Wojwodschaft Lubuskie – Gibt es im Lebuser Land verborgene Schätze?
Darius Brozek (Gazeta Lubuska)

Blesen – dem Bernsteinzimmer auf der Spur
Das Bernsteinzimmer regt immer noch die Phantasie von Schatzsuchern an. Das Kunstobjekt gilt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen. Eine der Spuren führt in die Gegend von Blesen und zwar genau in die alten Bunkergänge.
Das Bernsteinzimmer sollte ein Symbol preußisch- russischer Freundschaft sein, König Friedrich Wilhelm I. schenkte es 1716 dem russischen Zaren Peter dem Großen. Der Zar erfreute sich an dem Geschenk. Das Meisterwerk der Juwelierkunst bestand aus reich geschmückter Wandvertäfelung aus Bernstein, die das Zimmer in der Größe von 10,5 x 11,5 m bedeckte. Beginnend 1743 wurde die Ausstattung des Zimmers dadurch erweitert, daß man Kandelaber, Spiegel und Möbel hinzufügte. 1755 verlagerte Zarin Elisabeth das Zimmer von St. Petersburg in das südlich der Stadt gelegene Zarskoje Selo. Im Zweiten Weltkrieg verbrachten die Deutschen das Bernsteinzimmer nach Königsberg, welches am 9. April 1945 von der Roten Armee erobert wurde. Die Russen fanden dort jedoch keine Spur der wertvollen Sehenswürdigkeit.
Nach Kriegsende fahndeten Kunsthistoriker, Schatzsucher, aber auch die Geheimdienste der DDR sowie der Sowjetunion nach dem Bernsteinzimmer, über dessen Versteck viele Hypothesen kursierten. Eine der Spur führte nach Blesen, wo im Krieg sogenannte Depotzellen für Kunstwerke und wertvolle Archivbestände vorbereitet worden waren.
Tomasz Blochowicz, Schöpfer des Burschener Wanderpfads, sagt: „In zahlreichen Dokumenten wiederholt sich die Information über Kisten mit der Aufschrift „Königsberg“. Die Deutschen luden solche Kisten Ende 1944 auf dem Bahnhof Paradies aus. Dann geht die Spur verloren. Wahrscheinlich wurden die Kisten in die Bunker gebracht, weil die Entfernung dorthin nur 5 km beträgt. Bei Kriegsende hatten die Russen in den Bunkern nur ein Versteck entdeckt, das Exponate aus dem kaiserlichen Museum in Posen enthielt.
Die Russen schafften von hier etwa 500 Kisten mit Kunstschätzen weg. Es handelte sich um Bilder, Skulpturen sowie historische Möbel, die in 22 Waggons nach Moskau befördert wurden. Es gibt viele Hinweise darauf, daß die wertvollsten unter den eingelagerten Stücken nicht ausfindig gemacht werden konnten.
Die Kunstschätze waren in den Bunkergängen nahe Hochwalde versteckt, wo sie von einem Spezialbataillon der Roten Armee unter Oberstleutnant Andriej Bielokopytow, der im Zivilleben Verwaltungsdirektor des Moskauer Tschechow-Kunsttheater MchAT war, entdeckt wurden. Die Gegenstände gelangten ins Moskauer Puschkinmuseum, wo sie einer ersten Begutachtung unterzogen wurden.
„Gerade in den Bunkern der Festungsfront Oder-Warthe-Bogen wurde das berühmte Gemälde „Stanczyk“ (Hofnarr) von Jan Matejko gefunden“, sagt Tadeusz Swider. Schatzsucher behaupten, daß sich in den unterirdischen Gängen weitere, noch unentdeckte Verstecke befinden. Sie weisen u. a. auf die Kellergeschosse der Festungsgruppe Ludendorff auf dem Fuchsberg westlich Schwerin hin.
Die dort angelegten Bunker besitzen keine Verbindung zum zentralen Abschnitt des Oder-Warthe-Bogens. Weil sie gesprengt wurden, weiß man nicht, was noch in ihnen steckt. Gegen Ende der 1990er Jahre grub eine Gruppe deutscher Schatzsucher dort einen tiefen Schacht. Diese Suchaktion wurde von der örtlichen Verwaltung jedoch gestoppt.


