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Patenschaft Paderborn
Heimatstube Wewelsburg
  Museum Meseritz

»Deutsche im östlichen Mitteleuropa - Kultur, Vertreibung, Integration«
Wewelsburg, Paderborn


Die Dauerausstellung bildete eine Abteilung des dortigen Paderborner Kreismuseums und war im Terrassengeschoß des ehemaligen »Wachgebäudes« am Burgvorplatz untergebracht. Die Gesamtfläche war aufgeteilt in einen Archivraum, in dem sich die Archive der Heimatkreise Meseritz und Schwerin befanden und eine Ausstellungsfläche von 170 qm, die in fünf Themenkomplexe (Räume) gegliedert war.

An der beratenden Erarbeitung der Konzeption wirkten die zuständigen Gremien des Kreises Paderborn mit. Die beiden Heimatkreise, vom Kreis Meseritz insbesondere Ernst Hoffmann, hatten durch Bereitstellung ihrer Archive, Stiftungen von Ausstellungsobjekten und personelle Hilfe vieler Mitglieder zum Gelingen der Ausstellung beigetragen. Ein Teil der Sammlung entstammte den Beständen, die der »Bund der Vertriebenen« in den 1960er Jahren dem Museum als Leihgabe zur Verfügung gestellt hatte. An den Kosten beteiligte sich auch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mit der Neukonzeptionierung der Dauerausstellung entfielen die Räumlichkeiten der Heimatstube. Als eine Konsequenz wurde das Prunkstück der Ausstellung – das von Heimatfreund Alfons Latzke (1918-2002) aus Meseritz geschaffene Meseritzer Stadtmodell – im Oktober 2010 ins Museum Miedzyrzecz als Dauerleihgabe transferiert. Die umfangreiche Sammlung des Heimatkreises („Heimatarchiv“) wird weiterhin im Kreismuseum Wewelsburg aufbewahrt und kann von Heimatfreunden und Forschenden für Recherchen benutzt werden.

Ein in den Jahren 2009 und 2010 im Museum neu entwickeltes Konzept von Ausstellungsdidaktik zwang zu nachfolgenden Überlegungen:

Kurze historische Besinnung -
In absehbarer Zeit wird es für unsere Geschichte keine Zeitzeugen mehr geben.
Wulff E. Brebeck († 2011) - Leiter des Kreismuseums Wewelsburg, Paderborn


Inzwischen ist es ein Gemeinplatz, daß sich die Zeit ihrem Ende nähert, in der die Erinnerung an die großen Massenverbrechen des 20. Jhs. in Mitteleuropa von Menschen bestimmt war, die selbst Zeugen der Geschehnisse waren. Nach einer von dem Kulturwissenschaftler Jan Assmann formulierten Theorie geht nun die kollektive Erinnerung aus dem Stadium des kommunikativen Gedächtnisses in das des kulturellen über.
Dies bedeutet, daß an die Stelle der lebendigen Menschen und ihrer Erzählungen, aber auch ihrer lebensgeschichtlichen und politischen Intentionen und Einstellungen die kulturellen Manifestationen der Überlieferung treten (Sachobjekte, Informationsträger, Archive, Museen, Gedenktage, Forschungseinrichtungen usw.). Diese Lage stellt neue und hohe Anforderungen an die Kultureinrichtungen, insbesondere die Museen.

Auf einer großen internationalen Tagung widmeten sich Experten auf Einladung des Deutschen Historischen Museums in Berlin im September letzten Jahres Fragen der Darstellung von Massenvertreibungen und ethnischen Säuberungen im Museum. Viele praktische Beispiele wurden vorgestellt und erörtert. So kann man im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg die verlorene Heimat in Dioramen nachgebaut sehen. Dort glänzen die Schnurrbarthaare des Fuchses im Neuschnee schöner als sie es je in natura können. In Triest dagegen gibt es noch kein fertiges Museum für die Kultur der 1945 aus Istrien vertriebenen Italiener. Tausende von Kubikmetern Möbel und Hausrat lagern in einem Lagerhaus im Hafen.
Es gab viele Ermutigungen zur Kooperation über die Grenzen und auch gemeinsame Projekte. Daß die neuen Grundbedingungen aber den Grundstock der Museen selbst, ihre Sammlungen, fundamental berühren könnten, kam offenbar niemanden in den Sinn.

Hier ist die Lösung, die der Heimatkreis Meseritz gefunden hat, eine absolute Ausnahme. Daß die Geschichte und Kultur der Vertriebenen irgendwann in den Vertreibungsgebieten selbst dargestellt werden sollte, hört man wohl öfter; sehr selten aber wird darüber nachgedacht, wie die Museen dort an repräsentative Objekte kommen könnten, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, wenn es denn eine Bereitschaft und die entsprechenden Fähigkeiten dort überhaupt gibt. All dies trifft bei der Kooperation des Heimatkreises Meseritz, des Kreises Paderborn als bisherigem und teilweise auch künftigem Sachwalter der dinglichen Überlieferung und schließlich des Museums in Miedzyrzecz zusammen.
Sobald die Finanzierung steht, wird in einer neuen Konzeption die Geschichte der deutschen Bewohner von Meseritz u.a. mit einigen Ausstellungsgegenständen des Heimatkreises und des Kreises Paderborn gezeigt werden. Man kann dem neuen Meseritzer Museumsdirektor Herrn Andrzej Kirmiel bei diesem wagemutigen Vorhaben nur Erfolg wünschen. Die „Erlebnisgeneration“ der Meseritzer hat ihre historische Aufgabe beispielgebend verwirklicht.