200 Jahre Kreis Paderborn
Albrecht Fischer v. Mollard

Nicht etwa die Eröffnung der Karnevalsession 2016/17 war Anlaß für den Kreis Paderborn und seinen Landrat Manfred Müller, am 11. November 2016 zu einem Empfang in den Großen Sitzungssaal des Kreishauses einzuladen. Vielmehr stand die Gründung des Kreises und sein 200-jähriges Bestehen im Mittelpunkt der Veranstaltung, an der etwa 100 Gäste teilnahmen, so auch der Stv. Vorsitzende der vereinigten Heimatkreise Meseritz und Birnbaum.

200 Jahre Kreis Paderborn  - Landrat Manfred Müller (Mitte) mit Amtsvorgängern

Was vor zwei Jahrhunderten zur Errichtung des Kreises Paderborn führte, ist schnell skizziert. Nachdem die napoleonischen Truppen in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 von den verbündeten Mächten Preußen, Österreich, Russland und Schweden geschlagen waren, berieten die europäischen Mächte auf dem Wiener Kongreß neun lange Monate über eine territoriale Neuordnung des Kontinents. In der Schlußakte vom 8. Juni 1815 wurden schließlich die vielfältigen Ergebnisse niedergelegt und von allen Teilnehmern unterzeichnet.
Eine Folge der Beschlüsse war, daß das Rheinland und Westfalen Preußen zugesprochen wurden und so - nach einigen weiteren Gebietskorrekturen - die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen entstanden. Zügig wurde von der preußischen Regierung die bewährte territoriale Untergliederung in Regierungsbezirke, Kreise und Kommunen – untrennbar mit den Namen von und zum Stein und Hardenberg verbunden – auf die beiden neuen Westprovinzen übertragen und mit Wirkung vom 1. November 1816 eingeführt.
Dieser Verwaltungsakt war die Geburtsstunde des Kreises Paderborn. Damals entstanden die Nachbarkreise Büren mit etwa 28.000 und Paderborn mit 27.000 Einwohnern, die rd. 160 Jahre nebeneinander Bestand haben sollten, bevor sie im Zuge der kommunalen Gebietsreformen in den 1970-er Jahren zu dem heutigen Kreisgebiet zusammengefaßt wurden.
Schon vor Beginn der Veranstaltung hatte ich die Möglichkeit, in einem kurzen Gespräch Landrat Müller persönliche Grüsse von Herrn v. Kalckreuth auszurichten sowie die Glückwünsche der vereinigten HKr Meseritz und Birnbaum zum 200. Gründungsjubiläum zu übermitteln, ihren Dank für die bereits 35 Jahre währende Patenschaft auszusprechen und schließlich auf eine 13 glückliche, friedliche und erfolgreiche Zukunft des Kreises Paderborn anzustoßen.

Die „Geburtstagsfeier“ selbst begann mit einer durchaus launigen Ansprache von Landrat Müller. Er begrüsste zunächst die politische und lokale Prominenz namentlich und erwähnte unter dem freundlichen Beifall aller Gäste auch die Anwesenheit der Stv. Vorsitzenden der HKr Meseritz und Schwerin/Warthe.
In einer „tour d’horizon“ streifte er dann durch die Geschichte des Kreises, erzählte vom Wirken erfolgreicher protestantischer Landräte in einem streng katholisch geprägten Landstrich, zitierte Goethe, der sich über den schlechten Zustand der Straßen im Paderborner Land beklagt hatte, und sprach über die „fürstbischöfliche Ferienwohnung“, die Wewelsburg.
Im Mittelpunkt der Feier standen drei jeweils etwa halbstündige Referate, gehalten von ausgewiesenen Historikern. Sie berichteten über die Zeit der Gründung der Kreise, beschrieben eingehend die Entwicklung der Kreisordnung in der Provinz Westfalen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und erläuterten schließlich die Kreisverwaltungen und ihre Strukturen im neuen Bundesland NRW nach 1945.

Es war schwere, aber sehr interessante Kost, die der Kreis Paderborn seinen Gästen anbot. Zur Auflockerung dieser geistigen Menüfolge, quasi als mentales Verdauungsschnäpschen oder „Verteilerle“ haben die Organisatoren der Geburtstagsfeier auf die häufig bei solchen Anlässen angebotene musikalische Umrahmung verzichtet und sich stattdessen eine wahre Köstlichkeit einfallen lassen: Zwei junge Schauspieler des Stadttheaters Paderborn rezitierten mit gehörigem Augenzwinkern historische Texte und Gedichte voller Spott und Ironie über den Wiener Kongress, das Paderborner Land, über die Vorzüge der westfälischen Frauen oder über die Revolution von 1848 im Schloß des Grafen von Westfalen. Die überwiegend amüsanten, humorvollen Einlagen waren eine geniale und kulturell wertvolle Ergänzung, waren sie doch einstens aus der Feder von Hoffmann von Fallersleben, Anette von Droste-Hülshoff, Heinrich Heine oder Georg Büchner geflossen.
Landrat Müller ergriff abschließend noch einmal das Wort und sprach in seinem Ausblick aktuelle Probleme an wie sinkendes Vertrauen in Staat und Verwaltung oder die Globalisierung und ihre Folgen.
Er schloß mit den Worten: „Feste Feiern konnte man schon vor 200 Jahren. „Feste Arbeiten“, diese Tugend kam vermehrt hinzu. — Hier lässt sich’s leben! Gut sogar! — Gott schütze unser Paderborner Land!“

Vorstand und Beirat der HKr Meseritz und Birnbaum schließen sich diesem Wunsch von Herzen an, gratulieren nochmals aufrichtig zum 200. Gründungsjubiläum ihres Patenkreises und danken für die Übernahme der Patenschaft vor 35 Jahren sowie für die seitdem erfahrene Fürsorge. Daß es sich im Paderborner Land gut leben läßt, möchte ich abschließend ausdrücklich bestätigen: Das zum Abschluß der Gründungsfeier angebotene kalte Büffet mit westfälischen Delikatessen hat die Feststellung von Manfred Müller zweifelsfrei unter Beweis gestellt – es war einfach köstlich!