wappen meseritz Zeugen unserer Geschichte
Wappen der Stadt Meseritz

von Joachim Schmidt

So, wie die Geschichte der Stadt Meseritz über die Jahrhunderte hinsichtlich ihrer Landes- und Volkszugehörigkeit einem ständigen Wandel unterlag, so änderte sich auch das Signet, das Schildzeichen oder Wappen der Stadt.

Ob sich die Bürger einer Stadt, der Adel oder die Patrizier immer und zu allen Zeiten mit dem Wappen ihrer Stadt identifizierten, ist zu bezweifeln. Dafür ist u.a. auch der Wappenstreit in Meseritz nach dem 1. Weltkrieg ein Beispiel.

«Daß Meseritz zu Polen gehörte, als sein Name zuerst auftauchte, bedarf keiner besonderen Feststellung, denn damals – unter Boleslaw Chrobry (992-1025) – reichte das polnische Reich bis an die Oder und darüber hinaus.» – so schreibt Paul Becker 1930 in seiner "Geschichte der Stadt Meseritz“.
Eine Urkunde des Posener Bischofs Boguphal aus dem Jahr 1248 belegt, daß in Meseritz neben den Polen schon deutsche Bürger wohnen.1248 sehen Historiker u.a. auch als Beginn der städtischen Entwicklung von Meseritz.

Die Verleihung des Magdeburgischen Stadtrechtes erfolgte erst 200 Jahre später – 1485. In dieser Zeit dürften Meseritz und die Burg wohl schon über ein Wappen (polnisch: herb) verfügt haben.
Der Heraldiker Prof. Otto Hupp bezieht sich 1910 bei der Gestaltung des Meseritzer Stadtwappens für den Katalog "Die Ortswappen des Königreichs Preußen“ auf ein Siegel der Stadt Meseritz aus dem 14. Jhh..
Bis in das 16. Jhh. sei das Wappen unverändert ein weißer Adler auf rotem Grund gewesen – das Wappen der polnischen Könige, des polnischen Staates.
Gekrönt erscheint der Adler erst ab 1667. Prof. Hupp gestaltet den weißen Adler ohne Krone. Bemerkenswert ist, daß unter preußisch-deutscher Herrschaft von 1793 (der 2. Teilung Polens) bis 1919 in der Provinz Posen bis auf etwa 3 Ausnahmen die alten aus polnischer Zeit stammenden Wappen erhalten blieben. Der Verlust der Provinz Posen durch den Vertrag von Versailles, die damit verbundene Abtrennung Meseritzer Kreisgebietes und die plötzlich nahe Staatsgrenze erzeugten bei der betroffenen deutschen Bevölkerung, die sich bedroht fühlte, Empörung und Widerstand. Man wollte auf dem alten Meseritzer Stadtwappen nun keine polnische „Krähe“ mehr sehen. Der weiße polnische Adler wurde zu einem schwarzen preußischen Adler umgemodelt.

Die zuständige Stelle in Frankfurt/Oder, wie man aus folgendem Brief sehen kann, wollte sich auf das Meseritzer Adlerproblem jedoch nicht einlassen.

Briefwechsel zum Meseritzer Stadtwappen

Am 19. August 1924 erfolgte die unten aufgeführte Antwort auf eine Anfrage des Magistrates der Kreisstadt Meseritz an den Vorsitzenden des Altertums-Museums Lienauhaus Frankfurt/ Oder:


























zu Händen
Herrn Kommerzierat Steinbock
urschriftlich zurückgereicht

1) Der Adler ist weder polnisch noch preußisch, sondern nach Prof. Wilberg eingeholter Auskunft ein natürlicher Adler, kein heraldischer, trotz der Krona.

2) Dadurch erledigt sich die Frage wegen der Umänderung. Ich hatte, ehe ich Herrn Wilberg sprechen konnte, mit Herrn Fabrikbes. Dähne über die Möglichkeit einer Umänderung gesprochen, er hält eine solche technisch für nicht angängig.

Ergebenst
Dr. (Raedt? Raidt?) 19.8.24












zu Händen an den Magistrat Meseritz mit dem erg.(ebensten) Bemerken zurück, daß es sich nach vorstehender Äußerung von sachverständiger Seite empfiehlt den Adler,
der kein gedeutschter, sondern ein natürliches Phantasiegebilde ist so unverändert
wieder anzubringen.

So die Museumsges. Frankfurt/O.
Fritz Steinbock, Vorsitzender






Für den aus dem Archiw w Miedzyrzeczu zur Verfügung gestellten Briefwechsel um das Meseritzer Stadtwappen von 1924 danken wir herzlich Frau Dyrektor Joanna Patorska, Muzeum w Miedzyrzeczu.