Heimatarchiv an die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne übergeben
Text: Dr. Wolfgang Kessler – Fotos: A. Fischer v. Mollard


Heimatarchiv an die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne übergeben

Am 30. Juni 2017 haben die Direktorin des Kreismuseums Wewelsburg, Kirsten John-Stucke, und ihre für die Betreuung der Sammlung zuständige Mitarbeiterin Cathrin Tegethoff in Anwesenheit von Albrecht Fischer von Mollard als Vertreter des Heimatkreises Meseritz e.V. den in der Bibliothek des Kreismuseums aufbewahrten Teil des Heimatarchivs in Herne an den Direktor der Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek, Dr. Hans-Jakob Tebarth, übergeben. Der Beirat des Heimatkreises hatte bei seiner Sitzung in Perleberg am 19. Mai 2017 dem zugestimmt.

Ernst Hoffmann, 1968 bis 1991 Schriftleiter des „Heimatgrußes“, 1969 Heimatkreisbetreuer und seit der Begründung des Heimatkreises als eingetragener Verein 1976 bis 1983 dessen erster Vorsitzender, hatte bereits 1975 die Einrichtung einer „Heimatstube“ angeregt (HGr 57, 1975, S. 9-10). Die „Ostdeutschen Abteilung“ im Wachhaus der Wewelsburg wurde bereits 1984, also ein Jahr vor der offiziellen Übernahme der „Patenschaft“ durch den Landkreis Paderborn 1985, eröffnet (HGr 91, 1984, S. 5-6).
Ernst Hoffmann und seine Nachfolger haben seit den frühen 1980er Jahre dem Kreismuseum nicht nur Museumsgut als Depositum übergeben, sondern auch Schriftgut, d.h. Bücher, Zeitschriften, Broschüren, Bildmaterial, Landkarten und Archivgut.
Dieses Schriftgut ist bis auf wenige Ausnahmen auch nach der Übergabe der Heimatsammlung an das Museum in Miêdzyrzecz (HGr 196, 2011, S. 14) in Wewelsburg verblieben und wurde von den Mitarbeiter(inne)n des Kreismuseums gewissenhaft betreut, konnte allerdings – wie in Museen üblich – nur vor Ort benutzt werden. Der andere Teil des Heimatarchivs ist deshalb bei der Redaktion des „Heimatgrußes“ verblieben.
Die Stiftung Martin-Opitz-Bibliothek ist 1989 aus der von der Stadt Herne 1948 bis 1989 unterhaltenen „Bücherei des deutschen Ostens“ hervorgegangen, die, finanziert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Stadt Herne, in Kooperation mit anderen einschlägigen Einrichtungen zentral das Schriftgut der vom Bundesvertriebenengesetz 1953 so bezeichneten „Vertreibungsgebiete“ sammelt (Informationen über www.martin-opitz-bibliothek.de).


Heimatarchiv an die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne übergeben

Schon die Bücherei des deutschen Ostens hatte einen sehr guten Meseritz-Bestand, den bereits Ernst Hoffmann, der im 1975 mit Herne zusammengeschlossenen Wanne-Eickel lebte, intensiv unter anderem für die ersten beiden Bände des Heimatbuches genutzt hat.
Unter wesentlich verbesserten finanziellen und personellen Verhältnissen hat die Martin-Opitz- Bibliothek ihre Bestände zu den Kreisen Meseritz und Birnbaum seit 1989 systematisch ausgebaut, so daß sie den wohl besten Fundus in deutscher und polnischer Sprache zu den Kreisen Meseritz und Birnbaum in Deutschland besitzt, der durch die Sammlung des Heimatkreises wesentlich ergänzt und vervollständigt wird.

Wegen des derzeitigen Magazinumbaus ist ein Teil dieser Bestände voraussichtlich bis September 2017 nicht zugänglich. Mit der durch den Umbau erweiterten Magazinkapazität wird auch Platz für die Meseritz-Bestände geschaffen. Die Meseritz-Bestände werden bis zum Jahresende erfaßt und in den über das Internet über die Homepage, aber auch über den Karlsruher Virtuellen Katalog zugänglichen Bibliothekskatalog eingearbeitet sein. Parallel werden sie durch die geordnete Dokumentation der Meseritz-Literatur in ihrem Inhalt systematisch erschlossen werden. Mit der Einarbeitung hat der Heimatkreis Meseritz Dr. Wolfgang Kessler beauftragt (Anfragen ggf. c/o Martin-Opitz-Bibliothek).

Die Martin-Opitz-Bibliothek (Berliner Platz 5, 44623 Herne) ist mit dem Auto wie dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar (Herne liegt nördlich von Bochum am Nordrand des Ruhrgebiets. Die Martin-Opitz-Bibliothek ist dem Leihverkehr der deutschen Bibliotheken angeschlossen, d.h. mit den üblichen Einschränkungen kann Literatur über jede dem Leihverkehr angeschlossene Stadtbücherei entliehen werden. Sie hat moderne Reproduktionsmöglichkeiten u.a. durch Aufsichtsscanner, so daß über die Benutzungsabteilung leicht digitale oder Papierkopien aus dem Bestand bestellt werden können.

Anders als Museen, deren Bibliotheken vor allem für die interne Nutzung gedacht sind, sind für die Martin-Opitz-Bibliothek Ausleihe und Service eingespielte Routinen. Die Martin-Opitz-Bibliothek wird im Rahmen ihrer satzungsgemäßen Aufgaben den Meseritz-Bestand systematisch weiter ausbauen. Die Erfahrung hat gezeigt, daß die Übernahme von sonst nur lokal zugänglichen Sammlungen zu einer intensivierten Benutzung aus dem In- und Ausland führt.
Das Kreismuseum fühlt sich, wie Frau John- Stucke ausdrücklich erklärte, weiter für die in Wewelsburg verbliebenen Teile der musealen Sammlung verantwortlich, auch wenn diese sicherlich in absehbarer Zeit nicht öffentlich ausgestellt werden können.

Ein kleiner Meseritz-Bestand ist in der Bibliothek verblieben (u.a. der fast vollständige „Heimatgruß“), durch bei der Übernahme anfallende Dubletten wird er noch aufgestockt werden können. Durch die Übergabe der Sammlung an eine moderne, serviceorientierte Bibliothek mit allen Möglichkeiten, die die Digitalisierung allen Interessenten bietet, wie sie sich bei der Übergabe des Heimatarchivs an das Kreismuseum niemand hat vorstellen können, wird es leichter, sich über die Geschichte der Kreise Meseritz und Birnbaum und ihrer Menschen zu informieren. Daß die Martin- Opitz-Bibliothek die Sammlung von regionaler Literatur zu Städten und Dörfern im historischen „deutschen Osten“ als Satzungsauftrag wahrnimmt, sichert die Zukunft der Sammlung.