Meseritz – ein Stein, wertvoller als Gold
Eine römische Gemme mit dem Antlitz des „Kinderkaisers“ Gordian III. Ist das wertvollste Exponat des Meseritzer Museums. Sie wurde 1954 in der Burg entdeckt und zeigt die Büste des Kaisers.
Bei dem Stein handelt es sich um einen ovalen Karneol, einen schwach durchsichtigen rötlichen Stein. Das Material als solches besitzt keinen besonderen Wert, das daraus gefertigte Schmuckstück ist jedoch ein echter Schatz. Gordian III. Lebte von 225 bis 244 n. Christus. Aus dieser Zeit sind überhaupt nur zwei Gemmen bekannt, wovon die zweite sich im British Museum in London befindet.
Die Gemme wird im Tresor das Museums aufbewahrt, das Publikum bekommt nur ein Replikat zu besichtigen. Das Original war in den 1990er Jahren entwendet worden, zum Glück gelang es der Polizei aber, es schnell wiederzubekommen. Dies erklärt die Sicherungsmaßnahme.
Wie gelangte die Gemme nach Meseritz? Hierzu haben die Historiker eine Reihe von Hypothesen parat. Vielleicht wurde sie von römischen Kaufleuten im 3. Jh. hierher gebracht. Vielleicht hat sie einer der Ritter des ungarischen Königs Matthias Corvinus verloren, als die Burg 1474 erobert wurde? Gefunden wurde die Gemme in einer Bodenschicht aus dem 14. (?) Jh. Fest steht, daß es sich um ein Exponat von unschätzbarem Wert handelt.

Tirschtiegel – Wartet ein Schatz im Wald?
Im Frühjahr 2011 suchte die siebzigjährige Sigrid Vowinckel aus Stuttgart einen von ihrem Vater versteckten Schatz im Wald bei Tirschtiegel. Im Herbst fanden Waldarbeiter an der Stelle zerbrochene Weckgläser. Möglicherweise handelt es sich dabei um Reste der unschätzbar wertvollen Sammlung von Elfenbeinfiguren, die Hans Fuß im Sommer 1944 dort vergrub.
Hans Fuß hatte zwei Leidenschaften. Die erste war seine Frau Henriette, in die er sich auf den ersten Blick verliebt haben soll. Die zweite waren elfenbeinerne Preziosen aus SO-Asien, die Fuß jahrelang sammelte. Götterfiguren und Glück bringende Elefanten schmückten sein Gutshaus in Altenhof.
Im Sommer 1944 beschloß er, sowohl seine Familie wie auch die Sammlung vor der sich nähernden Roten Armee zu retten. Seine Frau, zwei jüngere Kinder und eine Schwiegertochter mit Enkelin schickte er nach Westen. Zusammen mit seinem ältesten Sohn Siegfried vergrub er seine Sammlung im Wald.
Frau Vowinckel wollte den Schatz im letzte Frühjahr bergen. Zunächst nahm sie aber Verbindung mit dem Meseritzer Museumsdirektor Andrzej Kirmiel auf. Sie informierte ihn über den Schatz und bat um Hilfe bei der Suche mit der Zusicherung, die Kostbarkeiten dem Museum zu schenken, sollten sie entdeckt werden. Die Suchaktion begann Ende Mai. Das betreffende Waldstück wurde Zentimeter für Zentimeter durchsucht.
Umsonst – die wertvolle Sammlung war unauffindbar. Im November wurde das Museum allerdings von Waldarbeitern informiert, daß im Wald zerbrochene Weckgläser gefunden worden seien. In solchen, 2 Liter fassenden Gläser hatte Sigrid’s Vater die Preziosen versteckt. Man kann also nicht ausschließen, daß der Schatz doch von jemanden entdeckt worden ist. Einwohner aus der Umgebung erinnern sich, daß man hier früher Autos mit Nummernschildern aus Breslau gesehen hat. Der Museumsdirektor will aber nicht aufgeben; sobald er entsprechende Mittel erhält, will er die Suchaktion wiederholen.

Der geplünderte Schatz von Lagow
Im Frühjahr 1999 entdeckte man nahe Lagow einige hundert Silber- und wahrscheinlich auch Goldmünzen. Die Mehrheit der Fundstücke verschwand unter ungeklärten Umständen; ein Teil davon wurde vom Schwiebuser Museumsdirektor gerettet.
Der Schatz wurde bei Forstarbeiten in einem kleinen Tal zwischen Lagow und Schönow gefunden. Er wurde dann von Waldarbeitern und Anwohnern geplündert.
Einige der Plünderer wollten die Münzen in Schwiebus verkaufen und so gelang es, 80 davon für das Museum zu retten. Was weiß man über die Herkunft des Schatzes?
Die ältesten Münzen stammen aus dem 16. und die jüngsten aus der Mitte des 18. Jhs.. Die meisten entstammen brandenburgischen und niederschlesischen Münzanstalten. Daß die Mehrzahl der Fundstücke verloren ist, ist ein großer Schaden für die Wissenschaft. Schönow und Lagow lagen im Grenzgebiet von Brandenburg, Schlesien und Großpolen.