten 20. Jahrhundert ist und wir
sie nie vergessen, dann ist mir um die Zukunft nicht
bang.
Tomasz Czabanski, Gründer des Vereins
Pomost, der seit 26 Jahren Brücken der Verständigung
zwischen Polen und Deutschland baut,
sagte in seinem Grußwort:
„Liebe Freunde, der Mai ist ein Monat, der für
uns in Verbindung mit der traditionellen Fahrt nach
Deutschland steht, wo wir in Perleberg in netter
Atmosphäre unsere deutschen Freunde treffen.
Diese Tradition entstand bereits vor 23 Jahren.
Eure Gastfreundschaft, Offenheit, aber vor allem
Eure Liebe zur Heimat, die Ihr vor 80 Jahren nicht
aus eigenem Willen, sondern aufgrund von Vertreibungen
verlassen musstet, haben uns sehr
berührt.
Als Pole bin ich froh, dass meine Heimat vor
21 Jahren unter anderem auch dank der Fürsprache
Deutschlands zum Bund der freien Staaten in
der Europäischen Union zurückgekehrt ist. Ich bin
stolz darauf, dass ich ein Bürger der Europäischen
Union bin und dass ich ohne Hindernisse die Grenzen
überqueren und mich mit Euch treffen kann.
Morgen erfolgen in Polen sehr wichtige
Präsidentschaftswahlen. Ich bete darum, dass das
moderne Polen gewinnt, das Polen, das für Europa
und seine Nachbarn offen ist. Das Polen der Toleranz
für alle gesellschaftlichen Gruppen. Ich will
Polen nicht in den Fängen des Chauvinismus und
der Homophobie sehen. Ich möchte, dass meine
Enkel sich mit Euren Enkeln und Urenkeln treffen
und - so wie wir es tun - miteinander über die für
beide Völker wichtigen Themen diskutieren. Ich
freue mich, dass unsere Ideen weiterleben und
von kommenden Generationen übernommen werden,
dass der Stab der Verständigung weitergegeben
wird.
Abschließend möchte ich Euch bitten, Eure Gedanken
und Gebete an Europa zu richten - denkt
an sein Vermächtnis, an die junge Generation der
Deutschen und Polen, damit sie in Frieden sowie
im gegenseitigen Verständnis und mit Offenheit
füreinander leben.“
Großartiger, genauer und liebevoller kann man
es nicht ausdrücken. Ich schäme mich nicht zu sagen,
dass mir
Tränen in den
Augen standen.
Dafür war ich
nach Perleberg
gereist.
Dziekuje,
Tomasz!
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Kai Seyffarth, Bremen – Foto: Gladisch |

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