Der Deichbau an der Warthe
Ein Text von Leonhard v. Kalckreuth

Deichbau an der WartheJedes Frühjahr von neuem bedrückende Existenzsorgen. Mit scheinbar unabänderlicher Regelmäßigkeit trat die Warthe nach Tauwetter – bisweilen noch mit Eisgang – über die Ufer und bedrohte das Leben der Bauern sowie den Bestand ihrer Höfe. Herbstaussaaten wurden weggeschwemmt und in manchen Jahren stand das Wasser wochenlang auf Wiesen und Feldern. Zu der naturgegeben schwachen Ertragskraft der Böden trat der Wegfall eines bedeutenden Teils der erwarteten Ernte.

Deichbau an der WartheEs waren Hauländer Bauern, denen von den Grundherren „Wirtschaften“ auf der Südseite der Warthe zugewiesen worden waren. In vielen Fällen hatten sie am Anfang dem Grundherrn noch für eine Reihe von Jahren „Hand- und Spanndienste“ für die ihnen kostenlos überlassenen Flächen leisten müssen, eine schwere Bedrückung. Viele von ihnen hatten „zum Leben zuwenig – zum Sterben zuviel“, sie führten also ein Leben unterhalb der Armutsgrenze, wenn dieser Begriff seinerzeit auch noch nicht gängig war.
Als in den 50er Jahren des 19. Jhs. die Not in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren übermächtig geworden war, ergriff der Muchociner Gutsherr Carl Eduard v. Kalckreuth die Initiative zum Bau eines 11 (Luftlinie) bzw. 16 (Flußverlauf) km langen Warthedeichs zwischen Muchocin-Hauland (Kr. Birnbaum) und Marienwalde (seinerzeit noch Kr. Birnbaum, später Schwerin). Dank eines vom Initiator erwirkten Staatsdarlehens mit günstiger Annuität konnten die Arbeiten im Juli 1858 begonnen und 1862 beendet werden. Mit Fertigstellung des Deichs brachen für die Bauern keine goldenen Zeiten an, noch immer bewirkten Frühjahrshochwasser einen Anstieg des Grundwassers; verheerende Schäden blieben fortan jedoch aus, was die Landwirte zu nachstehender Laudatio veranlaßte.


Deichbau an der Warthe